20.11.2014 Aufrufe

Kirchen zeit

Pfarrbrief St. Felizitas Advent 2014

Pfarrbrief St. Felizitas Advent 2014

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der dritte König<br />

Das nebenstehende Bild „Anbetung der Könige“ gehört<br />

zu einem Bilderzyklus mit sechs Szenen aus dem Leben der<br />

Gottesmutter Maria, der in zwei <strong>Kirchen</strong>fenstern an der<br />

Nordseite unserer Pfarrkirche St. Felizitas zu sehen ist. Bei<br />

den Glasbildern in den schmalen, zweiteiligen Fenstern fällt<br />

auf, dass die Muttergottes, abgesehen vom letzten Bild, immer<br />

ein blaues Gewand trägt und dass der König im oberen<br />

Bild rechts - als einzige von allen dargestellten Personen –<br />

den Betrachter des Fensters anschaut.<br />

Vergleicht man alle bunten Fenster der Kirche miteinander,<br />

so erkennt man, dass hier verschiedene Künstler am Werke<br />

waren. Der <strong>Kirchen</strong>führer nennt Friedrich Stummel (1850-<br />

1919), vom dem die Mehrzahl der Entwürfe stammt und<br />

auch die Werkstätten, in denen die modernen Fenster entstanden<br />

sind. Ungenannt blieb bisher der Maler, dem wir<br />

die Entwürfe für die ältesten Fenster verdanken, nämlich die<br />

Fenster zwischen Sakramentshaus und Orgel und das große<br />

Felizitas-Fenster im Chor: Prof. Johann Evangelist Klein<br />

(1823-1883) aus Wien.<br />

Der Name von Prof. Klein taucht erstmals im September 1866<br />

im Protokollbuch des <strong>Kirchen</strong>vorstandes auf. Als Künstler auf<br />

dem Gebiet der im 19. Jh. wiederentdeckten Glasmalerei war<br />

er vermutlich durch seine Arbeiten für St. Georg in Bocholt<br />

im Jahre 1858 bekannt. Für St. Felizitas erhielt Klein im April<br />

1867 den Auftrag, „eine Skizze zu den 3 Fenstern am Chore<br />

zu entwerfen.“ Dem kam der Künstler durch seinen (im<br />

Original erhaltenen) Brief vom 15. Juni 1867 nach, in dem<br />

er sein Bildprogramm skizzierte und beschrieb. Im August<br />

1868 folgte der Auftrag für die zwei Marienfenster und für<br />

das Fenster, welches den Eltern der Gottesmutter, Anna und<br />

Joachim, gewidmet ist. Die Arbeiten sind durch die Glaserei<br />

Hagemann, Münster, bzw. die Fa. Neuhauser, Innsbruck ausgeführt<br />

worden. - Prof. J. E. Klein entwarf auch die Mosaikbilder<br />

für zwei Altäre, von denen der mit dem Bild „Krönung<br />

Mariens“ jetzt noch in der Seitenkappelle steht, 1873 geschaffen<br />

von der Werkstatt Salviati in Venedig und mit dem<br />

Künstlerzeichen J.K. versehen.<br />

An manche Predigt früherer Tage erinnert der lange Zeigefinger<br />

des Königs in unserem Fensterbild. Und sein Gesicht ähnelt<br />

dem Porträtfoto des Künstlers auf den ersten Seiten des<br />

Buches. Doch der Autor versichert, „eine Selbstdarstellung<br />

Kleins sei aus keinem seiner Werke bekannt“ und der Künstler<br />

habe seine gläubige Grundhaltung „nie vor sich hergetragen“.<br />

Dennoch, die Bildbotschaft ist klar: Der rechte König<br />

zeigt - mit dem überlangen Finger - auf den Stern über ihm<br />

und auf den Himmel. Zusammen mit der Hand des knienden<br />

Königs, der mit seinem - ebenfalls überlangen - Finger auf<br />

das Jesuskind auf den Knien Marias zeigt, weisen der Künstler<br />

und die „Sterndeuter aus dem Osten“ (Mt. 2.1-12) uns<br />

Betrachter darauf hin:<br />

Leben und Werk von Johann Evangelist Klein sind in einem<br />

reich bebilderten Buch von Arthur Fontaine, Merzig 2014,<br />

dargestellt, das Anfang diesen Jahres erschienen ist. Das<br />

Pfarrarchiv hat den Autor bei seinen Nachforschungen unterstützt.<br />

Das Buch und eine beiliegende CD-Rom können<br />

im Archiv entliehen werden. – Prof. Klein wird in dem Buch<br />

als ein Künstler dargestellt, der – ausschließlich in kirchlicher<br />

Kunst - international erfolgreich war, der seine Bilder selbst<br />

als „erbauliche Predigt“ verstand. Deshalb trägt das Buch<br />

auch den Untertitel „Ein Prediger mit dem Zeichenstift“.<br />

Dieses Kind schickt der Himmel!<br />

| Ludger Pieper<br />

TIPP !<br />

Kunstdruckkarten von<br />

dem Bild oben können<br />

im Pfarrbüro St. Felizitas<br />

erworben werden.<br />

ST. FELIZITAS LÜDINGHAUSEN UND ST. DIONYSIUS SEPPENRADE | Nr.1 | 2014 /15 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!