Demokratische Sozialisten im Oder-Spree-Kreis an der Seite der ...
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20 Wi<strong>der</strong>spruch 3/2003<br />
Ohne Son<strong>der</strong>regelungen Ost bleiben die Aussichten trübe<br />
Helmut Holter zur Arbeitsmarktpolitik<br />
Vor <strong>der</strong> L<strong>an</strong>despressekonferenz Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat Helmut Holter, Minister für Arbeit,<br />
Bau und L<strong>an</strong>desentwicklung, am 4. Februar 2003<br />
über die Arbeitsmarktbil<strong>an</strong>z 2002, gepl<strong>an</strong>te Neuregelungen<br />
des Bundes bei <strong>der</strong> Arbeitslosenhilfe und<br />
den St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Realisierung des Arbeitsmarkt- und<br />
Strukturentwicklungsprogramms informiert. Nachstehend<br />
Auszüge aus dem Statement des Ministers:<br />
Mehr Arbeitslose, aber weniger Arbeitslosenhilfe?<br />
In den verg<strong>an</strong>genen Tagen gab es eine Reihe<br />
von Veröffentlichungen über die ins Auge<br />
gefasste Zusammenlegung von Arbeitslosen-<br />
und Sozialhilfe auf dem Niveau „knapp<br />
oberhalb <strong>der</strong> Sozialhilfe“. Dies wäre <strong>der</strong><br />
Bruch eines rot-grünen Wahlversprechens.<br />
Falls es st<strong>im</strong>mt, dass Bundeswirtschaftsund<br />
Arbeitsminister Wolfg<strong>an</strong>g Clement die<br />
Arbeitslosenhilfe von 53 o<strong>der</strong> 57 Prozent des<br />
letzten Nettolohns auf einen Betrag kürzen<br />
will, <strong>der</strong> auf Sozialhilfeniveau liegt, so wird<br />
das meinen entschiedenen Protest finden.<br />
Für mich ist es eine Zumutung, ausgerechnet<br />
bei den Bedürftigsten den Rotstift <strong>an</strong>zusetzen.<br />
Das ist keine Reformierung, son<strong>der</strong>n<br />
eine Deformierung des Sozialstaats.<br />
Ich bleibe bei meiner generellen Kritik,<br />
dass die eingeleiteten Reformen auf dem Arbeitsmarkt<br />
keine adäquate Antwort auf die<br />
Fragen sind, die sich aktuell in den ostdeutschen<br />
Län<strong>der</strong>n stellen. Gleichwohl versteht<br />
es sich, dass wir mit dem „Arbeitsmarkt- und<br />
Strukturentwicklungsprogramm“ (ASP) des<br />
L<strong>an</strong>des flexibel auf die neue Situation reagieren<br />
werden. Zumal zum Beispiel die För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> so gen<strong>an</strong>nten Ich-AG sehr <strong>der</strong> bisherigen<br />
Existenzgründungsför<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> L<strong>an</strong>d<br />
ähnelt. Wir könnten also die För<strong>der</strong>ung aus<br />
Mitteln des Europäischen Sozialfonds weiter<br />
konzentrieren und damit auch For<strong>der</strong>ungen<br />
aus dem H<strong>an</strong>dwerk entsprechen.<br />
Ich werde die kommenden Wochen weiter<br />
nutzen, um zu prüfen, ob beispielsweise die<br />
Mittel für den Initiativfonds des L<strong>an</strong>des aufgestockt<br />
werden können. Er hat sich als wirkungsvolles<br />
Instrument erwiesen. Aus ihm<br />
kommen vor allem Mittel für Kommunen,<br />
die nicht selbst in <strong>der</strong> Lage sind, die Voraussetzungen<br />
für Investoren zu schaffen.<br />
Mit EU-Erweiterung neue Schritte<br />
notwendig<br />
Es versteht sich, dass sich die Korrekturen<br />
am ASP in engen Grenzen bewegen werden,<br />
schließlich basiert das Programm auf den<br />
Vorgaben <strong>der</strong> Europäischen Union und den<br />
Maßgaben, auf die sich die Wirtschafts- und<br />
Sozialpartner <strong>im</strong> L<strong>an</strong>de verständigt haben.<br />
Ich erwarte aber, dass sich die Diskussion in<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik über die Ausrichtung <strong>der</strong><br />
Beschäftigungspolitik verstärken werden.<br />
Im Osten wird es Son<strong>der</strong>regelungen geben<br />
müssen, sonst geht die Ost-West-Schere<br />
weiter ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>. Der Druck auf Son<strong>der</strong>regelungen,<br />
besser gesagt, die Ch<strong>an</strong>ce zu Son<strong>der</strong>regelungen<br />
wächst mit <strong>der</strong> Osterweiterung<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union. Ich möchte deshalb<br />
abschließen mit ein paar Stichworten zu einer<br />
möglichen Son<strong>der</strong>wirtschaftsregion Ost.<br />
Erstens: Mit dem ASP haben wir, wie jetzt<br />
in den Regionalbeiräten bestätigt, eine Möglichkeit<br />
gefunden, auf aktuelle Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
rasch und unbürokratisch zu reagieren. Mit<br />
Über 82 000 Firmen haben <strong>im</strong> verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahr aufgeben müssen. War die für 2002 vorhergesehene<br />
Zahl schon dramatisch – diese<br />
Statistik ist schlicht nie<strong>der</strong>schmetternd.<br />
Mittelst<strong>an</strong>d – das Wort hätte die Ch<strong>an</strong>ce, <strong>im</strong><br />
Deutschen Bundestag alljährlich „Wort des<br />
Jahres“ zu werden.<br />
Doch die vielen – durchaus gut gemeinten<br />
– Programme und Einzelmaßnahmen gehen<br />
am Mittelst<strong>an</strong>d, vor allem aber <strong>an</strong> den<br />
Kleinst- und Kleinunternehmen in den neuen<br />
Län<strong>der</strong>n, nahezu ausnahms- und daher<br />
wirkungslos vorbei. Und Besserung ist nicht<br />
in Sicht! Vorschläge, die von <strong>der</strong> PDS wie<strong>der</strong><br />
und wie<strong>der</strong> in die Diskussion gebracht<br />
wurden, und die auch unser Verb<strong>an</strong>d unterstützt,<br />
liegen seit l<strong>an</strong>gem auf dem Tisch:<br />
!die Umstellung des Systems <strong>der</strong> Sozialabgaben<br />
auf eine Wertschöpfungsabgabe,<br />
die sich <strong>an</strong> <strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />
des Unternehmens misst;<br />
!die Senkung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer auf arbeitsintensive<br />
Leistungen;<br />
!eine Steuervereinfachung durch radikale<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Vorschriften und Abbau<br />
den gemeinwohlorientierten Arbeitsför<strong>der</strong>projekten<br />
hat das Programm eine starke<br />
Komponente sozialer Gerechtigkeit. Zugleich<br />
sagen alle Erfahrungen, dass künftig soziale,<br />
ökologische und kulturelle Projekte steuerfin<strong>an</strong>ziert<br />
werden müssen – ein stärkeres Engagement<br />
<strong>der</strong> Kommunen ist unumgänglich.<br />
Es herrscht schließlich bei den meisten Experten<br />
ziemliche Einhelligkeit darüber, dass<br />
die Initiative „Kommunale Infrastruktur<br />
Ost“, wie sie <strong>im</strong> Koalitionsvertrag zwischen<br />
Sozialdemokraten und Grünen festgeschrieben<br />
wurde, fin<strong>an</strong>ziell gut ausgestattet und<br />
rasch realisiert werden muss.<br />
Zweitens: Der Osten könnte für g<strong>an</strong>z<br />
Deutschl<strong>an</strong>d zu einem Innovationsfeld<br />
für Entbürokratisierung werden, zu einem<br />
Inno vationsfeld für wirtschaftliche Erneuerung<br />
und mehr Beschäftigung. Eine Deregulierung,<br />
die sich auf den Arbeitsmarkt beschränkt,<br />
wäre jedoch kontraproduktiv.<br />
aus PDS-Pressedienst: Nr. 07 vom 13.02.2003<br />
„Pleitenrekord“ bei klein- und mittelständischen Unternehmen<br />
Gesundbeten funktioniert nicht<br />
<strong>der</strong> bürokratischen Hemmnisse.<br />
Um regionale Wirtschaftsstrukturen zu<br />
stärken, wovon vor allem kleine und mittlere<br />
Unternehmen partizipieren, müssen die<br />
Vergabepolitik verän<strong>der</strong>t sowie Hürden für<br />
Bürgschaften, Krediten, Überbrückungshilfen<br />
und För<strong>der</strong>mitteln abgebaut werden.<br />
Eine starke regionale Wirtschaftsstruktur<br />
verl<strong>an</strong>gt Kommunen, die wie<strong>der</strong> in die Lage<br />
versetzt werden müssen, als Auftraggeber zu<br />
fungieren, und sie braucht Privatkunden, die<br />
sich h<strong>an</strong>dwerkliche Dienstleistungen auch<br />
leisten können.<br />
Es ist höchste Zeit, nicht nur über Hilfen<br />
für Klein- und Mittelst<strong>an</strong>d zu reden, son<strong>der</strong>n<br />
tatsächlich zu helfen.<br />
Rolf Kutzmutz, Ex-MdB <strong>der</strong> PDS und Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Mittelst<strong>an</strong>dsvereinigung OWUS,<br />
aus Pressedienst: Nummer 07 vom 13.02.2003<br />
OWUS e. V. – Offener Wirtschaftsverb<strong>an</strong>d<br />
von klein- und mittelständischen Unternehmen,<br />
Freiberuflern und Selbständigen.<br />
Kontakt: www.owus.de