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Demokratische Sozialisten im Oder-Spree-Kreis an der Seite der ...

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24 Wi<strong>der</strong>spruch 3/2003 Wi<strong>der</strong>spruch 3/2003 25<br />

Rettet das kr<strong>an</strong>ke Gesundheitswesen !<br />

Es war einmal – östlich <strong>der</strong> Elbe – ein kleines<br />

L<strong>an</strong>d mit großen Problemen. Aber trotz seiner<br />

vielen Probleme galt es als „großes L<strong>an</strong>d <strong>der</strong> kleinen<br />

Leute“. Wenn m<strong>an</strong> dort mal erkr<strong>an</strong>kte, d<strong>an</strong>n<br />

winkte m<strong>an</strong> mit seinem grünen SVK-Ausweis,<br />

und alle Ärzte, Polikliniken und Kr<strong>an</strong>kenhäuser<br />

waren verpfl ichtet, dem Kr<strong>an</strong>ken – unabhängig<br />

von <strong>der</strong> sozialen Herkunft, von <strong>der</strong> persönlichen<br />

Lebenslage, vom Wohnort o<strong>der</strong> Konto – unentgeltlich<br />

alle notwendige medizinische Hilfe zu<br />

geben. Die Bürger zahlten dafür zehn Prozent<br />

ihres Bruttolohnes o<strong>der</strong> max<strong>im</strong>al 60 Mark pro<br />

Monat, über Jahrzehnte den gleichen Betrag. Das<br />

war so märchenhaft, dass es nicht wahr bleiben<br />

konnte.<br />

Als das kleine L<strong>an</strong>d ins Stolpern kam, griffen<br />

ihm die reicheren und stärkeren Vettern westlich<br />

<strong>der</strong> Elbe unter die Arme – aber auch unter die<br />

Arme hindurch <strong>an</strong> die Kehle. „Wir werden euch<br />

zeigen, wie m<strong>an</strong> richtig lebt!“, hieß es. Das war<br />

aber ein großes L<strong>an</strong>d <strong>der</strong> großen Leute. Dort<br />

hatte m<strong>an</strong> 600 Kr<strong>an</strong>kenkassen, und fast alle<br />

hatten Marmortreppen. Sie kassierten aber auch<br />

den doppelten Anteil vom Lohn ihrer Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Dafür hatten die Ärzte in <strong>der</strong> Schwarzwaldklinik<br />

auch goldige Knöpfe <strong>an</strong> den Kitteln. Die Zahnärzte<br />

kämpften um das goldene Lenkrad. Die<br />

Apotheker um die goldene Türklinke. Es war eben<br />

alles goldig. Am goldigsten war das Türschild, wo<br />

drauf st<strong>an</strong>d „Sozialstaat“.<br />

Doch d<strong>an</strong>n wurde das L<strong>an</strong>d von einer tiefen,<br />

kalten Krise geschüttelt. Dieser Schüttelfrost hält<br />

<strong>im</strong>mer noch <strong>an</strong>. Drum soll nun das Türschild<br />

„Sozialstaat“ abgeschraubt werden. Die Schraubenzieher<br />

werden von Bert Rürup und Ulla<br />

Schmidt gedreht.<br />

Das neue Schild, das sie <strong>an</strong>bringen, heißt:<br />

„Gesundheitsreform“. Die SPD hat versprochen,<br />

sie so <strong>an</strong>zulegen, dass auch die CDU Beifall klatschen<br />

wird. Herr Rürup will Kr<strong>an</strong>kengeld sparen.<br />

Frau Schmidt will mehr Wettbewerb unter den<br />

Weißkitteln. Die Grünen wollen die Patienten<br />

stärker zur Kasse bitten. Die CDU schlug vor,<br />

dass m<strong>an</strong> be<strong>im</strong> Zahnarzt, wie be<strong>im</strong> Friseur, alles<br />

selber bezahlen soll. Das ist schlau, denn wenn<br />

einem die Zähne ausgehen, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch nicht<br />

mehr die Politiker beißen!<br />

Nun stehen die Linken seit l<strong>an</strong>gem in Verruf,<br />

über alles Schöne nur zu meckern. Daher zwei<br />

konstruktive Vorschläge für die Gesundheitsreform:<br />

Die „Iss-dich-gesund-Bewegung“<br />

Getreu <strong>der</strong> Devise „Vorbeugen ist besser als heilen“<br />

muss m<strong>an</strong> begreifen: „Der Mensch ist, was<br />

er isst!“ Nur in einem gesunden Körper k<strong>an</strong>n ein<br />

gesun<strong>der</strong> Mensch wohnen! Unter Beachtung <strong>der</strong><br />

Lebensmittelsk<strong>an</strong>dale <strong>der</strong> letzten drei Jahre gilt<br />

daher:<br />

Meiden Sie Brot, Brötchen, Knäckebrot, Torten<br />

und Gebäck wegen dem Nitrofen!<br />

Vergessen Sie Rind- und Kalbfl eisch wegen <strong>der</strong><br />

<strong>an</strong>haltenden BSE-Gefahr!<br />

Vorsicht bei Schweinefl eisch wegen <strong>der</strong> hormonellen<br />

Zuschlagstoffe <strong>im</strong> Kraftfutter!<br />

Hände weg von Gefl ügel und Eiern, weil die<br />

Salmonellengefahr nicht geb<strong>an</strong>nt ist!<br />

Kein blindes Vertrauen zum Fisch! Die Bassin-<br />

Aufzucht arbeitet mit Futterzusätzen.<br />

Aufpassen bei Obst und Gemüse! Die Pfl <strong>an</strong>zen<br />

sind oft mit Pestiziden behaftet.<br />

Kein Risiko bei Süßwaren! Lassen Sie den<br />

Verbraucherschutz die Farbstoffe prüfen.<br />

Wenn Sie sich <strong>an</strong> diese Grundregeln halten, haben<br />

Sie zwar kaum noch was zu essen, aber was<br />

Sie d<strong>an</strong>n essen, ist kerngesund. Wenn dennoch<br />

Ihre inneren Org<strong>an</strong>e streiken, setzt <strong>der</strong> zweite<br />

Vorschlag ein: Der „Ich-Chirurg“.<br />

Je<strong>der</strong> Patient ist selber ver<strong>an</strong>twortlich, kein<br />

Patient zu werden. Je<strong>der</strong> Fernsehdoktor sagt,<br />

wie das geht. Jede Apothekerzeitung nennt die<br />

geeigneten Mittelchen. Je<strong>der</strong> Kraftfahrer hat<br />

seinen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Daher muss<br />

es auch möglich sein, dass Menschen mit Bauchschmerzen<br />

ihren entzündeten Blinddarm selber<br />

entsorgen. Ohne die Ersatzkassen in den Konkurs<br />

zu treiben. Ohne den Kr<strong>an</strong>kenhäusern die Laken<br />

vollzusauen. Ohne den Chirurgen die Nachtruhe<br />

zu nehmen.<br />

1. Der Patient wird von Verw<strong>an</strong>dten o<strong>der</strong> Wehrdienstverweigerern<br />

am Eing<strong>an</strong>g <strong>der</strong> privaten<br />

Ambul<strong>an</strong>z für die medizinische Selbsthilfe mit<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

Schlaf<strong>an</strong>zug und Zahnbürste abgeliefert. Dort<br />

steckt er seine neue Chipkarte mit <strong>der</strong> Registratur<br />

sämtlicher früherer Kr<strong>an</strong>kheiten, Eingriffe,<br />

Blutwerte und Impfungen in den Empf<strong>an</strong>gsautomaten.<br />

2.Auf ein grünes Lichtzeichen hin hat er seinen<br />

linken Mittelfinger zwecks Pulsmessung und<br />

Blutabnahme in den mundähnlichen Saugnapf<br />

des Begrüßungsroboters zu stecken. Die ermittelten<br />

Werte erscheinen auf dem Bildschirm <strong>der</strong><br />

diensthabenden Schwester. Sie entscheidet – je<br />

nach Abweichung von den Normwerten –, ob<br />

ein Arzt zwischengeschaltet wird o<strong>der</strong> ob dem<br />

Patienten die Anleitung zur kassengedeckten<br />

Selbstbeh<strong>an</strong>dlung aus dem Drucker am After<br />

des Roboters zugeschoben wird.<br />

3.Bei <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardbeh<strong>an</strong>dlung verweist die<br />

Tonb<strong>an</strong>ddurchsage auf das Chirurgenbesteck<br />

und Verb<strong>an</strong>dszeug <strong>im</strong> <strong>an</strong>grenzenden Korridor.<br />

Wenn <strong>der</strong> Patient Skalpell und Tupfer <strong>an</strong> sich<br />

genommen hat, k<strong>an</strong>n er am Trinkautomaten<br />

für fünf Euro 50 einen Betäubungssaft abzapfen<br />

und mit einer bereitstehenden Trage<br />

weiterrollen zum blaugekachelten „Do-it-yourself-Saal“.<br />

4.Dort n<strong>im</strong>mt m<strong>an</strong> die Parknische mit seiner<br />

Eing<strong>an</strong>gsnummer ein, drückt die Starttaste<br />

des Monitors am Fußende und sieht dort<br />

– vorgeführt von Chirurgen <strong>der</strong> internationalen<br />

Meisterklasse – das <strong>an</strong>schaulich illustrierte<br />

Programm für den selbsthändigen Eingriff.<br />

Dabei ist wichtig, die Reihenfolge <strong>der</strong> einzelnen<br />

Schritte nicht zu verän<strong>der</strong>n. Skalpell und<br />

Säge zum Öffnen des Leibes sind stets das erste<br />

Werkzeug. Der Tacker zum Klammern <strong>der</strong><br />

Wunde kommt zum Schluss!<br />

5.Nach mehreren Zwischenfällen muss darauf<br />

hingewiesen werden, dass <strong>der</strong> Alkohol <strong>im</strong><br />

Tiefkühlfach des Beistelltisches nur zur Desinfektion<br />

<strong>der</strong> Wunden gedacht ist und nicht zum<br />

Trinken!<br />

Das Operationsbesteck ist <strong>an</strong>schließend mit Fit,<br />

Blitzi o<strong>der</strong> Domestos zu reinigen, damit nachfolgende<br />

Benutzer keinen Ausschlag kriegen.<br />

Achtung: Privatpatienten melden sich bitte<br />

be<strong>im</strong> Chefarzt <strong>im</strong> Appartementhaus gegenüber.<br />

K<strong>an</strong>n sein, dass einige Patienten in <strong>der</strong> Einführungsphase<br />

dieser Reform <strong>an</strong> ihrem eigenen<br />

Ungeschick scheitern. Aber wenn durch die<br />

Beibehaltung <strong>der</strong> bisherigen aufwendigen Betreuungspraxis<br />

die Solidargemeinschaft <strong>der</strong> Kassenmitglie<strong>der</strong><br />

in den Ruin getrieben würde, wären<br />

die Opfer ungleich größer.<br />

Bei bundesweiter Durchsetzung dieser zwei<br />

Vorschläge könnten wir allen einschneidenden<br />

Maßnahmen lächelnd entgegensehen.<br />

Jens J<strong>an</strong>sen, aus Disput, 2/2003<br />

10.3., 13.30 Uhr, Cafe am Turm, Beeskow, Weststraße 16<br />

Internationaler Frauentag, Gespräch mit Kerstin Kaiser-Nicht, MdL<br />

12.3., 14.30 Uhr, Alten- und Altenpflegehe<strong>im</strong> des LOS, Fr<strong>an</strong>kfurter Str., Fürstenwalde<br />

Frauentagsfeier <strong>der</strong> Senioren-AG Fürstenwalde/Bad Saarow, Gast P. Hochmuth<br />

14.3., 15 Uhr, Karl-Marx-Straße, Fürstenwalde<br />

Anläßlich des 120. Todestages von Karl Marx überreicht die PDS Fürstenwalde<br />

<strong>an</strong> die Stadt ein neues Relief.<br />

Als Gast wird Prof. Dr. Christa Luft zu „Karl Marx heute“ sprechen<br />

21.3., 18 Uhr, L<strong>an</strong>desgeschäftsstelle <strong>der</strong> PDS Br<strong>an</strong>denburg, Alleestr. 3, 14469 Potsdam<br />

Workshop für neue Mitglie<strong>der</strong>, Thema Grundsätze <strong>der</strong> PDS-Bildungspolitik<br />

22.3., kommunalpolitischer Tag des kommunalpolitischen forum br<strong>an</strong>denburg e.V. in<br />

W<strong>an</strong>dlitz (Barn<strong>im</strong>)<br />

„Zur Ver<strong>an</strong>twortung <strong>der</strong> Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker<br />

als Mitglie<strong>der</strong> in Aufsichtsräten kommunaler Gesellschaften“<br />

Referent: Lothar Nicht, Strausberg

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