Demokratische Sozialisten im Oder-Spree-Kreis an der Seite der ...
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Über Debatten, Pläne und neue Ch<strong>an</strong>cen<br />
„Besser als gerührt sein ist sich rühren …“ B. Brecht 1949<br />
... Das Scheitern <strong>der</strong> PDS be<strong>im</strong> Wie<strong>der</strong>einzug<br />
als Fraktion in den Deutschen<br />
Bundestag hat in diesem Bereich sehr weit<br />
reichende Folgen. Durch den Wegfall <strong>der</strong><br />
PDS-Bundestagsfraktion ist die PDS auch<br />
für die fortschrittlichen Teile <strong>der</strong> sozialen,<br />
ökologischen und friedenspolitischen Initiativen<br />
als mögliche Option zur gesellschaftlichen<br />
Darstellung ihrer Positionen strategisch<br />
nicht mehr ein wichtiger und interess<strong>an</strong>ter<br />
Ansprechpartner. Diese Funktion k<strong>an</strong>n die<br />
PDS nur wahrnehmen, wenn sie sich als Teil<br />
dieser Bewegungen integral in <strong>der</strong>en Diskussionen<br />
mit einbringt und alle Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> kommunalen, l<strong>an</strong>des-, bundes- und<br />
europäischen Fraktionen und Gruppen<br />
nutzt und diese in ein gesellschaftliches Reformkonzept<br />
für eine linke Partei auf diesen<br />
Ebenen zusammenführt.<br />
Die PDS ist eine Partei mit fast 80.000<br />
Mitglie<strong>der</strong>n. Wenn es gelingt, durch eine<br />
intensive Mitglie<strong>der</strong>werbung, durch eine<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> Partei <strong>im</strong> Rahmen<br />
<strong>der</strong> beschlossenen Parteireform und den<br />
Versuch, die Themen und politischen Gestaltungsvorstellungen<br />
von jungen Menschen<br />
in unseren Strukturen zu integrieren,<br />
d<strong>an</strong>n hat die PDS eine gute Ch<strong>an</strong>ce, als<br />
gestärkte sozialistische Partei in Regierungso<strong>der</strong><br />
Oppositionskonstellationen o<strong>der</strong> als<br />
gleichberechtigter Partner in gesellschaftliche<br />
Diskurse zurückzukehren.<br />
Die PDS kümmert sich um die Menschen<br />
Ohne den Versuch, sich als gleichberechtigter<br />
Teil <strong>der</strong> außerparlamentarischen Bewegungen<br />
zu ver<strong>an</strong>kern, wird die PDS ihre<br />
gesellschaftsverän<strong>der</strong>nden Aufgaben nicht<br />
voll umsetzen können. Die PDS war und<br />
ist in Ostdeutschl<strong>an</strong>d auch eine so gen<strong>an</strong>nte<br />
„Kümmer-Partei“, die sich um die alltäglichen<br />
Sorgen und Nöte <strong>der</strong> Menschen in den<br />
unterschiedlichen gesellschaftlichen Lebenslagen<br />
kümmert. Hier muss auch die westdeutsche<br />
PDS stärker als bisher <strong>an</strong>knüpfen.<br />
Aber gerade in Ostdeutschl<strong>an</strong>d führt die zunehmende<br />
Überalterung <strong>der</strong> Parte<strong>im</strong>itglie<strong>der</strong><br />
dazu, dass die gesellschaftliche Ver<strong>an</strong>kerung<br />
<strong>der</strong> PDS deutlich abnehmen wird. Auch<br />
deshalb ist eine Parteireform zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Ver<strong>an</strong>kerungen eine<br />
zentrale Voraussetzung. Gelingt es <strong>der</strong> PDS,<br />
die Weiterentwicklung ihrer Parteistrukturen<br />
mit einem Reformkonzept für die Sicherung<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung<br />
in Ostdeutschl<strong>an</strong>d zu verbinden, k<strong>an</strong>n<br />
sie als mo<strong>der</strong>ne Mitglie<strong>der</strong>partei ihre Stellung<br />
als gesellschaftlich dominierende Kraft<br />
in Ostdeutschl<strong>an</strong>d ausbauen.<br />
Annäherung von SPD <strong>an</strong> CDU zunehmend<br />
... Die Vorstellung einer „Mitte-Links-Option“<br />
auf Bundesebene ist mit einer SPD<br />
<strong>der</strong> „Neuen Mitte“ nicht mehr durchsetzbar.<br />
Viele PDS-Positionen auf Bundesebene<br />
stellen sich als <strong>im</strong>mer schwieriger umsetzbar<br />
dar, da sich viele Positionen <strong>der</strong> SPD - sowohl<br />
<strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Sozialpolitik, <strong>der</strong> Außen-<br />
und Sicherheitspolitik, aber auch <strong>der</strong><br />
Gesellschaftspolitik - denen <strong>der</strong> CDU in<br />
großen Teilen <strong>an</strong>genähert haben. Mit ihrem<br />
Projekt <strong>der</strong> „Neuen Mitte“ hat sich die<br />
Mehrheit <strong>der</strong> SPD für eine korporatistisch<br />
ausgerichtete Form eines neoliberalen Projekts<br />
entschieden. Im Mittelpunkt dieses<br />
politischen Ansatzes steht die Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> deutschen Ökonomie auf eine aggressive<br />
Welth<strong>an</strong>delsstrategie, <strong>der</strong> sich alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
Bereiche unterordnen müssen. Alle Vorstellungen<br />
<strong>der</strong> Stärkung des Binnenmarktes<br />
mit einer Ausrichtung <strong>der</strong> Wirtschafts- und<br />
Steuerpolitik auf eine Umverteilung <strong>der</strong> Einkommen<br />
von oben nach unten und einer damit<br />
verbundenen Stärkung <strong>der</strong> Massenkaufkraft<br />
sind heute innerhalb <strong>der</strong> SPD marginalisiert.<br />
Hier bieten sich für <strong>an</strong>tikapitalistische<br />
und sozia listische Gesellschaftsvorstellungen<br />
fast keine gemeinsamen H<strong>an</strong>dlungsoptionen<br />
mehr für ein gesellschaftliches Reformprojekt.<br />
Deshalb sind in dieser Grundkonstellation<br />
die Möglichkeiten eines politischen und<br />
ökonomischen Min<strong>im</strong>alkonsenses zwischen<br />
sozialistischen und sozialdemokratischen Inhalten<br />
völlig <strong>an</strong><strong>der</strong>s zu bewerten, als zu einer<br />
Zeit, in <strong>der</strong> es innerhalb <strong>der</strong> SPD noch keynesi<strong>an</strong>ische<br />
Vorstellungen gab. Heute hat sich<br />
die SPD – mit ihrem aggressiven Kurs <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>nisierung des deutschen Kapitalismus<br />
– faktisch zu einer linksliberalen Partei entwickelt,<br />
die sich in ihrer Politikgestaltung, ihren<br />
Meinungsbildungsstrukturen und ihren<br />
Politikinhalten weit gehend denen <strong>der</strong> USamerik<strong>an</strong>ischen<br />
Demokraten bzw. New Labour<br />
aus Großbrit<strong>an</strong>nien <strong>an</strong>genähert hat.<br />
Unsere Aufgabe:<br />
fortschrittliche Politik<strong>an</strong>sätze einbringen<br />
Hier ist die PDS gefor<strong>der</strong>t, durch öffentliche<br />
Aktionen deutlich sichtbar für einen<br />
neuen Grundkonsens in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
zu werben. Wir werden mit einer Reihe von<br />
Aktionen versuchen, fortschrittliche Politik<strong>an</strong>sätze<br />
in die gesellschaftliche Diskussion<br />
einzubringen:<br />
!Mit unseren Aktionen „Nein zum Irak-<br />
Krieg“ und <strong>der</strong> Beteiligung <strong>an</strong> unterschiedlichsten<br />
Formen und Aktionen <strong>der</strong><br />
Friedensbewegung werden wir die zunehmende<br />
Militarisierung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
thematisieren und eine radikale Abrüstung<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d einfor<strong>der</strong>n.<br />
!Mit <strong>der</strong> Erarbeitung von For<strong>der</strong>ungen für<br />
ein „Ostdeutsches M<strong>an</strong>ifest“ werden wir<br />
mit direkten Aktionen für Ostdeutschl<strong>an</strong>d<br />
eine gerechte Entwicklungsch<strong>an</strong>ce einfor<strong>der</strong>n.<br />
!Mit unserer Kampagne „Solidarität rechnet<br />
sich“ werden wir alternative Positionen<br />
gegen die Vorschläge <strong>der</strong> Rürup-Kommission<br />
vorlegen und damit einen Beitrag zur<br />
Erhaltung des solidarischen Gesundheitswesens<br />
in die gesellschaftliche Diskussion<br />
einbringen.<br />
!Mit unseren Aktionen zur Wie<strong>der</strong>einführung<br />
<strong>der</strong> Vermögensteuer werden wir<br />
exemplarisch die solidarische Fin<strong>an</strong>zierung<br />
des Staates mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach<br />
Verteilungsgerechtigkeit verbinden.<br />
!Unsere For<strong>der</strong>ung nach einem Recht auf<br />
Arbeit werden wir mit Aktionen gegen die<br />
Hartz-Beschlüsse <strong>der</strong> rot-grünen Bundesregierung<br />
deutlich darstellen.<br />
!Mit einer bundesweiten Massenpetition zur<br />
For<strong>der</strong>ung nach einer „<strong>an</strong>tifaschistischen<br />
Klausel“ <strong>im</strong> Grundgesetz werden wir <strong>an</strong><br />
unsere Arbeit <strong>im</strong> Deutschen Bundestag<br />
<strong>an</strong>knüpfen. Hier wollen wir mithelfen,<br />
dass Zehntausende von Petitionen <strong>an</strong> den<br />
Deutschen Bundestag eingereicht werden.<br />
Die PDS hat gute Ch<strong>an</strong>cen, als bundespolitische<br />
Kraft wie<strong>der</strong> stärker zu werden,<br />
wenn sie sich als eigenständige politische<br />
Alternative zu den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Parteien politisch<br />
positioniert. Hier muss sie als linke<br />
Partei sowohl in den Formen <strong>der</strong> politischen<br />
Arbeit als auch in den Inhalten deutliche<br />
Alternative zu den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Parteien werden.<br />
Dies bedeutet, dass die For<strong>der</strong>ungen nach<br />
politischer Partizipation für den Einzelnen<br />
mit einer Sicherung <strong>der</strong> kollektiven Sicherungssysteme<br />
verbunden werden muss.<br />
Die PDS hat in den letzten Monaten<br />
schwierige und auch aufreibende Diskussionsprozesse<br />
durchgest<strong>an</strong>den. Jetzt geht es<br />
darum, mit allen Kräften für eine gemeinsame<br />
Politikdarstellung nach außen zu wirken,<br />
in <strong>der</strong> die Inhalte <strong>der</strong> PDS auf allen Ebenen<br />
sichtbar werden und sich die PDS nach außen<br />
und innen als inhaltlich diskutierende<br />
und interess<strong>an</strong>te Partei darstellt.<br />
Uwe Hiksch, Bundesgeschäftsführer <strong>der</strong> PDS,<br />
aus Disput, 2/2003<br />
Uwe Hiksch be<strong>im</strong> zivilen Ungehorsam vor einer<br />
US-Airbase in Fr<strong>an</strong>kfurt (Main) am 17.1.03