Demokratische Sozialisten im Oder-Spree-Kreis an der Seite der ...
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2 Wi<strong>der</strong>spruch 3/2003<br />
Brief <strong>der</strong> PDS-<strong>Kreis</strong>tagsfraktion LOS <strong>an</strong> Betriebsräte<br />
An die Betriebsräte <strong>der</strong> Stuttgarter Straßenbahnen<br />
AG, Stadtwerke München GmbH,<br />
Unternehmens bereich Verkehr<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Ihr Unverständnis für die entst<strong>an</strong>dene eskalierte<br />
Situation in <strong>der</strong> EPNV GmbH wird<br />
von unserer Fraktion <strong>der</strong> PDS <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>tag<br />
des L<strong>an</strong>dkreises <strong>O<strong>der</strong></strong>-<strong>Spree</strong>, für die ich als<br />
<strong>der</strong>en Vorsitzende spreche, geteilt.<br />
Lei<strong>der</strong> wurde <strong>der</strong> <strong>Kreis</strong>tag als die Vertretungskörperschaft<br />
des L<strong>an</strong>dkreises als<br />
Teilgesellschafter <strong>der</strong> EPNV GmbH durch<br />
den L<strong>an</strong>drat Herrn Zalenga we<strong>der</strong> über die<br />
bestehende wirtschaftliche Situation <strong>der</strong><br />
EPNV GmbH noch über die beabsichtigten<br />
Tarif än<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> gar Kündigungen<br />
informiert. Diese Entscheidungen wurden<br />
ausschließlich seitens <strong>der</strong> Verwaltung <strong>an</strong><br />
den politischen Gremien vorbei und ohne<br />
Votum des <strong>Kreis</strong>tages getroffen. Von daher<br />
bedarf es einer Prüfung <strong>der</strong> Rechtmäßigkeit<br />
des Verwaltungsh<strong>an</strong>dels.<br />
Unsere Fraktion hat den L<strong>an</strong>drat mit<br />
beiliegendem Schreiben aufgefor<strong>der</strong>t, ausgesprochene<br />
Kündigungen zurücknehmen zu<br />
lassen sowie die Fraktionen des <strong>Kreis</strong>tages<br />
zum Sachverhalt zu informieren. Angesichts<br />
<strong>der</strong> weiter eskalierenden Situation erwägen<br />
wir die For<strong>der</strong>ung nach Einberufung eines<br />
Son<strong>der</strong>kreistages ausschließlich zur Situation<br />
<strong>der</strong> EPNV GmbH.<br />
Die Auffassungen unserer Fraktion zur<br />
Bedeutung öffentlicher Unternehmen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch <strong>im</strong> ÖPNV, korrespondieren<br />
mit Ihren Auffassungen.<br />
Wir verkennen allerdings auch nicht<br />
die gesamtgesellschaftliche Situation in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, insbeson<strong>der</strong>e in Ostdeutschl<strong>an</strong>d,<br />
und g<strong>an</strong>z speziell in den extrem von<br />
Arbeitslosigkeit, Bevölkerungsrückg<strong>an</strong>g und<br />
Abw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jungen Generationen gebeutelten<br />
Grenzregionen zu Polen, sowie die<br />
verheerende Fin<strong>an</strong>zsituation <strong>der</strong> Kommunen,<br />
auch hier wie<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s zugespitzt<br />
<strong>im</strong> ostbr<strong>an</strong>denburgischen Raum.<br />
D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer noch fehlenden, oft<br />
versprochenen, aber bisher von keiner<br />
Bundesregierung auf den Weg gebrachten<br />
Neuordnung <strong>der</strong> Kommunalfin<strong>an</strong>zen in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, d<strong>an</strong>k stattdessen <strong>im</strong>mer neuer<br />
Kürzungen von Steuereinnahmen und<br />
Zuweisungen <strong>an</strong> die Kommunen, d<strong>an</strong>k <strong>der</strong><br />
Delegation <strong>im</strong>mer neuer Aufgaben auf die<br />
kommunale Ebene ohne die zugehörige<br />
grundgesetzlich gebotene Fin<strong>an</strong>zausstattung<br />
sind die Kommunen heute „in Not“.<br />
Mit den gerade von <strong>der</strong> SPD-CDU-L<strong>an</strong>desregierung<br />
Br<strong>an</strong>denburg beschlossenen<br />
Kürzungen <strong>der</strong> Gemeindefin<strong>an</strong>zierung wie<br />
auch <strong>der</strong> noch zu erwartenden Umsetzung<br />
<strong>der</strong> „Giftliste“ <strong>der</strong> L<strong>an</strong>desregierung sind die<br />
Kommunen <strong>im</strong> L<strong>an</strong>de schlichtweg am R<strong>an</strong>de<br />
ihrer Existenz. Das betrifft sowohl den<br />
L<strong>an</strong>dkreis, <strong>der</strong> <strong>im</strong> noch nicht beschlossenen<br />
Etat für 2003 ein Defizit von ca. 10 Mio. €<br />
aufweist, als auch die schon seit Jahren mit erheblichen<br />
Fin<strong>an</strong>zdefiziten kämpfende Stadt<br />
Eisenhüttenstadt, die bisher gerade noch so<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> Zw<strong>an</strong>gsverwaltung vorbeigekommen<br />
ist. Erschwerend für die Fin<strong>an</strong>zierung des<br />
ÖPNV kommt in Br<strong>an</strong>denburg noch hinzu,<br />
dass das L<strong>an</strong>d auch seine Zuschüsse für die<br />
Schülerbeför<strong>der</strong>ung weiter zurückfährt und<br />
damit auch hier die L<strong>an</strong>dkreise die entstehenden<br />
Lücken schließen müssen.<br />
Unter diesen R<strong>an</strong>dbedingungen ist ein<br />
„weiter so“ schlicht weg nicht machbar und<br />
alle Besitzstände müssen auf den Prüfst<strong>an</strong>d<br />
– auch die von Zuschüssen des L<strong>an</strong>dkreises<br />
abhängende Wirtschaftsführung <strong>der</strong> ÖPNV-<br />
Unternehmen. Lei<strong>der</strong> ist gerade <strong>an</strong> dieser<br />
Stelle die Existenz eines zweiten Tarifvertrages<br />
– des Spartentarifvertrages – für die<br />
Leistungen <strong>der</strong> Busverkehrsgesellschaften,<br />
<strong>der</strong> erhebliche Kürzungen <strong>der</strong> Entlohnungen<br />
gegenüber dem öffentlichen Tarif vorsieht,<br />
die ideale Möglichkeit, aus dem öffentlichen<br />
Tarif auszusteigen.<br />
Von dieser Möglichkeit wurde in unserem<br />
L<strong>an</strong>dkreis bereits vor zwei Jahren rege Gebrauch<br />
gemacht bei <strong>der</strong> damals d<strong>an</strong>k SPD-<br />
CDU-Koalition <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>tag gegen den heftigen<br />
Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d unserer Fraktion beschlossenem<br />
Mehrheitsprivatisierung <strong>der</strong> bis dahin<br />
kreiseigenen Busverkehrsgesellschaft <strong>O<strong>der</strong></strong>-<br />
<strong>Spree</strong> (BOS) (jetzt zu 51 Prozent bei DB Regio<br />
– inzwischen auch d<strong>an</strong>k festgeschriebener<br />
kreislicher Zuschüsse und rigoroser Tarifabsenkungen<br />
mit satten Gewinnen für<br />
die DB Regio arbeitend!). Eines <strong>der</strong> Hauptziele<br />
dieser Privatisierung war eben <strong>der</strong> Ausstieg<br />
aus den bisherigen Tarifbindungen und<br />
eine Senkung <strong>der</strong> Personalkosten und des<br />
Einkommensniveaus um die auch jetzt wie<strong>der</strong><br />
zur Debatte stehenden 12 Prozent. Hier<br />
lief das gleiche Proze<strong>der</strong>e wie jetzt auch – es<br />
wurden Kündigungen ausgesprochen, um die<br />
Beschäftigten und die Beschäftigtenvertreter<br />
unter Druck zu setzen. Lei<strong>der</strong> hat damals<br />
die Gewerkschaft dem Druck nicht st<strong>an</strong>dgehalten,<br />
son<strong>der</strong>n die Knebelvorgaben akzeptiert.<br />
Damit ist die Verh<strong>an</strong>dlungsbasis heute<br />
extrem geschwächt, da die Verwaltung des<br />
L<strong>an</strong>dkreises davon ausgeht: gleiche Bedingungen<br />
überall <strong>im</strong> L<strong>an</strong>dkreis. Die Situation<br />
ist heute sogar noch schlechter, da <strong>der</strong> L<strong>an</strong>drat<br />
persönlich <strong>im</strong> Gespräch am 21.02.2003<br />
äußerte, dass die Vergabe <strong>der</strong> Fahrleistungen<br />
<strong>an</strong> Drittfirmen (die <strong>im</strong> Osten zum größten<br />
Teil außerhalb je<strong>der</strong> Tarifbindung arbeiten<br />
dürften) den L<strong>an</strong>dkreis wesentlich billiger<br />
kommt, als die Erbringung <strong>der</strong> Leistungen<br />
durch Beschäftigte eines kommunalen<br />
Unternehmens. Es steht zu befürchten, dass<br />
– wie auch seinerzeit bei <strong>der</strong> BOS <strong>an</strong>gedroht<br />
– die EPNV nur noch als Geschäftsführungsgesellschaft<br />
ohne eigenes Fahrpersonal bestehen<br />
bleiben soll. Ein solches Ansinnen wird<br />
auf den heftigsten Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d unserer Fraktion<br />
treffen.<br />
Bitte sehen Sie mir die Ausführlichkeit <strong>der</strong><br />
Darlegung nach. Ich hoffe, sie finden trotzdem<br />
Ihr Interesse. Die Sachlage machte diese<br />
meiner Auffassung nach jedoch erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Monika Krüger, Vorsitzende <strong>der</strong><br />
PDS-Frak tion <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>tag LOS<br />
Brief <strong>der</strong> PDS-Fraktion <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>tag <strong>O<strong>der</strong></strong>-<strong>Spree</strong> vom 20. 2. 03 <strong>an</strong> den L<strong>an</strong>drat Zalenga: