INDIVIDUUM UND MASSENSCHICKSAL – ein Seth-Buch
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infolge <strong>ein</strong>es Unfalls. Erstaunt blickte ich auf m<strong>ein</strong>en<br />
bewusstlos daliegenden Körper und die<br />
Menschen, die ihm zu Hilfe kommen wollten. Ich<br />
aber lebte und nahm <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> wie bereits<br />
in früheren Träumen wahr, aus dem <strong>ein</strong>e Stimme<br />
sprach: „Blicke jetzt auf das unvergängliche Leben<br />
und nimm es als Freude in dich auf! Blicke<br />
auf die Hülle, auf das Erdenkleid d<strong>ein</strong>es menschlichen<br />
Körpers! Verstehe die Wandlungen der<br />
Formen noch tiefer! Sei unbesorgt, du wirst in<br />
d<strong>ein</strong>em Körperkleid weiterleben, so lange, bis<br />
d<strong>ein</strong>e Aufgabe im Kreislauf d<strong>ein</strong>er Zeit beendet<br />
s<strong>ein</strong> wird. Nur durch die Opferung d<strong>ein</strong>es Egos,<br />
d<strong>ein</strong>es menschlichen Ich-Bewussts<strong>ein</strong>s, wirst du<br />
der<strong>ein</strong>st d<strong>ein</strong> wahres Selbst erkennen. Begreife,<br />
dass du unsterblich bist!“ Da wollte ich den Menschen<br />
zurufen, dass ich lebe, doch sie hörten<br />
mich nicht. Dann versuchte ich, sie anzufassen,<br />
ihnen <strong>ein</strong> Lebenszeichen von mir zu geben, aber<br />
m<strong>ein</strong>e Hände griffen durch sie hindurch. Plötzlich<br />
erfasste mich das tiefe Verlangen, für immer in<br />
diesem lichtvollen Zustand leben zu dürfen. Doch<br />
in diesem Augenblick drückte <strong>ein</strong>e unsichtbare<br />
helle Kraft mich sanft in m<strong>ein</strong>en irdischen Körper<br />
zurück, und ich erwachte im Krankenhaus. Als<br />
ich der Krankenschwester m<strong>ein</strong>e Erlebnisse erzählte,<br />
winkte sie ab und war sichtlich schockiert.<br />
Schnell lenkte ich mit <strong>ein</strong>er Entschuldigung <strong>ein</strong><br />
und sagte, dass alles nur <strong>ein</strong> Traum gewesen sei.<br />
Bis heute nenne ich m<strong>ein</strong>e hellsichtigen Erfahrungen<br />
Träume. Jenes Erlebnis war nicht mehr<br />
aus m<strong>ein</strong>em Leben zu streichen. Es drängte mich<br />
unaufhörlich, den Mitmenschen zu sagen, dass<br />
wir auch ohne physischen Körper weiterleben<br />
werden.<br />
War dieses Erlebnis das Erwachen in Ihren<br />
„Geistigen Auftrag“, wie Sie das in <strong>ein</strong>em Ihrer<br />
Bücher (Mit Engeln beten) beschrieben<br />
haben?<br />
Gewiss! Aber vorerst übte ich mich in der<br />
menschlichen Kunst des Verdrängens. Doch der<br />
Geist lässt uns nicht schlafen. Er sucht immer<br />
neue Wege, uns Menschen in die Aufgaben hin<strong>ein</strong>zuführen,<br />
die unsere Seelen vorgeburtlich<br />
bestimmt haben. So bin ich durch <strong>ein</strong>e Freundin<br />
in <strong>ein</strong>en Meditationskurs gekommen, wobei wir<br />
beide nicht wussten, was da eigentlich geschieht.<br />
Die Freundin fühlte sich <strong>ein</strong>fach hingezogen und<br />
bat mich, sie zu begleiten. Schliesslich sassen<br />
wir mit zwanzig anderen Menschen im Kreis.<br />
Leise Musik hüllte den Raum in <strong>ein</strong>en eigenartigen<br />
Frieden <strong>ein</strong>. Alle Teilnehmer hatten die Augen<br />
geschlossen und waren tief versenkt. Ich<br />
beobachtete sie blinzelnd, mit hellwachem Ver-<br />
stand, und fühlte mich unwohl, nicht zugehörig.<br />
Da stupste ich m<strong>ein</strong>e Freundin an und flüsterte:<br />
„Du, diese Menschen sind doch nicht normal!<br />
Lass uns hier weggehen!“ Sie aber bat mich inständig<br />
auszuharren, damit wir bessere Kenntnis<br />
der Sache erhielten. Die Abwehr vergrösserte<br />
sich und verkrampfte mich derart, dass ich die<br />
Augen nicht geschlossen halten konnte. M<strong>ein</strong><br />
Unverständnis und m<strong>ein</strong> Wille triumphierten<br />
schliesslich, und, wofür ich mich heute noch<br />
schäme, ich beendete die Sitzung mit <strong>ein</strong>em lauten<br />
Lachkrampf, sodass ich den Raum verlassen<br />
musste.<br />
Auch heute noch ist m<strong>ein</strong> Wesen massgeblich<br />
vom Natürlichen bestimmt, und es stösst mich<br />
alles ab, was irgendwie gewollt ist oder als Erfahrung<br />
künstlich hervorgerufen und erzwungen<br />
wird. Diesen schlichten Realismus verdanke ich<br />
m<strong>ein</strong>er Mutter. Sie hatte m<strong>ein</strong>e Besonderheit<br />
wohl erkannt und wollte ihr <strong>ein</strong>en möglichst natürlichen<br />
Raum geben. Deshalb hatte sie m<strong>ein</strong> Herz<br />
für die Natur erwärmt und sie mir nahe gebracht.<br />
Wenn ich zu sehr in m<strong>ein</strong>e Träume verfiel,<br />
schickte sie mich hinaus auf die Wiese oder in<br />
den Wald und sagte: „Lege d<strong>ein</strong> Ohr auf den Boden,<br />
damit du die Erde atmen hörst! Das beruhigt<br />
immer! Du musst auch die Bäume anfassen und<br />
so ihre Wärme und Struktur spüren lernen! Alles<br />
in der Natur atmet! Lerne diesen Atem in d<strong>ein</strong>en<br />
Körper aufzunehmen!“ Es war die Sensibilität<br />
und Liebe m<strong>ein</strong>er Mutter, der ich das sanfte Erwachen<br />
m<strong>ein</strong>er Medialität in der Kindheit verdanke.<br />
Jetzt nochmals zurück zu der Meditationsgeschichte!<br />
M<strong>ein</strong>e Freundin m<strong>ein</strong>te zu Recht, dass<br />
wir nicht gleich aufgeben dürften, sondern klären<br />
müssten, ob solche Praktiken legitim seien. Ihre<br />
Überredungskunst löste schliesslich m<strong>ein</strong> langes<br />
Zögern auf. Die Meditationen wurden von <strong>ein</strong>em<br />
englischen Ehepaar geführt. Die Frau war <strong>ein</strong><br />
hellsichtiges Medium. Ihr Mann konnte Kontakt<br />
mit Verstorbenen aufnehmen und deren menschliches<br />
Gesicht innerhalb von wenigen Minuten so<br />
deutlich auf <strong>ein</strong> Blatt zeichnen, dass die anwesenden<br />
Teilnehmer die verstorbenen Verwandten<br />
sofort erkennen konnten. Das war faszinierend.<br />
Uns trieb das mächtig um, und die Wichtigkeit,<br />
dieses Geschehen zu begreifen, wuchs b<strong>ein</strong>ahe<br />
ins Unermessliche. Also ergaben wir uns und<br />
nahmen an <strong>ein</strong>em weiteren Kurs teil. Da sagte<br />
der Lehrer zu mir: „Setzen Sie sich jetzt <strong>ein</strong>fach<br />
mal ruhig hin, schliessen Sie die Augen und hören<br />
Sie nur der Musik zu! Was die anderen tun,<br />
ist völlig gleichgültig für Sie.“ Ich gehorchte.<br />
30 LICHTWELLE / August 2004