Sport Report 2008-2.indd - Wiesbaden-barrierefrei.de
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paralympics<br />
Interview mit<br />
<strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sKanzlerin<br />
Schirmherrin För<strong>de</strong>rkreis Behin<strong>de</strong>rtensport<br />
Bun<strong>de</strong>skanzlerin Dr. Angela Merkel<br />
ist <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong> sehr verbun<strong>de</strong>n. Das<br />
gilt für <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong> von Menschen mit<br />
Behin<strong>de</strong>rung ebenso wie für <strong>de</strong>n<br />
<strong>Sport</strong> von Menschen ohne Behin<strong>de</strong>rung.<br />
Die Paralympics Zeitung hatte Gelegenheit<br />
zu einem Gespräch mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Regierungschefin.<br />
Das Interview erschien in<br />
Ausgabe 4 <strong>de</strong>r Paralympics Zeitung vom<br />
17.09.<strong>2008</strong>.<br />
Die Fragen stellten die Schülerinnen<br />
Joanna Bartlett und Hanna Leibold.<br />
Frau Bun<strong>de</strong>skanzlerin, welches Wort<br />
beschreibt die Paralympics am besten?<br />
Das Wort „Faszination“ trifft es für mich<br />
sehr gut. Ich bin immer wie<strong>de</strong>r beeindruckt,<br />
wie <strong>Sport</strong>ler es schaffen, ihre eigenen Grenzen<br />
zu überwin<strong>de</strong>n. Dies gilt für <strong>de</strong>n Spitzensport<br />
im Allgemeinen und für <strong>de</strong>n paralympischen<br />
<strong>Sport</strong> im Beson<strong>de</strong>ren. <strong>Sport</strong>ler mit<br />
Behin<strong>de</strong>rungen zeigen außergewöhnliche<br />
und hervorragen<strong>de</strong> Leistungen und sie treten<br />
vorbildlich auf. Sie sind großartige Botschafter<br />
unseres Lan<strong>de</strong>s. Dazu kommt eine<br />
wahrnehmbare Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Bewegung,<br />
die gera<strong>de</strong>zu ansteckend ist. Insofern <strong>de</strong>nke<br />
ich, dass auch die Paralympics <strong>2008</strong> in<br />
Peking für alle teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>lerinnen<br />
und <strong>Sport</strong>ler ein unvergessliches Ereignis<br />
sein wer<strong>de</strong>n.<br />
Haben Sie Kontakt zu<br />
Behin<strong>de</strong>rtensportlern?<br />
32 <strong>Sport</strong><strong>Report</strong><br />
Soweit mein enger Terminplan es zulässt,<br />
suche ich <strong>de</strong>n Kontakt zu <strong>Sport</strong>lern<br />
mit Behin<strong>de</strong>rungen bei möglichst vielen<br />
Gelegenheiten. Erst im letzten Monat habe<br />
ich eine Reihe von Spitzensportlern zum Tag<br />
<strong>de</strong>r offenen Tür ins Bun<strong>de</strong>skanzleramt eingela<strong>de</strong>n.<br />
Dabei hatte ich unter an<strong>de</strong>rem die<br />
Möglichkeit, mit <strong>de</strong>n Paralympics-Siegern<br />
von 2004, Kirsten Bruhn im Schwimmen<br />
und Holger Nikelis im Tischtennis, zu sprechen.<br />
Bei<strong>de</strong> sind auch in diesem Jahr bei<br />
<strong>de</strong>n Paralympics am Start. Die persönliche<br />
Begegnung und das Gespräch mit <strong>Sport</strong>lern<br />
sind mir immer sehr wichtig. Ich freue<br />
mich <strong>de</strong>shalb schon sehr auf <strong>de</strong>n Besuch<br />
aller Medaillengewinner <strong>de</strong>r Olympischen<br />
und Paralympischen Spiele von Peking im<br />
Bun<strong>de</strong>skanzleramt im Oktober. Als weitere<br />
Gelegenheit zu persönlichen Begegnungen<br />
mit behin<strong>de</strong>rten <strong>Sport</strong>lern möchte ich die<br />
„Nacht <strong>de</strong>r Stars“ im November <strong>2008</strong> in Berlin<br />
erwähnen, die ich wie im Vorjahr besuchen<br />
wer<strong>de</strong>.<br />
Welche Vor- und Nachteile haben<br />
Behin<strong>de</strong>rtensportler nichtbehin<strong>de</strong>rten<br />
<strong>Sport</strong>lern gegenüber?<br />
Meiner Meinung nach sollten wir bei <strong>de</strong>r<br />
Beurteilung <strong>de</strong>r sportlichen Leistungen auf<br />
keinen Fall eine Unterscheidung zwischen<br />
<strong>Sport</strong>lern mit und ohne Behin<strong>de</strong>rung<br />
machen. Alle <strong>Sport</strong>ler, die an Olympischen<br />
bzw. Paralympischen Spielen teilnehmen,<br />
sind ausnahmslos Spitzensportler, die<br />
an ihren Leistungen gemessen wer<strong>de</strong>n<br />
möchten und auch sollten. Das öffentliche<br />
Interesse an <strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>ler<br />
mit Behin<strong>de</strong>rungen hat sich spätestens seit<br />
<strong>de</strong>n Olympischen Spielen 2004 in Athen<br />
<strong>de</strong>utlich verbessert. Aber es könnte noch<br />
besser wer<strong>de</strong>n. Dazu möchte ich gern<br />
meinen Beitrag leisten.<br />
Nur sehr wenige Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />
können es sich mit Hilfe von Sponsoren<br />
leisten, <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong> als Beruf zu wählen.<br />
Viele müssen arbeiten und zusätzlich<br />
trainieren. Das ist bei <strong>de</strong>n Olympischen<br />
Spielen nicht <strong>de</strong>r Fall. Ist das gerecht?<br />
Diese Aussage trifft so pauschal nicht<br />
zu. Vom <strong>Sport</strong> allein leben zu können, vermag<br />
auch nur <strong>de</strong>r kleinere Teil von <strong>Sport</strong>lern<br />
ohne Behin<strong>de</strong>rungen. Aus unserer <strong>de</strong>utschen<br />
Olympiamannschaft wer<strong>de</strong>n etwa 90<br />
Prozent aller <strong>Sport</strong>lerinnen und <strong>Sport</strong>ler von<br />
<strong>de</strong>r Stiftung Deutsche <strong>Sport</strong>hilfe geför<strong>de</strong>rt.<br />
Auch diese <strong>Sport</strong>ler sind also ein<strong>de</strong>utig unterstützungsbedürftig.<br />
Mit an<strong>de</strong>ren Worten:<br />
Auch unter <strong>de</strong>n nicht behin<strong>de</strong>rten <strong>Sport</strong>lern<br />
kann nur ein geringer Prozentsatz <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>ler<br />
vom <strong>Sport</strong> leben.<br />
Viele Menschen stehen Behin<strong>de</strong>rten trotz<br />
Veranstaltungen wie <strong>de</strong>n Paralympics<br />
negativ gegenüber und haben Ängste im<br />
Umgang mit ihnen. Welche Wege neben<br />
<strong>de</strong>m <strong>Sport</strong> sind wichtig, um Behin<strong>de</strong>rte<br />
zu einem völlig selbstverständlichen Teil<br />
unserer Gesellschaft wer<strong>de</strong>n zu lassen?<br />
Berührungsängste gegenüber Behin<strong>de</strong>rten<br />
sind lei<strong>de</strong>r immer noch verbreitet,<br />
was viel mit Unsicherheit zu tun hat. Allerdings<br />
glaube ich nicht an eine negative<br />
Grun<strong>de</strong>instellung gegenüber <strong>de</strong>n Paralympics<br />
o<strong>de</strong>r ähnlichen Veranstaltungen, ganz<br />
im Gegenteil. Der beste und schnellste Weg,<br />
einan<strong>de</strong>r besser kennen und verstehen zu<br />
lernen, ist die Begegnung. Viele Millionen<br />
Menschen wer<strong>de</strong>n die Berichte von <strong>de</strong>n<br />
Paralympics verfolgen. Ich selbst habe die<br />
Erfahrung gemacht, dass <strong>de</strong>r normale und<br />
respektvolle Umgang miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r beste<br />
Weg ist, Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen<br />
in das Alltagsleben <strong>de</strong>r Gesellschaft zu integrieren.<br />
Deshalb sollten wir das im <strong>Sport</strong><br />
wie auch überall sonst im täglichen Leben<br />
praktizieren.<br />
Laut <strong>de</strong>r New York Times dürfen während<br />
<strong>de</strong>r Olympischen Spiele in ganz Beijing