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Interview
„Eine neue Lebensqualität
entdecken“
Dr. Beatrix Raudszus
Dr. Beatrix Raudszus
Dr. Beatrix Raudszus ist Leiterin des
Zentrums für Sportmedizin am Unfallkrankenhaus
Berlin. Mit Sportreport sprach sie
darüber, warum Sport für Menschen mit Behinderungen
so wichtig ist.
Sportreport: Frau Dr. Raudszus, Sie empfehlen
Ihren Patienten auf jeden Fall Sport
zu treiben. Ist Sport bei einer Behinderung
tatsächlich immer gut?
Ja, das ist er, in welcher Form auch immer.
Viele denken bei Sport automatisch an Leistungs-
oder Extremsport. Sie vergessen dabei:
Sport beginnt bereits beim Strecken und
Dehnen. Auch Greifübungen in der Luft und
rhythmisches Bewegen gehören zum Sport.
Welche Vorteile bringt der Sport?
Die Vorteile liegen im physischen und psychischen
Bereich: Sport verbessert zum
Beispiel die Durchblutung – und damit die
Leistungsfähigkeit – des Gehirns und regt
den Stoffwechsel an. Die Lunge wird besser
belüftet und durchblutet. Davon profitieren
Menschen mit einer Behinderung, speziell
Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen
sind. Bei Querschnittgelähmten verbessert
Bewegung die Darmfunktion und schult
die Rückenmuskulatur. Letzteres wirkt sich
positiv auf die Haltung der Rollstuhlfahrer
aus.
Das wirkt sich sicher auch auf die Seele positiv
aus.
Ja, das beobachten wir in der Rehabilitation
von Profisportlern und Unfallpatienten. Ziel
der gesetzlichen Unfallversicherung ist neben
der beruflichen auch die soziale Rehabilitation.
Reha-Sport unter fachlicher Anleitung
ermöglicht den Patienten ihre Grenzen
auszutesten und so ein Stück Alltag wiederzugewinnen.
Dazu kommt der Kontakt zu anderen
Sportlern.
Das heißt, Sie würden Sport in der Gruppe
dem Einzelsport vorziehen?
Ja, Mannschaftssportarten wirken sich
positiv auf die Unfallverarbeitung aus. Das
Miteinander in der Mannschaft hilft dabei,
den Alltag besser zu bewältigen, denn neben
dem Training haben die Sportler die
Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Die
einzelnen Teammitglieder können einander
über schwierige Phasen hinweghelfen.
Wie motivieren Sie Ihre Patienten für den
Sport?
Die Motivation muss von innen kommen. Der
Sportmediziner kann dabei unterstützen und
Sportler mit und ohne Behinderung gezielt
beraten. Insbesondere nach einem schweren
Unfall kann Sport dabei helfen, eine völlig
neue Lebensqualität zu entdecken.
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