Die komplette MONITOR-Ausgabe 10/2008 können Sie
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Thema | Telekom & Internet<br />
Das Web 2.0 stellt eine Entwicklung<br />
dar, die sowohl technisch als auch<br />
organisatorisch auf mühevoll Gelerntem<br />
basiert. Im Gegensatz zu vielen<br />
vorhergehenden Entwicklungen wird<br />
es nicht vom Kapitalmarkt getragen,<br />
sondern von innovativen Unternehmen<br />
direkt in ihrem Kerngeschäft. Daher<br />
lässt sich hier auf ein wirklich nachhaltiges<br />
Konzept hoffen, gestützt auch<br />
dadurch, dass es inhaltlich voll dem<br />
Wesen des Netzes entspricht.<br />
Carl-Markus Piswanger<br />
Web 2.0: Dynamik in viele Richtungen<br />
Über Web 2.0 wurde viel Positives geschrieben,<br />
aber auch Kritik über die Datenverwendung<br />
und deren Kontrolle geäußert, über<br />
den Leichtsinn der Benutzer und die langfristigen<br />
Konsequenzen daraus. Das neue<br />
Web stellt das Subjekt und seine Eitelkeiten<br />
in den Mittelpunkt des Geschehens, die daraus<br />
resultierenden Probleme stellen alle<br />
Beteiligten vor neue Herausforderungen.<br />
Anlass genug für ein Expertengespräch,<br />
zu dem <strong>MONITOR</strong> folgende Personen<br />
einlud: Paul Böhm ist Initiator des österreichischen<br />
IT-Think Tanks „metalab“<br />
(www.metalab.at) sowie Jungunternehmer im<br />
Bereich Web 2.0; Walter Praszl ist Gründungsmitglied<br />
von „sw2 - Kompetenznetz<br />
Semantic Web und Web 2.0“ (www.sw2.at).<br />
Gemeinsam erarbeiteten wir einen kurzen<br />
Strukturierungsvorschlag, der in die<br />
Kategorien Organisation, Wirtschaft und<br />
Gesellschaft unterteilt ist.<br />
Fokus Organisation<br />
Zunächst wurde die Frage aufgeworfen, ob<br />
die rechtliche Dimension spezifische Betrachtung<br />
erfahren sollte.Auch der Umgang<br />
mit Inhalten von Nutzern unterliegt ja nationalen<br />
und internationalen Rechtsgrundsätzen,<br />
Datenschutz ist nur eine davon. Ein<br />
aktuelles Beispiel dafür ist das US-Gerichtsverfahren<br />
Viacom gegen Google bezüglich<br />
der Herausgabe von Benutzerdaten.<br />
<strong>Die</strong> juristische Auseinandersetzung stellt<br />
jedoch keine Triebfeder der Entwicklungen<br />
dar, denn soziale Netzwerke, auch die im<br />
Internet, organisieren sich mit Fortdauer ihrer<br />
Etablierung gut und gerne selbst. <strong>Die</strong><br />
Tendenz der „Selbstregulierung“ erfährt<br />
gerade eine hohe Dynamik, weiß etwa Böhm<br />
zu berichten. Einen Vorteil dafür stellt auch<br />
die enge Verbindung (bis zur Personalunion)<br />
zwischen Benutzern und Entwicklern dar,<br />
das System ist direkt und auch relativ offen<br />
gestaltet. Es wird also für Plattformbetreiber<br />
(z.B. Facebook oder MySpace) schwerer,<br />
dem Diskurs über Entwicklung und Ziele<br />
auszuweichen.<br />
Nach schlechten Erfahrungen mit gestohlenen<br />
bzw. verlorenen Daten, unerlaubten<br />
Datenweitergaben und unkommentiertem<br />
Profiling beginnen sich derzeit eigene Netzwerke<br />
zu etablieren, um vor allem auf technischer<br />
Ebene eine bessere Organisation des<br />
Webs 2.0 zu forcieren. Initiativen wie<br />
OpenID, OpenSocial und dataportability.org<br />
(nähere Information dazu im Kasten) sind<br />
hier die großen Treiber. Ihre Ziele liegen zum<br />
einen in besseren Services, z. B. der Etablierung<br />
von einheitlichen Entwicklungsframeworks.Als<br />
wichtigstes Entwicklungsfeld gilt<br />
jedoch die Schaffung von nachvollziehbaren,<br />
vertrauensbildenden Maßnahmen im<br />
Umgang mit persönlichen Daten, wie z. B.<br />
Benutzer-Profilen. Bekanntlich sind Benutzer-Daten<br />
Gold wert und werden auch miss-<br />
monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />
braucht. Obwohl laut Praszl schon ein deutlicher<br />
Trend zur Akzeptanz übergeordneter<br />
Prinzipien zu erkennen ist, stehen momentan<br />
hinter den meisten Initiativen noch die<br />
großen Unternehmen und deren Interessen.<br />
Eine Community-Plattform verdient aber<br />
nur Geld, auch indirekt über die Steigerung<br />
des eigenen Marktwerts, wenn sie Menschen<br />
frequentieren und viel Interaktion stattfindet.<br />
Derzeit, so Böhm, gibt es noch zwei<br />
Strömungen: „Einige Plattformen wollen<br />
die User protektiv auf ihrer Plattform halten,<br />
andere setzen dagegen auf Offenheit.“<br />
So stellte Facebook mit „Connect“ und<br />
MySpace mit „Data Availability“ eigene<br />
Datentransfer-Projekte vor, scheinbar um<br />
Google ja nicht auch in diesem Bereich die<br />
Vorherrschaft zu überlassen.<br />
Fokus Wirtschaft<br />
Weil das Thema Selbstregulierung angesprochen<br />
wurde, war auch bald die Rede von<br />
Wirtschaft sowie Märkten und deren Selbstregulierungsfähigkeit.<br />
<strong>Die</strong> meisten sozialen<br />
Netzwerke im Web 2.0 entstanden in den<br />
USA, die Wirtschaft zieht dort besonders<br />
stark mit.<br />
Dabei ist der Nutzen vielgestaltig: Einerseits<br />
profitiert die Gesamtwirtschaft durch<br />
die Gewinne, Investitionen und Wertsteigerungen<br />
der Plattformen, andererseits setzt