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22<br />

Thema | Telekom & Internet<br />

Klassische Festnetzanbieter unter Druck<br />

Ein heißer Herbst steht bevor, sind sich alle Telekom-Experten einig. Themen wie<br />

umstrittene Angebote der Telekom Austria, Data Retention oder Konflikte mit der<br />

Medienindustrie bestimmen den Alltag der ISPA (Internet Service Provider Austria).<br />

Wir sprachen mit Georg Chytil, seit vielen Jahren bei der ISPA im Vorstand tätig und<br />

seit 2005 Geschäftsführer von next layer.<br />

Christine Wahlmüller<br />

Wie schätzen <strong>Sie</strong> denn im Moment den<br />

österreichischen Telekom-Markt ein?<br />

Der klassische Festnetz-Anbieter ist stark<br />

unter Druck. Der Umsatz vieler Festnetztelefonie-Anschlüsse<br />

wandert zu den<br />

Mobilfunkern, und auch die Datenanschlüsse<br />

gehen den Festnetzanbietern zum<br />

Teil verloren.<br />

Für die ISPA ist das einerseits erfreulich,<br />

weil es heißt, dass sich die Verbreitung des<br />

Internets noch weiter erhöht und auch die<br />

mobile Nutzung intensiver wird. Nicht so<br />

schön ist, dass es einen Teil der ISPA-Mitglieder<br />

einem hohen wirtschaftlichen<br />

Druck aussetzt. Das Festnetz hat zwar auch<br />

erhebliche technische Vorteile, aber die<br />

Flexibilität der Mobilfunkangebote ist dem<br />

Endkunden zurzeit einfach attraktiver.<br />

Es ist aber so, dass die Fixed to Mobile<br />

Substitution hauptsächlich im Privat- und<br />

nicht im Firmenbereich stattfindet...<br />

Im Privatbereich sehe ich es nur bei den<br />

Gelegenheitsnutzern als Substitution.<br />

Auch in Familienhaushalten wird es<br />

weiterhin Festnetz-Anschlüsse geben. Und<br />

im Firmenbereich wird es weiterhin klassische<br />

Büros mit Festnetztelefon geben,<br />

trotz Teleworking und neben den schon<br />

fast obligatorischen Mobiltelefonen. Zunehmend<br />

wichtig wird dabei die Präsenzinformation,<br />

d. h. wo sind die Leute jetzt<br />

gerade am besten erreichbar. <strong>Die</strong> Firmenanschlüsse<br />

werden auch immer breitbandiger,<br />

zum Teil schon weit über das hinaus,<br />

was DSL liefern kann. Ganz schleichend<br />

tritt da Fiber to the Office auf den<br />

Plan.<br />

Was sind da die Treiber?<br />

Oft sind es andere Services, die nicht<br />

direkt mit Internet zu tun haben, wie<br />

etwa Storage-Vernetzung und Filialvernetzung<br />

über Layer2-Services. Das erleichtert<br />

den Business Case, um einen Glasfaseranschluss<br />

zu errichten. In Geschäftszentren<br />

wie etwa Wienerberg- oder<br />

Millennium Tower ist es selbstverständlich,<br />

dass es sogar mehrere Glasfaseranbieter<br />

gibt.<br />

Wie viele der Top-500-Unternehmen<br />

schätzen <strong>Sie</strong>, haben Glasfaser bereits im<br />

Einsatz?<br />

Ich bin mir sicher, mehr als drei Viertel der<br />

Top-500-Firmen setzen bereits darauf. Es<br />

sind auch viel mehr Objekte erschlossen<br />

als man glaubt.<br />

Auch in Ried im Innkreis gibt es meines<br />

Wissens ein großes Glasfasernetz.<br />

Ja, das stimmt. Das Systemhaus Infotech<br />

hat, als die Stadt Ried die Stromversorgung<br />

erneuerte, mitverlegt und erschließt<br />

alle Industriebetriebe in Ried im Innkreis,<br />

Krankenhaus, Ordinationen, aber auch<br />

Haushalte entlang der Strecke.Außerdem<br />

bieten sie Services darüber an, wie Storage<br />

Vernetzung, Offsite Backup für die<br />

Firmenkunden. Das imponiert mir sehr<br />

und zeigt eines: Wenn jemand vif und<br />

innovativ ist wie Infotech-Chef Hans<br />

Kühbeger, kann er sehr viel erreichen.<br />

Zurück zur ISPA: In der Vergangenheit<br />

wurden viele Aktivitäten gesetzt, um ein<br />

politisches Bewusstsein für die Bedeutung<br />

der Telekommunikation zu erzeugen. Wie<br />

sieht es da zurzeit aus?<br />

Da hat sich leider nicht viel verändert.Wir<br />

sind seit Jahren bemüht, das Interesse der<br />

Politik an diesem Thema zu heben, aber es<br />

ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Ich<br />

monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />

Georg Chytil,<br />

ISPA-Vorstand<br />

und Geschäftsführer<br />

des Netzwerk-Spezialisten<br />

und Systemintegrators<br />

next layer<br />

habe schon von einem Politiker die Aussage<br />

gehört: Wie viele Wählerstimmen<br />

bringt mir das, wenn ich mich da auskenne?<br />

Furchtbar!<br />

Wie geht es Ihnen als ISPA-Vorstand?<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeit in der ISPA ist eine<br />

Chance, über das Wirken in der eigenen<br />

Firma hinaus seine Erfahrungen einzubringen<br />

und das Medium zu fördern, und<br />

auch die Anwendungen, die sich dabei ergeben.<br />

Ich bin für die ISPA derzeit vor allem<br />

im IPA-Stiftungsrat (Internet Privatstiftung<br />

Austria) tätig.<br />

So haben wir im Sommer cert.at (Computer<br />

Emergency Response Team) gestartet.<br />

Da geht es um firmenübergreifende<br />

Security-Probleme wie etwa das DNS-Problem<br />

im Juli. Nationale CERTs gibt es seit<br />

vielen Jahren in anderen Ländern, in<br />

Österreich gab es bisher eine gute informelle<br />

Zusammenarbeit, getragen durch<br />

die ehrenamtliche Circa-Arbeitsgruppe der<br />

ISPA - die formelle Etablierung eines professionellen<br />

CERT ist da der logische nächste<br />

Schritt.<br />

Was sind die künftigen<br />

ISPA-Schwerpunkte?<br />

Einer ist sicher Data Retention. <strong>Die</strong> Protokollierung<br />

der Telekommunikationsverbindungen<br />

auf Verdacht ist nutzenmäßig<br />

unangemessen, und die technische Machbarkeit<br />

alleine rechtfertigt kein Eindringen<br />

in die Privatsphäre. Ein zweites<br />

Thema ist die Sache mit dem Urheberrecht,<br />

wo die Telekom-Unternehmen<br />

keine Lust haben, sich vor den Karren der<br />

Medienunternehmen spannen zu lassen.<br />

www.ispa.at<br />

www.cert.at<br />

www.internetsummit.at

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