Die komplette MONITOR-Ausgabe 10/2008 können Sie
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Thema | Telekom & Internet<br />
Klassische Festnetzanbieter unter Druck<br />
Ein heißer Herbst steht bevor, sind sich alle Telekom-Experten einig. Themen wie<br />
umstrittene Angebote der Telekom Austria, Data Retention oder Konflikte mit der<br />
Medienindustrie bestimmen den Alltag der ISPA (Internet Service Provider Austria).<br />
Wir sprachen mit Georg Chytil, seit vielen Jahren bei der ISPA im Vorstand tätig und<br />
seit 2005 Geschäftsführer von next layer.<br />
Christine Wahlmüller<br />
Wie schätzen <strong>Sie</strong> denn im Moment den<br />
österreichischen Telekom-Markt ein?<br />
Der klassische Festnetz-Anbieter ist stark<br />
unter Druck. Der Umsatz vieler Festnetztelefonie-Anschlüsse<br />
wandert zu den<br />
Mobilfunkern, und auch die Datenanschlüsse<br />
gehen den Festnetzanbietern zum<br />
Teil verloren.<br />
Für die ISPA ist das einerseits erfreulich,<br />
weil es heißt, dass sich die Verbreitung des<br />
Internets noch weiter erhöht und auch die<br />
mobile Nutzung intensiver wird. Nicht so<br />
schön ist, dass es einen Teil der ISPA-Mitglieder<br />
einem hohen wirtschaftlichen<br />
Druck aussetzt. Das Festnetz hat zwar auch<br />
erhebliche technische Vorteile, aber die<br />
Flexibilität der Mobilfunkangebote ist dem<br />
Endkunden zurzeit einfach attraktiver.<br />
Es ist aber so, dass die Fixed to Mobile<br />
Substitution hauptsächlich im Privat- und<br />
nicht im Firmenbereich stattfindet...<br />
Im Privatbereich sehe ich es nur bei den<br />
Gelegenheitsnutzern als Substitution.<br />
Auch in Familienhaushalten wird es<br />
weiterhin Festnetz-Anschlüsse geben. Und<br />
im Firmenbereich wird es weiterhin klassische<br />
Büros mit Festnetztelefon geben,<br />
trotz Teleworking und neben den schon<br />
fast obligatorischen Mobiltelefonen. Zunehmend<br />
wichtig wird dabei die Präsenzinformation,<br />
d. h. wo sind die Leute jetzt<br />
gerade am besten erreichbar. <strong>Die</strong> Firmenanschlüsse<br />
werden auch immer breitbandiger,<br />
zum Teil schon weit über das hinaus,<br />
was DSL liefern kann. Ganz schleichend<br />
tritt da Fiber to the Office auf den<br />
Plan.<br />
Was sind da die Treiber?<br />
Oft sind es andere Services, die nicht<br />
direkt mit Internet zu tun haben, wie<br />
etwa Storage-Vernetzung und Filialvernetzung<br />
über Layer2-Services. Das erleichtert<br />
den Business Case, um einen Glasfaseranschluss<br />
zu errichten. In Geschäftszentren<br />
wie etwa Wienerberg- oder<br />
Millennium Tower ist es selbstverständlich,<br />
dass es sogar mehrere Glasfaseranbieter<br />
gibt.<br />
Wie viele der Top-500-Unternehmen<br />
schätzen <strong>Sie</strong>, haben Glasfaser bereits im<br />
Einsatz?<br />
Ich bin mir sicher, mehr als drei Viertel der<br />
Top-500-Firmen setzen bereits darauf. Es<br />
sind auch viel mehr Objekte erschlossen<br />
als man glaubt.<br />
Auch in Ried im Innkreis gibt es meines<br />
Wissens ein großes Glasfasernetz.<br />
Ja, das stimmt. Das Systemhaus Infotech<br />
hat, als die Stadt Ried die Stromversorgung<br />
erneuerte, mitverlegt und erschließt<br />
alle Industriebetriebe in Ried im Innkreis,<br />
Krankenhaus, Ordinationen, aber auch<br />
Haushalte entlang der Strecke.Außerdem<br />
bieten sie Services darüber an, wie Storage<br />
Vernetzung, Offsite Backup für die<br />
Firmenkunden. Das imponiert mir sehr<br />
und zeigt eines: Wenn jemand vif und<br />
innovativ ist wie Infotech-Chef Hans<br />
Kühbeger, kann er sehr viel erreichen.<br />
Zurück zur ISPA: In der Vergangenheit<br />
wurden viele Aktivitäten gesetzt, um ein<br />
politisches Bewusstsein für die Bedeutung<br />
der Telekommunikation zu erzeugen. Wie<br />
sieht es da zurzeit aus?<br />
Da hat sich leider nicht viel verändert.Wir<br />
sind seit Jahren bemüht, das Interesse der<br />
Politik an diesem Thema zu heben, aber es<br />
ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Ich<br />
monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />
Georg Chytil,<br />
ISPA-Vorstand<br />
und Geschäftsführer<br />
des Netzwerk-Spezialisten<br />
und Systemintegrators<br />
next layer<br />
habe schon von einem Politiker die Aussage<br />
gehört: Wie viele Wählerstimmen<br />
bringt mir das, wenn ich mich da auskenne?<br />
Furchtbar!<br />
Wie geht es Ihnen als ISPA-Vorstand?<br />
<strong>Die</strong> Mitarbeit in der ISPA ist eine<br />
Chance, über das Wirken in der eigenen<br />
Firma hinaus seine Erfahrungen einzubringen<br />
und das Medium zu fördern, und<br />
auch die Anwendungen, die sich dabei ergeben.<br />
Ich bin für die ISPA derzeit vor allem<br />
im IPA-Stiftungsrat (Internet Privatstiftung<br />
Austria) tätig.<br />
So haben wir im Sommer cert.at (Computer<br />
Emergency Response Team) gestartet.<br />
Da geht es um firmenübergreifende<br />
Security-Probleme wie etwa das DNS-Problem<br />
im Juli. Nationale CERTs gibt es seit<br />
vielen Jahren in anderen Ländern, in<br />
Österreich gab es bisher eine gute informelle<br />
Zusammenarbeit, getragen durch<br />
die ehrenamtliche Circa-Arbeitsgruppe der<br />
ISPA - die formelle Etablierung eines professionellen<br />
CERT ist da der logische nächste<br />
Schritt.<br />
Was sind die künftigen<br />
ISPA-Schwerpunkte?<br />
Einer ist sicher Data Retention. <strong>Die</strong> Protokollierung<br />
der Telekommunikationsverbindungen<br />
auf Verdacht ist nutzenmäßig<br />
unangemessen, und die technische Machbarkeit<br />
alleine rechtfertigt kein Eindringen<br />
in die Privatsphäre. Ein zweites<br />
Thema ist die Sache mit dem Urheberrecht,<br />
wo die Telekom-Unternehmen<br />
keine Lust haben, sich vor den Karren der<br />
Medienunternehmen spannen zu lassen.<br />
www.ispa.at<br />
www.cert.at<br />
www.internetsummit.at