Die komplette MONITOR-Ausgabe 10/2008 können Sie
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„Ich bin Greenpeace im Unternehmen“, beschreibt<br />
Hieronymi seine Tätigkeit.<br />
Anecken ist da integraler Bestandteil des<br />
Jobprofils. Denn wie er zugibt, ist es nicht<br />
immer leicht, seinen Vorstandskollegen den<br />
Umwelt- und Klimaschutz schmackhaft zu<br />
machen. „Ich habe mit dem Gesetz gedroht,<br />
auch unser jahrzehntelanges Bekenntnis zur<br />
Global Citizenship in Erinnerung gerufen,<br />
aber den größten Erfolg erziele ich, wenn<br />
ich auf die neuen Geschäftschancen hinweise,<br />
die uns Green IT eröffnet. Dollar und<br />
Cent - das ist die Sprache, die das Management<br />
versteht.“<br />
Ein großer börsenotierter Konzern ist zuallererst<br />
seinen Aktionären verantwortlich.<br />
Und die interessieren sich unterm Strich vor<br />
allem für Kurs und Rendite. „Shareholder<br />
Value“ aus Umweltaktivitäten - ist das überhaupt<br />
möglich? „Ja“, ist Hieronymi überzeugt,<br />
„indem wir Umweltfragen berücksichtigen,<br />
haben wir einen Wettbewerbsvorteil<br />
in jenen Ländern, in denen es strenge<br />
gesetzliche Vorschriften gibt. Zudem spielen<br />
Umweltfaktoren in den Ausschreibungen<br />
der Firmen eine immer größere Rolle.<br />
Der Druck von Kundenseite wird größer.<br />
Und nicht zuletzt generieren unsere Aktivitäten<br />
ein positives Markenimage.“<br />
HP betreibe kein „Greenwash“, betont<br />
Hieronymi. Soll heißen, Green IT spielt sich<br />
beim derzeit größten IT-Konzern nicht nur<br />
in den Marketing-Abteilungen ab.Aber gegen<br />
das Geldverdienen hat Hieronymi nichts<br />
einzuwenden. „Profit durch Green IT- na<br />
und? Wenn ich Umweltschutz auf einer soliden<br />
wirtschaftlichen Basis aufbaue, ist das<br />
viel nachhaltiger. Geht es einem Unternehmen<br />
schlecht, wird beim Umweltschutz am<br />
ehesten gekürzt.“<br />
Steigende Nachfrage<br />
HP hat bereits seit Anfang der 90er-Jahre<br />
eine Umweltabteilung, aber „seit anderthalb<br />
Jahren tragen die Kunden selbst das<br />
36<br />
Strategien | Green IT<br />
„Ich bin Greenpeace bei HP“<br />
Klaus Hieronymi ist mit fast drei Jahrzehnten im Unternehmen ein Urgestein. 1998<br />
wurde der Diplombiologe als Umweltsprecher in den EMEA-Vorstand des Konzerns<br />
berufen. Seither leistet er unermüdlich Überzeugungsarbeit in den eigenen Management-Reihen.<br />
Alexander Hackl<br />
Thema Green IT massiv an uns heran“, erzählt<br />
Hieronymi. Ein komplexes Thema, das<br />
viele Facetten habe, aber letztendlich gehe<br />
es um ein großes Grundproblem. „Es gibt<br />
einen Klimawandel, und der Mensch hat einen<br />
erheblichen Anteil daran. <strong>Die</strong> umstrittene<br />
Frage ist, wie schnell wird er voranschreiten.Verschärfend<br />
kommen die Bevölkerungsexplosion<br />
und die Knappheit der<br />
Energierohstoffe hinzu.“<br />
<strong>Die</strong>sem globalen Problem will Hieronymi<br />
bei HP eine ganzheitliche Strategie entgegensetzen,<br />
die den gesamten Produktlebenszyklus<br />
vom Design über Fertigung,<br />
Transport, Nutzung durch den Kunden bis<br />
zum Recycling umfasst.Ausgangspunkt ist<br />
die eigene Umweltperformance in Produktion,<br />
Distribution und Vertrieb. Dabei geht<br />
es vor allem auch um die Steigerung der<br />
Energieeffizienz bei Produktion und operativen<br />
Aktivitäten.<br />
Der hauseigene Energieverbrauch soll bis<br />
20<strong>10</strong> durch Konsolidierungsmaßnahmen<br />
um 25% gesenkt werden. <strong>Die</strong> Konsolidierung<br />
von 85 Rechenzentren auf sechs Standorte<br />
brachte laut HP bereits Einsparungen<br />
im dreistelligen Millionenbereich. Durch<br />
Gebäudekonsolidierung und mobile Arbeitsplatzkonzepte<br />
konnten die Büroflächen um<br />
6% reduziert werden. Auch unnötig lange<br />
Transportwege und -zeiten sollen vermieden<br />
werden, da diese nicht nur das Klima<br />
belasten, sondern auch immense Kapitalkosten<br />
verursachen. Und als Bonus ermöglichen<br />
kürzere Transportzeiten auch eine<br />
schnellere Reaktion auf Marktveränderungen.<br />
Grüne Lieferkette<br />
Von den eigenen Aktivitäten ausgehend will<br />
der Konzern seine internen Richtlinien auch<br />
bei den Partnern entlang der gesamten Lieferkette<br />
durchsetzen. HP habe 2002 als erstes<br />
IT-Unternehmen einen Verhaltenscodex<br />
zur sozialen und ökologischen Verantwor-<br />
monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />
„Wenn ich Umweltschutz<br />
auf<br />
einer soliden wirtschaftlichen<br />
Basis<br />
aufbaue, ist das<br />
viel nachhaltiger.“<br />
Klaus Hieronymi<br />
HP EMEA<br />
tung für Zulieferer veröffentlicht, der in weiterer<br />
Folge auch als Basis für den Electric Industry<br />
Code of Conduct (EICC) dient, betont<br />
Hieronymi. Und <strong>2008</strong> habe man - wieder<br />
als Erster in der Branche - die Namen<br />
der wichtigsten Zulieferer veröffentlicht.<br />
Nicht zuletzt sollen auch beim Kunden<br />
immer mehr umweltfreundliche Produkte,<br />
Lösungen und Services ankommen.Am Ende<br />
dieser umfassenden Bemühungen soll<br />
die Realisierung einer „Low Carbon Economy“<br />
stehen. Zum Beispiel will HP mit einer<br />
„Green Datacenter“-Strategie den Rechenzentrumsbetreibern<br />
aus ihrer Energie-<br />
Bredouille helfen.<br />
„<strong>Die</strong> Energiekosten sind oftmals höher<br />
als die Anschaffungskosten“, weiß Hieronymi.<br />
„Dazu kommt, dass die Stromverfügbarkeit<br />
in manchen Ballungszentren - etwa<br />
in Südlondon - aufgrund der ausgelasteten<br />
Netzkapazitäten bereits schmerzliche<br />
Wachstumsgrenzen setzt. Der Energieverbrauch<br />
pro Quadratmeter in Rechenzentren<br />
ist in den letzten acht Jahren um den Faktor<br />
50 gestiegen. Viele verlegen ihre Rechenzentren<br />
von London nach Manchester oder<br />
gleich in den Norden von Schottland - was<br />
sich aufgrund des Klimas auch positiv auf<br />
die Kühlkosten auswirkt.“<br />
Aber weil nicht jeder in den kühlen<br />
Norden ausweichen kann und die Wärmeabfuhr<br />
nicht das einzige Problem der Betreiber<br />
ist, hat HP ein Set von Technologien und<br />
Services erarbeitet, das in Summe das energieoptimierte<br />
Rechenzentrum ermöglichen<br />
soll. Thermische Analyse, intelligentes<br />
Rechenzentrumsdesign, energieeffiziente<br />
Infrastruktur, Virtualisierung, moderne<br />
dynamische Kühlkonzepte und ein energiefokussiertes<br />
Workload-Management sind<br />
dabei die wesentlichen Konzepte.