Die komplette MONITOR-Ausgabe 10/2008 können Sie
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Bild: Telekom Austria<br />
30<br />
Thema | Telekom & Internet<br />
formance-Tests durchzuführen, beziehungsweise<br />
erst bei einer erfolg versprechenden<br />
Gesamtperspektive auf „normalen“ Hardwarebetrieb<br />
umzusatteln. Wenn machbar<br />
und sinnvoll, dann kann man IPv4 abschalten,<br />
ansonsten ist es besser, die Parallelinstallation<br />
beizubehalten.<br />
IPv6 arbeitet noch an klarem<br />
Implementierungspfad<br />
Der Pfad für die Produktentwicklung bei<br />
IPv6 erscheint nach wie vor wenig sattelfest<br />
und kalkulierbar. <strong>Die</strong> Portierung selbst erscheint<br />
dabei noch weitgehend unkritisch<br />
und effizient realisierbar und somit deutlich<br />
weniger komplex und aufwändig als allgemein<br />
befürchtet. Treten aber an einer Stelle<br />
im Betrieb erste Probleme auf, so könnte<br />
sich dies aufgrund der allgemein vorherrschenden<br />
Angst gegenüber einem <strong>komplette</strong>n<br />
Umschwenken als unternehmenskritische<br />
Achillesferse erweisen.<br />
Einmal auf dem kritischen Pfad gelandet,<br />
müssen Kundenbetreuer und Help Desk von<br />
vorne herein mit einer Flut von größeren<br />
und kleineren Problemen rechnen, was erhebliche<br />
Vorbereitungen in der Einarbeitung<br />
nach sich ziehen kann. Bei eigenen Entwicklungen<br />
muss die entsprechende Expertise<br />
im Umgang mit Kunden schließlich erst<br />
noch aufgebaut werden, auch und gerade<br />
anhand von schmerz- und leidvollen Erfahrungen.<br />
Den System- und Netzwerkadministratoren<br />
kommt in diesem Prozess eine delikate<br />
Rolle zu. <strong>Sie</strong> erwartet nicht nur viel Ar-<br />
beit, es türmen sich plötzlich auch zusätzliche<br />
„Wartungsfenster“ auf. Neues Wissen<br />
muss aufgebaut werden, alte Gewohnheiten<br />
bis hin zu angeblich erprobten „Best<br />
Practices“ gilt es zu überdenken - und diese<br />
gegebenenfalls an die neue Situation anzupassen.<br />
Gerade die Gruppe der Administratoren<br />
gehört deshalb nicht unbedingt zu den<br />
Promotern dieser Entwicklung. <strong>Sie</strong> befürchten<br />
- oftmals sogar durchaus berechtigt -<br />
Mehrarbeit und einseitige Schuldzuweisungen,<br />
wenn etwas auf der unteren Ebene nicht<br />
gleich funktioniert. Sprich, sie scheuen ein<br />
derartiges „Himmelfahrtskommando“.<br />
Auch Entwickler unterschätzen oftmals die<br />
Altlasten in ihren Produkten.<br />
Ohne flankierende Rückendeckung aus<br />
der Chefetage ist deshalb der Misserfolg vorprogrammiert.<br />
Hinzu kommen nämlich<br />
noch die nicht-technischen Manager im Betrieb,<br />
die sich nur allzu leicht von IPv6 überfordert<br />
und überrollt fühlen könnten. Da<br />
die künftige Entwicklung in vielen Punkten<br />
nur wenig vorhersehbar ist, erfordert dies<br />
eine breit gefächerte und zielgruppenspezifische<br />
Aufklärung aller Interessensgruppen,<br />
um das Projektmanagement auf ein sicheres<br />
Fundament zu stellen.<br />
Das Fachwissen für technische Gruppen<br />
sollte knapp und kurz strukturiert sein und<br />
systematisch aufgebaut werden. Daneben<br />
gilt auch weiterhin die Maßgabe, viele nichttechnische<br />
Anlaufschwierigkeiten erst noch<br />
überspringen zu müssen. Um entsprechende<br />
Hemmnisse bei den Anwendern noch abzubauen,<br />
offerieren die Lösungsspezialisten<br />
monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />
- etwa von der Telekom Austria - gerade für<br />
Geschäftskunden ergänzende Beratungsdienstleistungen.<br />
Fazit: Frühe Phase der Einführung<br />
„Generell ist zu bemerken, dass wir uns in<br />
Österreich noch in einer frühen Phase der<br />
Einführung von IPv6-Verbindungen und<br />
Services befinden“, fasst Leopold zusammen.<br />
<strong>Die</strong> Telekom Austria setzt z. B. dabei<br />
auf eine Dual-Stack-Strategie, d. h. die<br />
IP-Netztechnologien sind schon heute auf<br />
Dual-Stack vorbereitet. Jedoch existiere bei<br />
den Unternehmen aufgrund der zögerlichen<br />
Nachfrage noch keine einheitliche Strategie.<br />
„<strong>Die</strong> beiden Adressräume werden voraussichtlich<br />
noch auf Jahre hinaus parallel<br />
existieren, und da die Protokolle nicht interoperabel<br />
sind, werden IPv6-Vorreiter daher<br />
meist als Dual-Stack-Systeme umgesetzt<br />
werden“, so Leopold weiter. <strong>Die</strong>se verstehen<br />
jedoch beide Protokolle und sind somit auch<br />
via IPv4 erreichbar. Eine generell kostensparende<br />
Einführung von IPv6 hält die Telekom<br />
Austria durch die Verwendung von<br />
Tunneling-Mechanismen möglich.<br />
Dadurch kämen die Kunden in den Genuss<br />
einer IPv6-Verbindung, ohne dass der<br />
Service Provider sein gesamtes Netz IPv6fähig<br />
machen müsse, sagt Leopold. Der Präsident<br />
der Österreichischen IPv6 Task Force<br />
hält noch ein paar weitere Empfehlungen<br />
bereit, wie sich die komplexe Umstellung<br />
technisch und organisatorisch am besten bewältigen<br />
lässt: „Service Provider sollten sich<br />
jetzt auf den Einsatz vorbereiten und konkretes<br />
Know-how aufbauen.“ Dazu gehöre<br />
etwa eine Analyse des eigenen Netzes (Network<br />
Audit), um die Möglichkeiten und<br />
Kosten für den Einsatz von IPv6 möglichst<br />
exakt taxieren zu <strong>können</strong>.<br />
Das besondere Augenmerk richtet der<br />
Experte dabei auch auf die Supportsysteme<br />
wie Provisioning, OSS/BSS, Billing, da<br />
die Spezialisten diese Systeme in den<br />
definierten Wechselszenarien meist nicht<br />
ausreichend berücksichtigten, diese aber<br />
zwingend für den Betrieb der Netze notwendig<br />
seien. „Bei Neuanschaffungen von<br />
Netzkomponenten sollte ebenfalls bereits<br />
jetzt auf IPv6 bzw. Dual-Stack-Fähigkeit<br />
der hardware- und softwarebasierten Komponenten<br />
geachtet werden“, bilanziert<br />
Leopold.<br />
www.at.ipv6tf.org