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28<br />

Thema | Telekom & Internet<br />

Worauf IT-Spezialisten bei IPv6 achten sollten:<br />

Der kritische Pfad<br />

Bei der Umstellung von IPv4 auf das<br />

neue Internet-Protokoll IPv6 kommt auf<br />

die IT-Spezialisten ziemlich viel Arbeit<br />

zu, um die großen Steine aus dem Weg<br />

zu räumen. Betriebswirtschaftlich lässt<br />

sich das Projektmanagement ohnehin<br />

kaum sorgfältig vorausplanen. Denn die<br />

Preisfrage lautet: Dual-Stack-Modell<br />

oder gleich komplett migrieren?<br />

Lothar Lochmaier<br />

Das Internet in der derzeitigen Nutzungsform<br />

stößt längst an seine Grenzen.Adressknappheit,<br />

Routing in der Default Zone, aber<br />

auch steigende Anforderungen an Mobilität<br />

sowie Broadcast und Multicast sind die derzeit<br />

am heftigsten diskutierten Stichworte.<br />

Unter Adressknappheit sind global geroutete<br />

IPv4-Adressen gemeint, die sich durch<br />

statische und dynamische Zuteilung unterscheiden.<br />

An einem sicheren Fundament, das die<br />

Umstellung planbar macht, fehlt es bislang<br />

jedoch. Der Einsatz von Network Address<br />

Translation (NAT) brachte etwa bislang nur<br />

eine Teillösung für dieses komplexe Problem<br />

hervor.Als Treiber für die Adressknappheit<br />

wirkt vor allem die zunehmende Präsenz<br />

von Web-2.0-Plattformen und Technologien<br />

im Mitmachnetz. Innovative Produkte<br />

bewirken einen zusätzlichen Adressbedarf.<br />

Infolgedessen lassen sich aus betrieblicher<br />

Sicht einzelne Subnetze nur noch schwer<br />

bzw. ineffizient routen und betreiben. Als<br />

Folgen der Adressknappheit sehen Experten<br />

eine schleichende Destabilisierung des<br />

Internets heraufziehen, mit einer damit verbundenen<br />

Ineffizienz und steigenden Kosten,<br />

bis hin zur wirtschaftlichen Untragbarkeit.<br />

Jedoch haben sich die großen Schrekkenszenarien<br />

bislang nicht bewahrheitet,<br />

auch die angeblich ausgehende Adresslandschaft<br />

ist bislang kein schlagendes Argument.Allenfalls<br />

dürfte sich in den nächsten<br />

Jahren für begehrte Adressen eine Art<br />

„Graumarkt“ bilden.<br />

In Österreich widmet sich bei der Telekom<br />

Austria seit Jahren ein spezielles Expertenteam<br />

der komplexen Herausforderung.<br />

Für den wichtigsten heimischen Internet-Knotenpunkt,<br />

den Vienna Internet eXchange<br />

(VIX) vom zentralen Informatikdienst<br />

der Universität Wien, habe Telekom<br />

Austria bereits 2001 eine native IPv6-Anbindung<br />

realisiert, erläutert DI Helmut<br />

Leopold, Präsident der Österreichischen IPv6<br />

Task Force.<br />

Zum Beginn des Jahres 2005 setzten die<br />

Spezialisten für den VIX schließlich den<br />

Dualstack-Betrieb um, was bedeutet, dass<br />

auch die Verbindungsvereinbarungen für<br />

den IPv6-basierten Datenverkehr ebenso<br />

gültig sind wie für den Vorläufer IPv4.<br />

Grundsätzlich sei die Infrastruktur von Telekom<br />

Austria damit „IPv6-ready“, bilanziert<br />

Leopold, denn alle Voraussetzungen<br />

für den Einsatz von IPv6 seien von Seiten<br />

der Telekom Austria damit realisiert.<br />

Doch ist die Realisierung der technischen<br />

Rahmenbedingungen aus Sicht der Unternehmen<br />

und Endanwender nur die eine<br />

Seite der Medaille, das weiß auch Helmut<br />

Leopold. „<strong>Die</strong> IPv6-Thematik ist bei den<br />

Endkunden noch nicht angekommen“, gibt<br />

der Experte zu bedenken. Im Privatkundenbereich<br />

tendiere die Nachfrage sogar nahezu<br />

gegen Null.<br />

Im Klartext: <strong>Die</strong> IPv6-Implementationen<br />

in die gängigen Betriebsysteme und Webbrowser<br />

ist zwar möglich.Woran es jedoch<br />

monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />

mangelt, sind die für Privatnutzer interessanten<br />

Applikationen, um dem Ganzen von<br />

der Nachfrageseite her eine stärkere Dynamik<br />

zu verleihen. Bei den Geschäftskunden<br />

sieht es kaum besser aus. Das Interesse sei<br />

darauf fokussiert, bei anstehenden IT-Investitionen<br />

zunächst einmal „IPv6-sicher“ zu<br />

sein, so Leopold weiter.<br />

Vorteile müssen erst greifbar werden<br />

In der Praxis scheuen nicht nur die IT-Spezialisten<br />

die aufwändige technische und organisatorische<br />

Abstimmung. So bedeutet<br />

etwa Routing in der Default Free Zone, dass<br />

für jedes IP-Paket auf jedem Router in einer<br />

Routing-Tabelle nachgesehen werden<br />

muss, an welchen Router dieses als nächstes<br />

weitergeleitet werden muss. Dadurch entsteht<br />

ein aufwändiger Routing-Prozess, den<br />

auch die Netzwerkspezialisten und Admins<br />

kaum überblicken <strong>können</strong>, nach der sie etwa<br />

die Beziehungsgrößen Router, Pakete<br />

und Größe der Routing-Tabelle sinnvoll kalkulieren<br />

<strong>können</strong>.<br />

Eine weitere kritische Hürde liegt in dem<br />

Aspekt der Quality of Service (QoS) und<br />

dem Traffic Shaping. Der Versuch, die Eigenschaften<br />

von Telefonie-Netzen nachzubilden,<br />

kann misslingen, weil dieser mit dem<br />

grundlegenden Design des TCP/IP-Stacks<br />

nicht wirklich vereinbar und nicht skalierbar<br />

ist.Auch beim Traffic Shaping kann die<br />

reibungslose Integration in den TCP/IP-<br />

Stack scheitern, stellt aber dennoch einen<br />

Bild: stock.xchng

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