Die komplette MONITOR-Ausgabe 10/2008 können Sie
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Thema | Telekom & Internet<br />
Worauf IT-Spezialisten bei IPv6 achten sollten:<br />
Der kritische Pfad<br />
Bei der Umstellung von IPv4 auf das<br />
neue Internet-Protokoll IPv6 kommt auf<br />
die IT-Spezialisten ziemlich viel Arbeit<br />
zu, um die großen Steine aus dem Weg<br />
zu räumen. Betriebswirtschaftlich lässt<br />
sich das Projektmanagement ohnehin<br />
kaum sorgfältig vorausplanen. Denn die<br />
Preisfrage lautet: Dual-Stack-Modell<br />
oder gleich komplett migrieren?<br />
Lothar Lochmaier<br />
Das Internet in der derzeitigen Nutzungsform<br />
stößt längst an seine Grenzen.Adressknappheit,<br />
Routing in der Default Zone, aber<br />
auch steigende Anforderungen an Mobilität<br />
sowie Broadcast und Multicast sind die derzeit<br />
am heftigsten diskutierten Stichworte.<br />
Unter Adressknappheit sind global geroutete<br />
IPv4-Adressen gemeint, die sich durch<br />
statische und dynamische Zuteilung unterscheiden.<br />
An einem sicheren Fundament, das die<br />
Umstellung planbar macht, fehlt es bislang<br />
jedoch. Der Einsatz von Network Address<br />
Translation (NAT) brachte etwa bislang nur<br />
eine Teillösung für dieses komplexe Problem<br />
hervor.Als Treiber für die Adressknappheit<br />
wirkt vor allem die zunehmende Präsenz<br />
von Web-2.0-Plattformen und Technologien<br />
im Mitmachnetz. Innovative Produkte<br />
bewirken einen zusätzlichen Adressbedarf.<br />
Infolgedessen lassen sich aus betrieblicher<br />
Sicht einzelne Subnetze nur noch schwer<br />
bzw. ineffizient routen und betreiben. Als<br />
Folgen der Adressknappheit sehen Experten<br />
eine schleichende Destabilisierung des<br />
Internets heraufziehen, mit einer damit verbundenen<br />
Ineffizienz und steigenden Kosten,<br />
bis hin zur wirtschaftlichen Untragbarkeit.<br />
Jedoch haben sich die großen Schrekkenszenarien<br />
bislang nicht bewahrheitet,<br />
auch die angeblich ausgehende Adresslandschaft<br />
ist bislang kein schlagendes Argument.Allenfalls<br />
dürfte sich in den nächsten<br />
Jahren für begehrte Adressen eine Art<br />
„Graumarkt“ bilden.<br />
In Österreich widmet sich bei der Telekom<br />
Austria seit Jahren ein spezielles Expertenteam<br />
der komplexen Herausforderung.<br />
Für den wichtigsten heimischen Internet-Knotenpunkt,<br />
den Vienna Internet eXchange<br />
(VIX) vom zentralen Informatikdienst<br />
der Universität Wien, habe Telekom<br />
Austria bereits 2001 eine native IPv6-Anbindung<br />
realisiert, erläutert DI Helmut<br />
Leopold, Präsident der Österreichischen IPv6<br />
Task Force.<br />
Zum Beginn des Jahres 2005 setzten die<br />
Spezialisten für den VIX schließlich den<br />
Dualstack-Betrieb um, was bedeutet, dass<br />
auch die Verbindungsvereinbarungen für<br />
den IPv6-basierten Datenverkehr ebenso<br />
gültig sind wie für den Vorläufer IPv4.<br />
Grundsätzlich sei die Infrastruktur von Telekom<br />
Austria damit „IPv6-ready“, bilanziert<br />
Leopold, denn alle Voraussetzungen<br />
für den Einsatz von IPv6 seien von Seiten<br />
der Telekom Austria damit realisiert.<br />
Doch ist die Realisierung der technischen<br />
Rahmenbedingungen aus Sicht der Unternehmen<br />
und Endanwender nur die eine<br />
Seite der Medaille, das weiß auch Helmut<br />
Leopold. „<strong>Die</strong> IPv6-Thematik ist bei den<br />
Endkunden noch nicht angekommen“, gibt<br />
der Experte zu bedenken. Im Privatkundenbereich<br />
tendiere die Nachfrage sogar nahezu<br />
gegen Null.<br />
Im Klartext: <strong>Die</strong> IPv6-Implementationen<br />
in die gängigen Betriebsysteme und Webbrowser<br />
ist zwar möglich.Woran es jedoch<br />
monitor | Oktober <strong>2008</strong><br />
mangelt, sind die für Privatnutzer interessanten<br />
Applikationen, um dem Ganzen von<br />
der Nachfrageseite her eine stärkere Dynamik<br />
zu verleihen. Bei den Geschäftskunden<br />
sieht es kaum besser aus. Das Interesse sei<br />
darauf fokussiert, bei anstehenden IT-Investitionen<br />
zunächst einmal „IPv6-sicher“ zu<br />
sein, so Leopold weiter.<br />
Vorteile müssen erst greifbar werden<br />
In der Praxis scheuen nicht nur die IT-Spezialisten<br />
die aufwändige technische und organisatorische<br />
Abstimmung. So bedeutet<br />
etwa Routing in der Default Free Zone, dass<br />
für jedes IP-Paket auf jedem Router in einer<br />
Routing-Tabelle nachgesehen werden<br />
muss, an welchen Router dieses als nächstes<br />
weitergeleitet werden muss. Dadurch entsteht<br />
ein aufwändiger Routing-Prozess, den<br />
auch die Netzwerkspezialisten und Admins<br />
kaum überblicken <strong>können</strong>, nach der sie etwa<br />
die Beziehungsgrößen Router, Pakete<br />
und Größe der Routing-Tabelle sinnvoll kalkulieren<br />
<strong>können</strong>.<br />
Eine weitere kritische Hürde liegt in dem<br />
Aspekt der Quality of Service (QoS) und<br />
dem Traffic Shaping. Der Versuch, die Eigenschaften<br />
von Telefonie-Netzen nachzubilden,<br />
kann misslingen, weil dieser mit dem<br />
grundlegenden Design des TCP/IP-Stacks<br />
nicht wirklich vereinbar und nicht skalierbar<br />
ist.Auch beim Traffic Shaping kann die<br />
reibungslose Integration in den TCP/IP-<br />
Stack scheitern, stellt aber dennoch einen<br />
Bild: stock.xchng