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PRESSESCHAU<br />

Mehr Heime erlauben die Freitodbegleitung<br />

Einst liessen Heimbetreiber ihre Bewohner in der Ambulanz wegbringen, wenn diese selbstbestimmt sterben wollten.<br />

Dann schuf die Stadt Zürich eine menschliche Regelung: Auch Heimbewohner dürfen sich in ihrem eigenen Zimmer<br />

begleiten lassen. Seither merken immer mehr Heime, dass die heutige Generation der Altwerdenden Wert auf die<br />

Selbstbestimmung legt und viele in kein Heim einziehen, in dem sie sich im Notfall nicht von EXIT beraten und besuchen<br />

lassen dürften. Doch gerade, weil dies nun auch in Heimen konservativer Landstriche möglich wird, jüngstes<br />

Beispiel ist Luzern, wird dort die Diskussion über Pro und Contra besonders engagiert geführt.<br />

Pro-Meinung: «Wissen Sie, Herr Pfarrer,<br />

ich habe es mir gut überlegt: Ich<br />

möchte gehen.» Die alte Dame lag in<br />

der Pflegeabteilung eines Seniorenheims.<br />

«Ich habe Bilanz gezogen.<br />

Ich kann fast nicht mehr sehen, höre<br />

ganz schlecht, meine Beine gehorchen<br />

mir nicht mehr, immer wieder<br />

müssen mir die Windeln gewechselt<br />

werden – nun ist noch ein Brustkrebs<br />

dazugekommen. Ein letztes<br />

schmerzvolles Siechtum möchte ich<br />

mir ersparen.» Die 89-jährige Ursula<br />

M. hatte ihre Wohnung längst aufgegeben,<br />

in ihrem Zimmer im Heim,<br />

ihren letzten «eigenen vier Wänden»,<br />

hingen nur noch die Familienbilder.<br />

Familie, Heimarzt,die Leitung des<br />

Hauses und ihre Betreuerinnen respektierten<br />

nach langen Gesprächen<br />

ihren Wunsch. Als Freitodbegleiter<br />

hatte sie sich bewusst einen der pensionierten<br />

reformierten Pfarrer im<br />

fast 30-köpfigen EXIT-Begleiterteam<br />

ausbedungen. Mit einem feinen Lächeln<br />

sagte sie nun: «Wenn mein<br />

Herrgott mich fragt, warum ich diesen<br />

Weg gegangen bin, werde ich<br />

zu ihm sagen: Weil du mir dafür die<br />

Freiheit gegeben hast.»<br />

Natürlich wusste sie,dass manche<br />

diesen Weg aus ihrer religiösen<br />

Sicht heraus ablehnen. Sie hatte<br />

aber schon vor Jahren im Buch<br />

«Menschen würdig sterben» des<br />

bekann ten katholischen Theologen<br />

Hans Küng gelesen, dass der Gedanke<br />

der uns Menschen von der<br />

Schöpfung gegebenen Eigenverantwortung<br />

auch beim Sterben gilt.<br />

Wenige Wochen später nahm sie<br />

das vom Hausarzt verschriebene<br />

Sterbemittel und glitt nach einem<br />

gemeinsamen Gebet im Beisein ihrer<br />

Nächsten sanft und friedlich aus<br />

dem Leben. Eigenverantwortlich,<br />

nach ihrer ganz persönlichen Vorstellung<br />

von Würde und auch im<br />

Einklang mit ihrem Glauben.<br />

Diesen Weg werden Menschen in<br />

den Luzerner Betagtenzentren gehen<br />

EXIT-INFO 4.2011 23

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