GaN 01 2006 - Golf am Niederrhein
GaN 01 2006 - Golf am Niederrhein
GaN 01 2006 - Golf am Niederrhein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32<br />
REGELECKE<br />
Erhard Wetterich, im „richtigen“<br />
Leben von Beruf Richter im<br />
Bereich F<strong>am</strong>ilienrecht, spielt mit<br />
seiner Vorgabe 10 für den GC Issum-<br />
<strong>Niederrhein</strong> und beschäftigt sich seit<br />
Anfang der 90er Jahre intensiv mit<br />
den <strong>Golf</strong>regeln. Zunächst begann er<br />
als Platzrichter und Spielleiter für<br />
den LGV Nordrhein-Westfalen, quali-<br />
Fall 1<br />
Die Spielleitung hat für das Wettspiel<br />
eine Platzregel erlassen, wonach<br />
„ein auf kurz gemähter Fläche zur<br />
Ruhe gekommener Ball markiert,<br />
aufgenommen, gereinigt und zurückgelegt“<br />
werden darf. Barbara nimmt<br />
nach dem Abschlag ihren auf dem<br />
Fairway liegenden Ball auf, reinigt<br />
ihn und lässt ihn dann wieder fallen.<br />
Der Ball kommt – nicht näher zum<br />
Loch – in einem tiefen Divot zur Ruhe.<br />
Sie fragt ihre Mitspielerin, ob sie bei<br />
soviel Pech den Ball denn wirklich<br />
aus dem Divot spielen müsse. Die<br />
Mitspielerin antwortet bedauernd,<br />
dass der Ball nach dem Fallenlassen<br />
wieder im Spiel sei, die <strong>Golf</strong>regeln auf<br />
Pech keine Rücksicht nähmen und sie<br />
also den Ball spielen müsse. Gemäß<br />
dieser Auskunft beendet Barbara das<br />
Loch mit weiteren 5 Schlägen und<br />
lässt eine „6“ notieren.<br />
Frage:<br />
Was ist, wenn nach Abgabe der Scorekarte<br />
die Spielleitung von Barbaras<br />
Pech erfährt?<br />
Antwort:<br />
Da die Spielleitung im Sinne aller<br />
übrigen Wettspielteilnehmer auf die<br />
Einhaltung der <strong>Golf</strong>regeln zu achten<br />
hat, wird sie die Disqualifi kation von<br />
Barbara aussprechen müssen!<br />
Aber der Reihe nach:<br />
Die Mitspielerin hatte insoweit Recht,<br />
als die <strong>Golf</strong>regeln auf Pech wirklich<br />
keine Rücksicht nehmen. Wenn<br />
Barbara den Ball regelkonform fallen<br />
gelassen hätte, so wäre er im Spiel<br />
gewesen (Regel 20-4) und sie hätte<br />
�� �� ��� � � � � � � � � � � � � �<br />
fi zierte sich alsbald auch für den<br />
DGV und kommt seit seiner erfolgreichen<br />
Prüfung durch den „Royal &<br />
Ancient <strong>Golf</strong>club of St. Andrews“ im<br />
Jahre 1999 auch für die „European<br />
Tour“ zum Einsatz. Daneben ist er<br />
Vorsitzender des Sportausschusses<br />
NW (=Sportwart) und Mitglied im<br />
Ausschuss Wettspiele des DGV.<br />
sich mit der unglücklichen Lage<br />
abfi nden müssen. Ein einmal durch<br />
Fallenlassen ins Spiel gebrachter Ball,<br />
darf/muss nur dann nochmals aufgenommen<br />
und fallengelassen werden,<br />
wenn die Regeln dies ausdrücklich<br />
gestatten/vorschreiben. Das Wort<br />
„Pech“ kommt im Regelbuch nicht<br />
vor. - Am Rande sei erwähnt: Barbara<br />
hätte auch vor dem Fallenlassen das<br />
Divot nicht beseitigen dürfen, Regel<br />
13-2!<br />
Barbara hatte sich aber nicht regelkonform<br />
verhalten. Nach der Platzregel<br />
musste sie den Ball vor dem<br />
Aufnehmen markieren und nach dem<br />
Reinigen zurücklegen und nicht etwa<br />
fallen lassen. Diesen Fehler (fallen<br />
lassen statt legen) hätte sie nach Regel<br />
20-6 strafl os korrigieren dürfen, hätte<br />
also nicht aus dem Divot spielen<br />
müssen. Es hätte sie nur einen Strafschlag<br />
gekostet, weil sie den Ball vor<br />
dem Aufnehmen nicht markiert hatte,<br />
Regel 20-1.<br />
Da Barbara den Ball nicht an die<br />
ursprüngliche Stelle zurückgelegt<br />
hatte, hatte sie von falschem Ort<br />
gespielt, was wenigstens 2 Strafschläge<br />
kostet, Regel 20-7.<br />
Da sie auf ihrer Scorekarte keinen<br />
Strafschlag notiert hatte, ihr eingereichter<br />
Score also geringer war als<br />
tatsächlich gespielt, ist Barbara nach<br />
Regel 6-6 d disqualifi ziert.<br />
Fall 2<br />
Der Ball liegt auf dem Grün. Ohne<br />
ihn vorher zu markieren, ihn aufzunehmen<br />
oder seine Lage zu verändern<br />
dreht Bernd vor dem Putt den Ball<br />
so, dass der Schriftzug zur Puttlinie<br />
ausgerichtet ist. Anschließend locht<br />
er den Ball ein. Sein Gegner rekl<strong>am</strong>iert,<br />
Bernd habe das Loch verloren,<br />
weil der Ball vor dem Drehen hätte<br />
markiert werden müssen.<br />
Frage:<br />
Hat der Gegner Recht?<br />
Antwort:<br />
Bernd hat den Ball berührt, ohne<br />
durch eine Regel dazu berechtigt<br />
zu sein. Die Regeln 16-1b und 20-1<br />
gestatten das Berühren, Aufnehmen<br />
und ggf. Drehen nur, wenn der Ball<br />
vorher markiert worden ist. Die Folge<br />
für das fehlerhafte Vorgehen ergibt<br />
sich aus Regel 18-2a. Danach zieht<br />
sich Bernd nur einen Strafschlag und<br />
nicht gleich den Lochverlust zu. Ob<br />
er das Loch dennoch verloren hat,<br />
hängt von den beiderseitigen Schlagzahlen<br />
ab.