Golden Age Frühling – zwischen Glauben und Aberglauben Frühling ist <strong>die</strong> schöne Jahreszeit, in der der Winterschlaf aufhört und <strong>die</strong> Frühjahrs- müdigkeit beginnt. 6 Emanuel Geibel (1815-84), dt. Dichter Von Daniela Schwarz Wussten Sie schon? Astronomisch gesehen ist es heuer am 20. März um 18:32 MEZ so weit: Da beginnt mit dem Äquinoktium, der Tag-und- Nacht-Gleiche, der Frühling. Meteorologisch gesehen fällt <strong>die</strong>ser Termin auf unserer Nordhalbkugel auf den 1. März, was nicht unbedingt auch ein frühlingshaftes Temperatur- empfinden bedeutet. Phänologisch, also nach dem Entwicklungsstand der Pflanzen, kann man sich zwar immer orientieren, aber <strong>die</strong> Natur hält sich eben nicht an den Kalender. Der Frühling in Mitteleuropa wird in der Natur in drei Phasen erkennbar: Der Vorfrühling bringt uns <strong>die</strong> ersten Schneeglöckchen und <strong>die</strong> Blüten der Haselnuss und bleibt, bis <strong>die</strong> Salweidenkätzchen pollengelb sind (also <strong>die</strong> Palmkatzerln). Daran schließt sich der Erstfrühling, der vom Blühbeginn der Forsythie und dem Laubaustrieb der Stachelbeere bis zum Blühbeginn der Birnbäume reicht. Den Vollfrühling erreichen wir <strong>bei</strong> Blühbeginn der Apfelbäume und des Flieders und er reicht bis zum Blühbeginn der Ebereschen. Rasantes Mailüfterl Der Frühling ist flott unterwegs: Er benötigt etwa 90 Tage für <strong>die</strong> Strecke von ca. 3.600 Kilometer und zieht so mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 40 Kilometern pro Tag durch Europa. Der phänologische Frühlingsbeginn hängt von der geografischen Länge und Breite ebenso wie auch von der Höhe und den großen Klimagebieten und kleinräumigen Klimaverhältnissen ab. Der Vollfrühling beginnt in Europa im Südwesten Osterspaziergang Vom Eise befreit sind Strom und Bäche. Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über <strong>die</strong> grünende Flur. Aber <strong>die</strong> Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlt es im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von <strong>die</strong>sen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen! Aus dem hohlen finstern Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern <strong>die</strong> Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden: Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der Straßen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur, sieh! wie behend sich <strong>die</strong> Menge Durch <strong>die</strong> Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluss in Breit und Länge So manchen lustigen Nachen bewegt, Und, bis zum Sinken überladen, Entfernt sich <strong>die</strong>ser letzte Kahn. Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein! Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) Portugals Ende Februar und zieht weiter nach Nordosten bis nach Finnland, das er Ende Mai erreicht. Für Reisen um <strong>die</strong>se Jahreszeit eine durchaus relevante Information! Und für <strong>die</strong> ersten Ausflüge und Spaziergänge ergeben sich aus <strong>die</strong>sem Wissen vielleicht interessante Entdeckungen. Natur pur Im Frühling gibt es in der Landwirtschaft viel zu tun und auch in unseren Gärten, auf den Balkonen und Terrassen beginnt jetzt <strong>die</strong> Ar<strong>bei</strong>t. Eine lohnende Herausforderung, <strong>die</strong> mit reichem Blumenschmuck, guter Ernte und unmittelbaren Naturbeobachtungen belohnt wird. Johann Gottfried von Herder (1744-1803), deutscher Dichter und Philosoph, bringt es auf den Punkt: „Was der Frühling nicht sät, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.” Viele Pflänzchen müssen jetzt noch Fokus & Trend im Frühbeet vorgezogen werden und brauchen zum Keimen in unseren Breiten noch eine sonnige Fensterbank und ein geheiztes Platzerl. Die winzigen Wurzeln und <strong>die</strong> ersten Keimblättchen sind noch zu zart für raue Tage und kalte Nächte. Jetzt bereitet man am besten Töpfe und Kisterln mit guter Erde vor und vergisst nicht auf <strong>die</strong> Beschriftung der Saat. Übrigens: Petersilie braucht so lange zum Keimen, weil sie nach altem Aberglauben neunmal zurück zum Teufel geht. Aber das kann man verhindern, indem man sie am Karfrei- Eine lohnende Herausforderung, <strong>die</strong> mit reichem Blumenschmuck, guter Ernte und unmittelbaren Naturbeobachtungen belohnt wird. 7