HOLZ Dauerhafte Holzbauten bei chemisch-aggressiver ...
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<strong>Dauerhafte</strong> <strong>Holzbauten</strong> <strong>bei</strong> <strong>chemisch</strong>-<strong>aggressiver</strong> Beanspruchung holzbau handbuch Reihe 1, Teil 8, Folge 2<br />
2.3.3 Verhalten des Holzes<br />
<strong>bei</strong> <strong>chemisch</strong>-<strong>aggressiver</strong><br />
Beanspruchung<br />
Holz als Werkstoff besitzt im Vergleich zu<br />
vielen anderen Materialien wie z.B. Beton<br />
oder unlegiertem Stahl eine sehr hohe<br />
natürliche Resistenz gegen die Einwirkung<br />
unterschiedlicher Chemikalien. Die Beanspruchung<br />
hängt da<strong>bei</strong> da<strong>bei</strong> insbesondere<br />
von den nachstehenden Faktoren ab:<br />
• Art der Chemikalie<br />
• Konzentration<br />
• Aggregatszustand (Gas, Flüssigkeit,<br />
Festkörper)<br />
• pH-Wert Chemikalie<br />
• Umgebungstemperatur<br />
• relative Luftfeuchte<br />
Der pH-Wert beschreibt die Konzentration<br />
freier Wasserstoff-Ionen in Lösungen. Chemisch<br />
neutrale Lösungen besitzen einen<br />
pH-Wert von 7. Unterhalb pH = 7 liegt der<br />
saure, oberhalb der basische Bereich. Mit<br />
sinkendem pH-Wert nimmt der saure, mit<br />
steigendem der basische Bereich zu.<br />
Im Rahmen von wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
[3] wurden Teststäbe aus Fichtenholz<br />
1 Jahr lang in unterschiedlichen<br />
Industriehallen mit <strong>chemisch</strong>-<strong>aggressiver</strong><br />
Beanspruchung gelagert und anschließend<br />
die pH-Werte ermittelt mit folgendem<br />
Ergebnis (Probe Nr. 0 ist als Vergleichsprobe<br />
unbelastet):<br />
Tabelle 2.3 pH-Werte von Industrieproben im Vergleich<br />
mit unbelasteter Vergleichsprobe (0)<br />
Nr. Produktion Atmosphäre pH-Wert<br />
im Holz<br />
0 Vergleichs- 5,1<br />
probe<br />
1 Ammonium- SO2/NH3/ 5,7<br />
Thiosulfat H2O-Dampf<br />
2 Natrium- SO2/H2O-Dampf 5,3<br />
Thiosulfat<br />
3 Sulfat HCl/H2SO4/ 3,3<br />
H2O-Dampf<br />
4 Beizerei Mischatmosphäre 3,7<br />
sauer HF/HNO3/<br />
HCl/H2O-Dampf<br />
5 Bleicherei Mischatmosphäre 5,2<br />
Cl2/H2O2/NaOH/<br />
SO2/H2SO4/<br />
H2O-Dampf<br />
Allgemein gültige Angaben zu unbedenklichen<br />
pH-Grenzwerten <strong>bei</strong> Holz im sauren<br />
und basischen Bereich sind für unterschiedliche<br />
Chemikalien wegen verschiedener<br />
Einflussfaktoren nur eingeschränkt<br />
möglich. In der Literatur wird verschiedentlich<br />
ein Bereich von 2 < pH < 9 als unbedenklich<br />
erwähnt. Insbesondere im sauren<br />
Bereich besitzt Holz eine erheblich höhere<br />
Widerstandskraft als Beton und Stahl. Aufgrund<br />
von Korrosionserscheinungen können<br />
hier bereits <strong>bei</strong> pH = 5 Schädigungen<br />
eintreten.<br />
Ein möglicher Abbau von Cellulose im Holz<br />
hängt in besonderer Weise mit der Intensität<br />
der <strong>chemisch</strong>en Beanspruchung<br />
zusammen. Handelt es sich um gasförmige<br />
Substanzen, welche allenfalls mit dem in<br />
den Holzfasern enthaltenen Wasser in<br />
Lösung gehen können, bleibt die Beanspruchung<br />
selbst <strong>bei</strong> hoch aggressiven<br />
Chemikalien in der Regel gering.<br />
Sie steigt an, wenn Holzfeuchtewerte<br />
vorliegen, die über dem Fasersättigungsbereich<br />
liegen und somit Wasser in den<br />
Zellhohlräumen vorhanden ist. Eine nochmalige<br />
Erhöhung der Beanspruchung tritt<br />
ein, wenn an Holzoberflächen wiederkehrend<br />
Wasser abläuft (Undichtigkeiten,<br />
Tauwasser etc.), welches in Lösung gehen<br />
kann. Hieraus resultiert ein Auswaschungsprozess,<br />
womit die Wirkung von <strong>chemisch</strong>en<br />
Substanzen durch physikalische<br />
und mechanische Vorgänge verstärkt wird.<br />
In einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen<br />
zur Beständigkeit in <strong>chemisch</strong>aggresiven<br />
Medien [u.a.2,3,7] konnte die<br />
außerordentlich hohe Resistenz des Werkstoffes<br />
Holz nachgewiesen werden. Es<br />
wurde bereits ausgeführt, dass zur Bewertung<br />
im Einzelfall eine Vielzahl von Einflussparametern<br />
zu erfassen und zu<br />
berücksichtigen sind. Weitere Ausführungen<br />
hierzu, insbesondere zur Ausschreibung,<br />
Planung und Konstruktion, finden<br />
sich in Kapitel 6 der vorliegenden Schrift.<br />
Aufgrund von Untersuchungen sowie<br />
umfangreicher Erfahrungen in der Praxis<br />
können da<strong>bei</strong> über sehr unterschiedliche<br />
Anwendungsgebiete hinweg die nachstehenden<br />
Grundregeln abgeleitet werden:<br />
a) Sofern Schädigungen an Holzkonstruktionen<br />
aufgetreten sind, waren<br />
diese in der überwiegenden Zahl auf<br />
bautechnische bzw. bauphysikalische<br />
Mängel zurückzuführen. Vermeidbarer<br />
hoher Holzfeuchtegehalt etwa<br />
aufgrund von Undichtigkeiten oder<br />
unzureichendem Tauwasserschutz<br />
stellt die häufigste Schadensursache<br />
dar.<br />
b) Auch <strong>bei</strong> hoher Beanspruchung,<br />
somit hoher Holzfeuchtegehalt in<br />
Verbindung mit stark sauren oder<br />
alkalischen Substanzen, bleibt die<br />
Schädigung der Holzstruktur nahezu<br />
vollständig auf die äußeren Schichten<br />
beschränkt. Viele Untersuchungen<br />
zeigen, dass sich auch <strong>bei</strong> intensiver<br />
<strong>chemisch</strong>er Beanspruchung<br />
über Jahrzehnte hinweg die Störungen<br />
auf die Randzonen des Holzes<br />
beschränken.<br />
c) Bauliche Schädigungen durch Säuren,<br />
Basen oder Salze in kristalliner<br />
Form betreffen in besonderer Weise<br />
metallische Verbindungsmittel, die<br />
Holzkonstruktion selbst hingegen<br />
nur in seltenen Fällen.<br />
d) Wenn durch ordnungsgemäße technische<br />
Maßnahmen eine überhöhte<br />
Holzfeuchtigkeit vermieden wird, so<br />
führen <strong>chemisch</strong>-aggressive Innenraumbelastungen,<br />
die entsprechend<br />
den Ar<strong>bei</strong>tsschutzvorschriften für<br />
den Aufenthalt von Menschen<br />
geeignet sind, zu keinen Schädigungen<br />
an Holzkonstruktionen.<br />
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