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die ddr im (deFa-) Film - Filmernst - Sehend lernen - Die Schule im ...

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<strong>Film</strong>ographie (Auswahl)<br />

2010 Wadans Welt<br />

2008 <strong>Die</strong> Frauen Gottes – <strong>Die</strong> letzten<br />

Diakonissen von Mecklenburg<br />

2005 – 2008 Mecklenburger Profile –<br />

Dokumentarische Portraits<br />

2003 Mit Laib und Seele<br />

1994 flüstern & SCHREIEN (Teil II)<br />

1989 Leben auf der Fischerkoppel<br />

1988 flüstern & SCHREIEN – Ein<br />

Rockreport<br />

1984 A … Wie Anfang<br />

1982 Unter Bauern<br />

Ganz anders sah es bei den Fans und den alternativen Bands wie »Sandow« und »Feeling B«<br />

aus. Den meisten war es schnurzpiepe, ob eventuell irgend was von ihrer Meinung weitergetragen<br />

wurde. Wie gesagt, der Respekt gegenüber der Staatsautorität war längst flöten<br />

gegangen, und sie freuten sich, dass sie mal vor der Kamera richtig ihre Meinung sagen<br />

konnten bzw. überhaupt jemand Lust zu haben schien, ihnen ernsthaft zuzuhören.<br />

Als der <strong>Film</strong> dann – ein ›kleines Wunder‹ – in den Kinos anlief :<br />

Wie reagierte das Publikum ? Wie reagierten <strong>die</strong> Funktionäre, <strong>die</strong> Politik ?<br />

Der <strong>Film</strong> kam <strong>im</strong> Herbst 1988, also relativ kurz vor der Wende raus. Das Premierenkino<br />

»Colosseum« an der Schönhauser Allee <strong>im</strong> Prenzlauer Berg war wochenlang ausverkauft.<br />

<strong>Die</strong> Resonanz des jugendlichen Publikums war DDR-weit überwältigend. Der Tenor war :<br />

Endlich ein ehrlicher <strong>Film</strong>, der zeigt, wie es uns geht und was wir denken. <strong>Die</strong> Politik<br />

verhielt sich merkwürdigerweise relativ still. Bis auf einzelne Verbote von Provinzparteioberen,<br />

<strong>die</strong> in ihren Bezirken solche obskuren Auflagen erteilen wollten wie : »<strong>Film</strong>besuch<br />

nur erlaubt in Begleitung von Eltern und Lehrern«, <strong>die</strong> sie aber alsbald zurücknehmen<br />

mussten, hielten sich <strong>die</strong> Restriktionen gegen den <strong>Film</strong> anbetracht seiner sehr kritischen<br />

Grundhaltung in Grenzen. Wie wir später erfuhren, gab es ja Ende der 1980er Jahre unterhalb<br />

der völlig überalterten Parteiführung durchaus politische Kräfte, <strong>die</strong> auf eine Öffnung<br />

der DDR drängten und deshalb solche kritischen Projekte wie unseren <strong>Film</strong> unterstützten.<br />

gekleidet, wie quatschten <strong>die</strong>, worüber haben sie sich aufgeregt ? Hier liegt anscheinend<br />

das pr<strong>im</strong>äre Interesse des jugendlichen Publikums heute. Erst danach kamen auch Fragen<br />

nach politischen Begleitumständen, Zensur usw. Ich glaube, das macht auch <strong>die</strong> einzigartigen<br />

und großartigen Möglichkeiten des Dokumentarfilms aus : zu zeigen, dass das<br />

Leben stets widersprüchlicher, vielschichtiger und einzigartiger verläuft, als es jemals<br />

von Geschichtsbüchern übermittelt werden kann.<br />

<strong>Die</strong> Fragen stellte Jürgen Bretschneider.<br />

Der <strong>Film</strong> wurde in den letzten beiden Jahren, rund um das 20-jährige Jubiläum<br />

der Wende und der deutschen Einheit, sehr oft gezeigt. Wie reagiert das heutige<br />

Publikum darauf ?<br />

Heute ist der <strong>Film</strong> in erster Linie Zeitzeugnis einer untergegangenen Welt, <strong>die</strong> da DDR heißt.<br />

Er schildert dokumentarisch und authentisch <strong>die</strong> Lebenssituation und das Lebensgefühl<br />

junger Menschen in der zu Ende gehenden DDR. Im Zuge der <strong>im</strong>mer noch vorherrschenden<br />

Schwarz-Weiß-Debatte über den guten oder schlechten DDR-Staat geht mir mit dem größer<br />

werdenden Zeitabstand das Individuelle, <strong>die</strong> Menschen, ihre Gefühle, ihr Zeitempfinden,<br />

ihre sehr unterschiedlichen Geschichten, verloren. Für <strong>die</strong> <strong>im</strong> <strong>Film</strong> zu sehenden jungen<br />

Leute, für <strong>die</strong>se Generation ist unser <strong>Film</strong> daher eine glaubwürdige, umfassende Erinnerung<br />

ihrer ge- und erlebten Zeit, mit all den politischen Frustrationen und zugleich freudvollen<br />

Erlebnissen. Ich glaube, das Wichtige an unserem <strong>Film</strong> ist, dass er nicht nur vorgibt, neben<br />

der politischen Repression fand in der DDR auch normales Alltagsleben statt, sondern<br />

zeigt, dass neben aller Tristesse es gerade wegen der autoritären Zustände manchmal sehr<br />

merkwürdige und zum Lachen reizende Lebensumstände und Situationen gab.<br />

28<br />

Welchen Eindruck haben Sie vom Einsatz des <strong>Film</strong>s und seiner Wirkung<br />

in unserer LISUM-FILMERNST-Reihe ? Sie waren ja, auch mit dem »Silly«-Gitarristen<br />

Uwe Hassbecker, Gast mehrerer Veranstaltungen ?<br />

Hier ist es oft passiert, dass <strong>die</strong> Schüler sagten, von dem <strong>Film</strong> haben uns unsere Eltern<br />

erzählt, das war ihre Zeit und ihre Musik – von daher interessiert uns das. So war es für sie<br />

in erster Linie ein authentischer Ausflug in <strong>die</strong> Jugend ihrer Eltern : Wie waren <strong>die</strong> damals<br />

29

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