die ddr im (deFa-) Film - Filmernst - Sehend lernen - Die Schule im ...
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wie feuer und fl amme<br />
deutschland 2001, 94 Minuten<br />
Regie Connie Walther Drehbuch Natja<br />
Brunckhorst Kamera Peter Nix Szenenbild<br />
Gabriele Wolff Kostüme S<strong>im</strong>one S<strong>im</strong>on<br />
Musik Rainer Oleak, Katrin Erichsen<br />
Ton Jörg Höhne Schnitt Ewa J. Lind<br />
Casting Sabine Schwedhelm<br />
Produktionsleitung Ralph Remstedt<br />
Produzenten Maria Köpf, Stefan Arndt<br />
Produktion X <strong>Film</strong>e Creative Pool, Berlin /<br />
ZDF, Mainz Verleih X Verleih Berlin<br />
Kinostart 14.06.2001<br />
Darstellerinnen | Darsteller<br />
Anna Bertheau (Penelope ›Nele‹ Kaufmann),<br />
Antonio Wannek (Captain), T<strong>im</strong> Sander (Hacki),<br />
Aaron Hildebrand (Meise), Michael Krabbe<br />
(Tremmel), Nora Tschirner (Anya), Carmen<br />
Birk (Kopfi), Luise Helm (Bax), Andreas Hoppe<br />
(Neles Vater), Karin Mikityla (Tante Helene),<br />
Hermann Beyer (Captains Vater), Kathrin<br />
Waligura (Captains Mutter), Joach<strong>im</strong> Schweizzer<br />
(ZDF-Reporter) u.a.<br />
Auszeichnungen<br />
Deutscher Drehbuchpreis 2001 ; Deutscher<br />
Kamerapreis 2002 ; Cinemagic Belfast : »Best<br />
Feature <strong>Film</strong> 2002 for a Teenage Au<strong>die</strong>nce«<br />
Prädikat besonders wertvoll (FBW)<br />
FSK ab 12<br />
<strong>Film</strong>team<br />
zum film<br />
Nele ist 17, geboren und aufgewachsen in West-Berlin. <strong>Die</strong> Mauer n<strong>im</strong>mt sie kaum wahr,<br />
was so nah dahinter liegt, ist eigentlich unendlich fern. Zur Beerdigung ihrer Oma wechselt<br />
sie 1982 erstmals auf <strong>die</strong> andere Seite des ›eisernen Vorhangs‹ und lernt dort Captain und<br />
dessen Punker-Freunde kennen. Be<strong>im</strong> Abschied hat sie einen seiner Buttons (»Pissed and<br />
Proud«) in der Hand und verspricht, am nächsten Wochenende zum Konzert seiner Band<br />
wieder rüber zu kommen. Nachdem <strong>die</strong> Ost-Punks einem ZDF-Reporter – in der Annahme,<br />
er sei von der Stasi – <strong>die</strong> Kamera zertrümmert haben, drehen sie ein eigenes Video, das<br />
Nele in den Westen schmuggeln soll. Was dann aber tatsächlich <strong>im</strong> Westfernsehen läuft,<br />
ist völlig banal und verfälschend dazu. Ein demonstrativ an der Neuen Wache niedergelegter<br />
Kranz soll zeigen, dass Punks eben keine Faschos sind, doch für <strong>die</strong> Stasi bleiben<br />
sie Staatsfeinde, <strong>die</strong> es unschädlich zu machen gilt. Nach einer Razzia wird Nele aus der<br />
DDR ausgewiesen – ohne jede Hoffnung, Captain jemals wiederzusehen. Das Ende ihrer<br />
Liebe scheint besiegelt, doch so schnell gibt Nele nicht auf.<br />
»›Wie Feuer und Flamme‹ handelt von den Mühen der Außenseiterexistenz, aber auch vom<br />
Leben mit der Leine um den Hals. Der <strong>Film</strong> spricht nicht zuletzt davon, wie <strong>die</strong> politischen<br />
Wirklichkeiten individuelle Grenzen schmerzhaft fühlbar machen. […] Seine großen Momente<br />
erlebt der <strong>Film</strong>, wenn er das komplexe Geflecht aus Repression, individueller Überforderung<br />
und Verrat abbildet, in dem sich <strong>die</strong> Punks bewegen. Connie Walther zeigt <strong>die</strong>s als großes<br />
Panorama sanft miteinander verschmelzender Einzelbilder : <strong>die</strong> Verhöre des Captain,<br />
jene Punkerin, <strong>die</strong> regelmäßig der Staatssicherheit berichtet, und das verzerrte Bild, das <strong>die</strong><br />
Westme<strong>die</strong>n von den Punks in Ost-Berlin zeichnen.« Anke Westphal : <strong>Die</strong> Königskinder.<br />
In : Berliner Zeitung, 13.06.2001<br />
didaktisches kurzkonzept<br />
Zielgruppe Lernende ab der 9. Jahrgangsstufe<br />
Inhaltliche Einbettung laut Rahmenlehrplänen Geschichte DDR-Alltagsgeschichte,<br />
Ost-West-Gegensatz, Konfrontation der Blöcke und deutsche Frage, Opposition, Menschen-<br />
und Bürgerrechte, Vergleich Demokratie / Diktatur.<br />
Kompetenzerwerb Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Demokratie <strong>im</strong> Vergleich zu<br />
einer Diktatur würdigen ; historische Phänomene kriterienorientiert untersuchen (z.B.<br />
Recht und Gerechtigkeit, Macht und Verantwortung, Konfliktlösung und Konsens) ; Werturteile<br />
ausgehend von Menschen- und Bürgerrechten sowie den Prinzipien der Freiheit und<br />
Gleichheit bilden ; multiperspektivische Zugänge zur Geschichte finden ; <strong>Film</strong>e analysieren,<br />
interpretieren, bewerten ; Deutungen geschichtskultureller Präsentation (z.B. <strong>im</strong> Spielfilm)<br />
mit Unterrichtsergebnissen vergleichen : Hierbei könnten u.a. folgende Aspekte betrachtet<br />
werden : Parteidiktatur, Staatssicherheit / Überwachung (siehe dazu www.bstu.bund.de),<br />
Berliner Mauer, Musik- und Jugendkultur, Protest, individuelle und künstlerische Freiheit,<br />
Wertvorstellungen, Moral, Liebe, Loyalität, Verrat.<br />
Eine eingehende Betrachtung der DDR-Alltagsgeschichte ist notwendig. Auf den freien<br />
künstlerischen Umgang mit einer teilweise fiktiven Geschichte sollte hingewiesen<br />
werden (<strong>die</strong> Figur des Captain ist angelehnt an <strong>die</strong> Biografie des Co-Regisseurs von<br />
»ostPunk ! too much future«, Michael ›Pankow‹ Boehlke). Ein <strong>Film</strong>heft der Bundeszentrale für<br />
politische Bildung ist unter www.bpb.de / publikationen herunterzuladen ; siehe auch<br />
www.kinofenster.de.<br />
»Punk«-Erlaß 1983 des Ministers für Staatssicherheit<br />
der DDR, Erich Mielke :<br />
1. Der Minister hat »Härte« gegen »Punk«<br />
befohlen, um Eskalation <strong>die</strong>ser Bewegung<br />
zu unterbinden.<br />
2. Suche strafrechtlich relevanter Handlungen,<br />
um Inhaftierungen vornehmen zu<br />
können.<br />
3. Bei fehlendem Anlaß für EV Prüfung von<br />
Werbungen, auch Scheinwerbungen, um<br />
Zersetzungsmaßnahmen in »Punkbewegung«<br />
zu unterstützen.<br />
4. Identifizierung der Texter und Komponisten<br />
der Punk-»Musikgruppen« mit<br />
der Zielstellung, gegen <strong>die</strong>se Maßnahmen<br />
einleiten zu können.<br />
5. Verbindungen der Punker zu Kirche,<br />
unabhängiger Friedensbewegung und<br />
anderem Abfall, einschließlich »Grünen«.<br />
Eventuelle internationale Verbindungen.<br />
Katja Heinol-Scheel<br />
6. Personifizierung aller bekannten Punker,<br />
Treffpunkte, Höhlen usw.<br />
64 Quelle : BStU, ZA AOP [Zentralablage Archivierter 65<br />
Operativer Vorgang], 4425/84, Bd. 3, Bl. 95