Poker in der Spiel- und Entscheidungstheorie
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<strong>Poker</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Entscheidungstheorie</strong><br />
bemerkt, dass se<strong>in</strong> Gegner sehr oft blufft, so erweist es sich als s<strong>in</strong>nvoll mehr<br />
als die Hälfte <strong>der</strong> Bluffs zu callen. E<strong>in</strong>e Abweichung des Gegners von dem<br />
optimalen Verhalten wird als Schwäche angesehen, welche es dann gilt<br />
auszunutzen, <strong>in</strong>dem man se<strong>in</strong>en eigenen <strong>Spiel</strong>stil variiert. 42<br />
In den Ansätzen von Bill<strong>in</strong>gs et al. (2002) wird Bluff<strong>in</strong>g als elementarer<br />
Bestandteil e<strong>in</strong>er <strong>Poker</strong>-Strategie gesehen, gerade aus dem Aspekt e<strong>in</strong>er<br />
Unvorhersehbarkeit des eigenen <strong>Spiel</strong>es. Durch Bluff<strong>in</strong>g wird es dem Gegner<br />
erschwert sich e<strong>in</strong> Bild über die Strategie des <strong>Spiel</strong>ers zu machen <strong>und</strong> schafft<br />
somit Zweifel <strong>und</strong> Unsicherheit auf <strong>der</strong> Seite des Gegners. Es wird dann<br />
beson<strong>der</strong>s dadurch begünstigt wenn man als <strong>Spiel</strong>er gute Situationen erkennt,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Gegner e<strong>in</strong>e schwache Hand hält o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> fold sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
ist. Zudem ist Bluff<strong>in</strong>g auch gut geeignet um beim Gegner e<strong>in</strong>en falschen<br />
E<strong>in</strong>druck zu erwecken <strong>und</strong> ihn zu Fehlern zu verleiten, wenn se<strong>in</strong> Verhalten<br />
auf falschen E<strong>in</strong>drücken beruht. 43 E<strong>in</strong> Beispiel hierfür wäre e<strong>in</strong>e eigene<br />
anfangs hohe Bluff<strong>in</strong>g Frequenz mit späterer Reduktion. Dies würde den<br />
Gegner sukzessive dazu verleiten relativ häufig mitzugehen <strong>und</strong> von se<strong>in</strong>er<br />
optimalen Strategie abzuweichen. Diese Fehler, welche auf bewusst falsch<br />
erweckten E<strong>in</strong>drücken beruhen, generieren später Gew<strong>in</strong>ne für den <strong>Spiel</strong>er.<br />
Wie e<strong>in</strong>gangs erwähnt wurde ist Bluff<strong>in</strong>g trotz aller Vorteile ebenso mit<br />
Problemen verb<strong>und</strong>en, gerade wenn die Fähigkeiten unter den <strong>Spiel</strong>ern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Poker</strong>r<strong>und</strong>e stark divergieren. Wenn e<strong>in</strong> Gegner mit <strong>der</strong>selben Strategie spielt<br />
wie <strong>der</strong> <strong>Spiel</strong>er, so wird <strong>der</strong> Gegner eher die Aktionen e<strong>in</strong>es <strong>Spiel</strong>ers verstehen<br />
je gleicher das Niveau ist auf dem sie spielen. Die meisten Bluffs zeichnen sich<br />
dadurch aus die Pot-Odds <strong>der</strong>art zu verän<strong>der</strong>n, sodass die Gegner es vorziehen<br />
auszusteigen statt mitzugehen, weil es nicht mehr attraktiv genug ist <strong>und</strong> im<br />
Mittel nur Verluste für sie br<strong>in</strong>gt. Die Voraussetzung hierfür ist, dass die<br />
Gegner am Tisch aus demselben Entscheidungskalkül heraus handeln <strong>und</strong> ggf.<br />
ihre Pot-Odds kalkulieren. Wenn die Gegner aufgr<strong>und</strong> ihrer ger<strong>in</strong>gen<br />
Erfahrung o<strong>der</strong> kognitiven Fähigkeiten die Aktionen e<strong>in</strong>es <strong>Spiel</strong>ers an<strong>der</strong>s<br />
verstehen als <strong>der</strong> <strong>Spiel</strong>er selber, dann gerät die Effizienz des Bluff<strong>in</strong>g <strong>in</strong>s<br />
Stocken. Je unerfahrener <strong>der</strong> <strong>Spiel</strong>er ist, desto höher ist se<strong>in</strong>e Tendenz<br />
mitzugehen <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ger se<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit für das Umfeld. Der <strong>Spiel</strong>er<br />
42 Vgl. Swanson (2005), S. 10f. <strong>und</strong> Friedman (1971), S. 764-768.<br />
43 Vgl. Bill<strong>in</strong>gs et al. (2002), S. 208 <strong>und</strong> Rohwer & Salim (2005), S. 3f.<br />
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