sport auto #12

Ein schwarzes Band
zwischen den Rückleuchten zeichnet die rein
hinterradgetriebene Version aus
CARRERA
GTS
GTS-Details
20-Zoll-Räder mit
Zentralverschluss.
Hinsichtlich Präzision
und Kraftaufwand
optimiertes Siebengang-
Schaltgetriebe. Sehr
bequeme Sportschalensitze
und ein
Instrumentarium,
das auf den ersten Blick
wie aus Maranello wirkt:
knallroter Tourenmesser
DATEN & FAKTEN
Porsche 911 Carrera GTS
MOTOR Sechszylinder-Boxermotor, Bohrung mal Hub
(mm) 102,0 x 77,5, Hubraum 3800 cm³, Verdichtung
12,5 : 1, Leistung 430 PS (316 kW) bei 7500/min, Drehmoment
440 Nm bei 5750/min
KRAFTÜBERTRAGUNG Hinterradantrieb, manuelles
Sechsganggetriebe, PSM
BREMSEN Innenbelüftete und gelochte Scheiben
rundum, Durchmesser 330/330 mm, ABS
BEREIFUNG 235/35 R 19 vorn und 305/30 R 19 hinten
auf 8,5- und 11,0-Zoll-Leichtmetallfelgen
KAROSSERIE Zweisitziges Coupé, L x B x H (mm) 4509
x 1852 x 1295, Radstand 2450 mm, Tankvolumen 67 l,
Gewicht 1455 kg, Leistungsgewicht 3,4 kg/PS
FAHRLEISTUNGEN* 0–100 km/h in 4,4 Sekunden,
Höchstgeschwindigkeit 306 km/h, Verbrauch 9,0 l
Super Plus/100 km
GRUNDPREIS 117 549 Euro
*Herstellerangaben
muss der Handschalter-Fan aber schlucken:
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h
dauert mit 4,4 s fast eine halbe Sekunde
länger als mit Doppelkupplungsgetriebe, und
der NEFZ-Verbrauch steigt um fast zehn
Prozent auf 9,5 Liter pro 100 km. Aber wer
nur vernünftig denkt, braucht sowieso keinen
Sportwagen. Was da auf eine schizophrene Art
eher ernüchtert: dass der neue, auf 430 PS
und 440 Nm erstarkte 3,8-Liter-Boxer eher
weniger Schaltvorgänge als bisher braucht.
Der Sauger wirkt noch mal williger und
elastischer mit seinem breiteren Hochdrehmoment-Band.
Schon aus den tiefen 1000er-
Drehzahlen nimmt er Tempo auf und wechselt
seinen Ton von einem sonoren Sport-Bass
zum eher ekstatisch brüllenden Renn-Bariton
über 6000 Touren. So genial klingt eben
nur ein hochdrehender Sauger ohne Laderdämpfung
– einer Sportabgasanlage mit neuer
Abstimmung sei Dank. Dazu kommt diese
bedingungslos schnelle Ansprache im hohen
Drehzahlbereich. Die vermag logischerweise
keine Kräfte wie in einem Turbo zu wecken,
aber dafür entfacht sie mit ihrer scheinbar
gedankenlesenden Unmittelbarkeit eine fesselnde
Emotionalität. Der GTS schnappt zu
wie ein Schwabe nach der letzten Maultasche.
Immerhin 30 PS mehr als beim Vorgänger
spendiert der neue GTS, und Porsche macht
dafür vor allem die neue Resonanzsauganlage
verantwortlich. Diese ergänzt die zentrale
Schaltklappe durch eine weitere Resonanzklappe
in jedem der sechs Zylindersaugrohre.
Dabei lässt sich gezielt eine Resonanz
der angesaugten Luft und damit eine extrem
schnelle und effektive Brennraumfüllung
erzeugen. Weitere Optimierungsmaßnahmen
an den Einlasskanälen und ein vergrößerter
Ventilhub entdrosseln den Motor zusätzlich.
Wer sich den in vier verschiedenen Varianten
lieferbaren GTS zudem mit Hinterrad antrieb
bestellt, erntet mit 306 km/h das höchste
Spitzentempo im Quartett – und eine neutrale
bis heckgierige Fahrdynamik, die ihresgleichen
sucht. Wie alle neuen Elfer mit längerem
Radstand zeichnet auch den GTS eine vertrauenerweckende
Grenzbereichsruhe aus.
Der GTS erbt als reiner Hinterradtriebler
die breite Spur des Allradmodells von 1560
Millimetern. Es braucht einen Moment, bis
selbst versierte Fahrer realisieren, was mit
diesem roten Biest an Querbeschleunigung
möglich ist: lange, sehr lange neutral und
dann auf einen kleinen Gasstoß hin im seligen,
mit einer kurzen Gegenlenkbewegung
gut kontrollierbaren Drift – die packende Agilität
ist fast so gut wie beim alten GT3.
Einen 911er musst du blind schon an der
Direktheit und Fahrbahnverbundenheit beim
Einlenken erkennen. Beim 911 GTS spürst
du, dass er mit nochmals mehr Pixeln die
Fahrbahn liest und den Piloten zentimetergenau
führt. Konstruktiv wurde dafür die Karosserie
um zehn Millimeter tiefergelegt, und die
adaptiven Dämpfer (PASM) sowie eine mechanische
Hinterachssperre (Schaltgetriebe)
sind Serie.
Das alles mit einer gepflegten Brise Restkomfort,
die einen sehr sportlichen Gran
Turismo auszeichnet. Einmal Steak Carrera,
aber medium rare bitte! ◾
sportauto.de 12/2014 15