VERGLEICHSTEST FORD FIESTA SPORT BLACK EDITION, SUZUKI SWIFT SPORT UND VW POLO BLUE GT TECHNISCHE DATEN Ford Fiesta 1.0 EcoBoost Suzuki Swift 1.6 VW Polo Blue GT Motor Typ, Aufladung R3, Turbo R4, Sauger R4, Turbo Bohrung x Hub (mm) 71,9 x 82,0 78,0 x 83,0 74,5 x 80,0 Hubraum (cm³)/Verdicht. 998 / 10,0 1586 / 11,1 1394 / 10,5 PS/kW/Drehzahl 140 / 103 / 6000 136 / 100 / 6900 150 / 110 / 5000 Nm/Drehzahl 180 / 1400 160 / 4400 250 / 1500 Kraftübertragung Antriebsart Vorderrad Vorderrad Vorderrad Getriebeart, Gänge manuell, 5 manuell, 6 manuell, 6 Bremsen Bremsscheibenbauart Stahl, vorne innenbelüftet Stahl, vorne innenbelüftet Stahl, vorne innenbelüftet Scheiben Ø vo./hi. (mm) 278 / 253 272 / 233 288 / 230 Räder Bereifung v. h. 205/40 R 17 205/40 R 17 Conti Sport Contact 5 195/45 R 17 195/45 R 17 Conti Sport Contact 3 215/40 R 17 215/40 R 17 Dunlop SP Sport Maxx Felgenbreite v./h. (Zoll) 7,0 / 7,0 6,5 / 6,5 7,0 / 7,0 Karosserie L x B x H (mm) 3982 x 1722 x 1495 3850 x 1695 x 1510 3972 x 1682 x 1453 Radstand (mm) 2489 2430 2470 Tankvolumen (l) 42 42 45 Preise Grundpreis (Euro) 18 700 19 790 20 925 Testwagenpreis (Euro) 23 325 19 790 27 481 Unterhaltskosten Kfz.-Steuer 38 136 58 Haftpflicht Teilkasko Vollkasko TK TK TK 16 / 1119 21 / 484 20 / 2118 14 / 996 23 / 576 23 / 2688 14 / 996 21 / 484 19 / 1956 Fahrleistungen (Werksangaben) 0–100 km/h (s) 9,0 8,7 7,8 Vmax (km/h) 201 195 220 Messwerte Gewicht vollgetankt (kg) 1131 1079 1209 Verteilung v./h. (%) 62,4 / 37,6 62,6 / 37,4 62,0 / 38,0 Leistungsgewicht (kg/PS) 8,1 7,9 8,1 Verbräuche (l/100 km) minimal maximal Durchschnittsverbrauch 7,3 10,9 8,4 8,4 8,9 8,6 7,4 13 9,4 Beschleunigung (s) 0– 40 km/h 0–100 km/h 0–160 km/h 0–180 km/h 2,7 9,7 24,8 38,5 2,2 9,2 27,1 2,2 8,0 21,0 29,9 Elastizität (s) 4./5./6. Gang 80–120 km/h 80–160 km/h 8,3 / 10,4 20,1 / 25,5 9,0 / 13,8 / 18,8 23,0 / 33,0 / 46,7 6,8 / 8,3 / 10,7 16,8 / 19,6 / 25,0 GP-Kurs Hockenheim (min) 2.21,8 2.22,1 2.18,9 Slalom 18 m (km/h) 66,5 68,1 66,5 Bremsweg/Verzögerung aus 100 km/h kalt aus 100 km/h warm aus 200 km/h <strong>sport</strong> <strong>auto</strong>-Wertung GP-Kurs Hockenheim Slalom 18 m 0–100 km/h 100–0 km/h (warm) Leistungsgewicht Preis-Leistungs-Verh. Summe (max. 60 Pkt.) (m) / (m/s²) 38,1 / 10,1 39,2 / 9,8 127,1 / 9,8 2.21,8 min 2 66,5 km/h 7 9,7 s 2 39,2 m 4 8,1 kg/PS 1 134 Euro/PS 10 26 (m) / (m/s²) 37,5 / 10,3 38,7 / 10,0 123,9 / 10,1 2.22,1 min 2 68,1 km/h 9 9,2 s 2 38,7 m 5 7,9 kg/PS 2 146 Euro/PS 10 30 (m) / (m/s²) 37,5 / 10,3 38,6 / 10,0 121,2 / 10,3 2.18,9 min 3 66,5 km/h 7 8,0 s 4 38,6 m 5 8,1 kg/PS 1 140 Euro/PS 10 30 Konkurrenz-Umfeld Citroën DS3 32 Renault Twingo Gordini R.S. 30 Alfa Mito Quadrifoglio Verde 29 Abarth 500C 26 Das Leben als Kurve Für Fiesta, Swift und Polo gilt: desto mehr Kurven im Weg stehen, umso besser die Laune des Fahrers. Auch Kleinwagen können sehr schnell sein Rundenzeiten GP-Kurs Hockenheim Messbedingungen: Lufttemperatur 22° C, Asphalt: 20° C, Luftdruck: 1019 mbar 62 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 12/2014
MEINE MEINUNG So beeindruckend die vielen Sportwagen und hochmotorisierten Limousinen, die wir hier häufig besprechen, sein mögen – dort, wo sich das Autoleben meistens abspielt, kannst du dich problemlos mit Ford Fiesta Black Edition, Testredakteur Jens Dralle Suzuki Swift Sport und VW Polo Blue GT um den Verstand fahren. Mit dem Swift gelingt das am berauschendsten, er wirkt sehr lebendig, ein bisschen rowdyhaft vielleicht, erfordert dafür eine höhere Kompromissbereitschaft. Sein hochdrehender Sauger steht mit seinem blitzschnellen Ansprechverhalten in krassem Gegensatz zum hochaufgeladenen Dreizylinder-Triebwerk des Fiesta. Von ihm bin ich enttäuscht, denn ein halbstarker Auftritt und ein sympathischer Klang allein reichen nun mal nicht – das Fahrwerk zu weich, die Traktion mäßig, das ESP nicht abschaltbar. Letzteres gilt ebenso für den Polo und ist ebenso unverständlich, denn dessen Set-up käme gut ohne die Elektronik klar. So verschenkt der VW den Triumph, muss sich den ersten Platz mit dem Suzuki teilen – dem charismatischsten Typ dieses Trios. Schön. Dreizylinder-Varianten mit 100 und 125 PS angepasster Übersetzung. Wie auch immer, sobald der Ladedruck steht, kommt richtig Leben in die Ford-Bude. Mit dem typischen grummelig-brodelnden Klang der ungeraden Zylinderzahl garniert, spurtet der Ford los, wuselt diesseits von Messgeraden und Rennstrecke äußerst lebendig über Land. Seinen Fahrer integriert er dabei jedenfalls bestens, denn Lenkrad und Sitz lassen sich optimal einstellen, wenngleich auch hier die etwas hohe Sitzposition bleibt. Gute Arbeitsbedingungen also, ebenso drückt sich der Schalthebel praktisch von selbst in die rechte Hand, und das ist auch gut so, denn das Triebwerk dreht blitzschnell hoch, will spätestens bei 6500/min den nächsten Gang. Die Lenkung arbeitet nicht ganz so kumpelhaft wie die des Polo, doch das passt schon alles, andere Dinge stören mehr – die erstaunlich weiche Fahrwerksabstimmung beispielsweise, ohne dass der Federungskomfort davon profitieren würde. Nicht so wichtig? Stimmt. Ein ordentlicher Speed im 18-Meter-Slalom sowie eine gute Zeit auf der Rennstrecke dagegen umso mehr, und genau da verhindern die ausgeprägten Karosseriebewegungen des Fiesta bessere Resultate. So kommt beispielsweise beim Einlenken vor der Mercedes-Tribüne und im darauffolgenden Rechtsknick ziemlich viel Leben in die Black-Edition-Bude, offenbart zugleich die Traktionsschwäche des Ford. Dass sich das ESP nicht deaktivieren lässt und der Pedalweg der Bremse bei dieser Beanspruchung ziemlich schnell ziemlich lang wird, macht den Kohl dann auch schon nicht mehr fett. Und obwohl der Fiesta im täglichen Gebrauch vor allem aufgrund seiner fetzigen Optik und des charakterstarken Motors einen schon irgendwie packt, stellt ihn Ford selbst an die Wand: Der weit agilere, 182 PS starke ST kostet überschaubare 925 Euro mehr. Swift mit Saugmotor Dem Suzuki Swift kann das nicht passieren, hausinterne Konkurrenz lässt sich im eher braven Programm der Japaner nun wirklich nicht entdecken – und selbst bei anderen Herstellern wird’s dünn, denn Suzuki hält tapfer am Saugmotor fest, zumindest so lange, bis sich der Konzern eigene Turbomotoren leisten kann. Egal. Bis es so weit ist, sollten Fans heißer Kleinwagen den Japaner unbedingt recht weit oben auf ihrer Einkaufsliste parken. Der 11,0 : 1 verdichtete 1,6-Liter-Motor bedauert es nämlich zutiefst, dass er sich nicht selbst den Befehl zum Gasgeben erteilen kann, wartet also höchst ungeduldig darauf, dass der trödelige Fahrer in die Puschen kommt. Sofort legt der Vierzylindermotor los, will schnell über die 5000/min-Marke hinaus, denn dort zieht er sich eine Extradosis Temperament aus den Brennräumen, jubelt weiter bis 7000 Umdrehungen. Dann, zack, schnell den nächsten Gang reinschnippen, exakt, auf kurzem Weg, der Anschluss passt, sofort beginnt die Gaudi aufs Neue. Klar, die Nachteile des Saugers verstecken sich nicht großartig, denn bei der IM SWIFT RESUBLIMIERT DIE IDEE DES AUTHENTISCHEN KLEINWAGEN- KRACHERS Elastizität muss er Ford und vor allem VW ziehen lassen. Im Swift resublimiert die im Wahn der Verbrauchseffizienz verdampfte Idee eines authentischen, günstigen Kleinwagen- Krachers, der seinen Besitzer dennoch nicht im täglichen Gebrauch zermürbt. Ja, der Swift verlangt nach der meisten Schaltarbeit des Trios, ja, sein Fahrwerk teilt recht herbe Stöße aus, und ja, auf der Autobahn kann das dröhnige Triebwerk schon ein bisschen an den Nerven zehren (zumal es der Audioanlage kaum gelingt, dagegen anzustinken). Doch nur im Swift findet sich die beste Verzahnung von Fahrer, Antrieb und Fahrwerk. Natürlich untersteuert auch der Japaner vor allem unter Last am Kurvenausgang, wie beispielsweise in der Senke oder in der Nordkurve. Im Gegensatz zu Fiesta und Polo lässt er sich allerdings über einen gezielten Lastwechsel optimal platzieren, und weiter geht’s. Harter Kampf auf dem GP-Kurs Schnell springt der Funke über, der Swift steckt an, selbst wenn er sich in der Parabolica wirklich strecken muss, um an den beiden Turbo-Kompakten dranzubleiben. Zumindest den Ford legt er sich dann in den Kurven wieder zurecht, beschleunigt dank besserer Traktion auch wieder heraus und muss sich überdies von keiner übermütigen Elektronik einbremsen lassen – denn die hat Sendepause. Stattdessen kann sich der Fahrer auf eine ordentliche Hardware verlassen, denn die Bremswirkung lässt sich gut dosieren, die Verzögerung liegt zusammen mit der des Polo auf einem ordentlichen Niveau – und lässt auch nicht nach. So quirlig sich der Swift über den Grand-Prix-Kurs treiben lässt, gelingt es ihm aufgrund seines Drehmoment-Defizits nicht, seine Konkurrenten vollends aufzuschnupfen. Auf dem Kleinen Kurs sähe das möglicherweise anders aus. Revanche? Mal sehen. Im Slalom-Parcours zeigt der Suzuki jedenfalls jetzt schon mal, wo der Japaner den Sake holt, und wetzt mit 68,1 km/h um die Pylonen, während Polo und Fiesta jeweils 66,5 km/h erreichen – Respekt. Es fällt also durchaus leicht, dem Swift Sport ebenso schnell zu verfallen wie den leistungsstarken Knallbonbons in diesem Segment. Er schafft es sogar, mit dem schnellen und ausgewogenen VW nach Punkten gleich zu ziehen. Und der Fiesta? Wie gesagt, der Aufpreis zum ST fällt nicht besonders gewaltig aus ... ◾ <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 12/2014 63