3-2013
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
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Qualitätssicherung<br />
Schlüsselfertige Lösungen für komplexe Funktionstests<br />
Bild 1: Voraussetzungen und Ablauf für einen Funktionstest<br />
Die Fertigung von elektronischen<br />
Geräten steht gerade vor<br />
einer Umwälzung: Die Mobilfunktechnik<br />
entwickelt sich<br />
schnell weiter, und bisher analoge<br />
Geräte werden nunmehr<br />
digital, speziell in der Kommunikations-<br />
und der Speichertechnik.<br />
Dadurch verschmelzen<br />
bisher getrennte, ganz verschiedene<br />
Funktionen miteinander.<br />
Dies geschieht in der<br />
Medizin, der Unterhaltungselektronik,<br />
der Fahrzeugtechnik,<br />
den Medien, der Kommunikationsbranche,<br />
der Computer-<br />
und Sicherheitstechnik.<br />
Weitere große Trends in der<br />
Fertigerbranche (EMS, Electronic<br />
Manufacturing Services)<br />
sind das Erstarken „grüner“<br />
Elektronikprodukte, die<br />
immer strengeren Umweltgesetzen<br />
entsprechen müssen, etwa<br />
RoHS (Restriction of Hazardous<br />
Substances) und WEEE (Waste<br />
Electrical and Electronic Equipment)<br />
und die immer kürzeren<br />
Produktlebenszyklen elektronischer<br />
Geräte.<br />
Um diesen Megatrends<br />
gerecht zu werden, muss die<br />
Autor:<br />
Adrian Ababa,<br />
Agilent Technologies<br />
Fertigerbranche ständig ihre<br />
Produktivität erhöhen und ihre<br />
Kosten verringern. Ein Gebiet,<br />
auf dem man sich im Wettbewerb<br />
abheben kann, ist die Messtechnik.<br />
Die richtige Strategie<br />
auf diesem Sektor verkürzt die<br />
Produktionszeit, erhöht die Ausbeute<br />
und spart dadurch Kosten.<br />
Will ein Lohnfertiger seine<br />
Messtechnik als ein strategisches<br />
Werkzeug nutzen, mit<br />
dem er sich vom Wettbewerb<br />
abheben kann, braucht er ein<br />
schlagkräftiges und kompetentes<br />
Team, muss in Prozesse<br />
und Technologie investieren und<br />
eine ganzheitliche Teststrategie<br />
entwickeln, die alle Herstellungsschritte<br />
und das gesamte<br />
Produktportfolio abdeckt. Dies<br />
ermöglicht dem Unternehmen<br />
eine schlanke Testentwicklung<br />
und sorgt dafür, dass vorhandene<br />
Tests in hohem Maß für<br />
viele Prozesse und Produkte wiederverwendet<br />
werden können.<br />
Will ein Hersteller effiziente<br />
Messtechnik aufbauen, muss er<br />
Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
entwickeln, die den gesamten<br />
Produktlebenszyklus abdecken.<br />
Dies soll am Beispiel des Aufbaus<br />
einer Funktionsteststation<br />
(FCT) am Ende einer Produktionslinie<br />
demonstriert werden.<br />
Hierfür gilt es alle beteiligten<br />
Bereiche zusammenzuführen,<br />
von der Entwicklung<br />
über die Produktion bis hin zu<br />
Wartung und Support. Bild 1<br />
verdeutlicht den Lebenszyklus<br />
eines FCT-Systems.<br />
Im ersten Schritt legen Testingenieure<br />
die Ziele und die Systemarchitektur<br />
des Testsystems<br />
fest. Diese hängen vom Produktionsumfeld<br />
und der jeweiligen<br />
Anwendung ab. In einem Produktionsumfeld<br />
mit großen<br />
Stückzahlen und nur wenigen<br />
unterschiedlichen Modellen<br />
ist das Hauptziel, Hunderttausende<br />
Testobjekte möglichst<br />
schnell und preisgünstig testen<br />
zu können. In einer Produktionsumgebung<br />
mit relativ geringen<br />
Stückzahlen, dafür aber vielen<br />
unterschiedlichen Modellen<br />
ist das primäre Ziel, die<br />
Teststation mit möglichst kurzer<br />
Umrüstzeit für möglichst<br />
viele Zwecke einsetzen zu können.<br />
Bild 2 zeigt den typischen<br />
Aufbau eines Testsystems. Ein<br />
Testingenieur muss hierzu folgende<br />
Komponenten festlegen:<br />
• Testgeräte (Stimulus und<br />
Messgeräte)<br />
• Computerausstattung (Computer,<br />
Software und Schnittstellen)<br />
• Schalter (Relais, die Messgeräte,<br />
Schnittstellen und<br />
ggf. Lasten ans Testsystem<br />
anlegen)<br />
• Mehrfachverbindungen zum<br />
Testobjekt<br />
• Stromversorgung des Testobjekts<br />
• spezifische Verbindungen zum<br />
Testobjekt (Lasten, Schnittstellen)<br />
Bei den Messgeräten gilt es,<br />
zwischen Einzelgeräten und<br />
modularen Geräten zu wählen.<br />
Erstere sind Standgeräte,<br />
die aus Platzgründen in ein<br />
Rack montiert und von außen<br />
durch einen PC gesteuert werden.<br />
Modulare Messgeräte sind<br />
Steckkarten, die in das zugehörige<br />
Grundgerät eingesetzt werden.<br />
Sie werden von einem eingebauten<br />
Controller oder einem<br />
externen PC gesteuert.<br />
Bei der Entscheidung für eine<br />
dieser Möglichkeiten spielen folgende<br />
Überlegungen eine Rolle:<br />
• vorhandener Messgerätebestand<br />
(Einzelgeräte oder<br />
modulare Geräte)<br />
• Wartungskosten (Reparaturkosten<br />
und Kosten für das<br />
Vorhalten von Ersatzteilen<br />
und -geräten)<br />
Testingenieure sollten prüfen,<br />
ob das steuernde Computersystem<br />
manuell bedient werden<br />
oder halb- bzw. vollautomatisch<br />
laufen soll. Weitere<br />
Überlegungen sind:<br />
• Einzelgerät oder Steckkarte<br />
• Braucht dieses Computersystem<br />
Erweiterungsmöglichkeiten?<br />
• Was kosten Upgrades und<br />
Wartung?<br />
Die Auswahl der geeigneten<br />
Schaltertypen und der geeigneten<br />
Schalttopologie beeinflusst<br />
Kosten, Geschwindigkeit,<br />
Lebensdauer, Sicherheit<br />
und Funktion eines Testsystems.<br />
Je nach Komplexität kann man<br />
die Schalter in drei Kategorien<br />
einteilen:<br />
• einfache Relais<br />
• Multiplexer und<br />
• Matrizen<br />
Welche Möglichkeit man hier<br />
sinnvollerweise wählt, hängt<br />
von der Zahl der Messgeräte<br />
und Messpunkte ab, ob die Verbindungen<br />
simultan hergestellt<br />
werden müssen oder nicht, von<br />
der notwendigen Testgeschwin-<br />
6 3/<strong>2013</strong>