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Hans Joachim Iwand, Das Bild Jesu Christi nach ausgewählten ...

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Aber wir werden diese Frage weiter entfalten, wenn wir die Bedeutung<br />

des Johanneischen ἐγώ εἰμι entwickeln werden. Nur das sei<br />

von vornherein gesagt: Der welcher als Subjekt hinter den Johanneischen<br />

Reden steht, dieses ἐγώ, ist nicht der historische <strong>Jesu</strong>s, und<br />

Johannes hat niemals seine Reden als historische ausgegeben, im Gegenteil,<br />

gerade in den Reden liegt die Correctur am Historismus, am<br />

bloßen Erzählen des Lebens <strong>Jesu</strong>, als einer im Perfectum liegenden<br />

Geschichte.<br />

Vielleicht ist damit die Bedeutung des<br />

ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο<br />

getroffen. Jedenfalls versteht man von hier aus leicht die Anlage<br />

unseres Evangeliums: <strong>Das</strong> irdische Leben <strong>Jesu</strong> ist genau gegenüber<br />

den Reden abgemessen. Alle Wunder, bis auf die beiden ersten, sind<br />

durch lange Reden erleuchtet. Der Leidensgeschichte <strong>Jesu</strong> sind die<br />

Abschiedsreden vorangeschickt, zwischen beiden steht das sogenannte<br />

Hohepriesterliche Gebet, es verknüpft Rede und Ereignis durch die<br />

Anrufung Gottes.|[XI]/280|<br />

Die Reden haben also im Evangelium grundsätzliche Bedeutung.<br />

Denn sie sind das Kundwerden des λόγος. So wie dieser von Gott ist,<br />

so sind auch die Reden von Gott. Wie dieser unabhängig ist von der<br />

Zeiten Vergänglichkeit, so auch die Reden.<br />

Diese Darstellungsform ist nichts anderes als die Durchführung<br />

des eingangs kundgemachten Prinzips: ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο.<br />

Aber ebenso deutlich ist das Festhalten an dem, was mit dem<br />

Begriffe σάρξ gegeben ist, das Festhalten an der sinnlich greifbaren<br />

Realität des Geschehens. Johannes erzählt die Wunder nicht, um<br />

Symbole für die Reden zu geben. Johannes korrigiert die Leidensgeschichte<br />

in Hinsicht der Chronologie und der Topologie. Es ist ganz<br />

deutlich, daß er die synoptische Anlage berichtigt. In seinen Wundererzählungen<br />

stellt er concrete Züge im einzelnen heraus. Dem Blinden<br />

wird Lehm auf die Augen gestrichen, <strong>Jesu</strong>s wandelt über den See,<br />

obwohl kein Boot am Ufer lag, Lazarus lag bereits |XII/281| drei Tage<br />

im Grabe und Verwesungsgeruch umgab ihn, etc. etc. Wrede hat diesen<br />

Charakter der Wundererzählungen gut hervorgehoben.<br />

Aber wir verstehen diese Anlage des Evangeliums. Es ist notwendig,<br />

die σάρξ zu betonen, damit die Reden den Menschen nicht in<br />

das Gebiet der zeitlosen Wahrheit d.h. in das der philosophischen<br />

Speculation verführen.<br />

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