Hans Joachim Iwand, Das Bild Jesu Christi nach ausgewählten ...

den Toten. |54| 287
Auch die synoptischen Evangelien sind Predigt von dem Auferstandenen.
288 Sie sind das erste und einzigartige Dokument für das
nun erst hervorbrechende klare Verständnis der Jünger in alle dem,
was sie erlebten. Es ist garnicht einzusehen, warum sie sonst diese
Erinnerungen hätten festhalten sollen – Erinnerungen behält man an
einen Toten – nein, jetzt erst verstehen die Jünger alles, was sie erlebt
haben, und dieses Verstehen wird von selbst zur |55| Predigt. Das ist
natürlich nur eine Andeutung. M[einem] dilettantischen – leider auf
diesem Gebiete dilettantischen – Empfinden nach sind die Evangelien
aus vielen kleinen Sonntagsepisteln und Predigten zusammengesetzt.
Ursprünglich veranschaulichte jede kleine Erzählung, jedes Wunder,
jedes Gleichnis das Ganze des Geschehen[s]. Da sie das Leben Jesu
von rückwärts her verstehen, erscheint ihnen alles, was einst geschah,
symbolisch. Das gilt natürlich nur für die historischen Stücke. Für die
Worte Jesu liegt ja das Problem einfacher. Die sind nun Wort Gottes.
Aber das sind nur Andeutungen; einfach zu dem Zweck, damit
Sie erkennen, daß unser Gesichtspunkt, an der Stelle des historischen
Jesus mit dem Auferstandenen anzuheben – auch die historischen
Probleme anerkennt und in Angriff nehmen läßt. Aber jedenfalls –
vom Auferstandenen lebendigen 289 kann man nur predigen – der Begriff
der Biographie steht zu ihm in fast lästerlichem Widerspruch. |56|
287 Kähler 1896, 65. Das gleiche Zitat auch oben S. |25| des Iwand-Manuskripts,
jedoch an unserer Stelle hier genauer dem Kählerschen Wortlaut entsprechend.
288 Dieser Gedanke – bei Kähler u.a. S. 66 – spiegelt sich in Iwands These I 9.
289 Das zweite Wort ist über die Zeile geschrieben und gehört vielleicht eher vor das
erste.
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