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Hans Joachim Iwand, Das Bild Jesu Christi nach ausgewählten ...

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Es geht nicht an, daß wir einen großen Teile des Lebens <strong>Jesu</strong><br />

historisch-psychologisch betrachten und dieser Betrachtung dann im<br />

Nachweis des Selbstbewußtseines eine Grenze ziehen. Denn selbst<br />

zugegeben, daß das Selbstbewußtsein <strong>Jesu</strong> unbegreiflich ist, so ist das<br />

doch nur eine Unbegreiflichkeit neben anderen. Wie weit ist psychologisch<br />

nicht jeder Mensch in seinem Selbstbewußtsein unbegreiflich<br />

Ist diese Unbegreiflichkeit für den Historiker von irgend einem Belang<br />

Muß er nicht vieles liegen lassen, was nicht zu enträtseln ist<br />

Von Belang für die Forschung ist nur das Begreifbare. Von Belang für<br />

die Historie ist die Unbegreiflichkeit des Selbstbewußtseins nur dann,<br />

wenn diese faktisch begreifbar ist und dennoch der historischen Betrachtung<br />

unbegreiflich bleibt. Nur das bedeutet eine Grenze. <strong>Das</strong> Unbegreifliche<br />

als solches bedeutet nur die Peripherie, die immer im<br />

Dunkel liegt, wo Licht auf die Mitte fällt. Also darauf kommt es an:<br />

Welche Stellung räumt der Historiker diesem Phänomen des Selbstbewußtseins<br />

<strong>Jesu</strong> ein! Sieht er es als peripher |12| oder als central an.<br />

Um es als central anzusehen, dazu muß er bereits mehr sein als nur<br />

historisch-betrachtend. Oder – anders gesagt – vor der Unbegreiflichkeit<br />

des Selbstbewußtseins <strong>Jesu</strong> halt machen, heißt noch nicht: Vor<br />

<strong>Jesu</strong>s halt machen. <strong>Das</strong> scheidet aber Loofs nicht voneinander.<br />

Der Grund für den Fehler, den Loofs als Historiker begeht, liegt<br />

im Theologischen. Der Begriff Selbstbewußtsein ist auf <strong>Jesu</strong>s nicht<br />

anwendbar. Er wird zwar von positiver theologischer Seite nicht minder<br />

oft gebraucht wie von liberaler. Aber er wird in der Schrift direkt<br />

abgelehnt: „So ich von mir zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. Ein<br />

anderer ist es, der von mir zeugt.“ (Joh. V 31). Es handelt sich also der<br />

Schrift nicht um den Nachweis, daß sich <strong>Jesu</strong>s für den Messias hielt, –<br />

dann wäre sein Zeugnis nicht wahr – sondern darum, daß er der Messias<br />

war: weil es ein anderer bezeugte, dessen Zeugnis wahr ist, Gott!<br />

Jetzt haben wir erst die Unbegreiflichkeit des Selbstzeugnisses<br />

herausgestellt: <strong>Das</strong> ist unbegreiflich, gerade weil es in seiner ganzen<br />

Be|13|greifbarkeit ausgesprochen ist. Daß sich <strong>Jesu</strong>s für den Messias<br />

hielt, können wir am historischen Material feststellen. Daß er sein<br />

Zeugnis nicht von sich hatte, sondern von Gott, das können wir nicht<br />

mehr feststellen. <strong>Das</strong> müssen wir ihm glauben. Und nur der glaubt, der<br />

des ebenso gewiß, nein, der dessen gewiß ist, dem er glaubt. Er nimmt<br />

ja seine Gewißheit von dem, dem er glaubt, und hat ohne diese Gemeinschaft<br />

auch keine Gewißheit. <strong>Das</strong> ist theologisch vom sogenannten<br />

Selbstbewußtsein <strong>Jesu</strong> geredet. Und sehen wir es erst einmal so –<br />

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