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Hans Joachim Iwand, Das Bild Jesu Christi nach ausgewählten ...

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Zu 2)<br />

[Zweite Dublette] 37<br />

II Vorlesung (3) |74–78|<br />

|74| Sind wir denn wirklich im Recht mit dem in der vorigen<br />

Stunde Behaupteten. Unser ganzes Bemühen ist dies gewesen, darzutun,<br />

daß das Bekenntnis zu Christus lauten muß: Du bist der Christus<br />

– niemals lauten darf: Wir halten dich dafür. Denn wir halten ihn dafür,<br />

weil er es ist, und nicht ist er es, weil wir ihn dafür halten. <strong>Das</strong><br />

Bekenntnis ist also nicht das Kundtun der eigenen subjektiven Überzeugung<br />

des Bekenners – die mag sehr schwankend sein – sondern der<br />

Aufweis dessen, was wirklich ist. Darum sagt Petrus indicativisch: σὺ<br />

εἶ. Indicare heißt anzeigen, entdecken, verraten. Und als ein Verrat<br />

von Verborgenem , von Geheimnis, wird auch sein Bekenntnis im<br />

N[euen] T[estament] gewertet, nicht als Beitrag zur Psychologie des<br />

Petrus. <strong>Das</strong> N.T. urteilt: Der Petrus hat es getroffen. Sein Bekenntnis<br />

ist lediglich eine die Sache treffende Constatierung.|75|<br />

Damit scheinen wir nun in eine große Schwierigkeit zu geraten,<br />

eine Schwierigkeit, mit der sich die beiden, erkenntnistheoretisch vielleicht<br />

fruchtbarsten Untersuchungen der neuesten Zeit befassen: ich<br />

denke an Heims Glaubensgewißheit und an Gogartens: Ich glaube an<br />

den dreieinigen Gott. Heim sieht die Schwierigkeit darin, daß ich immer<br />

von mir abstrahieren kann, und Gogarten darin: daß wir die Wirklichkeit<br />

mit der Möglichkeit vertauschen.<br />

Vielleicht darf man sagen, darum scheint uns die Apodicticität<br />

der Glaubensgewißheit im Bekenntnis problematisch, weil wir uns<br />

immer auf den Standpunkt eines Dritten stellen können – von dessen<br />

Standpunkt aus unser Bekenntnis nur als unsere Meinung erscheint,<br />

nicht πίστις – sondern δόξα, γνώμη; |76| Seine – dieses Dritten –<br />

Existenz, muß also in dem Verhältnis gegründet sein, daß ich zu mir<br />

selbst einnehme. Seine Denkbarkeit ist der Nachweis für den Bestand<br />

eines solchen Verhältnisses. Und gerade darum darf er [es] nie weg-<br />

37 Diese Fassung ist nahe am Wortlaut der Ersten Dublette. Sie ist besonders sauber<br />

geschrieben und die Unterstreichungen sind offenbar mit dem Lineal gezogen.<br />

35

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