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Hans Joachim Iwand, Das Bild Jesu Christi nach ausgewählten ...

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griechisch] (δίκαιος Menschensohn-Titel seit Henoch) redeten, desselben,<br />

den Ihr nun verraten und ermordet habt.“ <strong>Das</strong> ist der entscheidende<br />

Schlag gegen das Judentum. Sie, die sich als die Verehrer der<br />

Propheten glauben, stehen in der Tradition ihrer Mörder. Eine unerbittliche<br />

Schicksalslinie schneidet mitten durch das Volk der Verheißung:<br />

Hier die dem Messias vorauflaufenden Gottesboten und er<br />

selbst, die sterben müssen – dort das Volk, die Priesterschaft und die<br />

staatliche Macht, die Werkzeug Gottes sind in diesem unabwendbaren<br />

Gericht und dadurch gerade ihre Verlorenheit dokumentieren. Johannes<br />

hat auch dieses gut ins Wort gefaßt: Wer nicht glaubt, der ist<br />

schon gerichtet. |90|<br />

Wir haben nun auch die Kampffront deutlich vor uns, in der sich<br />

die Urgemeinde befand. Daß sie mit den Juden in gleicher Weise das<br />

Alte Testament anerkannten, das war nicht eine Abschwächung, sondern<br />

das war die schärfste Form des Kampfes. Um dieses Recht auf<br />

die Schrift ging gerade der Kampf. Denn die Apostel lassen nun die<br />

γραφή selbst wider ihre Behüter und Verehrer zeugen. Die Ungelehrten<br />

treten gegen die Rabbinen auf und geben sich nun als die Vertreter<br />

der Anklage, welche die ganze Geschichte des Volkes wider die erhebt,<br />

die sie am besten zu bewahren trachten. Die Christen schritten<br />

also damit zum Angriff auf die heiligsten Güter des Judentums. Nicht<br />

die Predigt vom Auferstandenen, sondern deren Verbindung mit dem<br />

Schriftbeweis, das neue Messiasbild und das Gottesgericht, die machen<br />

aus dem Gegensatz einen Kampf um Leben und Tod . Nicht die<br />

Juden – sondern die Christen waren die Unerbittlichen. Und wir urteilen<br />

ungeschichtlich, wenn wir die Urgemeinde in die Nähe des Judentums<br />

rücken. |91|<br />

Aber dieser ganze Kampf wäre unverständlich, wenn wir nicht<br />

annehmen, daß mit der Auferstehung eine neue Schrifterkenntnis anhebt,<br />

aus der sich die ersten Züge der Christologie überhaupt ergeben.<br />

Man könnte als Vergleich etwa daran erinnern, daß Luther über sein<br />

Turmerlebnis, wo er an Rm I, 17 den Begriff: iustitia neu verstand –<br />

die Worte gesetzt hat: ibi continuo mihi alia facies totius scripturae<br />

apparuit. Die urchristliche Christologie ist nur so zu verstehen, sie ist<br />

in einer großen Stunde begonnen worden, sie ist der Inhalt der Predigt<br />

und die schärfste Waffe gegen die Juden. [Am Rand:] Ohne die<br />

Schrift wäre keiner der beiden weltgeschichtlichen Augenblicke<br />

denkbar. Die γραφή ist eben mehr als eine Urkunde.<br />

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