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Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der ... - Amazon S3

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AWMF onl<strong>in</strong>e - <strong>S3</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie Anästhesiologie: <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Delirmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensiv...<br />

76% nutzten Fentanyl, 43% Sufentanil [51]. In e<strong>in</strong>er Folgeuntersuchung [52] zeigte sich e<strong>in</strong>e Zunahme <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Applikation von Fentanyl (65% auf 79%) <strong>und</strong> Ketam<strong>in</strong> (6% auf 13%), bei gleich bleiben<strong>der</strong> Anwendung von Sufentanil (29%<br />

auf 26%), Alfentanil (6% auf 6%), während die Anwendung von Morph<strong>in</strong> (59% auf 38%) deutlich rückläufig war.<br />

Aktuelle Umfrageergebnisse aus Deutschland zeigten, dass Sufentanil <strong>in</strong>zwischen signifikant häufiger zur systemischen<br />

<strong>Analgesie</strong> ( 72<br />

St<strong>und</strong>en mit 64% signifikant häufiger Sufentanil als die allgeme<strong>in</strong>en Krankenhäuser mit 42% [54]. Sufentanil kann aufgr<strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er bei äquianalgetischer Dosierung stärker sedierenden Eigenschaften auch als Monosubstanz zur <strong>Analgesie</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Sedierung</strong> e<strong>in</strong>gesetzt werden. Sowohl Fentanyl als auch Sufentanil zeichnen sich neben <strong>der</strong> analgetischen Wirkung durch<br />

e<strong>in</strong>e sehr gute kardiovaskuläre Stabilität aus [55]. Kroll W <strong>und</strong> List WF [56] konnten im Rahmen e<strong>in</strong>er Studie zur Effektivität<br />

<strong>der</strong> <strong>Analgesie</strong> mit Sufentanil bei kritisch kranken beatmeten Patienten feststellen, dass Sufentanil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dosis von<br />

1µg/kgKG/h e<strong>in</strong> adäquates Analgetikum ist. Sie verwiesen jedoch auf die Gefahr <strong>der</strong> Hypotension bei vorbestehen<strong>der</strong><br />

Hypovolämie bzw. Dehydrierung. In e<strong>in</strong>er Dosierung von 0,25 bis 0,35µg/kgKG/h war <strong>der</strong> Sufentanile<strong>in</strong>satz auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wean<strong>in</strong>gphase bei spontan atmenden Patienten problemlos ohne das Auftreten von Atemdepressionen möglich. Auch<br />

Prause A et al. [57] konnten bestätigen, dass die kont<strong>in</strong>uierliche Sufentanilgabe den Atemantrieb bei spontan atmenden<br />

Patienten auch bei hohen Dosierungen unter <strong>der</strong> Voraussetzung e<strong>in</strong>es adäquaten <strong>Sedierung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Analgesie</strong>niveaus nicht<br />

be<strong>in</strong>trächtigt, verweisen jedoch auf die Gefahr <strong>der</strong> Apnoe nach Bolus<strong>in</strong>jektionen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die<br />

Vitalfunktionen sorgfältig zu überprüfen <strong>und</strong> bei assistierter masch<strong>in</strong>eller Beatmung die Alarmgrenzen sowie die Apnoe-<br />

Ventilationsfunktion sorgfältig e<strong>in</strong>zustellen. Die rasche Verteilung <strong>und</strong> relativ kurze Elim<strong>in</strong>ationshalbwertszeit führen zu e<strong>in</strong>er<br />

raschen Reversibilität <strong>der</strong> <strong>Analgesie</strong> mit Sufentanil auch nach längerer Infusion [58]. Den verbreiteten E<strong>in</strong>satz von<br />

Sufentanil während <strong>der</strong> Entwöhnung von <strong>der</strong> Beatmung bestätigten auch die Umfrageergebnisse von Mart<strong>in</strong> J et al. [54]<br />

[53]: Zur <strong>Analgesie</strong> im Wean<strong>in</strong>g gaben 42/50 % bzw. 30/22% Prozent <strong>der</strong> deutschen Krankenhäuser an, Sufentanil bzw.<br />

Fentanyl zu applizieren. Dabei setzten die Universitätskl<strong>in</strong>iken während <strong>der</strong> Entwöhnung von <strong>der</strong> masch<strong>in</strong>ellen Beatmung<br />

mit 64 Prozent signifikant häufiger Sufentanil e<strong>in</strong> als die allgeme<strong>in</strong>en Krankenhäuser (40%) [54].<br />

Direkte Vergleiche zwischen Morph<strong>in</strong> <strong>und</strong> den neueren Opioiden gibt es nur wenige. In e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kohorte wurden<br />

Patienten nach kardiochirurgischen E<strong>in</strong>griffen entwe<strong>der</strong> mit Bolusgaben von Morph<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Sufentanil-Dauer<strong>in</strong>fusion<br />

behandelt, jeweils an e<strong>in</strong>er NRS orientiert. Während <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> <strong>Analgesie</strong> <strong>in</strong> Ruhe <strong>in</strong> beiden Gruppen gleich war, zeigte<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sufentanilgruppe bei <strong>der</strong> Extubation, Lagerungsmanöver <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Physiotherapie e<strong>in</strong>e reduzierte<br />

Schmerz<strong>in</strong>tensität [59] (Kardiochirurgische Patienten, kle<strong>in</strong>es Kollektiv, N=26) die zwar die Berechtigung <strong>der</strong> Trends <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

tatsächlichen kl<strong>in</strong>ischen Praxis bestätigen, aber nicht ausreichend s<strong>in</strong>d, um hier e<strong>in</strong>e klare Empfehlung auszusprechen.<br />

Bedeutsamer für die Empfehlung gegen Morph<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d eher die u.g. Gesichtspunkte.<br />

Im Gegensatz zu den Empfehlungen <strong>der</strong> amerikanischen Leitl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> zur dänischen Untersuchung wird Morph<strong>in</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er häufig auftretenden unerwünschten Nebenwirkungen wie Histam<strong>in</strong>freisetzung, Pruritus, ausgeprägt obstipierende<br />

Wirkung <strong>und</strong> Akkumulation sowie unvorhersehbarer Wirkdauer bei Nieren<strong>in</strong>suffizienz durch renal elim<strong>in</strong>ierte Metabolite <strong>in</strong><br />

Deutschland kaum e<strong>in</strong>gesetzt [54] [53] [60]<br />

B.II.3.1.1.2. Alfentanil<br />

Alfentanil wird als kurz wirksames Opioid im Rahmen <strong>der</strong> Intensivmediz<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen zur Langzeitanalgesie<br />

verwendet, kann jedoch Vorteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bolusapplikation zur Optimierung des <strong>Analgesie</strong>niveaus im Rahmen diagnostischer<br />

<strong>und</strong> therapeutischer Maßnahmen br<strong>in</strong>gen [61] Allerd<strong>in</strong>gs ist bei <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen (Infusions-)Dosierung von Alfentanil<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> langsamen Metabolisierung mit e<strong>in</strong>er Kumulation zu rechnen [62].<br />

B.II.3.1.1.3. Remifentanil<br />

Zur Durchführung e<strong>in</strong>er kürzer dauernden <strong>Analgesie</strong> = 72 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei postoperativen Patienten, bei denen Wean<strong>in</strong>g<br />

angestrebt wird, kann die kont<strong>in</strong>uierliche Applikation von Remifentanil empfohlen werden [4, 63]. Auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage se<strong>in</strong>er<br />

pharmakologischen Beson<strong>der</strong>heiten gew<strong>in</strong>nt auch Remifentanil zunehmend an Bedeutung im <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

<strong>Analgesie</strong>konzept ([4]). Insbeson<strong>der</strong>e multimorbide Patienten mit Leber- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Nierenfunktionsstörungen profitieren von<br />

gut steuerbaren Substanzen mit kontrollierter Wirkdauer. Dies verr<strong>in</strong>gert die Gefahr <strong>der</strong> Akkumulation <strong>und</strong> sich daraus<br />

ergebenden verlängerten Beatmungszeiten mit erhöhtem Pneumonierisiko. Remifentanil wird durch unspezifische<br />

Esterasen unabhängig von Leber- <strong>und</strong> Nierenfunktion abgebaut, wobei mit Remifentanilsäure e<strong>in</strong> Metabolit mit nur<br />

m<strong>in</strong>imaler Aff<strong>in</strong>ität zum Opioidrezeptor entsteht, so dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> bei Intensivpatienten häufig vorkommenden<br />

renalen Dysfunktion selbst bei längerfristiger Remifentanilanwendung ke<strong>in</strong>e prolongierten Wirkungen auftraten [4]) [44];<br />

[64].<br />

Durch den E<strong>in</strong>satz von Remifentanil bei geplanter Kurzzeitsedierung < 72 St<strong>und</strong>en ist e<strong>in</strong>e zügigere Extubation mit<br />

24<br />

12.01.2010

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