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Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der ... - Amazon S3

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AWMF onl<strong>in</strong>e - <strong>S3</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie Anästhesiologie: <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Delirmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensiv...<br />

COX-2 Inhibitoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Schwangerschaft <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Stillzeit kontra<strong>in</strong>diziert ([57], Fach<strong>in</strong>formation<br />

des Herstellers, [47]). Es liegen tierexperimentelle Untersuchungen vor (Ratten, Kan<strong>in</strong>chen), bei denen durch Anwendung<br />

von Celecoxib Reproduktionstoxizität sowie Missbildungen beobachtet wurden (Fach<strong>in</strong>formation des Herstellers). Bezüglich<br />

e<strong>in</strong>es möglichen Risikos für Schwangere liegen ke<strong>in</strong>e Untersuchungen vor. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> tierexperimentellen Daten können<br />

mögliche Risiken für den Menschen nicht ausgeschlossen werden. Zudem gibt es auch bei den COX-II-Hemmern e<strong>in</strong>e<br />

wehenhemmende Wirkung, das Risiko e<strong>in</strong>es vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus Botalli <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er pulmonalen Hypertonie. Somit ist Celecoxib bei potentieller <strong>und</strong> bestehen<strong>der</strong> Schwangerschaft kontra<strong>in</strong>diziert [145].<br />

Opioide<br />

Zum E<strong>in</strong>satz von Opioiden <strong>in</strong> Schwangerschaft <strong>und</strong> Stillzeit gibt es unterschiedliche Auffassungen. Berücksichtigt werden<br />

muss, das auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Seite e<strong>in</strong>e ausreichende <strong>Analgesie</strong> die Mutter-K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> erfolgreiches Stillen för<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

die Entwicklung chronischer Schmerzen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n kann, an<strong>der</strong>seits das K<strong>in</strong>d ungewollt mitbehandelt wird. Durch den<br />

E<strong>in</strong>satz von Opioiden kann es zur Entwicklung e<strong>in</strong>es neonatalen Abst<strong>in</strong>enzsyndromes kommen. Die Untersuchungen von<br />

Naumburg <strong>und</strong> Meny belegen bei reifgeborenen Säugl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen<br />

ungeklärten Apnoephasen <strong>und</strong> Opioiden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttermilch. Somit sollten Opioide sehr sorgfältig ausgewählt werden ([146],<br />

[147], [47]).<br />

Opioide <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

Fentanyl, Piritramid <strong>und</strong> Sufentanil können während <strong>der</strong> Schwangerschaft zur <strong>Analgesie</strong> angewendet werden ([58], [148],<br />

[59] [47]). Das Schmerzmittel <strong>der</strong> ersten Wahl unter den Opioiden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft zur Dauertherapie ist<br />

Buprenorph<strong>in</strong> ([60]) Die Anwendung von Tramadol sollte auf E<strong>in</strong>zelgaben beschränkt bleiben. ([149], [47]) Auf e<strong>in</strong>e längere<br />

Anwendung sollte verzichtet werden, da bei Neugeborenen mit Abhängigkeitsreaktionen zu rechnen ist. Der E<strong>in</strong>satz von<br />

Hydromorphon <strong>und</strong> Oxycodon ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft abzuwägen. ([150] [151], [152], [153]) Ausreichende Daten zum<br />

E<strong>in</strong>satz von Hydromorphon <strong>und</strong> Oxycodon bei Schwangeren liegen nicht vor. Bei beiden Substanzen ist bei längerfristiger<br />

Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft mit dem Auftreten von Abst<strong>in</strong>enzersche<strong>in</strong>ungen beim Neugeborenen zu rechnen.<br />

Hydromorphon kann bei peripartalem E<strong>in</strong>satz die Kontraktion <strong>der</strong> Gebärmutter hemmen, Oxycodon kann peripartal<br />

angewendet zu Atemdepressionen beim Neugeborenen führen (Fach<strong>in</strong>formation Hersteller). Morph<strong>in</strong> ist als<br />

Substitutionsmedikament zur Behandlung suchtkranker Schwangerer erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt worden. ([150] [151]. Im<br />

Tierversuch s<strong>in</strong>d erbgutverän<strong>der</strong>nde Wirkungen beobachtet worden, welche für den Menschen nicht ausgeschlossen<br />

werden können. Auch Morph<strong>in</strong> kann, peripartal appliziert, die Kontraktilität <strong>der</strong> Gebärmutter hemmen ([152], [47]).<br />

Neugeborene, <strong>der</strong>en Mütter parenteral Opioide erhalten, benötigen mehr Naloxon <strong>und</strong> weisen ger<strong>in</strong>gere Apgarcsores auf<br />

([154]). Porter fand ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede bei vag<strong>in</strong>al entb<strong>und</strong>enen Neugeborenen unter Epiduralanalgesie mit<br />

o<strong>der</strong> ohne Zusatz e<strong>in</strong>es Opioids h<strong>in</strong>sichtlich neonataler Depression. Die im Umbilicalvenenblut gemessenen<br />

Fentanylkonzentrationen korrelieren nicht mit <strong>der</strong> neonatalen Depression [155].<br />

Piritramid wird zur Akutschmerztherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft e<strong>in</strong>gesetzt. Laut Fach<strong>in</strong>formation gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise<br />

auf e<strong>in</strong>e mögliche Schädigung des Embryo, Fetus o<strong>der</strong> Neugeborenen.<br />

Opioide <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillzeit<br />

Beim Stillen sollten epidurale, parenterale <strong>und</strong> orale Opioide mit Vorsicht angewendet werden. [61], [62], [63], [64].<br />

Oxycodon <strong>und</strong> Morph<strong>in</strong> gehen <strong>in</strong> die Muttermilch über, so dass mit unerwünschten Wirkungen (Atemdepression etc.)<br />

gerechnet werden muss. Für Hydromorphon kann nicht ausgeschlossen werden, das es ebenfalls <strong>in</strong> die Muttermilch<br />

übertritt.<br />

Der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Morph<strong>in</strong>-PCA zur Schmerztherapie nach Sectio führt zu sehr ger<strong>in</strong>gen Konzentrationen von Morph<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Abbauprodukte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Milch bzw. im Kolostrum, so dass die von gestillten Neonaten aufgenommene Morph<strong>in</strong>menge<br />

vernachlässigbar ist ([156]). E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>travenöse PCA (patientenkontrollierte <strong>Analgesie</strong>) nach Sectiones mit Meperid<strong>in</strong><br />

(Pethid<strong>in</strong>) ist verb<strong>und</strong>en mit e<strong>in</strong>er höheren neurologischen Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> als e<strong>in</strong>e PCA mit Morph<strong>in</strong>. ([157]).<br />

Bar-Oz sieht ke<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikation für die Anwendung von Code<strong>in</strong> <strong>und</strong> Morph<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillzeit, weist jedoch auf Vorsicht<br />

bei Anwendung von Meperid<strong>in</strong> (Pethid<strong>in</strong>) h<strong>in</strong> ([47]).<br />

Das Stillen sollte frühestens 24 St<strong>und</strong>en nach <strong>der</strong> letzten Piritramidgabe wie<strong>der</strong> aufgenommen werden (Fach<strong>in</strong>formation<br />

des Herstellers).<br />

Extradurales Buprenorph<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flusst das Stillen negativ <strong>und</strong> sollte daher nicht post partum e<strong>in</strong>gesetzt werden [158].<br />

Regionalverfahren<br />

Die Epiduralanalgesie kann effektiv zur mütterlichen Schmerztherapie während <strong>der</strong> Geburt angewendet werden ([159]),<br />

ohne Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> fetalen Oxygenierung ([154], [160], [155]) <strong>und</strong> des neurologischen Status des Neugeborenen<br />

([161]). Insbeson<strong>der</strong>e bei Risikopatienten (Preeklampsie) kann die Epiduralanalgesie sicher <strong>und</strong> wünschenswert se<strong>in</strong>, wenn<br />

ke<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong>dikationen vorliegen ([162]), sowie bei Patienten mit kardialen Vorerkrankungen ([163]).<br />

Die rückenmarksnahe <strong>Analgesie</strong> ist die effektivste Möglichkeit, Wehenschmerzen zu behandeln. ([162], LoE 1a).<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung des Stillverhaltens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stilldauer durch die Anwendung <strong>der</strong> Epiduralanalgesie (Nystedt,<br />

Edvardsson et al. 2004, [161], [164], [154]). Die positive Auswirkung entsteht vermutlich aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er schnelleren Mutter-<br />

K<strong>in</strong>d-B<strong>in</strong>dung als bei Anwendung e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>anästhesie. So f<strong>in</strong>det Albani ke<strong>in</strong>e nachteiligen Effekte <strong>der</strong><br />

Epiduralanalgesie bei e<strong>in</strong>er vag<strong>in</strong>alen Entb<strong>in</strong>dung auf das Stillen Vergleich zu Entb<strong>in</strong>dungen ohne <strong>Analgesie</strong>. ([63]) Klare<br />

Vorteile durch die Anwendung <strong>der</strong> Epiduralanalgesie können nicht herausgestellt werden, negative Auswirkungen sche<strong>in</strong>en<br />

nicht zu bestehen. E<strong>in</strong>e suffiziente postoperative Schmerztherapie <strong>in</strong> den ersten 3 Tagen nach Sectio bee<strong>in</strong>flusst das<br />

Stillverhalten bis zu 11 Tagen nach dem E<strong>in</strong>griff. ([158]). Nystedt f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung des Stillverhaltens o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Stilldauer durch die Anwendung <strong>der</strong> Epiduralanalgesie [159]; Radzym<strong>in</strong>ski kann ebenso ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

Stillverhalten durch e<strong>in</strong>e Ultra Low Dose-Epiduralanalgesie erkennen [164]. Auch Halpern f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e Korrelation zwischen<br />

Stillerfolg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anwendung von Opioiden epidural mit <strong>und</strong> ohne Lokalanästhetika sowie parenteraler Opioidgabe ([61]).<br />

Gaiser <strong>und</strong> Chang sehen ke<strong>in</strong>en Unterschied bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> geburtshilflichen Epiduralanalgesie bezüglich des<br />

Stillverhaltens im Vergleich zu Geburten ohne geburtshilfliche <strong>Analgesie</strong> ([161]; [62]). Auch Leighton sieht unter Anwendung<br />

<strong>der</strong> Epiduralanalgesie ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Stillverhalten ([154]). An<strong>der</strong>erseits nutzen Erstgebärende häufiger e<strong>in</strong>e<br />

Epiduralanalgesie <strong>und</strong> entscheiden sich dann häufiger, das Stillen nach kurzer Zeit zu beenden ([165]).<br />

Mütterliches Alter, Beruf, pränatale Stille<strong>in</strong>stellung, Sectio <strong>und</strong> <strong>in</strong>trapartale dosisabhängige Fentanylgabe bee<strong>in</strong>flussen das<br />

Stillverhalten [166]).<br />

E<strong>in</strong>e epidurale Fentanylapplikation kann e<strong>in</strong>gesetzt werden, da dies zu ke<strong>in</strong>em Unterschied bezüglich des Stillbeg<strong>in</strong>ns führt.<br />

Es zeigte sich jedoch, dass Frauen mit e<strong>in</strong>er Hochdosistherapie (> 150 µg Fentanyl) häufiger abstillten als Frauen mit<br />

<strong>in</strong>termediär (< 150µg Fentanyl) o<strong>der</strong> ohne Fentanyl epidural ([167]).<br />

B.VI.2.4.2 <strong>Sedierung</strong> bei schwangeren <strong>und</strong> stillenden Patient<strong>in</strong>nen<br />

Zur <strong>Sedierung</strong> bei schwangeren <strong>und</strong> stillenden Patient<strong>in</strong>nen gibt es nur wenig f<strong>und</strong>ierte Literatur. Für die Beurteilung <strong>der</strong><br />

Sicherheit e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes von Midazolam während <strong>der</strong> Schwangerschaft liegen ke<strong>in</strong>e ausreichenden Daten vor. Aus<br />

tierexperimentellen Studien haben sich ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise auf teratogene Wirkungen ergeben, aber wie bei an<strong>der</strong>en<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>en wurde Fetotoxizität beobachtet (FI Hersteller). Es liegen ke<strong>in</strong>e Informationen zur E<strong>in</strong>nahme von<br />

Midazolam während <strong>der</strong> ersten beiden Schwangerschaftstrimester vor. Die hochdosierte Anwendung im letzten Trimenon<br />

kann zu Nebenwirkungen bei Mutter (Aspirationsgefahr) <strong>und</strong> beim Fötus führen (Unregelmäßigkeiten <strong>der</strong> fetalen<br />

Herzfrequenz, herabgesetzte Muskelspannung, Saugschwäche, Hypothermie <strong>und</strong> Atemdepression beim Neugeborenen).<br />

Bei längerfristiger Benzodiazep<strong>in</strong>behandlung schwangerer Frauen besteht für den Säugl<strong>in</strong>g die Gefahr <strong>der</strong> körperlichen<br />

Abhängigkeit mit dem Risisko von Entzugsersche<strong>in</strong>ungen nach <strong>der</strong> Geburt.<br />

Die Sicherheit von Disoprivan währen <strong>der</strong> Schwangerschaft ist ebenfalls nicht belegt. Disoprivan ist plazentagängig <strong>und</strong><br />

55<br />

12.01.2010

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