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Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der ... - Amazon S3

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AWMF onl<strong>in</strong>e - <strong>S3</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie Anästhesiologie: <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Delirmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensiv...<br />

beispielsweise die CAM-ICU [168] angewendet werden (siehe Kapitel Monitor<strong>in</strong>g Delir).<br />

E<strong>in</strong>e Therapie des Delirs soll zeitnah durchgeführt werden [169] (LoE 1b). Zur symptomorientierten Therapie des Delirs können die<br />

folgenden Substanzen empfohlen werden [40] [123] [37].<br />

Agitation: Benzodiazep<strong>in</strong>e (bei akutem Delir: kurzwirksame Benzodiazpe<strong>in</strong>e z.B. Midazolam; bei chronischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />

wie Alkoholkrankeit <strong>und</strong> Entzug langwirksame Benzodiazep<strong>in</strong>e z.B. Lorazepam, Diazepam; ohne chronische), add-on bei<br />

fluktuieren<strong>der</strong> Symptomatik Medikamente mit kurzer kontext-sensitiveer Halbwertszeit (z.B. Propofol)<br />

Sympathische Hyperaktivität: Clonid<strong>in</strong>, -Blocker<br />

Produktiv-psychotische Symptome: Haloperidol, Risperidon, Olanzap<strong>in</strong><br />

Bei Delirformen akuter Genese ohne chronische Anamnese wie bei Alkoholkrankheit ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von mittellangwirksamen<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>en wie Lorazepam kritisch zu sehen, da sie auch e<strong>in</strong>e delirogene Potenz haben [170]. Zur Therapie des hypoaktiven<br />

Delirs gibt es ke<strong>in</strong>e Studien an Intensivpatienten; im Pr<strong>in</strong>zip können sowohl Haloperidol, Risperidon o<strong>der</strong> Olanzap<strong>in</strong> bei hypo- <strong>und</strong><br />

hyperaktiven Delirformen e<strong>in</strong>gesetzt werden [37].<br />

Bei höher dosierter Anwendung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei älteren mit Antidepressiva vorbehandelten Patienten, ist auf das Auftreten<br />

extrapyramidaler Nebenwirkungen <strong>und</strong> im EKG e<strong>in</strong>e potentielle Verlängerung des QT-Intervalls zu achten [50].<br />

B.II.5 Wean<strong>in</strong>g: <strong>Analgesie</strong> <strong>und</strong> <strong>Sedierung</strong> des Intensivpatienten bei Entwöhnung von <strong>der</strong> Beatmung <strong>und</strong> geplanter Extubation<br />

Wean<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e im ITS-Team abgestimmte Maßnahme, die dann beg<strong>in</strong>nt, wenn <strong>der</strong> Patient die erfor<strong>der</strong>lichen Kriterien erfüllt <strong>und</strong> die von <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung des Beendens <strong>der</strong> masch<strong>in</strong>ellen Beatmung bis h<strong>in</strong> zur Extubation bei suffizienter Spontanatmung mit dem dazu angepaßten Regime<br />

<strong>der</strong> Analgosedierung reicht ("Wean<strong>in</strong>g beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> Beatmung").<br />

Um den Patienten nach Erreichen des Therapiezieles möglichst schnell zu extubieren, soll die Entwöhnung von <strong>der</strong> Beatmung so früh wie<br />

möglich begonnen werden. Dies führt zu e<strong>in</strong>er Vermeidung von Beatmungskomplikationen, e<strong>in</strong>er Verkürzung des ICU-Aufenthaltes <strong>und</strong> somit<br />

zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Behandlungserfolges [42]; [171]<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>vasive Beatmungstherapie setzt e<strong>in</strong>e adäquate <strong>Analgesie</strong> <strong>und</strong> <strong>Sedierung</strong> des Patienten voraus. Bei Patienten, bei denen e<strong>in</strong>e<br />

Entwöhnung angestrebt wird, sollten Sedativa mit kurzer kontextsensitiver HWZ e<strong>in</strong>gesetzt werden [43]. So zeigt Propofol wesentliche Vorteile<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Entwöhnung, da aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> kurzen kontexsensitiven Halbwertszeit e<strong>in</strong>e gute Steuerung <strong>der</strong> <strong>Sedierung</strong>stiefe des Patienten<br />

möglich ist. In e<strong>in</strong>er Übersichtsarbeit von Ho <strong>und</strong> Mitarbeitern konnte dargelegt werden, dass Patienten, die mit Propofol sediert wurden, e<strong>in</strong>e<br />

kürzere Beatmungszeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en kürzeren Intensivaufenthalt hatten, als Patienten, die mit Benzodiazep<strong>in</strong>en sediert wurden [43]. Zu gleichen<br />

Ergebnissen kam Barrientos-Vega <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Untersuchung bei Patienten die länger als 7 Tage sediert waren [172].<br />

Auch zur analgetischen Therapie sollten Medikamente e<strong>in</strong>gesetzt werden, die e<strong>in</strong>e kurze kontexsensitive Halbwertszeit haben [44], [4]; [45]. In<br />

e<strong>in</strong>igen Arbeiten wurde dargestellt, dass bei Patienten, die mit Remifentanil sediert wurden, auch nach längerer Anwendung kürzere<br />

Beatmungszeiten <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> schnelleres Wean<strong>in</strong>g möglich war. So fand [44] <strong>und</strong> Mitarbeiter bei <strong>der</strong> Gruppe, die zur <strong>Analgesie</strong> Remifentanil<br />

erhielt, kürzere Beatmungszeiten <strong>und</strong> es war e<strong>in</strong> schnelleres Wean<strong>in</strong>g möglich [44]. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Rozendaal <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter <strong>in</strong> ihrer Arbeit [45]. Karab<strong>in</strong>is fand bei Patienten, die e<strong>in</strong>er <strong>Analgesie</strong> mit Remifentanil erhielten, dass e<strong>in</strong>e schnellere kl<strong>in</strong>ische<br />

neurologische Beurteilung möglich war, als Patienten, die mit e<strong>in</strong>em Standardregime analgetisch <strong>und</strong> sedierend behandelt wurden [4].<br />

Die Anwendung <strong>der</strong> Sedativa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwöhnungsphase sollte nach e<strong>in</strong>em <strong>Sedierung</strong>sprotokoll erfolgen [173]. Zur Graduierung <strong>der</strong><br />

<strong>Sedierung</strong>stiefe sollten Score-Systeme verwendet werden [140].<br />

Die eigentliche Entwöhnung soll nach standardisierten <strong>und</strong> validierten Protokollen erfolgen. Der Gebrauch von solchen "Wean<strong>in</strong>gprotokollen"<br />

führt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle zur raschen Beendigung <strong>der</strong> Beatmung [42]; [171]<br />

In <strong>der</strong> Entwöhnungsphase sollte e<strong>in</strong> täglicher Aufwachversuch (<strong>Sedierung</strong>spause) erfolgen [14]). Falls notwendig wird dabei die <strong>Analgesie</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Dosis fortgesetzt. In dieser <strong>Sedierung</strong>spause sollte <strong>der</strong> Patient durch Anruf erweckbar se<strong>in</strong>, den Tubus aber tolerieren [14].<br />

Girard zeigte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeit, dass die Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es <strong>Sedierung</strong>sprotokolls mit e<strong>in</strong>em täglichen "Wake Up" <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Entwöhnungsprotokoll<br />

zu kürzeren Beatmungszeiten, kürzere Intensivaufenthalt, kürzerem Krankenhausaufenthalt <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren E<strong>in</strong>jahresmortalität führt<br />

[171]. In Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>em <strong>Sedierung</strong>sprotokoll <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em täglichen Aufwachversuch soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beatmungsentwöhnung <strong>und</strong> geplanter<br />

Extubation e<strong>in</strong> Extubationsprotokoll angewendet werden. Vor geplanter Extubation soll <strong>der</strong> Patienten wach, kooperativ, <strong>und</strong> schmerzfrei se<strong>in</strong><br />

sowie e<strong>in</strong>en ausreichenden Reflexstatuts haben [174]. Nach Erreichen des erfor<strong>der</strong>lichen Wachheitsgrades soll <strong>der</strong> Patient spontan o<strong>der</strong> mit<br />

m<strong>in</strong>imaler Unterstützung atmen [171].<br />

B.III Regionale <strong>Analgesie</strong>verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivmediz<strong>in</strong><br />

B.III.1 Schemata zur Regionalanalgesie<br />

B.III.1.1 Allgeme<strong>in</strong>es Vorgehen<br />

33<br />

12.01.2010

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