AWMF onl<strong>in</strong>e - <strong>S3</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie Anästhesiologie: <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Delirmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensiv... Anhang B.VI.2.5 Ältere Patienten kann beim Neugeborenen zu e<strong>in</strong>er Depression <strong>der</strong> Vitalfunktionen führen. Hohe Dosen (> 6mg(kg/h) sollten vermieden werden (FI Hersteller). Auch Clonid<strong>in</strong> sollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft nur unter sorgfältiger Überwachung von Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gesetzt werden, wenn ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Therapie möglich ist - e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>travenöse Injektion darf laut FI des Herstellers nicht erfolgen. Tierexperimentell zeigte die orale Gabe von Clonid<strong>in</strong> zwar ke<strong>in</strong>e teratogenen, aber embryotoxische Effekte. Die <strong>Sedierung</strong> mit dem <strong>in</strong> Deutschland nicht zugelassenen Dexmedetomid<strong>in</strong> im Vergleich zu Midazolam führt zu e<strong>in</strong>er effektiveren Blutdruckkontrolle <strong>und</strong> kürzerer ITS-Verweildauer bei Eklampsie-Patient<strong>in</strong>nen nach Sectio ([168]). Zusammenfassend ist zu bemerken, dass es aktuell ke<strong>in</strong>e Studien über Vor-<strong>und</strong> Nachteile e<strong>in</strong>zelner Medikamente zur <strong>Sedierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft vorhanden s<strong>in</strong>d. Für alle Sedativa gilt, dass sie <strong>in</strong> die Muttermich übertreten <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stillzeit kontra<strong>in</strong>diziert s<strong>in</strong>d. Die Def<strong>in</strong>ition von "Alter" ist nicht e<strong>in</strong>deutig, denn das chronologische Alter per se stellt ke<strong>in</strong>en Risikofaktor dar. Das kl<strong>in</strong>ische Alter setzt sich aus dem biologischen Alter, Komorbidität, Komedikation <strong>und</strong> externen E<strong>in</strong>flüssen zusammen. Die altersbed<strong>in</strong>gten Verän<strong>der</strong>ungen im kardiovaskulären, pulmonalen, renalen <strong>und</strong> nervalen System führen zu e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Pharmakodynamik <strong>und</strong> -k<strong>in</strong>etik <strong>der</strong> Medikamente. Dies bed<strong>in</strong>gt verän<strong>der</strong>te Verteilungsvolum<strong>in</strong>a, höhere Wirkspiegel <strong>und</strong> verlängerte Wirkungsdauer vieler Medikamente, die <strong>in</strong> ihrer Dosierung entsprechend angepasst werden müssen. Das ärztlich <strong>in</strong>duzierte akzidentell mehrtägige Koma nach Midazolam/Fentanyl- Dauer<strong>in</strong>fusion ist e<strong>in</strong> nicht akzeptables, aber häufiges Phänomen. Zum Monitor<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Sedierung</strong> kann <strong>der</strong> RASS o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e <strong>Sedierung</strong>sskalen e<strong>in</strong>gesetz werden (s. Kapitel Monitor<strong>in</strong>g). Die Erfassung <strong>der</strong> Schmerz<strong>in</strong>tensität ist bei kognitiv e<strong>in</strong>geschränkten o<strong>der</strong> dementen Patienten erschwert. Hier können neben <strong>der</strong> Verbalen Rat<strong>in</strong>g Skala (VRS, s.Kapitel Monitor<strong>in</strong>g) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Faces Pa<strong>in</strong> Scale (FPS, s. Kapitel K<strong>in</strong><strong>der</strong>monitor<strong>in</strong>g) auch die deutsche Version <strong>der</strong> PAINAD- Scale, die BESD-Skala (Beurteilung von Schmerzen bei Demenz, s. Anhang) e<strong>in</strong>gesetzt werden ([68], [69]. Bei allen Skalen sollte ab e<strong>in</strong>em Punktwert > 4 analgetisch behandelt werden. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es Delirs s<strong>in</strong>d ältere Patienten beson<strong>der</strong>s gefährdet, da sie häufig die entsprechende Prädisposition wie neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Demenz), zerebrale M<strong>in</strong><strong>der</strong>perfusion, chronische Hypoxie, Infektionen, Medikamentenüberdosierung, Schwerhörigkeit, Sehstörungen etc "mitbr<strong>in</strong>gen". In <strong>der</strong> analgetischen wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> sedierenden Therapie sollte daher e<strong>in</strong>e Titration <strong>der</strong> Medikamente <strong>in</strong> niedrigen Gesamtdosen durchgeführt werden. Gerade beim älteren Patienten sollten Regionalverfahren <strong>und</strong> Medikamente mit kurzer kontextsensitiver HWZ bevorzugt e<strong>in</strong>gesetzt werde. Medikamente mit antichol<strong>in</strong>ergen Eigenschaften können die Auslösung e<strong>in</strong>es Delirs triggern <strong>und</strong> sollten vermieden werden [71]). 10-24% <strong>der</strong> alten Patienten haben bereits bei Aufnahme <strong>in</strong>s Krankenhaus e<strong>in</strong> Delir. Ältere Patienten nach Hüft-TEP entwickeln diese Komplikation <strong>in</strong> 50% <strong>der</strong> Fälle ([169]). Diese Patienten haben kurz- <strong>und</strong> langfristig e<strong>in</strong>e höhere Mortalität; > 40% <strong>der</strong> Überlebenden tragen langfristige kognitive Störungen davon <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auf Pflege angewiesen [170]. Delirmonitor<strong>in</strong>g ist essentiell; Instrumente wie die CAM-ICU können auch bei dementen Patienten unter Berücksichtigung des Ausgangszustandes orientierend e<strong>in</strong>gesetzt werden. Ältere Menschen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei vorbestehenden kognitiven Störungen, reagieren empf<strong>in</strong>dlich auf e<strong>in</strong>en Umgebungswechsel. Präventive Maßnahmen wie Seh-<strong>und</strong> Hörhilfen, Reorientierung, kognitive Stimulation etc s<strong>in</strong>d vor allem bei Älteren <strong>in</strong>diziert ([171]. In <strong>der</strong> Delirtherapie sollten v.a. die delirogene Potenz von langwirksamen Benzodiazep<strong>in</strong>en sowie die kardialen Nebenwirkungen <strong>der</strong> Neuroleptika beachtet werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechend vorsichtige Dosierung angewandt werden [172] [173] [174]. Die präoperativer Gabe von Haloperidol <strong>in</strong> niedriger Dosis (3 x 0,5 mg/d) konnte bei bei geriatrischen Patienten mit Hüft-TEP die Ausprägung e<strong>in</strong>es Delirs verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n ([175]), LoE 1b; [29], LoE 1a). B.VI.2.6 Morib<strong>und</strong>e <strong>und</strong> sterbende Patienten Die Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen Möglichkeiten führt mit <strong>der</strong> Akut- o<strong>der</strong> Dauerreanimation oft <strong>in</strong> den Grenzbereich zwischen Leben <strong>und</strong> Tod. Sterben ist als e<strong>in</strong> Prozess zu betrachten. Wenn die Grenzen <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischer Behandlungsmethoden <strong>und</strong> zum Teil auch <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischer Behandlungspflicht erreicht s<strong>in</strong>d, än<strong>der</strong>n sich die Aufgaben des mediz<strong>in</strong>ischen Personals h<strong>in</strong> zur Sterbebegleitung. Die hier formulierten Leitl<strong>in</strong>ien müssen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Leitl<strong>in</strong>ie zu Grenzen <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen Behandlungspflicht (Anästh.Intensivmed. 40(1999) 94-96) <strong>und</strong> den von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esärztekammer veröffentlichten Gr<strong>und</strong>sätzen zur ärztlichen Sterbebegleitung [176] betrachtet werden. Die Problematik des Umgangs mit sterbenden Patienten ist von hoher ethisch-moralischer <strong>und</strong> juristischer Relevanz. Der Respekt vor den sterbenden Menschen verbietet Studien, so dass die folgenden Empfehlungen zwar nur e<strong>in</strong>en niedrigen Evidenzgrad, aber e<strong>in</strong>e hohe kl<strong>in</strong>ische Relevanz besitzen: Sterbende Patienten sollen den gleichen Anspruch auf e<strong>in</strong>e patientenorientierte ärztliche <strong>und</strong> pflegerische Behandlung <strong>und</strong> Betreuung wie alle Intensivpatienten haben. Durch e<strong>in</strong> regelmäßiges Monitor<strong>in</strong>g von <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> Delir bei sterbenden Patienten soll, entsprechend den allgeme<strong>in</strong>en Leitl<strong>in</strong>ien, die kl<strong>in</strong>ische Beschwerdefreiheit überprüft <strong>und</strong> sichergestellt werden. Sterbende Patienten sollen am Ende ihres Lebens nach Bedarf anxiolytisch <strong>und</strong> analgetisch nach behandelt werden, um ihnen Schmerzen, Angst <strong>und</strong> Stress zu nehmen, auch wenn dies zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> Gesamtsituaion o<strong>der</strong> Beschleunigung des Sterbeprozesses führt [72]. Wird e<strong>in</strong> sterben<strong>der</strong> Patient von <strong>der</strong> Intensivstation auf e<strong>in</strong>e Palliativstation o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Hospiz verlegt, ist auch dort die adäquate weitere Aufrechterhaltung <strong>der</strong> analgetischen <strong>und</strong> ggf. sedierenden Therapie zu sichern. Beurteilung von Schmerzen bei Demenz = BESD: 0 1 2 Score 56 Atmung (unabhängig von Lautäußerung) Normal gelegentlich angestrengtes atmen,kurze Phasen von Hyperventilation lautstark angestrengt atmen,lange Phasen von Hyperventilation,Cheyne-Stoke Atmung Negative Lautäußerung ke<strong>in</strong>e gelegentlich stöhnen o<strong>der</strong> ächzen,sich leise negativ o<strong>der</strong> missbilligend äußern wie<strong>der</strong>holt beunruhigt rufen,laut stöhnen o<strong>der</strong> ächzen,we<strong>in</strong>en Gesichtsausdruck lächelnd, nichtssagend traurig, ängstlich, sorgenvoller Blick grimassieren Körpersprache entspannt angespannt, nervös h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her gehen, nesteln starr, geballte Fäuste, angezogene Kniee, sich entziehen o<strong>der</strong> wegstoßen, schlagen Trost trösten nicht notwendig ablenken o<strong>der</strong> beruhigen durch Stimme o<strong>der</strong> Berührung möglich trösten, ablenken, beruhigen nicht möglich TOTAL Quelle:[69] 12.01.2010
AWMF onl<strong>in</strong>e - <strong>S3</strong>-Leitl<strong>in</strong>ie Anästhesiologie: <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Delirmanagement</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensiv... C. <strong>Analgesie</strong>, <strong>Sedierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Delirmanagement</strong> bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n 57 CI Monitor<strong>in</strong>g CI.1 Schemata zur Anwendung von Monitor<strong>in</strong>gverfahren CI.1.1 Schema für das allgeme<strong>in</strong>e Monitor<strong>in</strong>g bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n FPS: Faces Pa<strong>in</strong> Scale, NRS: Numerische Rat<strong>in</strong>g Skala, KUSS: K<strong>in</strong>dliche Unbehagen- u Schmerz Skala BPSN: Berner Schmerzscore für Neugeborene NPASS: Neonatal Pa<strong>in</strong>, Agitation and Sedation Scale PAED: Pediatric Anesthesia Emergence Delirium Scale DRS: Delirium Rat<strong>in</strong>g Scale CI.1.2 Schema für das Monitor<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Analgesie</strong> bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n 12.01.2010