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DER ROTE FADEN - Anette Kramme

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Ausgabe Juni / Juli / August 2006<br />

Deutsche Handwerkszeitung vom 04.08.2006, S. 4<br />

Was die Innovations- und Technologieberatung der HWK tun kann<br />

HWK traf sich mit SPD-Bundestagsabgeordneten<br />

Steuerreform, Gesundheitsreform Ist doch schon beschlossen und abgehakt, stand doch schon in der Zeitung.<br />

„Stimmt so nicht“, so Hauptgeschäftsführer Horst Eggers von der Handwerkskammer.<br />

Nach einem Gespräch mit der CSU Anfang Mai traf sich die HWK-Führung gestern mit den drei oberfränkischen Bundestagsabgeordneten<br />

der SPD, um sie über die Situation im Handwerk zu informieren und sie eben für diese so wichtigen<br />

Kleinigkeiten und Details zu sensibilisieren.<br />

„Für alle Gesprächspartner erfreulich ist die Tatsache, dass sich nach Jahren der Stagnation die Wachstumsperspektiven<br />

im Handwerk verbessert haben. Sogar die Binnennachfrage gewinnt langsam an Fahrt“, bilanzierte Horst Eggers.<br />

Auch dank politischer Maßnahmen wie der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerksrechnungen oder dem CO 2 -<br />

Gebäudesanierungsprogramm, die beide jetzt schon Wirkung zeigen. Die vorgesehene Einbeziehung der Personenunternehmen<br />

in die Unternehmenssteuerreform, die Einführung der Ist-Besteuerung bei der Mehrwertsteuer, die Möglichkeit,<br />

nicht entnommene Gewinne steuerlich zu begünstigen und dadurch die zwei zentralen Erfolgsgrößen Eigenkapitalbasis<br />

und Investitionsquote im Handwerk zu verbessern, machen Mut, so auch die Einschätzung der SPD-Vertreter.<br />

Trotzdem besteht die Gefahr, dass die leichte Belebung der Binnenkonjunktur durch die beschlossene dreiprozentige<br />

Mehrwertsteuererhöhung schon im kommenden Jahr abgewürgt wird, so Horst Eggers: Entscheidend ist, den Unternehmen<br />

gerade jetzt stabile und verlässliche Rahmenbedingungen zu bieten, die nötigen Strukturreformen müssen<br />

schnell angegangen werden, zuallererst bei den zugesagten Reformen in den Bereichen Gesundheit und Unternehmenssteuern.<br />

Auch eine Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerksrechnungen durch Anhebung der<br />

absetzbaren Arbeitskosten von derzeit 3.000 Euro jährlich auf 10.000 Euro wäre sachgerecht, um die negativen Wirkungen<br />

der Mehrwertsteuererhöhung auf Wachstum und Beschäftigung zu begrenzen.<br />

Besonders wichtig sind dem Handwerk neben der Gesundheitsreform und der Unternehmensteuerreform die angekündigte<br />

Reform der gesetzlichen Unfallversicherung sowie die Abschmelzung der Erbschaftsteuer bei Betriebsübernahme.<br />

So sind die Beiträge zu den Berufsgenossenschaften in den letzten Jahren zum Teil massiv gestiegen. Bei den Bauberufsgenossenschaften<br />

liegen die Beitragssätze mit 7 Prozent bereits deutlich über den Beitragssätzen zur Arbeitslosenversicherung.<br />

Und diese Beiträge zu den Berufsgenossenschaften sind nicht paritätisch finanziert, sondern werden ausschließlich<br />

von den Arbeitgebern getragen. Deshalb ist es unabdingbar, wie von der Koalition beabsichtigt, die gesetzliche<br />

Unfallversicherung zu reformieren. Um die Beitragssätze senken und damit auch die Lohnzusatzkosten senken zu<br />

können, ist dazu vor allem der Leistungskatalog zu verschlanken, so zum Beispiel durch die Herausnahme der Wegeunfälle,<br />

die Einschränkung der Versicherungsleistungen auf tatsächliche Beitragszahler, das heißt keine Leistungsverpflichtungen<br />

gegenüber illegal Beschäftigten und Schwarzarbeitern oder die Beschränkung der BG-Rentenzahlungen auf die<br />

Lebensarbeitszeit. <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> kündigte für den Zeitraum 2007/2008 Entlastungen bei der Unfallversicherung an.<br />

Genauso wichtig ist dem Handwerk die rasche Einführung der degressiven Erbschaftsteuer bei Betriebsübernahmen.<br />

Das Degressionsmodell bei der Erbschaftsteuer entspricht einer langjährigen Forderung des Handwerks, die nunmehr<br />

realisiert werden soll. Allerdings ist die vorgesehene Arbeitsplatzbindung zu starr und wird Unternehmen, die in eine<br />

wirtschaftliche Krise geraten, zusätzlich belasten.<br />

Auch die Definition des „Betriebsgrundstückes“ sollte nochmals überarbeitet werden. Denn die bisherigen Überlegungen<br />

sehen eine Steuerbegünstigung nur vor, wenn die Grundstücke zu mehr als 50 Prozent betrieblich genutzt werden. Gerade<br />

im Handwerk wird dieser Anteil aufgrund der engen Verknüpfung von „Familie, Beruf und Wohnung“ nicht selten<br />

unterschritten. Deshalb ist es wichtig, dass auch betriebliche Nutzungsanteile unter 50 Prozent steuerbegünstigt werden.<br />

Die nunmehr bekannt gewordenen Eckpunkte der geplanten Gesundheitsreform verfehlen zentrale Ziele. Denn es gelingt<br />

nicht, damit die Lohnzusatzkosten zu begrenzen: Im Gegenteil, durch die vorgesehene Beitragserhöhung zur KV<br />

um 0,5 Prozent steigen die Lohnzusatzkosten weiter. Ohne die Stärkung der Eigenverantwortung und Begrenzung des<br />

paritätisch finanzierten Leistungskatalogs der GKV wird eine Reform weiter Stückwerk bleiben.<br />

Jedes Prozent weniger Krankenkassenbeitrag schafft wissenschaftlich belegt 120.000 zusätzliche Arbeitsplätze, so<br />

HWK-Hauptgeschäftsführer Horst Eggers. Das Handwerk fordert daher eine vierprozentige Senkung der Krankenkassenbeiträge<br />

durch Stärkung der Eigenverantwortung und die Herausnahme bestimmter Leistungen wie Zahnersatz und<br />

ein Einfrieren des Arbeitgeberanteils. Durch die zusätzlichen Steuereinnahmen aus den so knapp 500.000 zusätzlich<br />

geschaffenen Arbeitsplätzen könne die Senkung der Krankenkassenbeiträge ohne Steuererhöhung finanziert werden.<br />

Zudem bekämen die Arbeitnehmer durch die Senkung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung die Möglichkeit,<br />

sich die dort gestrichenen Leistungen privat zu finanzieren. „Finanzierung von Teilen der Krankenversicherung aus<br />

Steuereinnahmen ja, aber ohne weitere Steuererhöhung. <strong>Anette</strong> <strong>Kramme</strong> sprach sich im Gegensatz dazu gegen eine<br />

Kürzung des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung aus und plädierte für das Modell einer steuerfinanzierten<br />

Gesundheitsreform, wobei dafür Steuererhöhungen nicht ausgeschlossen werden könnten, um den Gesundheitsstandard<br />

in Deutschland zu halten.<br />

Ausdrücklich lobten Petra Ernstberger aus Hof und Dr. Carl-Christian Dressel die, so wörtlich „gigantische Ausbildungsleistung<br />

des Handwerks, das seit Jahren mit einer Ausbildungsquote von 10 Prozent (Anteil der Lehrlinge an den Gesamtbeschäftigten)<br />

weit mehr ausbildet als alle anderen Wirtschaftsbereiche, die bei 3 bis 4 Prozent liegen. Lob kam von<br />

Dressel auch für das Existenzzentrum der HWK. Nicht nur, weil die Meisterschulen der HWK dank Meisteroffensive<br />

wieder gut gefüllt sind, weil die HWK seit Jahren auch ihre Bildungsstandorte in Bayreuth, aber auch in Bamberg, Coburg<br />

und Hof auf dem neuesten Stand hält, sondern auch weil die HWK mit ihrer Konzeption bereits den richtigen Weg<br />

zum lebenslangen Lernen eingeschlagen hat.<br />

Besonders hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang das Projekt 50 plus, in dem für die Landkreise Coburg,<br />

Kronach und Lichtenfels ein Netzwerk aus allen Bildungsträgern, allen Kammern und der Agentur für Arbeit geformt<br />

wurde, das seit Februar bereits 100 Langzeitarbeitslose durch gezielte Maßnahmen in Beschäftigung gebracht hat.<br />

Der Rote Faden 22

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