LUZERN: Blick hinter die Postkartenseiten SCHWEIZER MARINE ...
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Ausgabe 2009<br />
<strong>LUZERN</strong>: <strong>Blick</strong> <strong>hinter</strong> <strong>die</strong> <strong>Postkartenseiten</strong><br />
<strong>SCHWEIZER</strong> <strong>MARINE</strong>: Militär<strong>die</strong>nst zu Wasser<br />
PILATUS: Der Schweizer Flugzeugpionier
4<br />
Porträt<br />
Bootsschützen –<br />
im Zeichen der Sicher heit<br />
bordmagazin 2009<br />
bordmagazin 2009<br />
Fotos: Schweizer Armee<br />
Foto: Panoramic World<br />
Von wegen «Du stilles Gelände<br />
am See», wie das Rütlilied<br />
preist. Hier wird scharf geschossen.<br />
Patrouillenboote mit Maschinengewehren<br />
an Bug und Heck gleiten über<br />
den sonst so ruhigen Vierwaldstättersee<br />
und feuern gegen das steile Ufer. Dies<br />
nur einen Steinwurf entfernt von der<br />
heiligsten Stätte der Schweiz, dem Rütli.<br />
Keine Fata Morgana, das ist <strong>die</strong> Schweizer<br />
Marine beim Gefechtsschiessen.<br />
Es gibt sie tatsächlich, <strong>die</strong> Swiss<br />
Navy, und sie hat sogar eine lange Tradition.<br />
Aus Chroniken geht hervor, dass<br />
schon <strong>die</strong> alten Eidgenossen Schiffe als<br />
Truppentransporter und Waffenträger<br />
einsetzten. Bei der Eroberung der Waadt<br />
Porträt<br />
Das Binnenland Schweiz hat eine militärische Flotte.<br />
Heimat der eidgenössischen Streitmacht zu<br />
Wasser ist Vitznau. Ein ehemaliger Kriegsbunker<br />
bietet Platz für Unterkunft und Ausbildung.<br />
Text: Walter Rudin<br />
Die Seeenge zwischen den beiden Nasen bei Vitznau wurde während des Zweiten<br />
Weltkrieges mit schwimmenden Hindernissen abgesperrt, <strong>die</strong> Ufer mit Bunkern versehen.<br />
soll es sogar zu Gefechten auf dem Genfersee<br />
gekommen sein. Auf dem Zürichund<br />
dem Genfersee existierten bis ins<br />
späte 18. Jahrhundert eigentliche Kriegsflotten<br />
und noch 1856 wurden auf dem<br />
Bodensee vorsorglich vier Dampfer bewaffnet,<br />
nachdem es zwischen der<br />
Schweiz und Preussen zu Spannungen<br />
gekommen war. Danach wurde es einige<br />
Jahrzehnte ruhig um <strong>die</strong> Schweizer<br />
Seestreitkräfte.<br />
Festung Vitznau<br />
Erst <strong>die</strong> Bedrohung durch <strong>die</strong> Achsenmächte<br />
im Zweiten Weltkrieg führte zur<br />
Geburt der heutigen Marine. Im Vertei-<br />
5
6<br />
Porträt<br />
digungskonzept der Schweizer Armee<br />
bekam <strong>die</strong> Innerschweiz eine zentrale<br />
Bedeutung. In den Alpen wollte man<br />
dem Feinde trotzen und baute umfassende<br />
Befestigungsanlagen, das Alpenreduit.<br />
Die Strategen erkannten aber<br />
schnell, dass <strong>die</strong> Gewässer grosse Lücken<br />
in ihr Verteidigungskonzept rissen.<br />
Es galt, den Zugang zur Gotthardfestung<br />
über den Seeweg von Luzern<br />
oder Küssnacht zu versperren.<br />
Die Seeenge zwischen den beiden<br />
markanten Felsnasen bei Vitznau und<br />
Ennetbürgen eignete sich am besten<br />
dazu. Gleich zu Beginn des Zweiten<br />
Weltkrieges wurde <strong>die</strong>ses nur 680 Meter<br />
schmale Nadelöhr durch schwimmende<br />
Hindernisse gesichert. Nur in<br />
der Mitte der Seeenge blieb eine 50 Meter<br />
breite Öffnung, welche im Notfall<br />
geschlossen werden konnte. An beiden<br />
Landzungen wurde eine umfassende<br />
Küstenbefestigung gebaut, Bunker, von<br />
denen aus feindliche Schiffe unter Beschuss<br />
genommen werden konnten.<br />
Umnutzung<br />
Glücklicherweise wurden <strong>die</strong>se Verteidigungsanlagen<br />
nie gebraucht und nach<br />
Ende des Kalten Krieges stand man vor<br />
der Frage: Stilllegung oder Umnutzung?<br />
1000 Meter Stollen, verteilt auf 60 Meter<br />
Höhendifferenz unter und oberhalb der<br />
Kantonsstrasse Vitznau – Gersau lagen<br />
brach. 1995 entschloss man sich, <strong>die</strong><br />
ehemalige Festungsanlage einer umfassenden<br />
Renovation zu unterziehen.<br />
Mittlerweile sind nur noch in einem<br />
der sieben ehemaligen Kampfstände <strong>die</strong><br />
Original-Geschütze vorhanden. Die anderen<br />
Waffen <strong>hinter</strong> den künstlichen<br />
Fels tarnungen wurden demontiert. In<br />
einer Waffenstellung wurde zu Ausbildungszwecken<br />
eine Radarstation eingebaut<br />
und der einstige Muni tionsraum<br />
wurde zum freundlichen Theorieraum<br />
umgebaut. Nebst Schlafräumen für 50<br />
Personen sind auch eine zeitgemässe<br />
Küche, Büros und <strong>die</strong> entsprechenden<br />
haustechnischen Installationen entstanden.<br />
Der ehemalige mufflige Bunker wurde<br />
so im Laufe der Zeit zum modernen<br />
Ausbildungszentrum der Schweizer<br />
Navy, zweideutig bezeichnet als «NaVi»<br />
– <strong>die</strong> Abkürzung für Nase Vitznau.<br />
Vielseitige Ausbildung<br />
Verantwortlicher Fachinstruktor der Marinerekruten<br />
ist Stabs adjutant Claudio<br />
Demarmels. Der gelernte Automechaniker<br />
coacht nicht nur das Kader, er steht<br />
auch bei der nautischen Grundausbildung<br />
der Rekruten an vorderster Front.<br />
Nur 25 Bootsschützen, so <strong>die</strong> offizielle<br />
Bezeichnung der Marinesoldaten, werden<br />
jährlich ausgehoben.<br />
Wer <strong>die</strong> nautischen Voraussetzungen<br />
(Besitz des Schiffsführerausweises und<br />
des SLRG-Brevets) erfüllt und daneben<br />
auch noch mehrsprachig ist, hat <strong>die</strong> besten<br />
Chancen, als Bootsschütze rekrutiert<br />
zu werden. Schliesslich werden <strong>die</strong><br />
Besatzungen auf den Booten bunt zusammengemischt,<br />
da hilft ein Bilingue<br />
schon bei Kommunikationsproblemen.<br />
Natürlich wird auch auf charakterliche<br />
Merkmale geachtet. «Wir bilden keine<br />
Schönwetterkapitäne aus, aber auch keine<br />
Rambotypen», meint der gebürtige<br />
Luzerner Demarmels. «Die Ausbildung<br />
bordmagazin 2009<br />
Links: Schindet ganz<br />
schön Eindruck, das<br />
Kampfboot mit<br />
Maschinengewehr.<br />
Rechts: Bootsschütze<br />
bei der<br />
Überwachung.<br />
Unten: Gut versteckt<br />
ein getarntes P-80<br />
Patrouillenboot.<br />
ist hart und verlangt Vielseitigkeit sowie<br />
Sorgfalt im Umgang mit Geräten.»<br />
Nach der fünfwöchigen militärischen<br />
Grundausbildung bei den Genietruppen<br />
in Brugg werden <strong>die</strong> Bootsschützen auf<br />
ihre Arbeit spezialisiert. Dazu gehören<br />
der Umgang mit dem Funk, eine Radarausbildung<br />
und das Schiessen mit dem<br />
bordmagazin 2009<br />
Maschinengewehr. Für <strong>die</strong> nautische<br />
Ausbildung werden <strong>die</strong> Rekruten dann<br />
in <strong>die</strong> Festung Vitznau verlegt, wobei<br />
das Leben im Bunker gemäss Demarmels<br />
eine grosse Umstellung bedeutet.<br />
Von der Grundausbildung her sind <strong>die</strong><br />
Bootsschützen Sonnenlicht und Arbeit<br />
an der frischen Luft gewohnt. Jetzt leben<br />
sie tief unter der Erde bei Neonlicht und<br />
künstlicher Belüftung und pauken Theorie.<br />
Grösstes Ärgernis dabei: Handys<br />
funktionieren im Bunker nicht. Für jeden<br />
Anruf gilt es <strong>die</strong> immerhin 220 Treppenstufen<br />
bis zum oberen Bunkerausgang<br />
zu bewältigen. Doch der Drang<br />
nach draussen ist ohnehin stark. Trotz<br />
striktem Schwimmwestenzwang, auch<br />
bei grösster Hitze, wird ein kühles Bad<br />
im See der Dusche in der Anlage stets<br />
vorgezogen.<br />
Porträt<br />
Das Leben in der Festung abseits jeglicher<br />
Zivilisation hat durchaus auch<br />
seinen Reiz. Wenn <strong>die</strong> Rekruten Ausgang<br />
haben, findet <strong>die</strong>ser meist am<br />
Bunkerausgang statt. Man zieht es vor,<br />
hier zusammen zu sitzen und in der<br />
freien Natur Seemannsgarn zu spinnen<br />
und verzichtet meist auf eine Kneipentour<br />
in der nächsten Ortschaft. Selbst<br />
Demarmels’ grosszügiges Angebot, <strong>die</strong><br />
Rekruten nach Luzern zu fahren, wurde<br />
schon dankend abgelehnt.<br />
Dass kein Bunkerkoller aufkommt,<br />
dafür sorgt der Chef mit einem vielseitigen<br />
Programm. Die Bootsfahrschule<br />
steht im Mittelpunkt. Auch bei einem<br />
Föhnsturm soll jeder Bootsschütze präzise<br />
manövrieren können. Das braucht<br />
viel Übung auf dem Wasser. Auf den<br />
Booten wird dann oft auch gegessen<br />
7
8<br />
Porträt<br />
INFO<br />
Patrouillenboot 80<br />
Elf solche Patrouillenboote besitzt <strong>die</strong> Schweizer Armee<br />
zur Grenzsicherung.<br />
Natürlich hat <strong>die</strong> Schweizer Navy weder Flugzeugträger noch<br />
Zerstörer. Zur Seeüberwachung und zum Schutz der Grenzseen<br />
werden Patrouillenboote 80 eingesetzt. Dabei handelt es sich um<br />
einen Eigenbau aus Glasfaserkunststoff, entworfen von der<br />
Gruppe «Rüstung» der Armee und gebaut von einer Schweizer<br />
Bootswerft.<br />
Es sieht etwas bullig aus, das zehn Meter lange und über drei<br />
Meter breite Boot mit den auffälligen runden Bullaugen. Und mit<br />
den Maschinen gewehren an Bug und Heck schindet es ganz<br />
schön Eindruck. Trotz 3,40 m Gesamthöhe hat <strong>die</strong> siebenköpfige<br />
Crew nicht sehr viel Platz im Innern. Eine kleine Küche und<br />
Schlafgelegenheiten für sämt liche Crewmitglieder engen den<br />
Raum ein. Doch im Normalfall ist ein Teil der Mannschaft ohnehin<br />
auf Pikett.<br />
In Gefechtsbereitschaft nimmt der Kommandant im Steuerhaus<br />
zwischen Fahrer und Radarist Platz. Der Navigator überwacht<br />
das Radar. Vorne im Bug und hinten im Heck be<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> beiden<br />
Schützen ihre 12,7-mm-Kaliber-Maschinengewehre. Sie werden<br />
vom Hilfsschützen assistiert, der für den Munitionsnachschub<br />
verantwortlich ist. In der Seeüberwachung kommen zusätzlich<br />
Wärmebildgeräte mit eingebautem Restlichtverstärker zum Einsatz.<br />
1980 wurde <strong>die</strong> Schweizer Armee mit elf solchen Booten ausgerüstet.<br />
Sie alle haben Namen von Planeten oder Sternbildern wie<br />
Orion oder Venus. 1998 wurden <strong>die</strong> Kampfboote modifiziert und<br />
neu motorisiert. Sie werden von jeweils zwei 230-PS-Volvo-Penta-<br />
Dieselmotoren mit Z-Antrieb und gegenläufigen Propellern angetrieben.<br />
Die Patrouillenboote erreichen dabei eine Spitzengeschwindigkeit<br />
von bis zu 70 km/h.<br />
Rechts: Wer würde hier das Tor zu einer<br />
Bunkeranlage vermuten? Perfekt getarnt,<br />
der obere Eingang zur Festung Vitznau.<br />
Unten: Eng, aber heimelig sind <strong>die</strong> Schlafräume<br />
in der Festung.<br />
und manchmal auch übernachtet. Einzig<br />
der Koch, der dann alleine in der<br />
Festungsküche zurückbleibt, sei schon<br />
vom Bunkerkoller betroffen gewesen.<br />
Fahrtechnik allein genügt aber nicht.<br />
Im Einsatz auf dem Wasser wird auch<br />
das Zusammenspiel der Mannschaft und<br />
der Geräte geübt. Die Schiessübungen<br />
auf dem Urnersee bilden dabei natürlich<br />
den Höhepunkt der Ausbildung.<br />
Für <strong>die</strong> Wiederholungskurse nach der<br />
Rekrutenschule reisen <strong>die</strong> Bootsschützen<br />
nur selten wieder in <strong>die</strong> Innerschweiz.<br />
Die WKs finden meist auf den<br />
Grenzseen statt, denn dort erwarten <strong>die</strong><br />
Bootsschützen ihre eigentlichen Aufgaben.<br />
Auftrag Grenzsicherung<br />
Die Schweiz ist zwar ein Binnenland,<br />
trotzdem hat sie mit den vier Grenzseen,<br />
dem Genfersee, dem Bodensee,<br />
dem Lago di Lugano und dem Lago<br />
Maggiore über 100 km Wassergrenze zu<br />
den Nachbarstaaten, <strong>die</strong> es auch heute<br />
noch zu überwachen gilt. Hauptaufgabe<br />
der Patrouillenboote ist <strong>die</strong> Unterstützung<br />
des Grenzwachtkorps. Die Bordbewaffnung<br />
<strong>die</strong>nt dabei bloss als Selbstschutz<br />
und als Mittel zur Durchsetzung.<br />
bordmagazin 2009<br />
Es gilt, nicht eindeutig identifizierbare<br />
Schiffe abzufangen und zu kontrollieren.<br />
Das Durchsuchen von Booten ist im<br />
Normalfall nicht vorgesehen. Sie werden<br />
aber in den nächsten geeigneten<br />
Hafen begleitet und dort der Militärpoli-<br />
ANZEIGE<br />
bordmagazin 2009<br />
zei oder dem Grenzwachtkorps übergeben.<br />
Eine nicht immer ganz einfache<br />
Aufgabe. Die Besatzung muss fähig<br />
sein, Situationen richtig einzuschätzen<br />
und dementsprechend verhältnismässig<br />
und entschlossen zu handeln.<br />
Porträt<br />
Die Motorbootformation, wie man<br />
<strong>die</strong> gut 200-köpfige Marineeinheit im<br />
Fachjargon nennt, wird meist dann aufgeboten,<br />
wenn etwas Besonderes läuft.<br />
So zum Beispiel zur Seesicherung beim<br />
G-8 Gipfel in Evian, oder bei einer gemeinsamen<br />
Aktion letztes Jahr mit dem<br />
italienischen Grenzschutz, wo man mithalf,<br />
verdächtige Boote abzufangen. Die<br />
Schweizer Marine wird heute wie auch<br />
in Zukunft noch gebraucht. Dies besonders<br />
im Bereich der Unterstützung der<br />
zivilen Behörden zur Sicherheit auf<br />
unseren Grenzseen und -gewässern. Da<br />
gilt es, ihre Bereitschaft zu er halten,<br />
und dazu darf auch an heiligster Stätte<br />
einmal geschossen werden. Schliesslich<br />
haben hier ja einst <strong>die</strong> Urväter geschworen,<br />
Freiheit zu erlangen und Souveränität<br />
mit allen Mitteln zu bewahren.<br />
9
12<br />
Interview<br />
«Was braucht<br />
der Mensch?»<br />
Das Verkehrshaus ist das beliebteste und meist-<br />
besuchte Museum der Schweiz. Dieses Jahr<br />
feiert es seinen 50. Geburtstag. Grund genug für<br />
eine Bilanz: Direktor Daniel Suter über den<br />
Sinn von Museen, über Klassenfotos, Mr. Spock<br />
und anspruchsvolle Frauen.<br />
Text: Helene Aecherli<br />
bordmagazin: Herr Suter, laut Ihren<br />
Berechnungen besucht ein Schweizer<br />
das Verkehrshaus durchschnittlich<br />
dreimal im Leben: einmal in der Primarschule,<br />
einmal als Vater oder Mutter<br />
und einmal als Grosselternteil. Wann<br />
war es für Sie das erste Mal?<br />
Daniel Suter: Als ich acht Jahre alt war.<br />
Damals bin ich aber nicht weitergekommen<br />
als bis in <strong>die</strong> Eingangshalle. Ich<br />
stand dort den ganzen Tag vor dem<br />
Gotthardmodell und war fasziniert von<br />
der Modelleisenbahn, <strong>die</strong> immer wieder<br />
im Tunnel verschwand. Das erzählen<br />
mir meine Eltern heute noch.<br />
Und danach sind Sie erst wieder als<br />
Vater ins Verkehrshaus gegangen?<br />
(lacht) Nein, nein, meine Besucherfrequenz<br />
liegt wohl über dem Durchschnitt.<br />
Ich war ja lange Mitglied der Schweizer<br />
Ruder-Nationalmannschaft und befand<br />
mich oft wochenlang in Luzern im Trainingslager.<br />
In <strong>die</strong>ser Zeit <strong>die</strong>nte mir das<br />
Fotos: Pascal Meier<br />
Verkehrshaus manchmal als Rückzugsort.<br />
Ich genoss es, mich ohne Leistungsdruck<br />
treiben und von den Ausstellungen<br />
inspirieren zu lassen. Häufig setzte<br />
ich mich auch einen Tag lang mit einem<br />
guten Buch in eine Ecke und beobachtete<br />
<strong>die</strong> Menschen beim Bestaunen der<br />
Lokomotiven.<br />
Mit Ihren beiden Töchtern sind<br />
Sie aber auch schon durchs Museum<br />
gestreift, oder?<br />
Im Jahr 2002, kurz bevor ich meine<br />
Stelle als Verkehrshausdirektor antrat.<br />
Damals waren meine Töchter 14 und 16<br />
Jahre alt und fanden <strong>die</strong> Ausstellungen<br />
schrecklich miefig. Ihre Reaktionen haben<br />
dann zum Teil auch meine Arbeit<br />
hier beeinflusst.<br />
Inwiefern?<br />
Wir haben nach meinem Eintritt als<br />
erstes versucht, Besucherführung und<br />
Übersichtlichkeit zu optimieren und <strong>die</strong><br />
bordmagazin 2009<br />
Nutzbarkeit der Hallen flexibler zu<br />
gestalten. Ein Beispiel: In der neuen<br />
Halle Strassenverkehr, <strong>die</strong> im Sommer<br />
eröffnet wird, erstellen wir eine Art<br />
Hochregallager, das Platz für 42 Autos<br />
bietet und bei Bedarf über Nacht umgeräumt<br />
werden kann. Wir wollten keine<br />
Gebäudehüllen mehr, <strong>die</strong> um Objekte<br />
herumgebaut werden, sondern multifunktionale<br />
Räume, <strong>die</strong> auch für Sonderausstellungen<br />
genutzt werden können.<br />
Wir haben uns bei unseren<br />
Konzepten immer wieder gefragt: Was<br />
braucht der Mensch? Und nicht: Was<br />
braucht das Objekt?<br />
Was braucht der Mensch?<br />
Unser Museum muss in erster Linie wie<br />
ein Klassenfoto funktionieren, auf dem<br />
sich der Besucher wiederfindet. Im<br />
Prinzip sucht jeder seine eigene Geschichte,<br />
und <strong>die</strong> Objekte, <strong>die</strong> im Verkehrshaus<br />
ausgestellt sind, sollen ihm<br />
helfen, seine individuelle Geschichte<br />
bordmagazin 2009<br />
zu spiegeln. Für <strong>die</strong>sen Prozess gibt es<br />
natürlich viele Zugänge: So hat eine<br />
junge Frau vielleicht keinen direkten<br />
Zugang zu einer Dampflokomotive oder<br />
einem alten Postauto, weil <strong>die</strong>se Objekte<br />
älter sind als sie selbst. Aber möglicherweise<br />
erkennt sie darin <strong>die</strong> Geschichte<br />
ihres Vaters, ihrer Mutter oder<br />
ihres Göttis.<br />
Was tun Sie nun aber, um gerade<br />
junge Frauen anzusprechen?<br />
Auch sie wollen sich ja auf dem<br />
Klassenfoto wieder finden.<br />
Gute Frage. Eine unserer schwierigsten<br />
Kundinnen ist etwa <strong>die</strong> junge Lehrerin.<br />
Sie kennt das Verkehrshaus meistens<br />
nur von früher. Deshalb entscheidet sie<br />
sich oft gegen einen Besuch oder findet,<br />
das Verkehrshaus sei eher etwas für<br />
ältere Männer. Alle <strong>die</strong>se Vorurteile<br />
können wir nur korrigieren, wenn es<br />
uns gelingt, für <strong>die</strong>se junge Frau attraktive<br />
Angebote wie zum Beispiel <strong>die</strong><br />
Interview<br />
Media Factory bereitzustellen. Formal<br />
setzen wir stark auf Design und gute<br />
Architektur, wie etwa jene von Annette<br />
Gigon, und auf entsprechende Qualität<br />
auch in den Restaurants, in der Bibliothek<br />
oder der neuen Bahnstation. Frauen<br />
schätzen kluge, durchdachte Sachen.<br />
Warum sind Frauen so schwierige<br />
Kundinnen?<br />
Weil sie eine hieb- und stichfeste Argumentationskette<br />
verlangen. Und wenn<br />
wir bei ihnen, der kritischsten aller<br />
Anspruchsgruppen, genügen, dann genügen<br />
wir auch bei den anderen. Denn<br />
wenn <strong>die</strong> Frau den Entscheid, ins Verkehrshaus<br />
zu gehen, für sich trifft,<br />
dann trifft sie ihn auch als Mutter für<br />
ihre Kinder oder als Lehrerin für ihre<br />
Klasse.<br />
Braucht der Mensch im Zeitalter<br />
der Digitalisierung überhaupt noch<br />
Museen?<br />
13
14<br />
Interview Interview<br />
Unbedingt. Wer <strong>die</strong> eigene Geschichte<br />
nicht kennt, hat es schwer, <strong>die</strong> Gegenwart<br />
zu begreifen und <strong>die</strong> Zukunft zu<br />
gestalten. Das Anliegen des Verkehrshauses<br />
ist es deshalb, zu zeigen, wie<br />
Menschen in früheren Generationen ein<br />
Problem lösten, um daraus Antworten<br />
für <strong>die</strong> Zukunft abzuleiten. Und solange<br />
wir den Ikonen unserer Mobilitätsgeschichte<br />
in <strong>die</strong>sem Rahmen <strong>die</strong> Bedeutung<br />
geben, <strong>die</strong> sie ver<strong>die</strong>nen, das<br />
heisst, sie im Original und nicht als Imitat<br />
zeigen, solang der Klassenfoto-Effekt<br />
funktioniert, hat ein Museum wie das<br />
unsere durchaus seine Berechtigung.<br />
In der «Media Factory», einer der<br />
Neuerungen des Verkehrshauses,<br />
können <strong>die</strong> Besucher eigene Sendungen<br />
produzieren, per Touch-Screen<br />
einen Studio-Hintergund wählen und<br />
den entsprechenden Videoclip gleich<br />
mit nach Hause nehmen. Wie verknüpfen<br />
Sie den Touch-Screen mit der<br />
originalen Mobilität?<br />
Kommunikation ist <strong>die</strong> schnellste Form<br />
von Mobilität. Früher haben <strong>die</strong> Menschen<br />
Waren vom Luzerner Bahnhof<br />
mit Schiff und Kutsche über den Gotthard<br />
nach Italien transportiert. Als<br />
nächsten Schritt haben sie Briefe mitgeschickt,<br />
dann kamen Telex und Fax,<br />
heute arbeiten wir mit E-Mail und modernstem<br />
Datentransfer. Diese Entwicklung<br />
will das Verkehrshaus fühl- und<br />
erfahrbar machen und dazu gleich auch<br />
<strong>die</strong> nächste Stufe der Mobilität präsentieren.<br />
Noch können wir Dinge zwar<br />
nicht dematerialisieren und materialisieren,<br />
wie es Mr. Spock im «Raumschiff<br />
Enterprise» tat. Aber wir bieten<br />
den Besuchern in der Media Factory<br />
und im IMAX Filmtheater dank einer<br />
digitalen 3D-Technik eine Reise auf den<br />
Mond. Die Bilder sind so scharf, dass<br />
man glaubt, selbst auf dem Mond zu<br />
sein. Das ist doch schon ein Schritt zum<br />
«Beamen», oder?<br />
2009 feiert das Verkehrshaus sein<br />
50-Jahr-Jubiläum. Wie hat sich sein<br />
Auftrag seit 1959 gewandelt?<br />
Der Auftrag von 1959 war relativ einfach:<br />
Damals waren Transport und Mobilität<br />
<strong>die</strong> technischen Wachstumsfelder,<br />
auf <strong>die</strong> jeder aufspringen musste.<br />
Heute sind wir eher ein ethnologisches<br />
Museum, in dem der smarte Umgang<br />
mit Mobilität im Zentrum steht. Wir fragen<br />
uns: Was bewegt uns? Was treibt<br />
uns? Woher kommen wir? Wie bewegen<br />
wir uns smart und richtig? Diese Fragen<br />
sind ökologisch, ökonomisch, gesellschaftspolitisch<br />
und auch philosophisch<br />
gefärbt. Das Verkehrshaus ist der Ort,<br />
wo <strong>die</strong>se Vernetzungen erfahren werden<br />
können.<br />
Von der blossen Präsentation von<br />
Transportmitteln bis zur Frage des<br />
smarten Umgangs mit der Mobilität<br />
ist es ein grosser Sprung. Wie<br />
schwierig war er?<br />
Wir mussten einen regelrechten Kulturwandel<br />
vollziehen. Das Verkehrshaus<br />
hatte zehn Jahre lang an Besuchererosion<br />
gelitten, zudem war der Unterhaltsbedarf<br />
der Gebäude sehr hoch geworden.<br />
Gemäss unserer Analyse war es<br />
denn auch günstiger, neue Bauten zu<br />
erstellen, als <strong>die</strong> alten zu renovieren –<br />
für einen Museumsdirektor eine fatale<br />
Erkenntnis. Gleichzeitig galt es, <strong>die</strong><br />
Museums-Mentalität zu verändern: das<br />
heisst, Dinge nicht deshalb zu tun, weil<br />
man sie schon immer so getan hatte,<br />
sondern wagen, sie unter dem Aspekt<br />
zu beurteilen, ob sie für <strong>die</strong> Zukunft<br />
relevant sind oder nicht. Dies brauchte<br />
viel Zeit und Energie.<br />
Das Verkehrshaus ist heute mit knapp<br />
900 000 Besuchern pro Jahr das<br />
erfolgreichste Museum der Schweiz.<br />
Was haben Ihre Vorgänger falsch<br />
gemacht?<br />
bordmagazin 2009<br />
« Im Zentrum<br />
steht der smarte<br />
Umgang mit der<br />
Mobilität.»<br />
Ich glaube nicht, dass in der Vergangenheit<br />
etwas falsch gemacht worden ist,<br />
aber <strong>die</strong> Ansprüche der Gesellschaft haben<br />
sich gewandelt. Ob es uns gefällt<br />
oder nicht: Museen sind Produkte, <strong>die</strong><br />
eine Nachfrage, einen Markt, erreichen<br />
müssen. Dies haben wir nicht zuletzt<br />
dank Partnern aus der Privatwirtschaft<br />
erreicht – wir sind also keine Subventionsjäger.<br />
Eine aktive Sponsoringpolitik,<br />
wie wir sie heute pflegen, war damals<br />
kaum ein Thema. Wir sind heute zu 90<br />
Prozent eigenfinanziert und somit für<br />
Bund, Kantone und <strong>die</strong> Stadt ein kostengünstiges<br />
Produkt. Anfänglich hat das<br />
Motto «Kultur gegen Geld» viele Mitarbeitende<br />
gezwungen, über den eigenen<br />
Schatten zu springen. Denn es geht<br />
nicht um «Beziehungssponsoring», wie<br />
es etwa in der Musikbranche üblich<br />
ist, sondern um einen Kompetenzaustausch:<br />
So konnten wir nun beispielsweise<br />
<strong>die</strong> Autohersteller Toyota, VW<br />
und BMW gewinnen, unter dem Dach<br />
des Verkehrshauses ihre Mobilitäts-<br />
Lösungen vorzustellen. Darauf bin ich<br />
stolz.<br />
2004 wurde das Verkehrshaus durch<br />
einen tödlichen Unfall mit einem<br />
Fesselballon erschüttert. Welche Spuren<br />
hat <strong>die</strong>ser Unfall <strong>hinter</strong>lassen?<br />
bordmagazin 2009<br />
Der Unfall ist nicht spurlos an uns vorbeigegangen.<br />
Sensibilisiert durch <strong>die</strong>sen<br />
Vorfall haben wir verstärkt auch auf<br />
das Thema Qualitätsmanagement und<br />
Sicherheit gesetzt. Seit Juni 2006 ist<br />
das Verkehrshaus der Schweiz als erstes<br />
Museum/IMAX/Planetarium weltweit<br />
ISO-9001-zertifiziert. Inzwischen haben<br />
wir beim Bundesamt für Zivilluftfahrt<br />
eine neue Bewilligung für einen Hiflyer-<br />
Ballon beantragt. Gerade für das 100-<br />
Jahr-Luftfahrt-Jubiläum in der Schweiz<br />
nächstes Jahr wäre es wünschenswert,<br />
mit einem Fesselballon den Traum von<br />
der Ballonfahrt für jedermann erlebbar<br />
machen zu können. Wir streben einen<br />
Betrieb aber nicht auf Biegen und Brechen<br />
an. Am Schluss wird auch das<br />
Bauchgefühl mitentscheiden.<br />
Was hat Sie gereizt, <strong>die</strong> Leitung des<br />
Verkehrshauses zu übernehmen?<br />
Das Verkehrshaus hatte <strong>die</strong> Stelle ausgeschrieben,<br />
als ich noch Leiter des Partner-Marketings<br />
und der Kommunikation<br />
bei der Expo02 war. Ich bewarb<br />
15
16 Interview<br />
mich, als ich erkannte, dass das Verkehrshaus<br />
in Schieflage geraten war.<br />
Unternehmerisch interessiert mich nicht<br />
das, was rund läuft, sondern was harzt,<br />
denn in schwierigen Situationen hat<br />
man sehr viel mehr Gestaltungsfreiraum.<br />
Von mir ist dann auch erwartet<br />
worden, dass wir <strong>die</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Wende schaffen.<br />
INFO<br />
Daniel Suter<br />
Der Bieler Daniel Suter (49) wurde im<br />
Sommer 2002 zum neuen Verkehrshaus-<br />
Direktor gewählt. Vor seinem<br />
Engagement in Luzern war er Leiter<br />
des Partner-Marketings und der Kommunika<br />
tion bei der Landesausstellung<br />
Expo 02. Frühere Stationen seiner beruflichen<br />
Laufbahn hatten ihn nach Zürich,<br />
Genf und Neuseeland geführt. Erfolge<br />
feierte er aber auch zu Wasser: Zwischen<br />
1977 und 1991 gewann er mehrmals<br />
<strong>die</strong> Schweizer Meisterschaften<br />
im Rudern. Daniel Suter ist verheiratet<br />
und Vater von zwei Töchtern. Er lebt mit<br />
seiner Frau in Merlischachen.<br />
Die haben Sie geschafft.<br />
Wechseln Sie jetzt zur UBS?<br />
(lächelt) Nein, nein, momentan bin ich<br />
hier noch völlig ausgelastet. Zudem gibt<br />
es ja noch andere Sanierungsfälle in<br />
<strong>die</strong>sem Land, <strong>die</strong> mich interessieren<br />
würden: Unternehmen, <strong>die</strong> in der Mobilitätsbranche<br />
tätig sind und <strong>die</strong> Organisations-<br />
und zu einem nicht unerheblichen<br />
Teil auch Kommunikationsdefizite<br />
ausweisen. Das sind <strong>die</strong> Problemfelder,<br />
<strong>die</strong> mich besonders herausfordern.<br />
Werden Sie zumindest versuchen,<br />
<strong>die</strong> UBS-Segeljacht Alinghi zu sich an<br />
Bord zu holen?<br />
Natürlich hätten wir <strong>die</strong> Alinghi gerne<br />
für eine Ausstellung im Verkehrshaus.<br />
Sie ist Sinnbild dafür, dass ein Binnenland<br />
wie <strong>die</strong> Schweiz das schnellste<br />
Segelschiff der Welt bauen und segeln<br />
kann. Leider scheint es zur Zeit unwahrscheinlich,<br />
dass wir <strong>die</strong> Alinghi<br />
bekommen. Wir haben nun erst mal<br />
eine andere Ikone neu entdeckt, und<br />
zwar den alten Seitenraddampfer «DS<br />
Rigi», der als Verkehrshaus-Restaurant<br />
<strong>die</strong>nte. Nach dem Schaden, den das<br />
Hochwasser 2005 angerichtet hatte, ist<br />
seine wunderbar erhaltene Schale aus<br />
dem Jahre 1848 zum Vorschein gekommen.<br />
Der Dampfer war während der<br />
Sonderbundskriege auf dem Landweg<br />
von England in <strong>die</strong> Schweiz transportiert<br />
worden und 106 Jahre lang zwischen<br />
Luzern und Flüelen im Einsatz<br />
gewesen. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen,<br />
dass das Schiff in Stand gehalten<br />
und künftigen Generationen zugänglich<br />
gemacht werden kann.<br />
Wo wird das Verkehrshaus<br />
in fünf Jahren stehen?<br />
Wir planen, jedes Jahr ein Achtel der<br />
Gebäude zu verändern und dadurch immer<br />
wieder neue Ausstellungen anbieten<br />
zu können. 2010 wird <strong>die</strong> Luftfahrthalle<br />
ein neues Gesicht bekommen. Im<br />
Moment haben wir den neuen Eurofighter-Simulator,<br />
einen Simulator, in dem<br />
<strong>die</strong> Besucher mit einem professionellen<br />
Ausbildner an ihrer Seite Eurofighter<br />
fliegen können. Der Simulator ist etwas<br />
vom Verrücktesten, das es zur Zeit gibt,<br />
denn er vermittelt einem das Gefühl<br />
von uneingeschränkter Mobilität, ohne<br />
dass man dabei selbst transportiert werden<br />
muss. Wo sonst ist das möglich?<br />
Vielleicht lockt der Eurofighter-Simulator<br />
manchen Besucher nun gar ein viertes<br />
Mal ins Verkehrshaus. Das wäre<br />
wunderbar!<br />
bordmagazin 2009<br />
ANZEIGE
20<br />
Business<br />
Von beiden<br />
das Beste<br />
Eine Verbindung zwischen Schulmedizin und Komplementärmedizin<br />
herstellen, das Beste aus beiden Schulen weiterentwickeln<br />
und zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen und<br />
seiner Krank heiten verbinden, das ist das Ziel der Aeskulap-Klinik<br />
in Brunnen. Ihr Chefarzt Dr. med. Cesar Winnicki erklärt, warum<br />
Wey<br />
<strong>die</strong>se Versöhnung so wichtig ist.<br />
Alexandra<br />
Text: Charles Meyer Foto:<br />
Es herrscht eine Stimmung wie<br />
im Grandhotel aus alten Zeiten.<br />
Dicke Teppiche im Speisesaal,<br />
grosse Jugendstil-Fenster mit Ausblick<br />
in einen Park mit meterdicken Stämmen<br />
hundertjähriger Sequoia. Hier hatte sich<br />
vor hundert Jahren der Adel Europas <strong>die</strong><br />
dramatische Landschaft des Urnersees<br />
mit Zitaten aus Schillers Wilhelm Tell<br />
vorführen lassen. Hier befindet sich seit<br />
19 Jahren eine Klinik, <strong>die</strong> so gar nicht<br />
den Eindruck eines Krankenhauses machen<br />
will.<br />
bordmagazin: Dr. Winnicki, Sie stehen<br />
mitten im Spannungsfeld zwischen<br />
der konventionellen Schulmedizin<br />
und der Komplementärmedizin, was<br />
ist Ihre Vision?<br />
Cesar Winnicki: Wir wollen <strong>die</strong> beiden<br />
Richtungen zu einer ganzheitlichen,<br />
harmonischen Medizin zusammenbringen.<br />
Vom universitären Wissen schöpfen<br />
wir, was gut und sinnvoll ist. Sowohl in<br />
der Abklärung als auch in der Therapie<br />
von Erkrankungen. Von der Schul medizin<br />
lehnen wir aber Methoden ab, <strong>die</strong><br />
vorwiegend symptomatisch wirken und<br />
<strong>die</strong> Selbstheilkräfte des Körpers unterdrücken.<br />
Die Komplementärmedizin<br />
bietet uns einerseits eine differenzierte<br />
energetische Diagnostik, auf der anderen<br />
Seite Behandlungen, <strong>die</strong> einen ursächlichen<br />
und ganzheitlichen Aspekt<br />
besitzen.<br />
Warum werden <strong>die</strong>se ganzheitlichen<br />
Methoden in der Schulmedizin nicht<br />
angewandt?<br />
Die Stärke der universitären Medizin ist<br />
<strong>die</strong> lineare Betrachtung der Krankheits-<br />
prozesse. Ein Knochenbruch wird durch<br />
ein Trauma verursacht, <strong>die</strong> Behandlung<br />
ist entsprechend klar und eindeutig –<br />
der Knochen wird ruhiggestellt oder zusammengeschraubt.<br />
Eine Heilung wird<br />
schnell und sicher hergestellt. Bei einer<br />
Migräne oder Depression ist <strong>die</strong> Situation<br />
um einiges komplizierter; <strong>die</strong> Ursachen<br />
vielfältig, der Krankheitsprozess<br />
chronisch und komplex. Hier braucht es<br />
eine holistische Betrachtung und einen<br />
multimodalen Ansatz. Diesen Sach verhalt<br />
erkennt <strong>die</strong> Schulmedizin nur am<br />
Rande. Kein Wunder, dass chronische<br />
Krankheiten uns förmlich überrollen –<br />
ca. 40% der Schweizer Bevölkerung leiden<br />
darunter. Chronische Leiden avancieren<br />
zur wichtigsten Herausforderung<br />
und dem grössten Kostenfaktor im Gesundheitswesen.<br />
Komplementärme dizin<br />
sucht den Grund für eine Krankheit letztlich<br />
in der gestörten Balance von Körper,<br />
Geist und Seele. Wir betrachten das<br />
gesamte Zusammenspiel, und da helfen<br />
uns <strong>die</strong> diagnostischen Methoden der<br />
Komplementärmedizin, <strong>die</strong> Regula tionsvorgänge<br />
beurteilen, sehr viel weiter.<br />
bordmagazin 2009<br />
Ihre Klinik hat sich in den letzten<br />
19 Jahren einen sehr guten Ruf<br />
erarbeitet vor allem bei der Behandlung<br />
von Krebs. Was macht <strong>die</strong> Komplementärmedizin<br />
da besser?<br />
Wir setzen auf den dualen, integrativen<br />
Ansatz. Dort, wo es nötig und sinnvoll<br />
ist, werden <strong>die</strong> Standardmethoden der<br />
Schulmedizin wie Operation, Chemotherapie<br />
oder Bestrahlung angewandt.<br />
Was <strong>die</strong> Komplementärmedizin aber zusätzlich<br />
bringt, sind Methoden, welche<br />
den Menschen in seiner ganzen Lebenskraft<br />
stärken, welche <strong>die</strong> Neben wirkungen<br />
einer Chemotherapie deutlich<br />
mildern und welche am Ursprung der<br />
Erkrankung ansetzen. Nicht nur am<br />
Symptom. Diese Behandlung der Ursache<br />
ist wichtig für <strong>die</strong> Prävention<br />
eines Rückfalls oder einer Ausbreitung<br />
der Krankheit auf andere Körperteile.<br />
Sie ist auch wichtig in der Betreuung<br />
von fortgeschrittener Krebserkrankung,<br />
wo es um <strong>die</strong> Lebensqualität geht. In<br />
<strong>die</strong>sen Gebieten bietet uns <strong>die</strong> Komplementärmedizin<br />
zusätzliche Hilfen, mit<br />
denen wir gute Erfolge erzielen.<br />
bordmagazin 2009<br />
INFO<br />
Aeskulap-Klinik Brunnen<br />
Sie stehen nicht im Widerspruch zur<br />
Schulmedizin?<br />
Es geht viel eher um Ergänzung, um Erweiterung.<br />
Komplementieren heisst ergänzen.<br />
Wir nutzen über das universitäre<br />
Wissen hinaus einfach auch noch<br />
<strong>die</strong> Sicht und Erfahrung der Komplementärmedizin.<br />
Ihre Klinik hat mit den Jahren das Angebot<br />
ständig erweitert. Von der Onkologie<br />
zur Behandlung chroni scher<br />
Schmerzen, Rheuma, Migräne, hin zu<br />
psychosomatischen Leiden wie Burnout<br />
oder Depression. Warum <strong>die</strong>se Erweiterung?<br />
Wir haben gesehen, dass sich der ganzheitliche<br />
Ansatz der Komplementär medizin<br />
auch auf <strong>die</strong>sen Gebieten geradezu<br />
aufdrängt, und wir wurden durch<br />
<strong>die</strong> Resultate ermutigt, hier ein eigenes<br />
Kompetenzzentrum aufzubauen. Nehmen<br />
Sie zum Beispiel <strong>die</strong> Zahnmedizin, <strong>die</strong><br />
einen wichtigen Teil unseres Konzeptes<br />
darstellt. Wir stossen immer wieder auf<br />
Situationen, in denen beispielsweise<br />
chronische Krankheiten durch häufig<br />
schmerzfrei verlaufende Infektionserkrankungen<br />
der Mundhöhle negativ<br />
beeinflusst werden. Dies ist durch eine<br />
Paradontitis oder einen marktoten oder<br />
Business<br />
Mitten in einem schönen Park gelegen präsentiert sich das ehemalige Grandhotel in<br />
Brunnen am Vierwaldstättersee heute als Klinik mit nationaler Ausstrahlung. Hier<br />
bieten 25 Ärzte und Zahnärzte eine ganzheitliche Medizin an. Die Klinik hat sich vor<br />
allem in der Krebsbehandlung einen grossen Namen gemacht. Zusätzlich zu den Hilfen<br />
der Schulmedizin bietet sie Therapien aus der Komplementärmedizin an, welche <strong>die</strong><br />
Nebenwirkungen der gängigen Krebsbehandlungen mildern und <strong>die</strong> Lebensqualität der<br />
Patienten steigern. Aufgrund <strong>die</strong>ser Erfolge hat sich <strong>die</strong> Klinik auch auf dem Gebiet<br />
der chronischen Schmerzen, der psychosomatischen Leiden wie Depressionen oder<br />
Burnout weiterentwickelt. Eine wichtige und besondere Rolle im ganzheitlichen Therapiekonzept<br />
der Aeskulap-Klinik spielt <strong>die</strong> zahnärztliche Abteilung. Die 1990 von einer<br />
Stiftung gegründete Klinik ist für alle Patienten offen, privat oder grundversichert, stationär<br />
oder ambulant.<br />
wurzelbehandelten Zahn möglich. Solche<br />
Mundinfekte führen auch zu einer<br />
Dauerbelastung des Immunsystems, <strong>die</strong><br />
das allgemeine Krankheitsgeschehen<br />
zusätzlich fördern kann. Nur durch den<br />
gewissenhaften ganzheitlichen Ansatz<br />
kann <strong>die</strong>sem Zusammenhang Rechnung<br />
getragen werden. Deshalb gehört<br />
auch eine Panorama-Röntgenaufnahme<br />
von beiden Kiefern immer zu unserer<br />
medizinischen Diagnostik bei chronischen<br />
Leiden.<br />
Sind Ihre Leistungen durch <strong>die</strong> Krankenkassen<br />
gedeckt?<br />
Mit der Grundversicherung sind <strong>die</strong> meisten<br />
schulmedizinischen Leistungen wie<br />
Konsultationen und konventionelle Diagnostik<br />
abgedeckt. Die meisten Methoden<br />
der Komplementärmedizin werden leider<br />
noch nicht von den Krankenkassen vergütet.<br />
Es gibt diverse günstige Zusatzversicherungen,<br />
welche <strong>die</strong> Methoden<br />
der Komplementär me di zin grösstenteils<br />
bezahlen. Aber einige innovative Methoden<br />
werden von den Kran kenkassen leider<br />
nicht anerkannt und bezahlt. Wir<br />
hoffen auf eine Trendwende nach der<br />
Abstimmung vom 17. Mai 2009.<br />
Info: www.aeskulap.com<br />
21
24<br />
Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees<br />
Mein Tag als Maschinist<br />
auf dem Dampfschiff Stadt Luzern<br />
Ein wunderschöner Sommertag<br />
hat sich angekündigt.<br />
Das Dampfschiff Stadt Luzern<br />
mit Baujahr 1928 liegt an der<br />
Landungsbrücke vor dem<br />
Kunst- und Kongresshaus in<br />
Luzern.<br />
Es ist noch ruhig auf dem<br />
gros sen Platz. Ich betrete als<br />
erster das für 1200 Personen<br />
ausgerichtete mächtige<br />
Dampf schiff Stadt Luzern. Sofort<br />
öffne ich alle Türen und<br />
Fenster; frische Morgenluft ersetzt<br />
das warme Raumklima.<br />
9.00 Uhr. Mein Kollege und<br />
Stellvertreter trifft ein. Unser<br />
Dienst auf dem Schiff beginnt.<br />
Mein Kollege beginnt sofort<br />
mit den Arbeiten rund um <strong>die</strong><br />
Dampfkessel und zündet <strong>die</strong><br />
Feuer. Da das Schiff bereits<br />
gestern im strengen Kurseinsatz<br />
stand, ist in den beiden<br />
grossen Dampfkesseln noch<br />
reichlich Restdampfdruck vor-<br />
handen. Ganz langsam beginnt<br />
der Dampfdruck zu steigen.<br />
Die 11,5 bar Betriebsdruck<br />
werden um zehn Uhr erreicht<br />
sein. Mein Kollege kontrolliert<br />
zwischenzeitlich <strong>die</strong> beiden<br />
grossen Schaufelräder, bemüht<br />
sich um <strong>die</strong> Sauberkeit<br />
im Maschinenraum und rund<br />
um den sichtbaren Maschinenaus<br />
schnitt im Fahrgastbereich.<br />
Daneben wartet er <strong>die</strong> Trinkwasseraufbereitung.<br />
Ich nutze<br />
<strong>die</strong> Zeit, um <strong>die</strong> Haupt- und<br />
<strong>die</strong> Lichtmaschine mit Heizdampf<br />
aus den beiden Kesseln<br />
auf Betriebstemperatur zu<br />
bringen. Weiter sorge ich für<br />
<strong>die</strong> Sauberkeit rund um <strong>die</strong><br />
Maschine und achte peinlich<br />
genau auf eventuelle lose<br />
oder schadhafte Teile.<br />
10.10 Uhr. Alles ist bereit und<br />
<strong>die</strong> Maschinen können in<br />
Be trieb genommen werden.<br />
Sobald <strong>die</strong> Lichtmaschine <strong>die</strong><br />
Stromproduktion für das Schiff<br />
übernommen hat, baut mein<br />
Kollege <strong>die</strong> Stromverbindung<br />
zum Land ab.<br />
Die Hilfsmaschine setzt das<br />
hydraulische Ölsystem unter<br />
Druck, welches für <strong>die</strong> Steuerung<br />
der Einlass-Dampfventile<br />
und für <strong>die</strong> zentrale Schmierung<br />
gebraucht wird. Sie sorgt<br />
auch für das Kühlwasser, wel -<br />
ches den Abdampf der Maschi -<br />
nen vernichtet, was wiederum<br />
einen grossen Unterdruck im<br />
Abdampfsystem erzeugt. Damit<br />
wird <strong>die</strong> Leistung der grossen<br />
Hauptmaschine wesentlich<br />
verbessert.<br />
Läuft alles zur besten Zufriedenheit,<br />
setze ich <strong>die</strong> Hauptmaschine<br />
mit den beiden<br />
Rädern ganz langsam in Bewegung.<br />
Damit wird sichergestellt,<br />
dass sich kein Kondenswasser<br />
mehr in den Zylindern<br />
befindet und <strong>die</strong> Maschine<br />
sich aufwärmen kann.<br />
Maschinentelegraf<br />
zur sichtbarenÜbermittlung<br />
der Befehle<br />
von der Kommando<br />
brücke.<br />
Jetzt überprüfe ich mit mei nem<br />
Kollegen <strong>die</strong> Befehlsübermittlung<br />
von der Kapitänsbrücke<br />
zum Maschinenraum und teste<br />
<strong>die</strong> Steuerruderanlage.<br />
Bis zum Einsteigemanöver<br />
reicht normalerweise <strong>die</strong> Zeit<br />
für eine kleine Kaffeepause<br />
mit der ganzen Schiffsbesatzung.<br />
Neben mir und meinem<br />
Maschinen-Kollegen sitzen<br />
der Kapitän, sein Beimann, der<br />
Kassier und sein Kontrolleur-<br />
Matrose am Tisch. Wir informieren<br />
uns gegenseitig über<br />
Aussergewöhnliches zum normalen<br />
Kursbetrieb.<br />
10.40 Uhr. Es ist Zeit für das<br />
Manöver zu unseren Fahrgästen.<br />
Mein Kollege stellt <strong>die</strong><br />
Feuer grösser und ich setze<br />
<strong>die</strong> Hauptmaschine auf den<br />
Befehl «Halbe Kraft Rückwärts».<br />
Wir beschleunigen, bis das<br />
Dampfschiff Stadt Luzern um<br />
<strong>die</strong> zehn Kilometer pro Stunde<br />
rückwärts fährt. Diese Geschwindigkeit<br />
braucht der Kapitän,<br />
um das Schiff mit dem<br />
Ruder steuern und wenden zu<br />
können.<br />
Weil heute kein starker Wind<br />
auf unser Schiff einwirkt, folgt<br />
schon nach kurzer Zeit der Befehl<br />
«Vorwärts», um das Schiff<br />
zu wenden, und wir fahren<br />
rückwärts an <strong>die</strong> Einsteigebrücke.<br />
Für das Landemanöver<br />
an <strong>die</strong> Brücke, wo unzählige<br />
Fahrgäste sehnlichst auf uns<br />
warten, muss ich <strong>die</strong> Maschine<br />
bordmagazin 2009<br />
ganz präzise auf <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Kommandos steuern.<br />
Nur so kann der Kapitän eine<br />
saubere Landung aus der immer<br />
etwas heiklen Rückwärtsfahrt<br />
erreichen. Damit ich<br />
auch ein paar Sonnenstrahlen<br />
geniessen kann, helfe ich bis<br />
zur Abfahrt auf der Landungsbrücke<br />
mit. Ich begrüsse mir<br />
bekannte Fahrgäste, erhebe<br />
<strong>die</strong> Fahrgastzahlen oder gebe<br />
bei Fragen Auskunft.<br />
11.10 Uhr. Die Abfahrt naht<br />
und ich gehe zurück in den<br />
30 Grad warmen Maschinenraum.<br />
Mein Kollege hat <strong>die</strong><br />
Feuer für <strong>die</strong> Abfahrt eingestellt.<br />
Es ist genügend Wasser<br />
für <strong>die</strong> Dampferzeugung in <strong>die</strong><br />
Kessel eingespeist. Wir haben<br />
jetzt ausreichend 230 Grad<br />
heissen Dampf für <strong>die</strong> Abfahrt<br />
zur Verfügung.<br />
Die grosse Dampfpfeife am<br />
Kamin verkündet <strong>die</strong> unmittelbar<br />
bevorstehende Abfahrt.<br />
Mein Kapitän gibt den Befehl<br />
«Vorwärts» und verkündet mir<br />
<strong>die</strong> Anzahl Fahrgäste. Mit <strong>die</strong>ser<br />
Angabe stelle ich <strong>die</strong> erforderliche<br />
Dampfkraft auf <strong>die</strong><br />
Maschine ein und berechne<br />
<strong>die</strong> notwendige Fahrgeschwindigkeit,<br />
damit wir Verspätungen<br />
vermeiden. Mit vielen Fahrgästen<br />
verlängern sich <strong>die</strong> Einund<br />
Aussteigzeiten erheblich.<br />
Sie werden mit erhöhter Fahrgeschwindigkeit<br />
wieder ausgeglichen.<br />
Schnelleres Fahren<br />
braucht mehr Dampf, den<br />
bordmagazin 2009<br />
Maschinen-Fahrstand.<br />
mein Kollege mit der Kesselbefeuerung<br />
und -einspeisung<br />
laufend passgenau ergänzen<br />
muss. Alle zehn bis fünfzehn<br />
Minuten wird eine Station angelaufen.<br />
So sind wir während<br />
der fünfeinhalb Stunden Kursfahrt<br />
nach Flüelen und zurück<br />
nach Luzern ständig gefordert.<br />
Wir essen das Mittagessen<br />
gestaffelt während der freien<br />
Fahrt, aber für <strong>die</strong> Manöver<br />
mit der Maschine sind wieder<br />
beide Maschinisten auf ihren<br />
Posten. Während der ganzen<br />
Kursfahrt mache ich immer<br />
wieder Maschinen-Kontrollgänge.<br />
Mal fülle ich <strong>die</strong> Schmierpressen<br />
für <strong>die</strong> Zylinderschmierung<br />
wieder auf oder wir<br />
erledigen kleine Reparaturen<br />
auf der kleinen Werkbank im<br />
Maschinenraum.<br />
Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees<br />
16.47 Uhr. Wir sind mit dem<br />
Dampfschiff Stadt Luzern wieder<br />
zurück in Luzern. Sobald<br />
alle Fahrgäste das Schiff<br />
verlassen haben, stellt mein<br />
Kollege <strong>die</strong> Stromverbindung<br />
mit dem Land wieder her. Der<br />
Strom wird vom Bordgenerator<br />
aufs Landnetz umgeschaltet<br />
und <strong>die</strong> Lichtmaschine<br />
sowie <strong>die</strong> Haupt- und Hilfsmaschine<br />
werden abgestellt. Mit<br />
dem grossen Schlauch wird<br />
das angesammelte Schmutzwasser<br />
in <strong>die</strong> Kanalisation<br />
gepumpt. Am Dampfkessel<br />
sind mittlerweile <strong>die</strong> Feuer gelöscht<br />
und alle Dampfventile<br />
am Kesseldom geschlossen.<br />
Es kann kein Dampf mehr entweichen.<br />
Die letzten Ölspritzer<br />
an der Maschine werden<br />
abgeputzt und der Maschi-<br />
nenboden gereinigt, damit<br />
kein Unfall passiert.<br />
Nach einem anstrengenden<br />
Tag gönnen wir uns mit den<br />
Deckskameraden ein kühles<br />
Bier. Wir erfahren dabei <strong>die</strong> für<br />
uns Maschinisten unsichtbaren,<br />
interessanten, lustigen<br />
oder speziellen Begebenheiten<br />
des Tages an Deck.<br />
Leicht müde, aber mit der Genugtuung<br />
vieler zufriedener<br />
Fahrgäste begebe ich mich<br />
auf den Heimweg. Voller Erwartungen<br />
schaue ich auf den<br />
nächsten Tag, denn keiner ist<br />
gleich wie der andere.<br />
Heimo Haas,<br />
Dampfmaschinist<br />
Fotos: SGV<br />
25
26<br />
The Lake Lucerne Navigation Company<br />
My day as an operator<br />
of the steamboat Stadt Luzern<br />
It's going to be a glorious<br />
summer day. The steamboat<br />
Stadt Luzern, built in 1928,<br />
is docked at the pier in front<br />
of the Culture and Convention<br />
Centre Lucerne.<br />
It is still quiet on the adjacent<br />
large plaza. I am the first to<br />
board the powerful steamboat<br />
capable of carrying 1,200 passengers.<br />
The first thing I do is<br />
to open all the doors and windows.<br />
Cool morning air streams<br />
in, replacing the warm air in<br />
the rooms.<br />
At 9 a.m., my co-worker and<br />
deputy arrives and our shift<br />
on the steamboat begins. My<br />
workmate immediately begins<br />
his work around the steam<br />
boiler and lights the furnace.<br />
Since the ship has already<br />
been put to work yesterday,<br />
there is still plenty of pressure<br />
left in the two steam boilers.<br />
Very gradually, the steam<br />
pressure begins to rise, and<br />
we are on track to raise it to<br />
the operating pressure of 11.5<br />
atmospheres by 10 a.m. Meanwhile<br />
my co-worker keeps<br />
busy by checking the two<br />
huge paddle wheels and tidying<br />
up the machine room –<br />
particularly those sections visible<br />
to passengers. Apart from<br />
all this he also finds time to<br />
check over the water purification<br />
system.<br />
I use this time to raise the<br />
main engine and electric gen-<br />
erator to operating temperature<br />
with steam from both<br />
boilers. At the same time, I<br />
tidy up around the machine<br />
and painstakingly look for<br />
loose or damaged parts.<br />
10:10 a.m. Everything is ready<br />
and the engines can be put<br />
into operation. As soon as the<br />
electric generator has taken<br />
over power generation for the<br />
ship, my workmate disengages<br />
the power connection<br />
to shore.<br />
The auxiliary engine begins<br />
pressurizing the hydraulic oil<br />
system which is used for controlling<br />
the steam intake<br />
valves and is needed for general<br />
lubrication. It also supplies<br />
the coolant water which<br />
eliminates the engine exhaust<br />
and in doing so creates a vacuum<br />
in the exhaust system,<br />
which in turn significantly improves<br />
the performance of the<br />
large main engine.<br />
Satisfied that everything is<br />
running smoothly, I very slowly<br />
engage the main engine<br />
with the paddle wheels, which<br />
ensures that there is no condensation<br />
left in the cylinders<br />
and that the engine can warm<br />
up slowly.<br />
It’s time now for my workmate<br />
and me to test the functioning<br />
of communications<br />
between the captain’s bridge<br />
and the engine room and to<br />
test the functioning of the<br />
steering paddles.<br />
There is usually time before<br />
the boarding manœuvre for a<br />
coffee break with the rest of<br />
the crew. Besides myself and<br />
my fellow steam engine operator,<br />
the captain along with his<br />
assistant, the cashier and his<br />
ticket inspector are sitting together<br />
at the breakfast table.<br />
We spend some time chatting<br />
and sharing news about our<br />
work on the steamboat.<br />
10:40 a.m. This is the time to<br />
begin our procedure for taking<br />
our passengers on board. My<br />
workmate feeds the furnace<br />
and I set the main engine to<br />
“half steam backward”. We<br />
accelerate until the steamboat<br />
Stadt Luzern is sailing at<br />
10 kph in reverse. This is the<br />
minimum speed the captain<br />
requires to be able to steer<br />
and to turn the ship using the<br />
rudder. There is no strong<br />
wind pushing against our ship<br />
today, which is why after a<br />
short time the “forward” command<br />
is issued – to turn the<br />
ship around and allow us to<br />
reverse and dock with the<br />
passenger terminal. For the<br />
docking manœuvre with the<br />
terminal, where crowds of<br />
passengers are eagerly awaiting<br />
us, I have to be very precise<br />
in following the steering<br />
commands issued by the captain.<br />
This helps the captain<br />
achieve a tidy docking while<br />
reversing, which is always<br />
somewhat tricky.<br />
I help out at the passenger<br />
terminal up to our departure,<br />
and this enables me to enjoy<br />
some sunshine too. I greet the<br />
passengers I know, and note<br />
down passenger numbers or<br />
answer any questions they<br />
may have.<br />
11:10 a.m. Our departure<br />
draws near and I return to the<br />
engine room, where the temperature<br />
has reached 30 degrees<br />
Celsius. My fellow<br />
steam engine operator has<br />
adjusted the furnace in preparation<br />
for our departure. Sufficient<br />
water for steam genera-<br />
bordmagazin 2009<br />
Measuring instruments.<br />
tion has been fed into the<br />
boilers. At 230 degrees Celsius,<br />
we now have enough hot<br />
steam for our departure.<br />
The large steam whistle at the<br />
smokestack announces our<br />
immediate departure. My captain<br />
gives the “full steam<br />
ahead” command and lets me<br />
know how many passengers<br />
we have on board. I use this<br />
information to adjust the power<br />
output of the steam engine<br />
and calculate our required<br />
travel speed so that we can<br />
bordmagazin 2009<br />
avoid delays. If we have a lot<br />
of passengers, this affects our<br />
embarking and disembarking<br />
times considerably. We compensate<br />
for this by increasing<br />
our cruising speed accordingly.<br />
Faster cruising requires<br />
more steam pressure, which<br />
my workmate regulates by adjusting<br />
precisely how much he<br />
feeds into the furnace that<br />
heats the boiler. Every ten to<br />
fifteen minutes we dock at a<br />
stop, and this ensures that<br />
we are kept busy during the<br />
The Lake Lucerne Navigation Company<br />
five-and-a-half-hour round<br />
trip from Lucerne to Flüelen.<br />
We take turns eating lunch<br />
in between stops, but when<br />
it comes time to perform<br />
manœuvres with the machine<br />
again, both steam engine<br />
operators need to be at their<br />
posts.<br />
During the course of the<br />
whole trip I go around and<br />
keep checking the engines.<br />
For instance I sometimes refill<br />
the lubricant reservoir for<br />
cylinder lubrication or perform<br />
minor repairs on the little<br />
workbench in the engine<br />
room with my workmate.<br />
4:47 p.m. We are back in<br />
Lucerne with the steamboat<br />
Stadt Luzern.<br />
As soon as the passengers<br />
have disembarked, my workmate<br />
reconnects the power<br />
connection to the mainland.<br />
We switch the power back<br />
from generator to mains, then<br />
power down the generator,<br />
the main engine and auxiliary<br />
engine. We use a hydraulic<br />
hose to pump the collected<br />
sewage into the sewer system.<br />
Meanwhile the furnace<br />
has been put out at the steam<br />
boiler and all steam valves at<br />
the boiler dome have been<br />
shut off. No further steam can<br />
escape now. The last few<br />
squirts of oil are cleaned off<br />
the engine and the engine<br />
room floor is cleaned to avoid<br />
someone slipping and having<br />
an accident.<br />
At the end of a hard day we<br />
enjoy a cool beer with our<br />
workmates on the deck. This<br />
is when we get to hear about<br />
all those funny, interesting or<br />
otherwise notable events of<br />
the day that are hidden from<br />
us engine operators while we<br />
work below deck.<br />
Somewhat tired, but filled<br />
with the satisfaction of having<br />
served another lot of happy<br />
passengers, I head home. Full<br />
of expectation I look forward<br />
to the next day, since no one<br />
day is like any of the others.<br />
Heimo Haas,<br />
Steam Engine Operator<br />
Fotos: SGV<br />
27
ANZEIGE<br />
Die Schifffahrtsgesellschaft<br />
des Vierwaldstättersees (SGV)<br />
ist für ihre traditionellen Dampfschiffe<br />
weithin bekannt.<br />
Mit dem Neubau eines Katamarans,<br />
welcher im Frühling<br />
2009 den Fahrplanbetrieb aufgenommen<br />
hat, beginnt eine<br />
neue Ära für das traditionsreiche<br />
Unternehmen. Bisher gab<br />
es noch keinen Katamaran<br />
<strong>die</strong>ser Grösse auf dem Vierwaldstättersee.<br />
Dieser innovative<br />
Katamaran ist von der<br />
Planung über <strong>die</strong> Konstruktion<br />
bis zum End ausbau ein Produkt<br />
der SGV-Schiffstechnik.<br />
Der komplette Bau erfolgte in<br />
der SGV-Werft in Luzern.<br />
Die Schiffstechnik der SGV<br />
baut schon seit Bestehen neue<br />
Schiffe und hält <strong>die</strong> gesamte<br />
Flotte von 20 Schiffen über all<br />
<strong>die</strong> Jahre instand. Durch vielfältige<br />
Arbeiten an hundertjährigen<br />
Dampfschiffen sowie<br />
an unterschiedlichen Motorschiffen<br />
hat sich <strong>die</strong> Schiffstechnik<br />
der SGV viel Erfahrung<br />
aneignen können. Im Bereich<br />
Dampftechnik konnten so<br />
wertvolles Know-how und<br />
manche Fähigkeiten erhalten<br />
bleiben. Im Laufe der Zeit hat<br />
das dazu geführt, dass sich<br />
<strong>die</strong> Schiffstechnik zu den<br />
wenigen Betrieben in Europa<br />
zählen darf, welche Schiffdampfmaschinen<br />
reparieren<br />
und instand halten kann. Mit<br />
der Entwicklung des Katamarans<br />
hat sich <strong>die</strong> Schiffstechnik<br />
vom herkömmlichen Fahrgastschiffdesign<br />
gelöst und<br />
gezeigt, dass sie fähig ist,<br />
bordmagazin 2009<br />
nicht nur mit traditionellen<br />
Schiffstypen umzugehen, sondern<br />
auch sich den Ansprüchen<br />
der heutigen Zeit anzupassen.<br />
Der Katamaran<br />
beweist, dass es mit etwas<br />
Mut möglich ist, ein innovatives<br />
Schiff in der Schweiz zu<br />
bauen. Es gibt zahlreiche Werften<br />
in Europa und im Nahen<br />
Osten, welche solche Schiffe<br />
bauen können. Dennoch war<br />
es in <strong>die</strong>sem Fall von Vorteil,<br />
<strong>die</strong> einzigartige Konstellation<br />
zwischen Schiffsbetrieb und<br />
Schiffbau zu nutzen. So konnte<br />
<strong>die</strong> Erfahrung aus allen drei<br />
Geschäftsbereichen der SGV,<br />
Schifffahrt, Schiffstechnik und<br />
Gastronomie, zusammengeführt<br />
und im Schiffsneubau<br />
umgesetzt werden.<br />
Das einzigartige Erlebnis einer<br />
Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee<br />
sowie <strong>die</strong> interessanten<br />
kulinarischen Themenfahrten<br />
machen <strong>die</strong> SGV zu<br />
einer der erfolgreichsten Schifffahrtsgesellschaften<br />
der Schweiz.<br />
Die SGV ist aber nicht nur als<br />
Schifffahrtsgesellschaft erfolgreich.<br />
Auch <strong>die</strong> Tochtergesellschaft<br />
Tavolago ist zu Land<br />
und zu Wasser auf dem Vormarsch.<br />
Der dritte Geschäftsbereich<br />
Schiffstechnik ist für<br />
viele Kunden weniger bekannt.<br />
Es ist weitgehend nicht bekannt,<br />
dass <strong>die</strong> Schiffstechnik<br />
beispielsweise Korrosionsschutzarbeiten<br />
für Wasserkraftwerke<br />
ausführt, Schiffe in<br />
der ganzen Schweiz unterhält<br />
und sogar Arbeiten an Yachten<br />
durchführt. Mit einer hervorragenden<br />
Infrastruktur und<br />
den genannten Kompetenzen<br />
hat <strong>die</strong>ser dritte Geschäftsbereich<br />
der SGV ein grosses<br />
Potential, welches bis anhin<br />
noch nicht ausreichend genutzt<br />
wurde. Es ist ein erklärtes Ziel<br />
der SGV, <strong>die</strong> Schiffstechnik<br />
auszubauen und zunehmend<br />
Fremd aufträge auszuführen.<br />
Ein wichtiger Schritt dazu war<br />
der Aufbau einer Konstruktionsabteilung,<br />
welche <strong>die</strong> vorhandenen<br />
Abteilungen wie<br />
Schlosserei, mechanische<br />
Werkstatt, Malerei, Elektro-<br />
Focus<br />
Neue Ära für ein traditionelles Unternehmen<br />
werkstatt, Rohrschlosserei<br />
und Schreinerei unterstützt.<br />
Mit <strong>die</strong>sen zusätzlichen Arbeitskräften<br />
und dem Knowhow<br />
ist es nun möglich, zusammen<br />
mit den genannten<br />
Abteilungen der Werft praxisnah<br />
Projekte zu planen sowie<br />
grosse Projekte wie den Bau<br />
des Katamarans zu leiten und<br />
zu realisieren. Seit dem Ausbau<br />
der Konstruktionsabteilung, in<br />
welcher Schiffbauingenieure,<br />
Maschinenbauingenieure und<br />
Konstrukteure arbeiten, ist <strong>die</strong><br />
Schiffstechnik nicht nur einer<br />
der grössten Werftbetriebe,<br />
sondern unterhält auch das<br />
grösste auf Schiffbau spezialisierte<br />
Ingenieurbüro in der<br />
Schweiz.<br />
Björn Hensler,<br />
Schiffbauingenieur<br />
Foto: SGV<br />
Info: www.shiptec-lucerne.ch<br />
29
ANZEIGE<br />
New era for a traditional company<br />
The Lake Lucerne Navigation<br />
Company (SGV) is known far<br />
and wide for its traditional<br />
steamships. However, the<br />
construction of a catamaran<br />
with scheduled services commencing<br />
in the spring of 2009<br />
marks the start of a new era<br />
for the long-established company.<br />
It will be the largest<br />
catamaran ever to have plied<br />
Lake Lucerne. The planning,<br />
construction and overall completion<br />
of this innovative<br />
motor vessel have been undertaken<br />
by the «Shiptec»<br />
Design Office and Shipyard<br />
in Lucerne, for all stages of<br />
design and construction.<br />
For as long as it has been in<br />
existence, SGV Shipyard has<br />
been constructing new ships<br />
in addition to servicing the<br />
overall fleet of 20 ships. SGV<br />
Engineering has built up a great<br />
deal of experience through its<br />
work on hundred-year-old<br />
steamships and a variety of<br />
motor vessels. It has therefore<br />
retained valuable know-how<br />
and skills in steamship technology.<br />
This has led to SGV<br />
Engineering now being one of<br />
the few European firms that<br />
is able to repair and service<br />
ships’ steam engines. With the<br />
development of the catamaran,<br />
SGV Engineering has moved on<br />
from conventional passenger<br />
ship design and demonstrated<br />
that it is not only capable of<br />
working with traditional types<br />
of vessels, but also able to<br />
adapt to the demands of the<br />
present day. The catamaran<br />
proves that, with a bit of cour-<br />
bordmagazin 2009<br />
age, it is possible to build an<br />
innovative ship such as has<br />
never been seen before in Swit-<br />
zer land. While a large number<br />
of shipyards in Europe and the<br />
Middle East are indeed able<br />
to construct these vessels,<br />
what was particularly advantageous<br />
in this case was the<br />
unique com bination of owner<br />
and builder, as this enabled<br />
the combined experience<br />
from the SGV’s three business<br />
divisions – gastronomy, navigation<br />
and SGV Engineering –<br />
to be applied to the construction<br />
of a new ship.<br />
The unique experience of going<br />
on a cruise on Lake Lucerne<br />
and its interesting culinary<br />
theme voyages have made<br />
SGV one of Switzerland’s most<br />
successful steamship companies.<br />
However, SGV is not only<br />
successful as a shipping company<br />
– its subsidiary, Tavolago,<br />
is on the move both on the<br />
water and ashore. SGV’s third<br />
division, SGV Engineering, is<br />
not as well known to its customers.<br />
Many people have no<br />
idea that SGV Engineering’s<br />
functions include corrosion<br />
protection for hydroelectric<br />
power stations, the servicing<br />
of ships throughout Switzerland,<br />
and work on yachts.<br />
These abilities and its superior<br />
infrastructure combine to give<br />
SGV’s third division a great<br />
potential that has not yet been<br />
sufficiently exploited. One of<br />
the main goals is to expand SGV<br />
Engineering and to be involved<br />
in more outside projects. An<br />
important step in this direction<br />
has been the setting up<br />
of a construction section that<br />
can support existing departments,<br />
such as metalwork,<br />
mechanics, painting, electrical,<br />
pipe work and joinery. In<br />
conjunction with these areas,<br />
additional manpower and<br />
know-how now make it possible<br />
to plan practical projects<br />
and to manage and complete<br />
large projects such as the<br />
construction of the catamaran.<br />
The expansion of the construction<br />
section, with its<br />
shipbuilding, mechanical and<br />
ANZEIGE<br />
Focus<br />
design engineers, has made<br />
SGV Engineering not only one<br />
of Switzerland’s largest shipyards,<br />
but also the employer<br />
of its largest team of engineers<br />
specializing in shipbuilding.<br />
Björn Hensler,<br />
Shipbuilding engineer<br />
Foto: SGV<br />
Info: www.shiptec-lucerne.ch<br />
31
32<br />
Fokus<br />
Arbeitsschritte beim Katamaran MS 300<br />
für <strong>die</strong> SGV<br />
senschaftliche parametrische<br />
Analyse, basierend auf Daten<br />
von bestehenden ähnlichen<br />
Schiffen. Das Resultat ist ein<br />
Set von Parametern als Ausgangspunkt<br />
für <strong>die</strong> nachfolgenden<br />
Entwicklungsarbeiten. Der<br />
Schiffbauingenieur arbeitet<br />
nun nach dem Konzept einer<br />
Designspirale.<br />
Designspirale<br />
nieur möglich, eine erste Ge-<br />
Basierend auf den Ausgangswichtsabschätzungvorzunehparametern<br />
wird ein erster<br />
men. Dabei spielt nicht nur<br />
vorläufiger Generalplan ent-<br />
das Gewicht eine Rolle, sonworfen.<br />
Dieser zeigt im Falle<br />
dern auch <strong>die</strong> Gewichtsvertei-<br />
des MS 300 eine Gesamtanlung<br />
und Schwerpunktlage.<br />
sicht des Schiffes, das Raumkonzept<br />
für Fahrgäste und<br />
Nur so kann ermittelt werden,<br />
Foto: SGV<br />
16. März 2009: Der Katamaran begibt sich auf seine erste Probefahrt. Mannschaft, ästhetische Ideen<br />
Länge, Breite, Verdrängung,<br />
Der Katamaran nimmt in der Werfthalle langsam Gestalt an.<br />
und eine erste Möglichkeit für<br />
Tiefgang, Deckshöhe etc.<br />
Anhand des Projektes MS 300, Das Schiff sollte zudem mit hydrodynamische Nach teile, <strong>die</strong> Schottraumaufteilung im<br />
Konstruktion oder<br />
Evaluation der Systeme<br />
Generalplan<br />
den meisten Projekten werden (UK) durchgeführt. Man hat<br />
Ästhetisches Design<br />
eines Katamarans für 300 einer Zwei-Mann-Besatzung wie eine im Verhältnis zur Ver- Rumpfbereich. Was folgt, sind<br />
für <strong>die</strong>sen Entwicklungsschritt unter anderem untersucht, ob<br />
Passagiere, der im Bereich zu betreiben sein und der drängung zu grosse benetzte Werkstoffevaluationen für das<br />
entweder Schlepptankversu- eine Rumpfform in Knickspant-<br />
Schiffstechnik der Schifffahrts- Übersichtlichkeit wegen nur Fläche und damit zuviel Wi- Baumaterial, Strukturanalysen<br />
che angestellt, Computational bauweise oder besser eine in<br />
gesellschaft des Vierwaldstät- ein einziges Deck für <strong>die</strong> Pasderstand. Also entschloss man und Berechnungen, meistens<br />
Berechnung der<br />
Antriebsleistung<br />
Propellerdesign<br />
Materialevaluation<br />
Strukturkonzept und<br />
-berechnung<br />
Fluid Dynamics (CFD) Berech- Rundspantbauweise gebaut<br />
tersees (STE SGV) entwickelt sagiere aufweisen. Treppen sich für einen Katamaran (Zwei- basierend auf den Vorschriften<br />
nungen durchgeführt oder so- werden soll. Für <strong>die</strong> Servicege-<br />
wurde, werden <strong>die</strong> durchlau- im Fahrgastraum waren auch rumpfschiff). Damit konnte ein von internationalen Klassifikagar<br />
beides. Ebenfalls werden schwindigkeit von 25–30 km/h<br />
fenen Arbeitsschritte in kurzer aus Grün den der Behinderten- breites Schiff mit einer grostionsgesellschaften. Bei Schif-<br />
jetzt ein erstes Mal Stabilitäts- hat sich der Knickspantrumpf<br />
Gewichtsrechnung<br />
Form dargelegt.<br />
freundlichkeit unerwünscht. sen Deckfläche entwickelt fen in der Grösse von MS 300<br />
Widerstandsberechnung<br />
Schlepptankversuche, CFD<br />
(Gewicht- und<br />
Schwerpunktlage)<br />
berechnungen durchgeführt, überraschenderweise als bes-<br />
Mit <strong>die</strong>ser Ausgangslage erga- werden, ohne den Nachteil ist von der Leermasse des<br />
Wellenverhalten<br />
mit deren Ergebnissen ausgeser erwiesen.<br />
Rumpfdesign (Linienriss)<br />
Ausgangslage<br />
ben sich zwei mögliche Schiffs- einer zu grossen benetzten Schiffes rund <strong>die</strong> Hälfte für <strong>die</strong><br />
Leckrechnungen<br />
Stabilitätsrechnungen<br />
sagt werden kann, wie sich<br />
Die Schifffahrtsgesellschaft konzepte: entweder ein sehr Fläche in Kauf nehmen zu strukturellen Elemente einzu-<br />
das Schiff bei einer Verände- Auch hat während der Schlepp-<br />
des Vierwaldstättersees benö- langes oder ein sehr breites müssen.<br />
setzen. Somit ist <strong>die</strong> Optimie-<br />
Bei der Schiffsentwicklung werden <strong>die</strong> Merkpunkte der Design spirale rung und Verschiebung von tankarbeiten interessiert, ob<br />
tigt ab 2009 als Ersatz für ein Schiff.<br />
rung von Masse und Konstruk-<br />
mehrmals im Uhrezeigersinn durchlaufen.<br />
Gewichten oder dem Wind- der Rumpfabstand der beiden<br />
älteres Schiff ein modernes Bei einem Einrumpfschiff an- Die Arbeit an einem solchen tion eine Aufgabe erster<br />
druck oder bei einer Kurven- Rümpfe für <strong>die</strong> Geschwindig-<br />
Fahrgastschiff mit einer Transgewandt, haben beide Kon- Projekt beginnt normalerweise Priorität. Für das Projekt MS<br />
ob <strong>die</strong> Schwimmlage des menen Gewichten und damit fahrt verhalten wird.<br />
keit von 25–30 km/h eventuell<br />
portkapazität von 300 Persozepte allerdings Nachteile. Ein mit der Erarbeitung eines de- 300 wurde darum für sämtli-<br />
Schiffes schliesslich auch dem der Verdrängung des Schiffes. Um für das Katamaranprojekt noch optimiert werden müssnen.<br />
Das Geschwindigkeits- sehr langes Schiff ist auf einem taillierten Anforderungsprofils, che Strukturbauteile der Werk-<br />
Generalplan entspricht. Mit Im nachfolgend zu entwi- MS 300 einen möglichst optite.potential <strong>die</strong>ses Schiffes sollte kleinen See wie dem Vierwald- welches bei der STE SGV auf stoff Aluminium DIN 5083<br />
<strong>die</strong>ser Arbeit erhält der Ingenickelnden Rumpfplan, oder wie malen Rumpf entwickeln zu<br />
mit maximal 30 km/h leicht stättersee schwierig zu manö- der Basis eines durchdachten (AlMg4,5Mn) gewählt. Dieser<br />
eur höchstwahrscheinlich <strong>die</strong> im Fachjargon Linienriss ge- können, wurden Schlepptank- Basierend auf den Widerstands-<br />
höher sein als <strong>die</strong> Geschwindigvrieren und ein breites Schiff Baugruppensystems entwickelt Werkstoff hat erheblich weni-<br />
erste Diskrepanz zu den beim nannt, kann darauf jetzt Rückversuche mit Modellen im werten der Modelle, <strong>die</strong> der<br />
keit der bestehenden Schiffe. hat mit einem breiten Rumpf wird. Was folgt, ist eine wisger Festigkeitsverlust beim<br />
Start des Projektes angenomsicht genommen werden. In Massstab 1:16 in Southampton Schiffbauingenieur auf <strong>die</strong><br />
bordmagazin 2009<br />
Abbildung: Rudolf Stadelmann, SGV<br />
Schweissen als das in der<br />
Schweiz in nicht maritimen<br />
Anwendungen oft verbaute<br />
Anticorodal DIN 6082. Auch<br />
<strong>die</strong> hohe Bruchdehnung des<br />
Materials von 16 % (gegenüber<br />
8 % von Anticorodal) ist<br />
im Schiffbau gewünscht. Mit<br />
dem Entscheid für Werkstoff<br />
und Strukturkonzept wird es<br />
nun für den Schiffbauinge-<br />
bordmagazin 2009<br />
Fokus<br />
Foto: SGV<br />
33
34 Fokus<br />
effektiven Widerstandswerte<br />
des Schiffes umrechnet, kann<br />
<strong>die</strong> Antriebsmaschine evaluiert<br />
und <strong>die</strong> gesamte Antriebsanlage<br />
mit Getriebe, Wellenanlage<br />
und Propeller ausgelegt<br />
werden. Jetzt werden auch<br />
<strong>die</strong> anderen Systeme im Schiff<br />
wie Wassersysteme, Elektrosysteme,<br />
Heizung, Kühlung,<br />
Lüftung, Navigationssysteme<br />
etc. entweder selbst entwickelt<br />
oder, wenn auf dem Markt<br />
bereits vorhanden, evaluiert.<br />
Nun wurde <strong>die</strong> erste Runde in<br />
der Designspirale durchlaufen.<br />
Mit dem Eintritt in <strong>die</strong> zweite<br />
Runde startet der Prozess erneut.<br />
Es werden in jeder Phase<br />
<strong>die</strong> gleichen Aufgaben wiederholt,<br />
jedoch mit einer höheren<br />
Genauigkeit. Das Strukturkonzept<br />
muss zum Beispiel mit<br />
den Kenntnissen der neuen<br />
ANZEIGE<br />
Gewichte und damit neuen<br />
Belastungsgrössen abgeglichen<br />
werden. Das Rumpfdesign<br />
muss der neuen Verdrängung<br />
angepasst werden und so fort.<br />
Dieser Kreislauf wird so lange<br />
wiederholt, bis <strong>die</strong> endgültige<br />
Konstruktion steht und das<br />
neue Schiff «geboren» ist.<br />
Ein Schiffbauingenieur hat <strong>die</strong><br />
Möglichkeit, <strong>die</strong> gesamte Entwicklung<br />
eines Schiffes von<br />
der ursprünglichen Idee bis<br />
zur Probefahrt eines Schiffes<br />
aktiv mitzuverfolgen und zu<br />
steuern. Es gibt wenige Branchen,<br />
wo <strong>die</strong>s in solcher Ausgeprägtheit<br />
noch möglich ist.<br />
Für den Autor wird <strong>die</strong>se<br />
Tatsache immer ein Faktum<br />
bleiben, welches <strong>die</strong> Anziehungskraft,<br />
in <strong>die</strong>sem Metier<br />
zu arbeiten, aufrechterhält.<br />
Was <strong>die</strong> Zukunft fordert<br />
Zu künftige Entwicklungen im<br />
Binnenschiffsbau sind absehbar.<br />
Die ökologische Komponente<br />
wurde bereits erwähnt.<br />
Sicherlich werden über kurz<br />
oder lang neue Antriebsysteme<br />
einen Entwicklungsstand erreicht<br />
haben, der es ermöglicht,<br />
<strong>die</strong>se als ernsthafte Variante<br />
zum herkömmlichen Dieselmotor<br />
ins Spiel zu bringen.<br />
Der gut 30 Meter lange Katamaran<br />
MobiCat des Bieler<br />
Sees, das weltweit grösste<br />
Solarschiff, das seit einigen<br />
Jahren ohne grössere Probleme<br />
im täglichen Einsatz steht,<br />
hat hier den Anfang gemacht.<br />
Die Problematik auf unseren<br />
Seen ist im Vergleich zum<br />
Meer verschiedenartig. Wir<br />
brauchen in fast allen Fällen<br />
nicht möglichst schnelle Verbindungen,<br />
sondern Schiffs-<br />
konstruktionen, <strong>die</strong> nachhaltig<br />
sind, das heisst mit möglichst<br />
wenig Leistung und damit<br />
Energieverbrauch, kleinem<br />
Wellenschlag und ohne Lärm<br />
in unserer Natur verkehren<br />
(Ausnahmen bestätigen <strong>die</strong><br />
Regel, nämlich da, wo der See<br />
wieder zur Strasse wird, wie<br />
bei einem Projekt am Genfer<br />
See und bei den neuen Katamaranen,<br />
<strong>die</strong> am Bodensee<br />
verkehren). Dies wird <strong>die</strong> Herausforderung<br />
für <strong>die</strong> nächsten<br />
Jahre in der Binnenschifffahrt<br />
sein, und <strong>die</strong>s trifft selbstverständlich<br />
für kommerzielle<br />
wie auch für private Schiffe<br />
und Yachten zu.<br />
Rudolf Stadelmann,<br />
Leiter Schiffstechnik SGV<br />
bordmagazin 2009 bordmagazin 2009<br />
Foto: Peter Christensen<br />
Stages in building the catamaran<br />
MS 300 for the Lake Lucerne Navigation<br />
Company<br />
Here is a brief summary of the<br />
stages involved in completing<br />
project MS 300 – the construction<br />
of a 300-passenger<br />
catamaran by the Lake Lucerne<br />
Navigation Company’s<br />
Engineering division (STE SGV).<br />
Initial situation<br />
The Lake Lucerne Navigation<br />
Company has to replace one<br />
of their older ships in 2009<br />
with a modern passenger ship<br />
able to transport 300 people.<br />
The new ship has to have a<br />
maximum speed of 30 km/h –<br />
a bit faster than that of the<br />
company’s existing vessels. It<br />
should be possible to operate<br />
the ship with a crew of two,<br />
and to enable them to keep<br />
an eye on the passengers there<br />
should only be one passenger<br />
deck. To ensure that the vessel<br />
is accessible for people<br />
with disabilities, the company<br />
does not want to have any<br />
steps in the passenger area.<br />
The only two options that would<br />
be in keeping with these requirements<br />
would be a ship<br />
that was very long or very<br />
wide.<br />
With a single-hull vessel excessive<br />
length or width involves<br />
disadvantages. A long vessel is<br />
hard to manœuvre on a small<br />
lake such as Lake Lucerne<br />
while a wide ship with a broad<br />
hull has hydrodynamic drawbacks.<br />
One of these is that in<br />
proportion to the displacement<br />
the surface area of the<br />
hull below the waterline is<br />
too big, and this would result<br />
in excessive resistance. For<br />
these reasons, the decision<br />
was made to build a (twinhulled)<br />
catamaran. This will<br />
enable the ship to have sufficient<br />
width as well as a large<br />
deck area without having the<br />
drawback of having too large<br />
an area under water.<br />
Focus<br />
Above: Towing tank trial with 1:16 scale model in Southampton (UK).<br />
Left: In the SGV’s shipyard building, the two hulls were completed «bottom<br />
up» and turned around subsequently.<br />
Work on such a project usually<br />
starts with the drafting of a<br />
detailed requirement profile.<br />
However in this case the design<br />
was based on a sophisticated<br />
assembly system. This was<br />
followed by a scientific parametric<br />
analysis based on data<br />
from similar ships. A set of parameters<br />
was established as<br />
a starting point for the ensuing<br />
developmental work. At this<br />
point the shipbuilding engineer<br />
worked according to the concept<br />
of a design spiral.<br />
Foto: Rudolf Stadelmann, SGV<br />
35
36<br />
Focus<br />
Design spiral<br />
Based on the output parameters,<br />
a provisional general plan<br />
is created. In the case of the<br />
MS 300, it gives a general<br />
view of the ship, the space<br />
allocation plan for passengers<br />
and crew, aesthetic ideas and<br />
an initial option for the division<br />
of compartments within<br />
the hull area. This is followed<br />
by an evaluation of building<br />
materials, structural analyses<br />
and calculations mainly based<br />
on specifications set by international<br />
classification societies.<br />
In the case of ships the<br />
size of the MS 300, half the<br />
empty mass of the ship should<br />
be used for the structural ele-<br />
ANZEIGE<br />
ments, and thus the optimization<br />
of mass and construction<br />
is a matter of the highest priority.<br />
For this reason, aluminium<br />
DIN 5083 (AlMg4.5Mn)<br />
was chosen for all the structural<br />
components for this<br />
project. Compared to the Anticorodal<br />
DIN 6082 often used<br />
in Switzerland for non-marine<br />
applications, this material has<br />
a far smaller loss of hardness<br />
when welded. In addition, its<br />
high elongation at break of<br />
16 % (as opposed to Anticorodal’s<br />
8 %) is preferable for<br />
shipbuilding.<br />
Now that the materials and<br />
structural concept have been<br />
determined, the shipbuilding<br />
engineer will be able to undertake<br />
an initial weight estimation.<br />
He not only takes the<br />
weight into account, but also<br />
considers the weight distribution<br />
and the position of the<br />
centre of gravity. This is the<br />
only way to determine whether<br />
the ship’s floating position<br />
will end up corresponding to<br />
the general plan. At this point<br />
the engineer will most probably<br />
encounter, for the first<br />
time, a deviation from the<br />
weights adopted at the start<br />
of the project, and hence from<br />
the ship’s displacement. This<br />
may now be taken into account<br />
in the plan for the hull,<br />
or, to use the specialist term,<br />
the lines plan. In most projects,<br />
towing tank trials or computational<br />
fluid dynamics (CFD)<br />
calculations, or even both,<br />
have to be carried out at this<br />
stage. Now, for the first time,<br />
stability calculations are carried<br />
out and the results will<br />
enable the engineers to know<br />
how the ship will act when<br />
there is a change or shifting of<br />
weights or of wind pressure,<br />
or when the ship is following<br />
a curving course.<br />
To ensure the best possible<br />
hull for the catamaran project<br />
MS 300, towing tank trials were<br />
carried out in Southampton<br />
(UK) using 1:16 scale models.<br />
This included checking whether<br />
bent-frame or, better still,<br />
round-frame construction<br />
should be used in shaping the<br />
hull. Surprisingly, the bentframe<br />
hull proved to be the<br />
better one for the ship’s service<br />
speed of 25–30 km/h.<br />
During the towing tank trials it<br />
was also necessary to check<br />
whether the distance between<br />
the two hulls might have to be<br />
optimized further for speeds<br />
of 25–30 km/h.<br />
Based on the resistance values<br />
of the models that the<br />
shipbuilding engineer has converted<br />
to the ship’s effective<br />
resistance values, the main<br />
engines may be evaluated and<br />
the entire propulsion system<br />
be planned with its gears,<br />
shafting and propellers. At this<br />
point the ship’s other systems,<br />
such as water systems, electrical<br />
systems, heating, cooling,<br />
ventilation, and navigation<br />
systems etc., have to be de-<br />
bordmagazin 2009 bordmagazin 2009<br />
Illustration: Rudolf Stadelmann, SGV<br />
Systems construction<br />
or evaluation<br />
Calculation of<br />
driving power<br />
Propeller design<br />
Resistance calculation<br />
Towing tank trials, CFD<br />
Wave behaviour<br />
Length, width, displacement,<br />
draught, deck height, etc.<br />
Hull design (lines plan)<br />
Leakage calculations<br />
Stability calculations<br />
General plan<br />
Aesthetic design<br />
Evaluation of materials<br />
Structural concept<br />
and calculation<br />
Weight calculation<br />
(weight and center<br />
of gravity position)<br />
In the course of ship engineering, one repeatedly passes through the<br />
reference points of the design spiral clockwise.<br />
Welding work on a catamaran’s bow.<br />
veloped, or evaluated if they<br />
are already commercially<br />
available.<br />
So, that was the first round of<br />
the design spiral. The process<br />
starts all over again with the<br />
second round. In each phase,<br />
the same functions are repeated<br />
but with greater precision.<br />
For example, the structural<br />
concept has to be adjusted to<br />
what is now known about the<br />
weights and thus to the new<br />
load values. The hull design<br />
has to be adapted to the new<br />
displacement and so on. This<br />
cycle is repeated until the final<br />
construction is complete<br />
and the new ship is «born».<br />
A shipbuilding engineer gets<br />
Construction plan for the catamaran’s bow.<br />
the chance to follow and direct<br />
the entire development of a<br />
ship actively from the original<br />
idea to the trial run. There are<br />
few industries in which this is<br />
still possible to such a marked<br />
degree. As far as the author<br />
is concerned, this will always<br />
be something that makes<br />
working in this profession so<br />
appealing.<br />
The challenges of the future<br />
In future we can expect to see<br />
further developments in the<br />
construction of inland vessels.<br />
The ecological aspects have<br />
already been mentioned.<br />
Sooner or later, new propulsion<br />
systems are sure to<br />
reach a level of development<br />
at which serious variants to<br />
the conventional <strong>die</strong>sel engine<br />
are possible. A start has been<br />
made on this with the Mobi-<br />
Cat catamaran on Lake Biel,<br />
which is all of 30 metres in<br />
length. It is the world’s largest<br />
solar-powered ship and has<br />
been in daily operation for<br />
several years without major<br />
problems. Ships on our lakes<br />
face quite different problems<br />
to those at sea. In most cases,<br />
we don’t need the fastest<br />
possible connections, but<br />
ships that are sustainable in<br />
that they have a power rating<br />
and hence energy use that is<br />
as low as possible, a minimal<br />
wave effect, and noiseless operation<br />
in our natural environment.<br />
(Exceptions do prove<br />
the rule, however, such as<br />
where lakes revert to being<br />
highways as in the case of a<br />
project on Lake Geneva and of<br />
the new catamarans plying<br />
Lake Constance.) These are<br />
the challenges ahead for inland<br />
vessels, and obviously<br />
this applies to both commercial<br />
and private ships and<br />
yachts.<br />
Rudolf Stadelmann,<br />
Director SGV Engineering<br />
Focus<br />
Fotos: Peter Christensen<br />
37
38 Tavolago<br />
Tavolago<br />
Tavolago – Gastronomie zu Wasser… und zu Land!<br />
Luz Seebistro –<br />
der Treffpunkt im Herzen von Luzern<br />
Es ist keine Neuigkeit mehr, dass <strong>die</strong> Tavolago AG nicht nur zu Wasser,<br />
sondern auch zu Land erfolgreich Gastronomie betreibt. Das Jahr<br />
2009 ist allerdings ein ganz besonderes Jahr, was <strong>die</strong> Kulinarik mit festem<br />
Boden unter den Füssen betrifft: Die Tavolago übernimmt das gastronomische<br />
Zepter in mehreren Betrieben. So auch im «Luz», dem neuen<br />
See bistro unmittelbar bei der Landungsbrücke 1 in Luzern.<br />
Mit dem «Luz» hat <strong>die</strong> Tavolago<br />
einen Platz in der ersten<br />
Reihe kreiert: Seit Frühling<br />
2009 erstrahlt das umgebaute<br />
Seebistro im neuen Glanz,<br />
mitten im pulsierenden Stadtgeschehen<br />
und mit einzigartiger<br />
Sicht auf <strong>die</strong> unverwechselbare<br />
«Skyline» von Luzern.<br />
Doch nicht nur <strong>die</strong> Toplage<br />
macht das «Luz» zum Platz,<br />
der in der Leuchtenstadt noch<br />
gefehlt hat. Es gibt mehr Gründe,<br />
warum das Luz Seebistro<br />
zum Lieblingslokal vieler werden<br />
könnte: ein freundliches<br />
Lächeln der Mitarbeitenden,<br />
eine gemütliche Atmosphäre,<br />
ANZEIGE<br />
<strong>die</strong> zum Bleiben einlädt und<br />
ein cleveres Angebot, das<br />
durch Qualität und Frische<br />
überzeugt.<br />
Während der Charakter des<br />
Jugendstilgebäudes trotz Umbau<br />
erhalten bleibt, werden<br />
im Innern des Seebistros Tradition<br />
und Moderne vereint.<br />
Die Architekturbüros Jäger<br />
Egli Architekten Emmenbrücke<br />
und Dolmus Architekten<br />
Luzern haben bei der Gestaltung<br />
viel Fingerspitzengefühl<br />
bewiesen.<br />
Echter italienischer Kaffeegenuss<br />
in den Morgenstunden,<br />
kreative Snacks – schnell ser-<br />
viert, gluschtige Spezialitäten<br />
vom Grill, herzerwärmende<br />
Leckereien aus dem Suppentopf<br />
– und ein edler Tropfen<br />
Wein, mit dem der Tag in ge<strong>die</strong>genem<br />
Rahmen auf der<br />
Terrasse einen würdigen Ausklang<br />
findet. Und alles mit einem<br />
Plätschern des Wassers<br />
in den Ohren.<br />
Das «Luz» ist neu auch wintersicher:<br />
Während des ganzen<br />
Jahres betreut das motivierte<br />
Team <strong>die</strong> bunt durchmischte<br />
Visualisierung Luz Seebistro. Luz, bistro by the lake.<br />
Gästeschar. «Luz» – der Treff-<br />
Tavolago has established itself<br />
punkt im Herzen von Luzern. Weitere Informationen:<br />
in a prime location here at the<br />
Luz Seebistro: 041 367 68 72,<br />
«Luz», bistro by the lake. Start-<br />
www.tavolago.ch<br />
ing in spring 2009 the remodelled<br />
bistro will be preening it-<br />
INFO<br />
self in all its finery on the lake<br />
promenade at the heart of the<br />
Tavolago – Gastronomie zu Land<br />
Per Saisonbeginn 2009 übernahm <strong>die</strong> Tavolago AG sämtliche<br />
Bistros um den Vierwaldstättersee. Nebst dem Luz<br />
See bistro in Luzern sind <strong>die</strong>s das Bistro Flüelen und das<br />
Bistro Brunnen. Mit der Übernahme der Restaurationsbetriebe<br />
in der SwissLifeArena ist <strong>die</strong> Tavolago AG ab August<br />
2009 nicht mehr ausschliesslich zu Wasser und zu Land,<br />
sondern auch auf dem Eis tätig. Und als offizieller<br />
Gastronomie partner des neuen Messeplatzes Luzern bietet<br />
Tavolago zukünftig den Messebesuchern eine frische, regionale<br />
und kreative Küche.<br />
pulsating city and will afford<br />
stunning views of Lucerne’s<br />
distinctive skyline. The «Luz»<br />
will fill a gap in the dining scene<br />
of the City of Lights – and not<br />
just because of its top location.<br />
It is also sure to become<br />
the venue of choice for many<br />
because of the friendly smiles<br />
of its staff, the relaxed atmosphere<br />
that invites guests to<br />
bordmagazin 2009 bordmagazin 2009<br />
Tavolago – Gastronomy by water… and ashore!<br />
Luz, bistro by the lake – where people<br />
meet in the heart of Lucerne<br />
Foto: Dolmus Architects<br />
prolong their stay, and the sophisticated<br />
range of top-qua lity<br />
fresh food on offer.<br />
Although remodelled, the exterior<br />
retains its art nouveau<br />
style, while the interior boasts<br />
a harmonious blending of tradition<br />
and modernity. A high<br />
level of flair and sensitivity<br />
was brought to the project by<br />
the architectural firms Jäger<br />
Egli Architekten of Emmenbrücke,<br />
and Dolmus Architekten<br />
of Lucerne.<br />
Warm to the aroma of genuine<br />
Italian coffee in the morning,<br />
relish creatively presented<br />
snacks served on demand,<br />
It’s not exactly news anymore that Tavolago<br />
has been making a roaring gastronomic<br />
success on water as well as on dry land.<br />
However, 2009 will be an extra special year<br />
for fi ne dining on terra fi rma as Tavolago<br />
will be fl ying the gastronomic fl ag at several<br />
venues, and these include the «Luz», the<br />
new bistro by the lake near Lucerne’s Landungsbrücke<br />
1.<br />
savour those succulent treats<br />
hot off the barbecue, and<br />
sample soups that are sure to<br />
warm your heart – all the<br />
while not missing out on the<br />
chance to sip a fine wine as<br />
you relax on the terrace and<br />
see the day out to the calming<br />
sounds of gentle rippling waters.<br />
The «Luz» is now also a refuge<br />
from the cold blast of winter.<br />
Our highly motivated team ca-<br />
INFO<br />
ters year-round for a huge variety<br />
of occasions. «Luz» –<br />
where people meet in the<br />
heart of Lucerne. We warmly<br />
welcome each and every one<br />
of you!<br />
For further information:<br />
Luz, bistro by the lake:<br />
041 367 68 72,<br />
www.tavolago.ch<br />
Tavolago – Gastronomy ashore<br />
Tavolago is taking over all bistros around Lake Lucerne. This<br />
includes Luz, bistro by the lake, Bistro Flüelen and Bistro<br />
Brunnen. And its responsibility for restaurant operations in<br />
the SwissLifeArena means that from August 2009 Tavolago<br />
AG will not be confined to land and water but will also be<br />
working on the ice. As official gastronomic partner to<br />
Lucerne’s new Messeplatz exhibition site, Tavo lago will be<br />
providing visitors with fresh, local, creative cuisine.<br />
39
40<br />
Motorschiff Schwyz Motor vessel Schwyz<br />
Foto: SGV<br />
bordmagazin 2009<br />
bordmagazin 2009<br />
41
42<br />
News Angebote/Offers<br />
Thai-Schiff<br />
Die thailändischen Spezialitäten vom Buffet werden Ihre Sinne<br />
verzaubern. Für <strong>die</strong>ses kulinarische Geschmackserlebnis<br />
müssen Sie nicht weit reisen. «Sawasdee Kha» – herzlich willkommen<br />
bei uns an Bord.<br />
Für Sie unterwegs: Jeden Freitag vom 10. April bis 15. Mai<br />
und vom 18. September bis 16. Oktober 2009.<br />
Fahrplan: Luzern ab 19.12 Uhr, Luzern an 21.45 Uhr.<br />
Fahrpreis: mit Halbtax-Abo CHF 26.–,<br />
ohne Halbtax-Abo CHF 32.–, mit GA CHF 16.–.<br />
Thai-Buffet à discrétion, inklusive Appetizer: Erwachsene<br />
Thai ship<br />
CHF 48.50, Kinder bis 12 Jahre CHF 2.50 pro Altersjahr.<br />
Garten Eden<br />
Ihr Para<strong>die</strong>s auf dem See – am Buffet erwarten Sie viele Köstlichkeiten<br />
aus der vegetarischen Küche. Geniessen Sie frische,<br />
leichte Speisen und Getränke mit <strong>Blick</strong> auf den wunderschönen<br />
Vierwaldstättersee.<br />
Für Sie unterwegs: Jeden Donnerstag vom 16. April<br />
bis 14. Mai und vom 17. September bis 15. Oktober 2009.<br />
Fahrplan: Luzern ab 19.12 Uhr, Luzern an 21.45 Uhr.<br />
Fahrpreis: mit Halbtax-Abo CHF 26.–,<br />
ohne Halbtax-Abo CHF 32.–, mit GA CHF 16.–.<br />
Vegi-Buffet à discrétion, inklusive Apéro: Erwachsene<br />
CHF 38.50, Kinder bis 12 Jahre CHF 2.– pro Altersjahr.<br />
Bitte reservieren Sie Ihren Tisch jeweils bis 15.00 Uhr unter<br />
Telefon 041 367 67 67 oder www.lakelucerne.ch. Wir freuen uns<br />
auf Sie!<br />
These Thai specialities from the buffet will captivate your<br />
senses, and there’s absolutely no need to travel far for this<br />
taste sensation. We bid you «Sawasdee Kha» – welcome on<br />
board!<br />
Come sailing with us: Every Friday from 10th April to 15th May<br />
and from 18th September to 16th October 2009.<br />
Sailing times: Leaves Lucerne 19.12, arrives at Lucerne 21.45.<br />
Fares: with half-fare travel card CHF 26.–, without half-fare<br />
travel card CHF 32.–, with «GA» season ticket CHF 16.–.<br />
Unlimited Thai buffet, incl. appetizer: Adults CHF 48.50,<br />
children under 12 CHF 2.50 per year of age.<br />
Garden of Eden<br />
Your paradise on the lake. A delicious vegetarian buffet awaits<br />
you – enjoy fresh, light dishes with your drink as you savour the<br />
view over Lake Lucerne.<br />
Come sailing with us: Every Thursday from 16th April to<br />
14th May and from 17th September to 15th October 2009.<br />
Sailing times: Leaves Lucerne 19.12, arrives at Lucerne 21.45.<br />
Fares: with half-fare travel card CHF 26.–, without half-fare<br />
travel card CHF 32.–, with «GA» season ticket CHF 16.–.<br />
Unlimited vegetarian buffet, incl. appetizer: Adults<br />
CHF 38.50, children under 12 CHF 2.00 per year of age.<br />
Kindly reserve your table before 3 p.m. by phoning 041 367 67 67.<br />
Or book online at www.lakelucerne.ch. We look forward to seeing<br />
you!<br />
bordmagazin 2009<br />
Fotos: Peter Christensen<br />
Piratenüberfall<br />
Die Sonne scheint Ihnen ins<br />
Gesicht, Sie und Ihre Gäste<br />
geniessen <strong>die</strong> tolle Stimmung<br />
sowie das lautlose und sanfte<br />
Gleiten des Schiffes über das<br />
Wasser des Vierwaldstättersees.<br />
Doch plötzlich ein Knall<br />
und Rauchschwaden. Aus der<br />
Ferne hört man das Geschrei der Piraten. Kurz darauf entern<br />
<strong>die</strong>se das Schiff und hissen <strong>die</strong> Piratenflagge.<br />
Oberpirat Captain Hook spricht zur überraschten Schar. Für den<br />
geplanten Überfall auf das Grand Casino Luzern benötige er<br />
dringend Verstärkung. Es gilt, gemeinsam einen Schatz auf dem<br />
Festland zu finden und dadurch den Beweis für <strong>die</strong> Piraten-<br />
Tauglichkeit zu erbringen. Eine abenteuerliche und professionelle<br />
Pirateninszenierung nimmt ihren Anfang…<br />
Der Piratenüberfall ist ein Angebot von GanderEvent GmbH<br />
in Zusammenarbeit mit der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees<br />
(SGV).<br />
Sihlsee<br />
Baar<br />
Steinhausen<br />
Sins<br />
Ägerisee<br />
Oberwil<br />
Cham<br />
Hünenberg<br />
Oberrüti<br />
Zugersee<br />
Glärnisch<br />
2914<br />
Hohle<br />
Immensee Gasse<br />
Küssnacht/Rigi<br />
bordmagazin 2009<br />
Risch<br />
Buonas Meierskappel<br />
Rotkreuz<br />
Dietwil<br />
Reuss<br />
Gisikon<br />
Root<br />
Perlen<br />
Inwil<br />
Lauerzersee<br />
Astrid-<br />
Kapelle<br />
Udligenswil<br />
Dierikon<br />
Merlischachen<br />
Buchrain<br />
Tödi<br />
3614<br />
Urnersee<br />
Adligenswil<br />
V i e r w a l d -<br />
s t ä t t<br />
Ebikon<br />
Meggen<br />
Rathausen<br />
e r s e e<br />
Gr. Windgällen<br />
Attinghausen<br />
Reuss<br />
Meggenhorn<br />
Seeburg<br />
Rootsee<br />
Verkehrs-<br />
haus<br />
Emmen<br />
Bern-Basel<br />
Oberalpstock<br />
3328<br />
Tribschen<br />
Kehrsiten-<br />
Dorf<br />
Bristen<br />
3072<br />
Kastanienbaum<br />
St. Niklausen<br />
Horw<br />
Sonnenberg<br />
Emmenbrücke Littau<br />
Andermatt<br />
Sustenhorn<br />
Silberen<br />
Trift<br />
Druesberg<br />
Gr. Spannort Titlis<br />
3238<br />
Fluebrig<br />
Guttannen<br />
Haldi<br />
Gotthard<br />
Hoch-Ybrig<br />
Eggberge<br />
Wendestöcke<br />
Gr. Aubrig<br />
Bürglen Schattdorf<br />
Urirotstock<br />
Engelhörner<br />
Muotathal<br />
Altdorf<br />
Brienzer<br />
Klingenstock<br />
Hahnen<br />
Stand<br />
Balmeregghorn<br />
Rothorn<br />
Innertkirchen<br />
Fronalpstock<br />
2350<br />
Seedorf<br />
Illgau<br />
Flüelen<br />
Engstlenalp Alpentower<br />
1922<br />
Jochpass<br />
Meiringen<br />
Unteriberg<br />
Oberiberg<br />
Oberberg<br />
Tells-<br />
Fürenalp<br />
Stoos<br />
Schönbüel<br />
kapelle<br />
Trüebsee<br />
Boni-<br />
Interlaken<br />
Gr. Mythen<br />
Oberbauen-<br />
stock<br />
Sisikon<br />
Isleten-<br />
Melchsee<br />
stock<br />
Brünig<br />
Isenthal<br />
Kl. Mythen<br />
Rothenfluh<br />
Frutt<br />
Lungern Turren<br />
Rossweid<br />
Schlattli<br />
Bauen<br />
Isenthal<br />
Niederbauen<br />
Engelberg Gerschnialp<br />
Morschach<br />
A l p t a l<br />
Brunni<br />
Stöckalp<br />
Rütli<br />
Rickenbach<br />
Brisen<br />
Ristis<br />
Fluonalp<br />
Sörenberg<br />
Schwyz<br />
Seelisberg<br />
Bannalp<br />
Panorama-<br />
Brunnen<br />
Haldigrat<br />
strasse<br />
Einsiedeln<br />
Hochstuckli<br />
Stockhütte<br />
Ibach<br />
Melchtal<br />
Treib<br />
Giswil<br />
Klewenalp<br />
Mostelberg<br />
Emmetten<br />
Seewen<br />
Hochfluh<br />
1593<br />
Alpboden<br />
Fell<br />
Rothenthurm<br />
Oberrickenbach Grafenort<br />
Gersau<br />
Nieder-<br />
Sachseln<br />
Steinen<br />
rickenbach<br />
Stanserhorn<br />
Flüeli-Ranft<br />
Wolfenschiessen<br />
1898<br />
Altmatt<br />
Sattel<br />
Rigi Scheidegg<br />
Morgarten<br />
Rossberg<br />
Lauerz<br />
Wirzweli<br />
Steinerberg<br />
Rotschuo<br />
Beckenried<br />
Glaubenberg<br />
Sarnen<br />
Dallenwil<br />
Alosen<br />
Chräbel<br />
Kerns<br />
Oberägeri<br />
Goldau<br />
Vitznau<br />
Buochs<br />
Unterägeri<br />
Klösterli<br />
Kägiswil<br />
Ennetbürgen<br />
Ennetmoos<br />
Arth Rigi-Kulm<br />
Stans<br />
1798<br />
Rigi<br />
Kaltbad<br />
Pilatus<br />
Felsenweg<br />
Alpnach<br />
Rigi<br />
2132<br />
Rotzloch Alpnachstad<br />
Staffel<br />
Bürgenstock Obbürgen<br />
Menzingen<br />
Walchwil<br />
Zugerberg<br />
Weggis<br />
Fürigen<br />
Seebodenalp<br />
Kehrsiten-<br />
Höllgrotten<br />
Allenwinden<br />
Greppen<br />
Hertenstein Bürgenstock<br />
Stansstad<br />
Zug<br />
Luzern<br />
Kriens<br />
Hergiswil<br />
Alpnachersee<br />
Gemsstock<br />
2963<br />
Mehr Zentralschweiz<br />
für weniger Geld!<br />
Unsere Ausflugsregion ist enorm vielseitig. Und wo eine<br />
Bahn, ein Schiff oder ein Bus hinführt, kommen Sie mit<br />
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Tagen gratis, dazu 5 oder 10 Tage lang zum halben Preis.<br />
Da muss man einfach anbeissen!<br />
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Schiffs- und Bahnstationen, Tourismusbüros und Hotels.<br />
Mehr Infos gibt’s auf www.tell-pass.ch<br />
Krienseregg<br />
1026<br />
Hergiswald<br />
Gotthardpass<br />
Fräkmüntegg<br />
1416<br />
Eigental<br />
Dammastock<br />
3630<br />
Haslital<br />
S arnersee<br />
Malters<br />
Schwarzenberg<br />
Grimselpass<br />
Schachen<br />
Urbachtal<br />
Finsteraarhorn<br />
4274<br />
Wetterhorn<br />
3701<br />
Werthenstein<br />
Schrattenfluh<br />
Flühli<br />
Entlebuch<br />
Eiger<br />
3970<br />
Heiligkreuz<br />
Schüpfheim<br />
Hasle<br />
7-Tage-Tell-Pass<br />
5 Tage zum 1/2 Preis<br />
CHF 158.00<br />
E n t l e b u c h<br />
Doppleschwand<br />
2 Tage freie Fahrt<br />
5 Tage freie Fahrt<br />
15-Tage-Tell-Pass<br />
10 Tage zum 1/2 Preis<br />
CHF 210.00<br />
Mit der Junior-Karte reisen<br />
Kinder bis 16 Jahre gratis!<br />
Mönch<br />
4099<br />
Romoos<br />
Wolhusen<br />
Willisau<br />
Marbachegg<br />
1483<br />
Marbach<br />
berggasthof.ch<br />
Jungfrau<br />
4158<br />
Escholzmatt<br />
Schangnau<br />
Wiggen<br />
Bramboden<br />
G r . F o n t a n n e n<br />
Pirates ahoy!<br />
With sunshine on your faces<br />
as you and your friends lap up<br />
that great shipboard atmosphere<br />
while soundlessly gliding<br />
over Lake Lucerne, the<br />
peace is suddenly interrupted<br />
by pandemonium accompanied<br />
by clouds of smoke.<br />
Pirates! Their calls carry over the water, and in no time at all<br />
they board the ship and raise the skull and crossbones.<br />
Captain Hook the pirate now addresses the stunned onlookers<br />
and tells them that he urgently needs reinforcements for his<br />
planned attack on Lucerne’s Grand Casino. His plan is for everyone<br />
to go ashore and discover a hoard of treasure, for this is the<br />
only way for the pirates to prove their worth. And that’s only the<br />
start of an exciting and professionally executed pirate adventure<br />
for all.<br />
The pirate attack is organized by GanderEvent GmbH in association<br />
with the Lucerne Navigation Company (SGV).<br />
INFO<br />
Spend less – see more of<br />
Central Switzerland!<br />
There’s so much for you to do and see in our region. And<br />
wherever you can get to using rail, boat or bus, you can<br />
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Fotos: Christian Perret<br />
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wissen möchten, finden Sie auf der neuen Internetseite.<br />
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gewählten Route<br />
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www.schiffsmiete.ch<br />
Lake Lucerne’s new events platform is now online! Now it’s easier<br />
than ever to plan all types of events. The www.schiffsmiete.ch<br />
website is the place to go for information, suggestions and tips<br />
for events, company celebrations, birthday parties, weddings<br />
and lots more. Our new website is where you’ll find everything<br />
you want to know about our ships and gastronomic services.<br />
Hire a ship before Christmas at attractive prices<br />
Experience a Christmas dinner you’ll never forget aboard the<br />
steamboat Uri. What an extraordinary gift to give your customers<br />
or staff members for Christmas! Choose your preferred date<br />
between 1st November and 23rd December 2009. Included are<br />
the following:<br />
• You have sole use of the steamboat Uri during your event<br />
• Room for 178 people in three dining rooms<br />
• You choose the time the ship sails – just as soon as you arrive<br />
from the office, or later<br />
• Board the ship at a pier close to the KKL in Lucerne<br />
• 2-hour cruise from/to Lucerne on a route of your choosing<br />
• Festive three-course menu (excl. drinks)<br />
• Lights out 30 minutes after arrival in Lucerne<br />
The friendly staff at our special cruises department will be<br />
happy to make bookings for you or deal with any questions.<br />
Telephone 041 367 66 12 or see schiffsmiete@lakelucerne.ch<br />
bordmagazin 2009 bordmagazin 2009<br />
Mit dem Katamaran zu den<br />
Freilichtspielen auf Tribschen<br />
Nach der erfolgreichen Aufführung des «Luzerner Sommernachtstraums»<br />
im Juni/Juli 2007 werden <strong>die</strong> Luzerner Freilichtspiele<br />
<strong>die</strong>sen Sommer «Doktor Faustus» von Christopher<br />
Marlowe in einer Mundartfassung von Gisela Widmer im Tribschenpark<br />
Luzern spielen.<br />
Doktor Faustus, <strong>die</strong> Geschichte eines Blenders, ist ein fantastisches<br />
Feuerwerk mit Wort, Witz, Musik, Zauberei und buchstäblich<br />
magischen Momenten – alles andere als schwer verdauliche<br />
Kost!<br />
Sie haben an ausgewählten Abenden auf dem Katamaran Gelegenheit,<br />
sich bei einem sommerlichen Abendessen auf das<br />
Freilichtspiel auf Tribschen einzustimmen. Die Anlegestelle ist<br />
nur ein paar Meter von der Tribüne entfernt.<br />
Angebot mit Katamaran: 12., 19., 20., 26. Juni/<br />
3., 4., 10. 11. und 15. Juli 2009<br />
Fahrplan: Luzern ab 19.00 Uhr, Tribschen an 20.40 Uhr.<br />
Pauschalpreis: inkl. Schifffahrt, 3-Gang-Menu, Tribünen-Plätze<br />
der 1. Kategorie und Bus-Ticket: CHF 148.–.<br />
Vorverkauf: www.freilichtspiele-luzern.ch<br />
INFO<br />
Radio Sunshine Ü25 Schiffs-Party<br />
Überall in angesagten Lokalen gibt es <strong>die</strong> «Ü»- und «U»- Partys.<br />
Sie sind aus der Partyszene kaum mehr wegzudenken. Auch<br />
auf dem See halten sie nun Einzug.<br />
Radio Sunshine feiert im Sommer zwei Ü25 Schiffs-Partys<br />
auf dem Vierwaldstättersee. Lassen Sie sich «auf hoher See»<br />
vom heissen Sound mitreissen, chillen Sie in der Lounge<br />
und geniessen Sie kühle Drinks.<br />
Die Radio Sunshine Ü25 Schiffs-Partys steigen am<br />
Samstag, 6. Juni 2009 und Samstag, 8. August 2009.<br />
By catamaran to the open<br />
air theatre on the Tribschen<br />
peninsula<br />
After the successful staging of the «Lucerne Midsummer Night’s<br />
Dream» in June/July 2007, this summer the Lucerne open air<br />
theatre at Tribschen Park will be featuring a performance of<br />
Christopher Marlowe’s «Doctor Faustus» adapted to the Swiss<br />
German dialect by Gisela Widmer.<br />
Doctor Faustus, a story about a charmer, lives from a fantastic<br />
script, humour, music, magic and truly breathtaking moments –<br />
in short, a theatrical experience to be savoured!<br />
On selected evenings you have the opportunity to partake in a<br />
summery evening meal at the open air performance on Tribschen.<br />
The boat lands just a few metres away from the theatre<br />
seats.<br />
Offer with catamaran: 12th, 19th, 20th, 26th June/<br />
3rd, 4th, 10th, 11th and 15th July 2009<br />
Sailing times: Leaves Lucerne 19.00, arrives at Tribschen 20.40.<br />
Package deal: incl. lake cruise, three-course meal, 1st class<br />
seating and bus ticket: CHF 148.–.<br />
Advance bookings: www.freilichtspiele-luzern.ch<br />
INFO<br />
Radio Sunshine’s over 25 boat party<br />
«Over» and «under» parties are held in trendy places everywhere,<br />
and the party scene would scarcely be imaginable<br />
without them. And now they have reached the lake.<br />
Radio Sunshine will be holding two over 25 boat parties on<br />
Lake Lucerne. Let the hot sound sweep you along while<br />
«on the high seas», chill out in the lounge and enjoy something<br />
cold to drink.<br />
Radio Sunshine’s over 25 boat parties will be held on<br />
Saturday 6th June 2009 and Saturday 8th August 2009.<br />
45
46 Angebote<br />
Offers<br />
Jubiläumsreise 50 Jahre<br />
Verkehrshaus der Schweiz<br />
Zum 50-Jahr-Jubiläum veranstaltet<br />
das Verkehrshaus der<br />
Schweiz eine einzigartige Jubiläums-Rundfahrt<br />
auf <strong>die</strong> Königin<br />
der Berge. Sie starten Ihre nostalgische<br />
Rundreise im Verkehrshaus<br />
mit der Fahrt im Roten<br />
Pfeil nach Arth-Goldau. Auch im<br />
Nostalgiewagen nach Rigi Kulm<br />
erfahren Sie den Zeitgeist von<br />
anno dazumal (Parallelfahrt ab<br />
Foto: Rigi Bahnen<br />
Rigi Staffel mit Dampflok Nr. 7).<br />
Nach dem Mittagessen fahren Sie mit der Dampflok Nr. 7 und<br />
später ab Rigi Staffel im Elektrozug nach Vitznau. Krönender<br />
Abschluss der Jubiläumsfahrt ist <strong>die</strong> Erstklass-Dampfschifffahrt<br />
nach Luzern.<br />
Für sie unterwegs: vom 30. Mai bis 27. September 2009,<br />
jeweils Samstag und Sonntag, vom 2. Juli bis 13. August 2009<br />
zusätzlich donnerstags.<br />
Programm und Buchungen: www.railaway.ch/erlebnisfahrten<br />
ANZEIGE<br />
Anniversary ride – 50 years<br />
Swiss Museum of Transport<br />
To mark its 50th anniversary,<br />
the Swiss Museum of Transport<br />
will be organizing an anniversary<br />
excursion on the Queen of<br />
the Mountains. This journey<br />
down memory lane on the Red<br />
Arrow train starts at the Museum<br />
and ends up at Arth-Goldau.<br />
Sitting in a nostalgic carriage<br />
travelling to the top of the Rigi<br />
will take you right back in time<br />
(there is a parallel trip from Rigi Staffel on steam engine no. 7).<br />
After lunch, you will also be travelling aboard steam engine<br />
no. 7 and subsequently from Rigi Staffel by electric train to<br />
Vitznau. A first-class steamboat cruise to Lucerne then follows,<br />
providing a fitting finale to this anniversary journey.<br />
Come travelling with us: on Saturdays and Sundays from<br />
30th May to 27th September 2009; Saturdays, Sundays and<br />
Thursdays from 2nd July to 13th August 2009.<br />
Programme and bookings: www.railaway.ch/erlebnisfahrten<br />
bordmagazin 2009 bordmagazin 2009<br />
Neue Dampfschiff-Rundfahrten<br />
Unsere neuen Rundfahrten<br />
lassen <strong>die</strong> Herzen aller Dampfschiff-Nostalgiker<br />
höher schlagen.<br />
Die Daten: Täglich vom 1. Juli<br />
bis 23. August 2009; an Sonnund<br />
allg. Feiertagen vom<br />
21. Mai bis 13. Sept. 2009.<br />
Dampfer-Matinee<br />
Beginnen Sie den Tag mit einem<br />
Matrosen-Frühstück auf<br />
dem nostalgischen Raddampfer.<br />
Auf <strong>die</strong>ser Rundfahrt ohne<br />
Umsteigen erleben Sie <strong>die</strong><br />
Sehenswürdigkeiten des Luzerner<br />
Seebeckens, des Bürgenstocks<br />
und <strong>die</strong> liebliche<br />
Gegend der Zentralschweizer<br />
Riviera zwischen Weggis und<br />
Vitznau. Auf der letzten Etappe<br />
nach Beckenried passieren<br />
Sie <strong>die</strong> «Nas», das Tor zum<br />
Gersauer Seebecken.<br />
Fahrplan: Luzern ab 09.40,<br />
an 12.20 Uhr, Beckenried an<br />
11.25, ab 11.35 Uhr.<br />
Matrosenzmorge (wird am<br />
Tisch serviert): Erwachsene<br />
CHF 24.50, Kinder bis 12 Jahre<br />
CHF 1.50 pro Altersjahr.<br />
Tischreservation obligatorisch<br />
bis am Vortag um 15.00 Uhr,<br />
Telefon 041 367 67 67.<br />
Dampfer-Sinfonie<br />
Von Luzern fahren Sie im nostalgischen<br />
Raddampfer in den<br />
Küssnachtersee, entlang der<br />
New steamboat excursions<br />
These new excursions will<br />
gladden the hearts of all those<br />
who hanker back to the heyday<br />
of the paddle steamer.<br />
Dates: Daily from 1st July to<br />
23rd August 2009, and on<br />
Sundays and public holidays<br />
from 21st May to 13th Sept<br />
2009.<br />
Steamboat matinee<br />
Get the day off to a good start<br />
with a sailor’s breakfast aboard<br />
the nostalgic paddle steamer.<br />
Without leaving the ship you<br />
will view places of interest<br />
around the Lucerne lake basin,<br />
the Bürgenstock and the delightful<br />
Central Swiss Riviera<br />
area between Weggis and<br />
Vitz nau. The final stage, after<br />
Beckenried, passes the «Nas»,<br />
the gateway to the lake basin<br />
of Gersau.<br />
Sailing times: Leaves Lucerne<br />
09.40, arrives 12.20,<br />
arrives at Beckenried 11.25,<br />
leaves 11.35.<br />
Sailor’s breakfast (served<br />
at your table): Adults CHF<br />
24.50, children under 12 CHF<br />
1.50 per year of age. Table<br />
steilen Felswand des Bürgenstocks<br />
durch <strong>die</strong> «Nas» nach<br />
Beckenried und zurück nach<br />
Luzern. Höhepunkte <strong>die</strong>ses<br />
ganz besonderen Dampfer-<br />
Erlebnisses sind neben den<br />
zweimaligen Parallelfahrten<br />
von zwei Dampfschiffen <strong>die</strong><br />
Begegnungen von drei Dampfschiffen<br />
zwischen Weggis und<br />
Vitznau.<br />
reservations have to be made<br />
before 3 p.m. the previous<br />
day, Telephone 041 367 67 67.<br />
Steamboat symphony<br />
After leaving Lucerne, you sail<br />
aboard the nostalgic paddle<br />
steamer to Lake Küssnacht<br />
alongside the steep rock face<br />
of the Bürgenstock and through<br />
the «Nas» to Beckenried and<br />
then back to Lucerne. This absolutely<br />
extraordinary steamboat<br />
experience reaches a climax<br />
when, in addition to the<br />
two parallel journeys made by<br />
Fahrplan: Luzern (Brücke 1)<br />
ab 12.45, an 16.20, Beckenried<br />
an 14.33, ab 14.34 Uhr.<br />
Eine Auswahl an feinen Vorspeisen<br />
und typisch schweizerischen<br />
Rösti-Gerichten finden<br />
Sie auf unserer Rösti-Karte.<br />
Tischreservationen empfehlens-<br />
wert: Telefon 041 367 67 67.<br />
Fahrpreise und Details:<br />
Jahresfahrplan, Seite 14.<br />
Foto: Rolf Bühler<br />
two steamboats, three steamboats<br />
meet up between<br />
Weggis and Vitznau.<br />
Sailing times: Leaves Lucerne<br />
(Brücke 1) 12.45, arrives<br />
16.20, arrives at Beckenried<br />
14.33, leaves 14.34.<br />
Our Rösti Menu features a selection<br />
of delicious appetizers<br />
and typical Swiss Rösti dishes.<br />
Reservations recommended:<br />
telephone 041 367 67 67.<br />
Fares and more information:<br />
see annual timetable, page 14.<br />
47
48<br />
Angebote<br />
bordmagazin 2009<br />
Quelle: SGV<br />
Urnersee Mittagsschiff –<br />
jeden Mittag, das ganze<br />
Jahr<br />
Mittagspause einmal anders: Lassen Sie <strong>die</strong> fjordähnliche<br />
Landschaft des Urnersees vorbeiziehen und<br />
geniessen Sie an Bord des Motorschiffes <strong>die</strong> kulinarischen<br />
Köstlichkeiten von Tavolago. Neu auch mit<br />
einem Spezial-Tee angebot von «l’art du thé».<br />
Fahrplan:<br />
Beckenried ab 11.28 h Flüelen ab 12.56 h<br />
Brunnen ab 12.11 h Brunnen an 13.49 h<br />
Flüelen an 12.54 h Beckenried an 14.30 h<br />
Fahrpreise und Details:<br />
Jahresfahrplan Seite 12<br />
Lake Uri midday cruise –<br />
every day of the year<br />
What a novel way to spend your lunch break –<br />
aboard a motor vessel as you glide past Lake Uri’s<br />
fiord-like scenery while being treated to culinary delights<br />
prepared by Tavolago. Now also includes the<br />
special tea offer «l’art du thé».<br />
Sailing times:<br />
leaves Beckenried 11.28 leaves Flüelen 12.56<br />
leaves at Brunnen 12.11 arrives at Brunnen 13.49<br />
arrives at Flüelen 12.54 arrives at Beckenried 14.30<br />
Fares and more information:<br />
see annual timetable, page 12<br />
INFO<br />
Ab Spätherbst liegen unsere festlichen<br />
Advents-, Weihnachts- und Silvester-<br />
Prospekte für Sie bereit.<br />
Bestellung unter Telefon 041 367 67 67<br />
oder als PDF auf www.lakelucerne.ch<br />
Our festive Advent, Christmas and New<br />
Year’s Eve brochure will be available from<br />
late autumn onwards.<br />
Order a copy on Tel. 041 367 67 67 or download<br />
the PDF from www.lakelucerne.ch<br />
bordmagazin 2009<br />
ANZEIGE
50<br />
Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees The Lake Lucerne Navigation Company<br />
Taktfahrplan der SGV<br />
Der Fahrplan der SGV hat sich über viele Jahre entwickelt und<br />
gut bewährt. Rahmenbedingungen wie z.B. Kundenbedürfnisse,<br />
Arbeitsgesetze, Frequenzen sowie weitere Faktoren wurden<br />
nun umfassend analysiert. Seit 14. Dezember 2008 ist der neue<br />
Schiffsfahrplan in Kraft. Er enthält wesentliche Änderungen und<br />
Verbesserungen und leistet einen wichtigen Beitrag für den öffentlichen<br />
Verkehr und für <strong>die</strong> touristische Attraktivität der<br />
Region Vierwaldstättersee.<br />
• Stündliche Fahrten von Mai bis Oktober auf der Hauptstrecke<br />
Luzern – Flüelen – Luzern.<br />
• Regelmässige Abfahrtszeiten ab Luzern: Richtung Küssnacht<br />
um xx.00 Uhr, Richtung Flüelen um xx.12 Uhr, Richtung<br />
Meggenhorn um xx.30 Uhr und Richtung Alpnachstad um<br />
xx.45 Uhr.<br />
• Optimierte Anschlüsse an <strong>die</strong> Rigi Bahnen, Pilatus-Bahnen<br />
und SBB.<br />
• Einfachere Lesbarkeit der Fahrpläne durch <strong>die</strong> regelmässigen<br />
Abfahrtszeiten.<br />
• Mehr Rundfahrten: Ausbau auch im Urnersee.<br />
• Leistungs-Ausbau des Fahrplans um rund 16’000 Kilometer<br />
(+5 %).<br />
• Schiffstationen mit hoher Nachfrage werden häufiger<br />
angefahren. Halte an Stationen mit tiefer Nachfrage wurden<br />
reduziert bzw. temporär aufgehoben.<br />
Sie finden den Fahrplan der SGV unter www.lakelucerne.ch<br />
ANZEIGE<br />
SGV’s synchronized timetables<br />
SGV’s tried-and-tested timetables have been many years in the<br />
making. We have just finished yet another analysis of all the factors<br />
involved, such as customer needs, labour laws, frequency<br />
data and other aspects, and have produced a new timetable<br />
that came into force on 14th December 2008. It incorporates<br />
important changes and improvements, and will significantly enhance<br />
the Lake Lucerne region’s public transport systems and<br />
the region’s attractiveness to tourists.<br />
• Hourly cruises from May to October on the main Lucerne –<br />
Flüelen – Lucerne route.<br />
• Regular departure times from Lucerne: To Küssnacht<br />
at xx.00, to Flüelen at xx.12, to Meggenhorn at xx.30 and to<br />
Alpnachstad at xx.45.<br />
• Optimized connections to Rigi railways, Pilatus Railways<br />
and SBB.<br />
• Timetables are easier to read due to regular departure<br />
times.<br />
• Additional round trips – including extra cruises on Lake Uri.<br />
• Increased distances now covered – around 16,000 kilometres<br />
(+5 %).<br />
• More popular landing stages are used more frequently,<br />
with landings reduced / temporarily discontinued at less<br />
popular ones.<br />
The SGV timetables are at www.lakelucerne.ch<br />
bordmagazin 2009 bordmagazin 2009<br />
Zwei Schiffsjubiläen im Jahr 2009<br />
50 Jahre Motorschiff Schwyz<br />
Als erstes grosses Motorschiff erschien <strong>die</strong> Schwyz im Jahr<br />
1959 auf dem Vierwaldstättersee. Es ersetzte den Dampfer mit<br />
gleichem Namen, der zwischen 1870 und 1959 verkehrte. Noch<br />
heute fährt <strong>die</strong> Schwyz mit den originalen Sulzer-2-Takt-Diesel-<br />
Motoren aus dem Jahre 1959.<br />
Am 18. Juli 2009 feiert das klassische Motorschiff, welches im<br />
Stil italienischer Luxusliner erbaut wurde, seinen fünfzigsten<br />
Geburtstag. Erleben Sie genau 50 Jahre nach der Jungfernfahrt<br />
unvergessliche nautische Momente.<br />
Fahrplan der offiziellen Geburtstagsfahrt von MS Schwyz<br />
am 18. Juli 2009: Luzern (Brücke 1) ab 12.12, an 17.20 Uhr /<br />
Gersau ab 13.45, an 16.15 Uhr / Brunnen ab 14.11, an 15.47 Uhr.<br />
MS Schwyz 50 years<br />
In 1959, the Schwyz was the first large motor vessel to make its<br />
appearance on Lake Lucerne. It replaced the paddle steamer of<br />
the same name that plied the lake between 1870 and 1959.<br />
It is still powered by the original Sulzer 2-stroke <strong>die</strong>sel engines<br />
dating from 1959. This classic motor vessel, built in the style of<br />
an Italian luxury liner, will be celebrating its 50th birthday on<br />
18th July 2009. Memorable nautical moments, exactly 50 years<br />
after its maiden voyage, are yours for the taking.<br />
Sailing times for the MS Schwyz official birthday cruise on<br />
18th July 2009: Leaves Lucerne (Brücke 1) 12.12 arrives 17.20 /<br />
leaves Gersau 13.45, arrives 16.15 / leaves Brunnen 14.11,<br />
arrives 15.47.<br />
80 Jahre Motorschiff Rütli<br />
Unverwechselbar erfüllt jeweils in der Sommerzeit der Klang der<br />
Messingpfeife des Motorschiffs Rütli <strong>die</strong> Luzerner Seebucht.<br />
Am 13. Mai 2009 feiert der Liebling der Luzerner Bevölkerung<br />
seinen 80. Geburtstag. Folgende Fahrten sind mit der Jubilarin<br />
geplant:<br />
Mittwoch, 13. Mai 2009: Offizielle Geburtstagsfahrt zum<br />
Schloss Meggerhorn.<br />
Freitag, 31. Juli 2009: Mit dem Rütli zum Rütli.<br />
Freitag, 31. Juli 2009: Fahrt zum Feuerwerk vor Flüelen mit<br />
Nachtessen.<br />
Detaillierte Informationen sowie den Fahrplan und <strong>die</strong> Preise<br />
entnehmen Sie bitte dem Spezialflyer zum Jubiläum.<br />
The birthdays of two ships in 2009<br />
Fotos: SGV<br />
MV Rütli 80 years<br />
The distinctive sound of the Rütli’s brass whistle has long been<br />
heard across the bay during the Lucerne summers. On 13th May<br />
2009, this well-loved Lucerne institution will be celebrating its<br />
80th birthday. Our birthday girl will be making the following<br />
cruises to celebrate this occasion:<br />
Wednesday, 13th May 2009: Official birthday cruise to<br />
Meggerhorn Castle.<br />
Friday 31st July 2009: Off to Rütli aboard the Rütli.<br />
Friday 31st July 2009: Cruise to see the fireworks display at<br />
Flüelen with evening meal.<br />
See the special anniversary flyer for details of sailing times and<br />
prices.<br />
51
54<br />
Fotos: Ernst Immoos<br />
Natur<br />
Mutige Gärtner<br />
in steilen Planggen<br />
Wildiheuen ist gefährlich. Mit ihrer Arbeit sichern mutige Bauern in den<br />
steilen Hängen der Innerschweizer Berge Pflanzen und Tieren ein Überleben.<br />
Text: Andreas Seeholzer<br />
bordmagazin 2009<br />
Ab dem 1. August ist das Wildiheuen<br />
in den Muotathaler Bergen<br />
offiziell erlaubt. Bei günstigem<br />
Wetter geht man am Fronalpstock,<br />
am Huser- und Klingenstock jedoch<br />
schon vor dem Bundesfeiertag ins Heu;<br />
das Wetter hält sich eben nicht an den<br />
Kalender. Die Arbeit der mutigen Männer<br />
und Frauen ist gefährlich, ein falscher<br />
Schritt kann schon genügen und<br />
man stürzt in <strong>die</strong> Tiefe. Schuhe, deren<br />
Sohlen mit Eisen beschlagen sind, sollen<br />
den Halt verbessern. Das Gras wird<br />
an den steilen Planggen und in Lawinenzügen<br />
geschnitten, an der Sonne getrocknet<br />
und dann mit Seilen zu gros-<br />
bordmagazin 2009<br />
sen Burden gefasst. An gefährlichen<br />
Stellen wird das Heu abgeseilt. Früher<br />
wurde es oft auch in Hütten, so genannten<br />
Euschen, zwischengelagert und im<br />
Winter mit Hornschlitten ins Tal «gemännt».<br />
Am Fronalpstock brauchen <strong>die</strong> Bergler<br />
drei schöne Tage, um <strong>die</strong> 50 «Burdäli»<br />
von den Wildiheuplätzen ins Tal zu<br />
bringen. Seit bald 20 Jahren steigen<br />
<strong>die</strong> Familien Immoos und Deck zum<br />
Fronalpstock auf. Felix Immoos sagt:<br />
«Das Wildiheuet hat für uns Tradition.<br />
Durch das Abmähen des Grases bleibt<br />
der Boden konstant. Damit fördern wir<br />
<strong>die</strong> Vielfalt der Blumen und erhalten<br />
das Landschaftsbild. Zudem leisten wir<br />
einen Beitrag zum Lawinenschutz.»<br />
Denn wenn <strong>die</strong> Wiesen nicht gemäht<br />
werden, legen sich <strong>die</strong> langen Halme im<br />
Herbst talwärts und im Winter rutscht<br />
der Schnee darauf besonders gut.<br />
Die Gärtner der Nation<br />
Die jährliche Heumahd, früher in der<br />
Innerschweiz und dem Berner Oberland<br />
verbreitet, war in jüngerer Vergangen-<br />
heit mehr oder minder nur noch Bewahrung<br />
alten Wissens. Während das Wildiheuen<br />
für <strong>die</strong> Bergbauern früher eine<br />
wirtschaftliche Notwendigkeit war, hat<br />
der wirtschaftliche Druck mittlerweile<br />
nachgelassen. Der Filmemacher Erich<br />
Langjahr widmete dem Wildiheuen im<br />
Jahr 2008 den Film «Das Erbe der Bergler».<br />
Langjahr: «Mich interessiert das<br />
Wissen des einfachen Lebens, <strong>die</strong> Grundlage<br />
der menschlichen Existenz.» Am<br />
Natur<br />
Schluss wird im Film <strong>die</strong> Familie eines<br />
Wildiheuers im Muotathal gezeigt: Statt<br />
in handgefertigten, «gnagleten» Schuhen<br />
stecken ihre Füsse in Rollerblades.<br />
Dieser offensichtliche Gegensatz zwischen<br />
Tradition und Moderne ist in der<br />
Realität jedoch abgeschwächt. Sicher<br />
besteht heute keine wirtschaftliche Notwendigkeit<br />
zum Wildiheuen mehr, dafür<br />
gewinnt <strong>die</strong> Erhaltung einer intakten<br />
Natur immer mehr an Bedeutung.<br />
Der Bund hat seine Agrarpolitik neu<br />
ausgerichtet und das Wildiheuen bekommt<br />
eine neue Ausrichtung: <strong>die</strong><br />
Land schaftspflege. Dank Abgeltungen<br />
wird das Handwerk des Wildiheuers<br />
heute auch ökonomisch wieder interessant.<br />
Und so werden <strong>die</strong> Innerschwyzer<br />
Bauern von den einst Ärmsten der Nation<br />
zu den nationalen Landschaftsgärtnern:<br />
Sie erhalten durch ihre Arbeit Flächen,<br />
<strong>die</strong> oft aussehen wie Parkanlagen,<br />
Oben: Felix Immoos und Franz Deck hoch<br />
über dem Urnersee im so genannten Fahl.<br />
Links: Oberhalb Sisikon wetzt Paul Deck <strong>die</strong><br />
Sägetze (Sense).<br />
und den Lebensraum unzähliger Pflanzen<br />
und Tiere.<br />
Schweizweit über<br />
3000 Wiesen<br />
Seit Jahrtausenden betreibt der Mensch<br />
Viehzucht. Daraus entstanden Wiesen<br />
und Weiden, <strong>die</strong> von einer regelmässigen<br />
landwirtschaftlichen Nutzung und<br />
Pflege abhängig sind. Im Gegensatz zu<br />
55
56<br />
Natur Natur<br />
Lebensräumen wie Wäldern, Hochmooren<br />
oder Felsstandorten gelten Wildiheuplanggen<br />
deshalb als Kulturgut.<br />
Über Generationen hat sich <strong>die</strong>ses Kulturgut<br />
entwickelt und eine enorme Vielfalt<br />
von Graslandtypen hervorgebracht.<br />
Aus der Sicht des Naturschutzes sind<br />
dabei <strong>die</strong> Trockenwiesen besonders<br />
wertvoll. Denn <strong>die</strong>se extensiv genutzten<br />
Wiesen und Weiden sind durch magere<br />
Böden, Wärme, intensive Strahlung und<br />
zeitweise Trockenheit gekennzeichnet<br />
und äusserst artenreich. Über 50 Prozent<br />
aller gefährdeten Pflanzenarten<br />
der Schweiz kommen auf Trockenwiesen<br />
und -weiden vor. Trotz der Anstrengungen<br />
des Bundes sind in den letzten<br />
15 Jahren viele weitere Trockenwiesen<br />
verschwunden. Der Rückgang für <strong>die</strong><br />
Zeit von 1945 bis heute wird auf 90 Prozent<br />
geschätzt.<br />
In der Schweiz wird zurzeit an der<br />
Inventarisierung der Trockenwiesen gearbeitet,<br />
für das Inventar vorgesehen<br />
sind 3128 schützenswerte Objekte. Das<br />
ist rund ein Prozent der Landesfläche.<br />
Die Hälfte davon (rund 23’000 Hektar)<br />
soll in ein Bundesinventar aufgenommen<br />
werden. Das Inventar wurde zwar<br />
bis heute noch nicht in Kraft gesetzt,<br />
steht jedoch kurz davor. Im Kanton<br />
Schwyz wurden bereits Verträge für<br />
besonders schützenswerte Wiesen abgeschlossen.<br />
2005 wurden 101 Gebiete<br />
mit einer Fläche von 203 Hektar in der<br />
landwirtschaftlichen Nutzfläche sowie<br />
436 Hektar im Sömmerungsgebiet kartiert.<br />
In das Inventar der Trockenwiesen<br />
und -weiden der Schweiz aufgenommen<br />
werden Flächen mit Namen wie Dossen,<br />
Harzig, Rübi, Märis, Heubrigsflue,<br />
Martschen oder Ratzli. Es sind zunehmend<br />
Standorte am Vierwaldstättersee,<br />
so zum Beispiel im trockenen Gersauer<br />
Gebiet am Fron alpstock oder am südlich<br />
ausgerichteten Hang des Riemenstaldnertals.<br />
Schmetterlinge fliegen sehen<br />
Im Zusammenhang mit den vorhandenen<br />
Blumen steht auch <strong>die</strong> Vielfalt der<br />
Burdi aufnehmen.<br />
Im steilen Gelände gefährlich.<br />
Schmetterlinge. Die meisten Schmetterlinge<br />
sind Spezialisten und über 40 %<br />
sind auf Trockenwiesen angewiesen. Sie<br />
brauchen einen ganz bestimmten Lebensraum<br />
und eine darin vorkommende<br />
Pflanze als Futter für <strong>die</strong> Raupen. Je<br />
mehr Pflanzen es hat, desto mehr<br />
Schmetterlinge finden <strong>die</strong> geeignete<br />
Futterpflanze. Schmetterlinge vertragen<br />
sich durchaus mit der Kulturlandschaft,<br />
solange <strong>die</strong>se extensiv genutzt wird.<br />
bordmagazin 2009<br />
Wenn Wiesen aber mehr als ein- oder<br />
höchstens zweimal pro Saison gemäht<br />
werden, halten nur noch ganz wenige<br />
Falterarten durch. Es gibt zudem klare<br />
Hinweise darauf, dass Schmetterlinge<br />
nährstoffarme Stellen wie <strong>die</strong> Wildiheugebiete<br />
bevorzugen. Wegen <strong>die</strong>ser Ansprüche<br />
an Vielfalt und Struktur geht es<br />
den Schmetterlingen auf den ausgehagerten<br />
Magerwiesen und Magerweiden<br />
und in den ausgeräumten, lichten<br />
Wäldern sogar besser als im einstigen<br />
ANZEIGE<br />
bordmagazin 2009<br />
Felix Immoos<br />
mit Heuseilen.<br />
Naturzustand ohne den Einfluss des<br />
Menschen. In einer Arbeit über Schmetterlinge,<br />
<strong>die</strong> vom wildbiologischen<br />
Dienst der Universität Zürich 2005 veröffentlicht<br />
wurde, heisst es, dass <strong>die</strong><br />
Individuenzahl der Schmetterlinge in<br />
den vergangenen hundert Jahren in der<br />
Schweiz um 99 Prozent zurückgegangen<br />
ist. Im Kanton Schwyz kommen<br />
heute noch am häufigsten der Kleine<br />
Kohlweissling, der Rapsweissling, das<br />
Tagpfauenauge, der kleine Fuchs, der<br />
Admiral, der Schwalbenschwanz, der<br />
C-Falter und der Zitronenfalter vor.<br />
Am schönsten<br />
Schwyzer Grat<br />
Auf mageren Wiesen stehen Pflanzen<br />
wie Skabiose, Hufeisenklee, Flockenblume,<br />
Sonnenröschen, Bergklee und<br />
Bergsegge. Ein guter Biologe findet auf<br />
einer fetten Wiese 10 bis 15 Arten, auf<br />
einer mageren 30 bis 80. Man darf sich<br />
dabei nicht von der Farbenpracht täuschen<br />
lassen: Entgegen der verbreiteten<br />
Vorstellung stimmt <strong>die</strong> Annahme «je<br />
farbiger – desto wertvoller» nicht. Oft<br />
ist <strong>die</strong> Vielfalt nämlich nicht auf den<br />
ersten <strong>Blick</strong> ersichtlich.<br />
Die schönsten Schwyzer Blumenwiesen<br />
sind vom Urnersee aus gut zu sehen<br />
– sie liegen am Südgrat des Fron alpstocks.<br />
Hier kommen drei bis vier Arten<br />
des echten Trockenrasens vor. Häufig<br />
ist auch das schweizweit seltene Lauchgewächs<br />
«Allium victorialis», in der<br />
Umgangssprache Allermannsharnisch<br />
genannt. Seit fast vierzig Jahren geht<br />
Paul Deck hier am Furggeli und Husen<br />
wildiheuen. «Am Husen hat es <strong>die</strong><br />
schönste Blumenwelt», schwärmt Wildiheuer<br />
Deck. «Hier kommen noch praktisch<br />
alle Sorten vor, sogar <strong>die</strong> Feuerlilie,<br />
bei uns Goldrose genannt.»<br />
57
60<br />
Fotos: Pascal Meier<br />
Business<br />
Mit vollem<br />
Schub nach oben<br />
Oscar J. Schwenk ist VR-Präsident und CEO der Pilatus Flugzeugwerke AG<br />
in Stans. Seine berufliche Laufbahn ist eng mit der legendären Firma<br />
verbunden. Seine Strategie, das militärische Standbein – <strong>die</strong> Produktion<br />
von Trainingsflugzeugen für Luftwaffen – durch ein ziviles Standbein –<br />
<strong>die</strong> Produktion einer Business- Maschine – zu ergänzen, wurde vom damaligen<br />
Mutterhaus Oerlikon Bührle auf Eis gelegt. Schwenk kündigte und zog<br />
sich zurück auf einen Bauernhof im Jura, wo er einen Bio-Betrieb mit Angus-<br />
Rindern aufbaute. Dazu gehörten auch ein Flugplatz und ein Restaurant.<br />
Text: Charles Meyer<br />
bordmagazin 2009<br />
Zwei Jahre später wurde Pilatus<br />
umorganisiert und Schwenk kam<br />
zurück. Er suchte und fand neue<br />
Besitzer für Pilatus und führte seine<br />
Strategie erfolgreich weiter. Seither wachsen<br />
Umsatz und Gewinn Jahr für Jahr<br />
und brechen alle Rekorde.<br />
bordmagazin: Oscar J. Schwenk,<br />
wenn man sich <strong>die</strong> jüngere Geschichte<br />
von Pilatus anschaut, ihren Erfolg<br />
mit der Lancierung eines zivilen Flugzeugs<br />
in einem von den grossen internationalen<br />
Herstellern dominierten<br />
bordmagazin 2009<br />
Markt, dann hat man das Gefühl, es<br />
handle sich hier vor allem auch um<br />
einen ganz persönlichen Erfolg Ihrerseits,<br />
und man möchte mit Ihnen<br />
zuerst über das Phänomen Leadership<br />
reden.<br />
Oscar J. Schwenk: Um als kleiner Hersteller<br />
von Flugzeugen in <strong>die</strong>sem Markt<br />
zu Erfolg zu kommen, braucht es zuerst<br />
solides Handwerk und bestes Engineering.<br />
Dann braucht es Leistung,<br />
also Arbeit pro Zeiteinheit, das habe<br />
nicht ich erfunden. Wir haben hier einen<br />
äusserst leistungsfähigen und mo-<br />
Rubrik 61<br />
tivierten Haufen Leute beisammen, obwohl<br />
wir hier in Stans weit weg sind<br />
von den internationalen Flugzeugbauern.<br />
Das Geheimnis da<strong>hinter</strong> ist, dass<br />
wir technisch an der Front mithalten<br />
und in gewissen Dingen sogar führend<br />
sind und dass wir unseren Leuten beste<br />
Entwicklungsmöglichkeiten bieten.<br />
Dieser Anspruch hat mit Leadership zu<br />
tun, aber auch mit dem Grundsatz,<br />
dass wir Innovationen sofort umsetzen.<br />
Wenn wir am Morgen etwas beschliessen,<br />
dann wird es am Nachmittag<br />
umgesetzt.
62<br />
Business<br />
Oscar J. Schwenk ist stolz darauf, Mitarbeiter<br />
aus 29 Nationen nach Stans zu locken:<br />
«Wir sind der bedeutendste Arbeitgeber des<br />
Kantons.»<br />
Sie entscheiden und <strong>die</strong> Leute<br />
rennen?<br />
Nein. Meine Devise ist, einen Entscheid<br />
kooperativ herbeizuführen. Ich bin ja in<br />
<strong>die</strong>ser Firma gross geworden, ich kenne<br />
meine Leute. Ich nehme also ein Team<br />
von Vorwärtsstürmern und Zauderern<br />
zusammen. Ich will von allen Beteiligten<br />
wissen, was sie dazu sagen, ihre<br />
Einschätzung hören, ihre Vorschläge,<br />
aber der Entscheid am Ende kommt von<br />
mir. Wir entscheiden nicht nach Mehrheiten,<br />
sondern es gibt ein Ja oder ein<br />
Nein vom Chef. Das ist vielleicht nicht<br />
für alle angenehm, aber es ist effizient.<br />
Dafür muss ich nachher auch den Kopf<br />
hinhalten.<br />
Sie fällen grosse Entscheide<br />
schnell?<br />
Wir können es uns nicht leisten,<br />
schnell oder gar wechselhaft zu entscheiden.<br />
Wir sind ein kleiner Nischenplayer<br />
auf einer Hochpreisinsel, hohe<br />
Löhne, hohe Entwicklungskosten, und<br />
wir müssen schauen, dass wir mit einem<br />
Entscheid Nummer eins bleiben.<br />
Also wägen wir alle Konsequenzen<br />
sorgfältig ab. Aber wenn der Entscheid<br />
gefallen ist, dann geben wir vollen<br />
Schub.<br />
Sie sind mit der Lancierung des<br />
zivilen Business-Fliegers ein hohes<br />
Risiko eingegangen.<br />
bordmagazin 2009<br />
Ja, als wir uns entschieden haben,<br />
neben den militärischen Trainingsflugzeugen,<br />
mit denen wir auf <strong>die</strong>sem kleinen<br />
Markt an der Spitze sind, mit dem<br />
PC-12 in den Markt für einmotorige Geschäftsflugzeuge<br />
vorzustossen, hatten<br />
wir ein grosses Risiko abzuschätzen.<br />
Die Entwicklung eines neuen Flugzeugs<br />
kostet 200 bis 300 Millionen Franken.<br />
Diesen Aufwand können wir uns nur<br />
einmal leisten, das bedeutet, wir haben<br />
nur einen Schuss. Geht er daneben, verlieren<br />
wir <strong>die</strong> Kraft, bei den Trainingsflugzeugen<br />
Nummer eins zu bleiben.<br />
Schlägt er ein, haben wir ein zweites<br />
Standbein, das uns langfristig an der<br />
Spitze bleiben lässt.<br />
bordmagazin 2009<br />
Wenn Sie im Besitz aller relevanten<br />
Daten sind, wie gestalten Sie<br />
Ihren persönlichen Entscheidungsprozess?<br />
Indem meine Gedanken dauernd darum<br />
herum kreisen, 24 Stunden, im<br />
Schlafzimmer, im Auto, bei Gesprächen.<br />
Ich greife auf mein Netzwerk zurück,<br />
rede mit Kunden, ob sie an einem<br />
solchen neuen Flugzeug interessiert<br />
wären und dann, am Ende, fälle ich<br />
den Entscheid.<br />
Sie sagen, sie reden mit Kunden.<br />
Nun hat der zivile Flieger ja ganz<br />
andere Kunden als der militärische<br />
Trainer.<br />
Business<br />
Das stimmt. Wenn eine Luftwaffe ein<br />
neues Trainingsflugzeug evaluiert,<br />
dann gehe ich als CEO der kleinen<br />
Schweizer Firma zum zuständigen Minister,<br />
um mein Angebot zu unterbreiten.<br />
Unsere Konkurrenz tut <strong>die</strong>s im<br />
Gefolge eines Botschafters oder gar<br />
Ministers aus dem eigenen Land. Das<br />
macht’s für uns schon mal schwieriger.<br />
Dass wir trotzdem Erfolg haben, liegt<br />
an unserem Produkt. Kein Trainer<br />
senkt <strong>die</strong> Kosten für Trainingsflüge so<br />
stark, im Falle des Eurofighters zum<br />
Beispiel um den Faktor 55, und hat<br />
gleichzeitig einen Trainingseffekt, der<br />
so nahe am Fliegen mit dem Jet ist: <strong>die</strong><br />
gleichen Instrumente wie der Jet, Be-<br />
63
64<br />
Business Business<br />
schleunigungen von minus 4 bis plus<br />
8 g, identisch mit dem Geschehen im<br />
Kampfjet, aber ohne dessen horrende<br />
Kosten. Das überzeugt. Nun ist das Geschäft<br />
aber sehr volatil, das heisst,<br />
wenn wir Erfolg haben, können wir oft<br />
eine ganze Flotte herstellen, wenn wir<br />
Pech haben, verzögert ein Parlament<br />
einen Entscheid, oder wir kommen gar<br />
nicht erst zum Zug. Das heisst, es ist<br />
sehr schwer, einen planbaren Arbeitsvorrat<br />
zu bekommen. Die Firma ist mal<br />
überbelastet, dann wieder unterbelastet.<br />
Deswegen brauchten wir ein ziviles<br />
Standbein.<br />
Mit einer ganz anderen Art<br />
Kundschaft.<br />
Ja, <strong>die</strong> Generäle kommen in Uniform, <strong>die</strong><br />
Privatkunden oft in Jeans und T-Shirt.<br />
Und, war Ihr Entscheid richtig?<br />
Als wir unseren Entscheid publizierten,<br />
hat man uns in den USA ausgelacht. Was<br />
will der Kleine da mit einem so grossen<br />
einmotorigen Flugzeug, der kriegt doch<br />
nie eine Zulassung, geschweige denn einen<br />
Kunden. Mittlerweile begegnet man<br />
uns kleinen Schweizern mit Respekt.<br />
Unsere Auftragsbücher sind voll, unsere<br />
Kunden zufrieden. Wir haben ca. 900<br />
Flugzeuge abgeliefert, 280 weitere sind<br />
bestellt. Wir haben <strong>die</strong> Nische richtig<br />
eingeschätzt und bieten da das weltbeste<br />
Produkt dafür. Mittlerweile liefern<br />
wir auch nach Russland.<br />
Und wie geht’s weiter?<br />
Nummer eins bleiben, Kundenwünsche<br />
umsetzen, Innovationen vorantreiben.<br />
Einen Nachfolger des PC-12 entwickeln,<br />
wir wollen eine Produktefamilie.<br />
Was ist Ihre Vision?<br />
Fliegernadel, Fliegerkrawatte,Handbewegungen<br />
wie ein Flieger:<br />
Oscar J. Schwenk<br />
selber fliegt nicht.<br />
Aber träumen tut er<br />
schon davon.<br />
Was man macht, das macht man richtig.<br />
Was fordert Sie persönlich heraus?<br />
Wenn <strong>die</strong> Latte so hoch gesetzt ist, dass<br />
man glaubt, da kommt man nie rüber.<br />
Und wenn man dann Anlauf nimmt...<br />
bordmagazin 2009<br />
Sie hätten gute Gründe, Ihr Unternehmen<br />
durch einen Zukauf irgendwo<br />
in der EU anzusiedeln, insbesondere<br />
weil Ihnen <strong>die</strong> hiesige Politik das Verkaufen<br />
von militärischen Traningsflugzeugen<br />
immer schwerer macht, da sie<br />
in gewissen Ländern auch bewaffnet<br />
werden.<br />
Natürlich kann man unsere Trainer<br />
anstatt mit Zusatztanks mit Bomben<br />
bestücken, so wie sie auf einem Pickup<br />
auch ein Maschinengewehr montieren<br />
können. Wir tun alles Erdenkliche,<br />
um Transparenz zu schaffen, aber am<br />
Ende haben wir keinen Einfluss auf<br />
<strong>die</strong> Entscheidungen unserer Kunden.<br />
Aber ich habe das Gefühl, dass man<br />
bordmagazin 2009<br />
unseren Verhaltenskodex in Bern langsam<br />
versteht.<br />
Sie bleiben in der Schweiz?<br />
Unser Unternehmen hat hier in der Region<br />
eine riesige Bedeutung. Wir sind<br />
der grösste Arbeitgeber im Kanton Nidwalden<br />
und bieten 1200 hoc<strong>hinter</strong>essante<br />
Stellen an, hundert Ausbildungsplätze<br />
für Lehrlinge. Gleichzeitig ziehen<br />
wir Mitarbeiter aus 29 Nationen an, <strong>die</strong><br />
Besten unter den Spezialisten, <strong>die</strong> werden<br />
mit ihren Familien von unseren<br />
Familien betreut, das alles gibt eine<br />
unglaubliche Verankerung des Unternehmens<br />
in der hiesigen Bevölkerung.<br />
Von hier wegziehen werden wir nur,<br />
INFO<br />
Der legendäre Pilatus<br />
Porter<br />
Mitten in den Bergen der Schweiz ein<br />
Flugzeugunternehmen zu gründen,<br />
muss einen besonderen Grund gehabt<br />
haben. Im Zweiten Weltkrieg brauchte<br />
<strong>die</strong> Schweizer Luftwaffe, welche mit<br />
deutschen Maschinen flog, eine eigene<br />
Reparatur- und Flugzeugbaufirma, um<br />
nicht vom allfälligen Feind abhängig zu<br />
sein. Nach dem Krieg wurde das angesammelte<br />
Know-how nicht einfach aufgegeben,<br />
sondern weiterentwickelt. In<br />
den 60er Jahren gelang den Stansern<br />
ein Welthit: das erste STOL-Flugzeug<br />
(Short Takeoff and Landing) der Welt,<br />
ein Flugzeug mit Eigenschaften und<br />
Fähigkeiten, <strong>die</strong> bisherige Flugzeuge<br />
nicht und Helikopter nur teuer schafften.<br />
Das Flugzeug wurde fortan weltweit<br />
als Transporter im Dschungel, in<br />
den Bergen des Himalaya wie als Gletscherflugzeug<br />
in den Alpen eingesetzt,<br />
und manche Legenden ranken sich<br />
heute noch um seinen Erfinder Henry<br />
Fierz und den Gletscherpiloten Hermann<br />
Geiger. Vom Pilatus Porter werden<br />
heute noch ein paar wenige pro<br />
Jahr hergestellt.<br />
Grossen Erfolg feierten <strong>die</strong> Pilatus Flugzeugwerke<br />
AG mit ihren Trainingsflugzeugen<br />
für Luftwaffen. Der PC-7 MkII,<br />
der PC-9 M und der neueste PC-21 sind<br />
technisch und wirtschaftlich der Konkurrenz<br />
voraus und schaffen es immer<br />
wieder, trotz fehlender politischer Unterstützung<br />
von Luftwaffen weltweit<br />
gekauft zu werden.<br />
Mit dem Bau einer einmotorigen zivilen<br />
Business-Maschine, dem PC-12,<br />
schafften es <strong>die</strong> Stanser, das zivile<br />
Standbein auszubauen und im internationalen<br />
Konkurrenzkampf auch hier<br />
erfolgreich eine Nische zu besetzen.<br />
Pilatus beschäftigt weltweit rund 1400<br />
Mitarbeiter und generiert einen Umsatz<br />
von rund 650 Millionen Franken.<br />
65
66<br />
PUBLIREPORTAGE<br />
bordmagazin 2009<br />
wenn man uns politisch dazu zwingt.<br />
Wir brauchen keine Hilfe vom Staat,<br />
keine Subventionen, wir florieren, wenn<br />
man uns Rahmenbedingungen gibt, <strong>die</strong><br />
uns arbeiten lassen. Ich müsste mich<br />
nächtelang drehen und wälzen, wenn<br />
ich Leute entlassen müsste.<br />
Zurück zur Leadership: Sie sind CEO<br />
und Verwaltungsratspräsident in<br />
einer Person. Eine One-Man-Show?<br />
Diese Kombination geht mir selber gegen<br />
den Strich und ich habe mich immer<br />
negativ über eine solche Ballung<br />
von Macht und Verantwortung geäussert.<br />
Das muss getrennt sein. Aber ich<br />
musste halt wieder den Posten des CEO<br />
übernehmen.<br />
Also suchen Sie einen CEO? Wie<br />
sucht ein starker Mann einen starken<br />
Nachfolger?<br />
Da muss <strong>die</strong> Chemie stimmen zwischen<br />
den beiden. Wenn einer dem anderen<br />
beweisen will, dass er der Bessere ist,<br />
dann geht das nicht. Die beiden müssen<br />
sich mögen, sie müssen <strong>die</strong>selbe Strategie<br />
verfolgen. Den Standort beibehalten,<br />
Swissness vor Gewinnmaximierung setzen.<br />
bordmagazin 2009<br />
Muss er so sein wie Sie?<br />
Nein, das muss er nicht, mein Klon wird<br />
nie existieren. Er muss nicht so emotional<br />
sein wie ich. Ich schiesse oft übers<br />
Ziel hinaus. Manchmal denke ich, oh,<br />
den hast du jetzt zu hart angefasst. Ich<br />
heize halt manchmal sehr ein. Bei einem<br />
starken Gegenüber ist das nicht so<br />
ein Problem, aber bei einem schwachen<br />
tut es mir manchmal sehr leid. Aber<br />
ohne Emotionen möchte ich nicht leben.<br />
Der Neue muss sich im Unternehmen<br />
durchsetzen, durch Arbeit. Heute bewerben<br />
sich Leute, <strong>die</strong> haben oft zwei<br />
Stu<strong>die</strong>nabschlüsse, haben riesige Seminarlisten,<br />
haben alle ein, zwei Jahre<br />
eine neue Position eingenommen, da<br />
frage ich mich, wann hat der überhaupt<br />
gearbeitet? Führen ist einfach, wenn<br />
man nur ein Jahr bleibt. Erst mit der<br />
Zeit erwärmt sich das Herz für <strong>die</strong> Firma.<br />
Wenn einer kein Herz, keine Seele<br />
hat, dann findet <strong>die</strong> Führung ohne <strong>die</strong><br />
Mitarbeitenden statt. Nur mit dem Herzen<br />
sieht man gut genug.<br />
Ihr letzter Satz ist ein Zitat aus «Der<br />
kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry,<br />
dem Dichter, der zugleich Pilot<br />
war. Fliegen Sie selber gerne als Pilot?<br />
Ich hab nicht mal mehr das Brevet. Es<br />
wäre verlockend und schön, aber meine<br />
Aufgabe ist Führen. Nicht fliegen.<br />
Das klingt, als würden Sie selber es<br />
sich verbieten.<br />
Ich war letzthin mit einem Wasserflugzeug<br />
in Kanada und Alaska unterwegs,<br />
das war ein Traum, oder in Afrika, nahe<br />
am Boden über Herden von Elefanten<br />
hinweg, wunderschön. Vielleicht werde<br />
ich mich später wieder allein in eine<br />
fliegende Kiste setzen.<br />
Was wäre Ihr Traumflugzeug?<br />
Wenn ich es mir leisten könnte, natürlich<br />
ein Pilatus Porter.<br />
Info: www.pilatus-aircraft.com<br />
Business<br />
900 Flieger sind abgeliefert, 280 sind<br />
bestellt: Der PC-12 ist ein riesiger Erfolg,<br />
<strong>die</strong> Arbeitsplätze sind gesichert.<br />
67
70<br />
Kultur<br />
Im Luzerner<br />
Untergrund<br />
Museggtürme, Altstadt, Quai und Kapellbrücke<br />
kennt jeder. Welche Kleinode sich aber jenseits<br />
von Spreuerbrücke und Kasernenplatz verbergen,<br />
weiss kaum jemand. Diese Lücke füllen <strong>die</strong><br />
Luzerner UntergRundgänge: Die ausgedehnten<br />
historischen Touren führen <strong>hinter</strong> <strong>die</strong> <strong>Postkartenseiten</strong><br />
der Stadt, lassen <strong>hinter</strong> Mauern und<br />
Fassaden blicken und vermitteln eine neue Perspektive<br />
auf das Leben von heute.<br />
Text: Helene Aecherli<br />
Früher gab es einmal eine Kindersendung<br />
am Fernsehen, <strong>die</strong> hiess<br />
«Was man weiss und doch nicht<br />
kennt». Ich erinnere mich noch genau<br />
daran, wie ich gebannt vor dem Bildschirm<br />
sass und mir von den Moderatoren<br />
erklären liess, wie <strong>die</strong> Wikinger ihre<br />
Mahlzeiten zubereiteten, warum sich<br />
alte Städte mit Mauern und Türmen umgaben<br />
oder wo Reisende übernachteten,<br />
wenn sie nach Sonnenuntergang vor<br />
verbarrika<strong>die</strong>rten Stadttoren standen.<br />
Heute kommt mir meine alte Lieblingssendung<br />
immer dann wieder in den<br />
Sinn, wenn ich mit dem Zug in Luzern<br />
einfahre. Während <strong>die</strong> Waggons über <strong>die</strong><br />
Eisenbahnbrücke rasen, gleiten links<br />
unten, neben der Reuss, Häuserreihen<br />
vorbei, dicht aneinandergedrängt, eingezwängt<br />
zwischen Strasse, Gleis und<br />
Fluss und dennoch so berührend bunt,<br />
als würden sie trotz ihrer Ergebenheit<br />
um Licht, Raum und Anerkennung rin-<br />
gen. Es ist das Quartier jenseits von<br />
Kasernenplatz und Spreuerbrücke, angelegt<br />
um <strong>die</strong> Verkehrsader Basel-/<br />
Bernstrasse, von seinen Bewohnern liebevoll<br />
«BaBeL» genannt; ein Ort, von<br />
dem man zwar weiss, dass es ihn gibt,<br />
den <strong>die</strong> meisten aber nur schemenhaft<br />
kennen. Und <strong>die</strong>se Unkenntnis gilt es zu<br />
beheben: Denn immerhin gehört «Ba-<br />
BeL», das einstige Arbeiterquartier Luzerns,<br />
zu den historischen Nährböden<br />
der Stadt.<br />
Ein gutes Mittel gegen das lokale<br />
Nichtwissen ist natürlich eine angemessene<br />
Portion touristischer Neugierde.<br />
Aber da Neugierde sich oft nur schon<br />
mit dem blossen Gedanken an eine kleine<br />
Expedition zufriedengibt, braucht es<br />
selbst für den motivierten Neugierigen<br />
manchmal eine handfeste Anleitung,<br />
um sich tatsächlich in neue Gebiete hineinzuwagen;<br />
und genau dafür bieten<br />
<strong>die</strong> «UntergRundgänger» Hand und Fuss:<br />
Zeugnis des Vergangenen:Grabende<br />
Bauarbeiter<br />
an der vorderen<br />
Basel strasse.<br />
Foto: Stadtarchiv Luzern, F2a/Baselstrasse 0<br />
bordmagazin 2009<br />
bordmagazin 2009<br />
Führt durch den Untergrund:<br />
Volkskundler Mischa Gallati.<br />
Kultur<br />
Seit vierzehn Jahren führt ein kleines<br />
Team von Historikern Einheimische<br />
und Touristen durch das verdrängte<br />
Vorstadtquartier. Es wurde als Gegensatz<br />
zur «oberen Wiese» der Stadt, dem<br />
«Obergrund», «Untergrund» genannt,<br />
und <strong>die</strong>ser Flurname – und <strong>die</strong> spätere<br />
politische Bezeichnung – steht für das<br />
Wortspiel «UntergRundgänge» Pate. Die<br />
Führungen sind das Projekt einer Arbeitsgruppe<br />
des Luzerner Netzes Arbeit<br />
und Bildung für alle, LABA, und gehen<br />
auf eine Initiative des Museumspädagogen<br />
und heutigen Luzerner Stadtrats<br />
Ruedi Meier zurück. Auf mittlerweile<br />
fünf Rundgängen wird <strong>hinter</strong> <strong>die</strong> Fassaden<br />
des Quartiers geblickt, findet eine<br />
Auseinandersetzung mit Fremd- und<br />
Anderssein statt, werden historische<br />
Anekdoten erzählt und so ganz nebenbei<br />
frische <strong>Blick</strong>winkel auf <strong>die</strong> Stadt<br />
vermittelt. «Die Geschichte der einfachen<br />
Leute ist genauso wichtig wie <strong>die</strong><br />
71<br />
Fotos: Danièle Rickenbacher
72<br />
Kultur Kultur<br />
bordmagazin 2009<br />
<strong>die</strong> Baselstrasse trieben, um es einmal<br />
pro Woche an den Schweine-, Schafund<br />
Rindermärkten beim Basler Tor<br />
feil zubieten. Später sind <strong>die</strong> Märkte<br />
durch das zentrale Schlachthaus neben<br />
der Kaserne ergänzt worden, was den<br />
Handel noch mehr ankurbelte. Schlachthof<br />
und Kaserne haben später dem Zubringer<br />
der Nationalstrasse N2 weichen<br />
müssen. Übrig geblieben ist einzig der<br />
Name «Kasernenplatz».<br />
Hatten in der Vorstadt vor allem «Hintersassen»<br />
gelebt, Menschen ohne Bürgerrechte,<br />
<strong>die</strong> selbst in der Kirche auf <strong>die</strong><br />
<strong>hinter</strong>en Plätze verbannt wurden, begannen<br />
sich in jenen Zeiten des Handels<br />
auch aufstrebende Unternehmer hier<br />
niederzulassen. Doch am nachhaltigsten,<br />
so erfahren wir, hatten <strong>die</strong> Jakobspilger<br />
dem Quartier ihren Stempel aufgedrückt.<br />
Sie verliehen ihm sogar seinen<br />
früheren Namen St. Jakobs-Vorstadt.<br />
Denn seit dem Mittelalter war der Unter-<br />
bordmagazin 2009<br />
sogar eine Herberge vor, in der sie für <strong>die</strong><br />
nächsten Streckenabschnitte Kräfte tanken<br />
konnten: das so genannte St. Jakobs-<br />
Spital. Heute gibt es an seiner Stelle zwar<br />
nur noch <strong>die</strong> öde Verkehrsfläche, aber es<br />
lässt sich unschwer ausmalen, wie es<br />
damals ausgesehen und gerochen hatte,<br />
wie <strong>die</strong> Luft von Stimmengewirr erfüllt<br />
Nach unserer Stippvisite auf dem<br />
«Kleiderbügel» tauchen wir vollends in<br />
den Untergrund ein. Wir gehen an der<br />
Buchdruckerei Keller vorbei, dem Geburtshaus<br />
des ehemaligen «Luzerner<br />
Tagblatts», einer geistigen Stätte der Liberalen<br />
Partei. Erfahren, dass hier an<br />
der Baselstrasse <strong>die</strong> Kaffeesorte «Negerli<br />
Spannende Einsichten: Auf <strong>die</strong>sem Platz über der Baselstrasse befand sich einst eine Bocciabahn. Oben: Die UntergRundgänger auf der Fussgängerbrücke<br />
am Kasernenplatz.<br />
der Reichen und Mächtigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ein, <strong>die</strong> sich vor dem Historischen Mu- den Lärm zu übertönen, markiert <strong>die</strong><br />
Links: Hochstrasser Kaffee war ein Symbol<br />
Stadt bevölkerten. Denn <strong>die</strong> Infrastrukseum versammelt haben, um sich mit Grenze zum Stadtteil Untergrund. Dort,<br />
für <strong>die</strong> frühe Globalisierung der Läden im<br />
tur Luzerns verdanken wir vor allem dem Volkskundler Mischa Gallati in den am Eingang der Pfistergasse, stand<br />
Quartier.<br />
auch Menschen, <strong>die</strong> auf der Schattensei- Untergrund zu begeben. «Wir fangen einst das Basler Tor, das beim Eindunte<br />
der Stadt lebten», sagt Urs Häner, Ge- mit unserer Führung an, wo <strong>die</strong> andekeln sorgfältig verriegelt wurde. Dort,<br />
werkschafter und eine der treibenden ren aufhören», sagt er zum Auftakt. am Ufer der Reuss, lag <strong>die</strong> Kaserne, <strong>die</strong><br />
Kräfte <strong>hinter</strong> den «UntergRundgängen». Und <strong>die</strong>se Worte hätten passender nicht das Militär noch bis in <strong>die</strong> Dreissiger-<br />
ganz fein» geröstet wurde, dass am Ufer<br />
«Die Führungen sollen jenem Teil der sein können, denn als wir den ruhigen jahre eifrig nutzte; und dort, auf der ge-<br />
der Reuss <strong>die</strong> erste Teigwarenfabrik der<br />
Bevölkerung rückwirkend ein bisschen Hort des Museums verlassen, schlägt genüberliegenden Seite, befand sich<br />
Schweiz eröffnet worden war und auf<br />
Würde zurückgeben und gleichzeitig uns der Verkehrslärm am Kasernen- einst das Waisenhaus.<br />
der Reussinsel <strong>die</strong> Firma Schindler <strong>die</strong><br />
auch zur Identitätsbildung beitragen.» platz wuchtig entgegen, und das Grau Fasziniert lassen wir uns von Mischa<br />
Produktion von Wäschereieinrichtun-<br />
So viel Engagement musste belohnt des Asphalts und der Tunnelschlunde Gallatis Ausführungen in Zeit und<br />
gen für <strong>die</strong> aufkeimende Hotellerie an-<br />
werden: Im November des vergangenen scheinen uns daran zu mahnen, dass Raum zurückversetzen, und ich versukurbelte.<br />
Wir vernehmen schaudernd,<br />
Jahres wurden <strong>die</strong> UntergRundgänge wir nun auf dem Weg sind, den schmuche mir vorzustellen, wie es war, als auf<br />
dass sich unten an der Reuss Richtstätte<br />
mit dem Anerkennungspreis der städticken Teil der Stadt endgültig <strong>hinter</strong> uns dem Platz zu unseren Füssen im 18.<br />
und Henkerhäuschen befunden hatten<br />
schen Kunst- und Kulturpreiskommis- zu lassen. Wir eilen der Reuss entlang Jahrhundert der Handel pulsierte: Wie<br />
grund ein Etappenort gewesen für <strong>die</strong> war, von Rufen, Lachen und Schreien. und schlendern an den typischen Häusion<br />
ausgezeichnet.<br />
und steigen dann auf <strong>die</strong> Fussgänger- schwer beladene Kutschen vom Mittel-<br />
oft zerlumpten und kranken Pilger, <strong>die</strong> Und plötzlich erhält der graue Platz unsern der Kleingewerbler vorbei, <strong>die</strong> ihre<br />
An einem grauen Samstagnachmitbrücke, «Kleiderbügel» genannt, <strong>die</strong> unland her in <strong>die</strong> Stadt herein rollten, wie<br />
sich auf dem Weg nach Santiago de ter uns eine neue Dimension, <strong>die</strong> Bilder Wohnungen praktischerweise direkt<br />
tag ist es dann endlich soweit: Ich maser Trottoir mit der Baselstrasse verbin- sich später <strong>die</strong> Steinhauer aus Italien<br />
Compostela befanden. Da <strong>die</strong> Städter <strong>die</strong> berühren mich. So müssen sich Archäo- über <strong>die</strong> Ladenräume gebaut hatten.<br />
che mich auf, das kennen zu lernen, det, und blicken auf Blechlawinen, oder aus dem Entlebuch oder auch <strong>die</strong><br />
Pilger nicht mochten, war es <strong>die</strong>sen nur logen fühlen, schiesst es mir durch den Die reichen Handelsleute, erklärt Mi-<br />
was bis anhin nur im Zug an mir vorü- Pfistergasse und das Historische Muse- Knechte vor dem Gasthaus «Galliker»<br />
erlaubt, am Stadtrand zu lagern. Ihre Si- Kopf, wenn ihnen ein Stück Erde <strong>die</strong> scha Gallati, während wir in einem stilber<br />
geglitten ist, und reihe mich in den um hinunter. Diese Brücke, erzählt Mi- verdingten (sie taten es bis in <strong>die</strong> 1950er<br />
tuation hätte aber ungleich schlimmer Geheimnisse seines Vorlebens zu offenlen Hinterhof Halt machen, hielt es aber<br />
Kreis der rund zwanzig Neugierigen scha Gallati und hebt seine Stimme, um Jahre), und wie Bauern ihr Vieh durch<br />
sein können, fanden <strong>die</strong> Pilger hier doch baren beginnt.<br />
trotz allen Betriebs nicht lange im Un-<br />
Foto: Stadtarchiv Luzern, F2a/Militärstrasse 0<br />
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Kultur<br />
INFO<br />
Luzerner UntergRundgänge<br />
UntergRundgang «Transit im Untergrund»<br />
Der neuste Rundgang führt quer durchs Luzerner Aussenquartier<br />
zwischen Kasernenplatz und Bernstrasse und erzählt von den<br />
Jakobs-Pilgern, dem Transit von Verkehr und Arbeitskräften, rigorosen<br />
Heiratsverboten und der Spanischen Grippe.<br />
Öffentliche Führungen: Samstags, 2. Mai bis 13. Juni, jeweils<br />
14.30 Uhr, freitags, 15. und 29. Mai sowie 12. Juni, jeweils 19 Uhr.<br />
UntergRundgang I «Das andere Luzern»<br />
Auf dem Rundgang durch das Quartier rund um <strong>die</strong> Luzerner<br />
Baselstrasse geht es an zehn Stationen um das alltägliche Leben<br />
der Leute, <strong>die</strong> hier leben und gelebt haben. Erzählt werden Geschichten<br />
rund um das Vorstadtquartier, sowie Geschichten von<br />
Streiks, Beizen und Bocciabahnen, Gewerbe und Wohnen,<br />
Arbeit und Alltag.<br />
UntergRundgang II «Luzern im Fin de Siècle»<br />
Dieser Untergrundgang erzählt davon, wie <strong>die</strong> Polizei 1897 italienische<br />
Anarchisten bespitzelte, das Militär wegen des Maurerstreiks<br />
aufgeboten wurde, wie Luzern den Anschluss an <strong>die</strong> Gotthardbahn<br />
erhielt, <strong>die</strong> Bahnen verstaatlicht werden sollten, wie <strong>die</strong> Nordostbahn-Angestellten<br />
streikten, Kirche und Sozialdemokratie sich für<br />
mehr Arbeiterschutz einsetzten und sich dennoch weiter bekämpften.<br />
Darüber hinaus berichtet der Rundgang vom Alltag auf dem<br />
Polizeiposten im Untergrund und der Überbauung der Sentimatte.<br />
UntergRundgang III «Fremd sein – heimisch werden»<br />
Der dritte Rundgang zeigt, wie Fremdes und Andersartiges im<br />
Untergrund Zeichen setzte. Erzählt wird von Flüchtlingen, von<br />
schwierigen Einbürgerungen, Schulproblemen, von der jüdischen<br />
Gemeinde, aber auch von der Disziplinierung «Einheimischer» in<br />
den hiesigen Korrektionsanstalten. Zudem dreht sich der Rundgang<br />
um <strong>die</strong> unproblematischere Integration von Fremdem am Beispiel<br />
von heute typisch Schweizerischem wie Milchkaffee und Hörnli.<br />
UntergRundgang IV «Blattgold und Blechnapf»<br />
Die Zwanzigerjahre standen im Zeichen der kulturellen Erneuerung,<br />
der kühnen Träume und Ideen. An manchen Orten zeigte<br />
sich aber, dass <strong>die</strong>ses Jahrzehnt auch von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot<br />
und politischen Turbulenzen geprägt war. Die Zeugnisse<br />
aus <strong>die</strong>ser Zeit sollen den Teilnehmenden <strong>die</strong>ses Rundgangs näher<br />
gebracht werden.<br />
Alle UntergRundgänge können auch für Gruppen gebucht werden.<br />
Geplant sind ausserdem weitere öffentliche Führungen. Treffpunkt<br />
ist jeweils vor dem Historischen Museum bei der Spreuerbrücke.<br />
Die Rundgänge dauern etwa zwei Stunden und kosten<br />
15 Franken pro Person. Informationen: www.untergrundgang.ch<br />
tergrund. Als um 1900 Druckwasserleitungen<br />
in <strong>die</strong> Hänge der Stadt gezogen<br />
wurden, kehrten sie dem Quartier den<br />
Rücken und liessen sich am Seeufer<br />
oder an den Hügeln Luzerns nieder.<br />
Zurück blieben <strong>die</strong> Mittellosen, <strong>die</strong> italienischen<br />
Bahnbauarbeiter, Taglöhner<br />
und Zimmermädchen. Und sie hatten es<br />
nicht leicht: So hinderten etwa rigorose<br />
Heiratsverbote <strong>die</strong> Armen an der Familiengründung,<br />
was viele zum Abwandern<br />
nach Zürich oder in andere Städte<br />
zwang. Zudem machten ihnen <strong>die</strong> hygienischen<br />
Verhältnisse zu schaffen.<br />
40 Prozent der Wohnungen verfügten<br />
damals über keinen Wasseranschluss,<br />
und der Gestank war manchmal fast<br />
unerträglich. Erst das Auftreten von Typhus<br />
und Cholera veranlasste <strong>die</strong> Stadt<br />
dazu, auch im Untergrund Wasserleitungen<br />
zu installieren. Doch wurden<br />
<strong>die</strong> Stadtväter dabei weniger von humanitären<br />
als von pekuniären Interessen<br />
getrieben; denn Typhus und Cholera<br />
verliehen dem Touristenmagnet Luzern<br />
kein besonders attraktives Image. Und<br />
dem galt es entgegenwirken.<br />
bordmagazin 2009<br />
Engagierte Gruppe: Die Geschichte der einfachen Leute ist genauso wichtig wie <strong>die</strong> der<br />
Reichen und Mächtigen.<br />
Heute ist der Untergrund <strong>die</strong> Heimat<br />
von Menschen aus rund siebzig Ethnien,<br />
fast 60 Prozent der Bevölkerung<br />
sind Ausländerinnen und Ausländer.<br />
Aber weil <strong>die</strong> Wohnungen noch immer<br />
günstig sind, leben hier auch viele Stu<strong>die</strong>rende<br />
und Neuzuzüger, <strong>die</strong> den Untergrund<br />
als Boxenstopp nutzen, bevor<br />
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bordmagazin 2009<br />
auch sie, wie <strong>die</strong> einstigen Begüterten,<br />
in ruhigere Gefilde ziehen. Denn im Minutentakt<br />
rauschen <strong>die</strong> Züge über den<br />
Bahndamm, der «BaBeL» längs durchschneidet.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle werden <strong>die</strong><br />
Reisenden in den Zügen auf <strong>die</strong> sich nähernde<br />
Station «Luzern» aufmerksam<br />
gemacht und beginnen, <strong>die</strong> Zeitungen<br />
Kultur<br />
zusammenzufalten oder ihre Laptops<br />
herunterzufahren. Das mache ich jeweils<br />
auch so. Doch heute blicke ich für<br />
einmal zu den Zügen hoch und sinniere<br />
darüber, wie <strong>die</strong> Steine des Bahndamms<br />
in mühseliger Arbeit aufeinander geschichtet<br />
und <strong>die</strong> Gleise verlegt worden<br />
sind, wie sich <strong>die</strong> Arbeiter und ihre Familien<br />
abends erschöpft in ihre engen<br />
Wohnungen zurückgezogen und über<br />
<strong>die</strong> Jahre hinweg den Untergrund für<br />
immer geprägt haben. Denn ohne den<br />
Untergrund, das ist uns nach der zweistündigen<br />
Tour klar geworden, hätte<br />
Luzern kaum gebaut werden können.<br />
Ohne solide Grundlage ist Wachstum<br />
nicht möglich, ebenso wie es ohne<br />
Kenntnisse kein Wissen gibt. Wenn ich<br />
das nächste Mal mit dem Zug in Luzern<br />
einfahre, wird «BaBeL» ein anderes Gesicht<br />
bekommen haben.<br />
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