Juli - Gemeinde Niedere Börde
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1020 Jahre Samswegen<br />
Das Kaliwerk „Bismarckshall“ Aktiengesellschaft, Samswegen (Fortsetzung)<br />
Für das Dorf Samswegen bedeutete die<br />
Errichtung eines Bergwerkes am Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts eine wesentliche<br />
Ausdehnung des Ortes in östlicher und<br />
südöstlicher Richtung. So entstand die<br />
damalige Bismarckstraße (heute August-<br />
Bebel-Straße). Für die Beamten und<br />
Obersteiger des Kaliwerkes wurden villenartige<br />
Gebäude sowie Meisterwohnhäuser<br />
für die Steiger gebaut. Die Gebäude<br />
der Kolonie und mächtige Industriebauten<br />
entstanden.<br />
Später baute sogar die Brauerei Colbitz<br />
ein Hotel unter dem Namen „Fürst Bismarck“<br />
(heute: „Haus Deiters“), das<br />
dann von der Aktiengesellschaft „Bismarckshall“<br />
übernommen wurde. Bis<br />
heute hat dieses Gebäude schon zwei<br />
Brände überstanden und wurde infolge<br />
dessen mehrfach umgebaut.<br />
Mit den Abteufarbeiten der Schachtröhre<br />
wurde 1906 begonnen. Das<br />
Schachtabteufen war im Jahre 1912 bei<br />
einer Tiefe von 752 m beendet. Während<br />
dieser Zeit gab es erhebliche<br />
Schwierigkeiten durch starke Wasserzuflüsse<br />
und starkem Gebirgsdruck. Die<br />
Abteufmannschaften waren deshalb<br />
ständigen Gefahren ausgesetzt. Besondere<br />
Sicherheitsmaßnahmen wurden jedoch<br />
nicht getroffen. So blieb es nicht aus,<br />
dass es 1911 zu einem tödlichen Unfall<br />
kam. Bis zu einer Tiefe von 34 m erfolgte<br />
der Schachtausbau als eiserner Senk-<br />
18 Kulturspiegel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Niedere</strong> <strong>Börde</strong><br />
schacht mit einem Durchmesser von<br />
6,40 m. Danach begann man bis 124 m<br />
Tiefe Tübbings einzusetzen. Diese vorgefertigten<br />
Segmente aus Guss wurden in<br />
der Tiefe zu einem kreisrunden Ring<br />
zusammengesetzt und gegen Wassereinbruch<br />
abgedichtet. Jeder Ring bestand<br />
aus 12 Teilen und hatte ein Gesamtgewicht<br />
von 25 Tonnen. Der Ausbau der<br />
restlichen 628 m erfolgte durch Vermauerung<br />
der Schachtröhre. Ihr Durchmesser<br />
wurde von 5,50 m bis zur unteren<br />
Sohle auf 4,30 m reduziert. Aus einem<br />
Zeitungsartikel dieser Zeit ist bekannt,<br />
dass sogar mit Hilfe einer Eismaschine<br />
der Boden beim Abteufen des Schachtes<br />
vereist wurde.<br />
Im Jahr 1912 begann die Förderung<br />
des Salzes. Das Grubenfeld war mit drei<br />
Sohlen bei 545 m, 635 m und 725 m erschlossen.<br />
Alle drei Sohlen standen mit<br />
dem Schacht durch Querschläge in Verbindung.<br />
Der Abbau der Salze erfolgte<br />
jedoch nur auf der 725 m-Sohle und<br />
wurde im Firstkammerbau mit Versatz<br />
betrieben. Dabei wurden langgestreckte<br />
Abbauörter (Kammern) mit Hilfe von<br />
Bohr- und Sprengarbeit angelegt. Der<br />
Transport unter Tage erfolgte auf Loren,<br />
die wahrscheinlich mittels einer elektrischen<br />
Lokomotive gezogen wurden. Dass<br />
elektrischer Strom im Kalischacht verwendet<br />
wurde, beweist ein Unfall im<br />
Jahr 1912, als ein Bergmann einen<br />
Stromschlag beim Berühren einer Lore<br />
bekommen hatte. Die elektrische Spannung<br />
der Leitung betrug 500 Volt. Geschehen<br />
konnte dieser Unfall durch eine<br />
defekte Isolation eines Leitungskabels.<br />
Die Tagesanlagen, also das Werksgelände<br />
über Tage, bestanden aus den Fördereinrichtungen,<br />
der Ventilatoranlage zur<br />
Bewetterung des Schachtes, einer Mühle,<br />
einer Carnallitfabrik, einem Kesselhaus,<br />
einer elektrischen Zentrale, einem<br />
Laboratorium, Speicheranlagen, zwei<br />
Kauen, Werkstätten und sonstigen Nebengebäuden.<br />
Die Frischluft wurde mittels<br />
eines großen Ventilators durch die<br />
Schachtröhre in die Tiefe gepresst.<br />
Bereits ein Jahr später (1913) hatte<br />
das Oberbergamt in Halle verfügt, dass<br />
die Förderung eingestellt werden muss.<br />
Dies war wohl notwendig, weil die Zerstörungen<br />
durch einen ständigen Wasserzufluss<br />
im unteren Teil des Schachtes<br />
ein erhebliches Ausmaß genommen hatten.<br />
Carl <strong>Juli</strong>us Winter ging 1914 in Konkurs<br />
und wählte daraufhin den Freitod.<br />
Nachdem die festgestellten Schachtschäden<br />
beseitigt wurden, konnte 1915<br />
die Förderung wieder aufgenommen<br />
werden. Am 1. Januar 1918 lief der Betrieb<br />
der Fabrik wieder an. Das zu dieser<br />
Zeit übliche Verfahren zur Gewinnung