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Gerechtigkeit für die Opfer - Justitia et Pax

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genannt 18 . Die Echtheit des Dokumentes wurde zwar von Regierungsstellen wie auch<br />

von Garnadi selbst gegenüber den Me<strong>die</strong>n in Abrede gestellt, gleichwohl gab Garnadi<br />

zu, dass seine Unterschrift echt sei 19 . Eine Erklärung, warum <strong>die</strong>ses Dokument im Prozess<br />

nicht eingebracht–und seine Vorlage zur Überprüfung der Echtheit vom Gericht<br />

auch nicht verlangt– wurde, mag in der Tatsache zu suchen sein, das <strong>die</strong> „Politik der<br />

verbrannten Erde“ aufgrund des zeitlich und örtlich beschränkten Mandats des Gerichts<br />

gar nicht Gegenstand der Verhandlung war. Selbst <strong>die</strong>ser zweifelhafte Grund würde a-<br />

ber nicht im Ansatz erklären können, warum in den Prozessen praktisch überhaupt<br />

keine schriftlichen Dokumente vorgelegt wurden.<br />

Aber selbst in Osttimor, wo <strong>die</strong> Interessenlage eine andere ist, tun sich <strong>die</strong> Ermittler<br />

schwer, den gesuchten Beweis für <strong>die</strong> Existenz einer Befehlsk<strong>et</strong>te zwischen dem indonesischen<br />

Militär und den ausführenden Milizen zu erbringen. Wandelt bericht<strong>et</strong> über<br />

<strong>die</strong> Analyse von Dokumenten der Milizen (nicht des Militärs!) in Osttimor:„Vielfältige<br />

Beziehungen mit dem indonesischen Militär waren belegbar, aber keine direkte Kommandounterstelung“<br />

20 . Robinson schreibt über <strong>die</strong> Analyse der in Osttimor gesicht<strong>et</strong>en<br />

Dokumente:„I think it is quite likely that there are no writen plans at al, and that the<br />

search for a documentary ‚smoking gun’ wil ultimately prove to be fruitles.“Und<br />

weiter:“… the analysis here suggests that hard evidence of oficial planning is unlikely<br />

to come from documents, and indeed may never have been explicitly stated in documentary<br />

form” 21 .<br />

Fehlende Dokumente müssen jedoch laut Robinson keineswegs bedeuten, dass <strong>die</strong> exzessive<br />

Gewalt ein Ergebnis des Zufalls war: “A second posibility is that the violence<br />

was not the product of an explicit plan or command, but was at least in part the result<br />

of a deeply embedded system of knowledge, discourse, norms, and behaviour within<br />

the TNI–a system I have called a culture of violence. The existence of that culture of<br />

violence–which entails an almost reflexive, though constantly changing, understanding<br />

of a certain language, technology, and repertoire of violence and terror–arguably<br />

means that no explicit order or plan was necessary in order to trigger the actions that<br />

were observed. In other words, TNI sol<strong>die</strong>rs and police deployed in East Timor –<br />

wh<strong>et</strong>her they were in the territorial structure, the sectoral structure, or newly deployed<br />

under the auspices of martial law –were arguably operating according to a wellestablished<br />

modus operandi” 22 .<br />

Diese These kommt im Prinzip den von Häusler in Kapitel C 2 e)dd)bbb) gemachten<br />

Ausführungen über den in Militärkreisen verbreit<strong>et</strong>en„Corpsgeist“sehr nahe. Abgesehen<br />

von der Frage, ob das Nichtvorhandensein eines Plans oder Kommandos nicht<br />

Gefahr läuft, mit der notwendigen Vorauss<strong>et</strong>zung einer„systematisch“begangenen Tat<br />

in Konflikt zu geraten, muss darüber nachgedacht werden, wie <strong>die</strong> beschriebene„culture<br />

of violence“ bzw. der„Corpsgeist“ als ursächlich für bestimmte Übergriffe und zu<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

The report of the Politics and Security Team in Dili; Secr<strong>et</strong> Indonesian government document; Memo Number: M.53/Tim P4-<br />

OKTT/7/1999, July 3, 1999 (Abschrift in englischer Übers<strong>et</strong>zung liegt den Verfassern vor)<br />

Menyimak Kontroversi "Dokumen Garnadi" Bumihanguskan Timtim, Antara, 3.1.2000<br />

Vgl. Ingo Wandelts unveröffentlichtes Redemanuskript zum Vortrag „Sprachliche Beweisführung: Möglichkeiten und Grenzen<br />

der Analyse militärischer Dokumente für <strong>die</strong> Strafverfolgung in Fällen von Menschenrechtsverl<strong>et</strong>zungen am Beispiel<br />

Osttimors 1999“, gehalten am 16.1.2003 im Orientalischen Seminar der Universität Köln.<br />

Geoffrey Robinson, 2002, "The fruitles search for a smoking gun. Tracing the origins of violence in East Timor", in: Freek<br />

Colombijn and J. Thomas Lindblad (eds.), Roots of Violence in Indonesia, Institute of Southeast Asian Stu<strong>die</strong>s, Singapore,<br />

S. 254, zitiert in Wandelt, aaO.<br />

Vgl. ebd., S. 273f<br />

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