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St. Raphael aktuell

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Oktober 2011 - Januar 2012 <strong>St</strong>. <strong>Raphael</strong>-Kurier 24<br />

Vom Baum, der andere Blätter wollte<br />

Im Frühling, als die Tulpen, Krokusse und Osterglocken<br />

schon blühten, meinte der Baum:<br />

„Ich möchte auch blühen und die Menschen erfreuen.“<br />

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und sandte<br />

ihre warmen <strong>St</strong>rahlen auf die Erde nieder. Da<br />

sprossen dem Baum dicke Knospen, die an einem<br />

warmen Maitag aufsprangen und den Baum in<br />

eine weißrosa Blütenpracht einhüllte. Er sah aus wie<br />

ein riesiger Blumenstrauß. Doch wie auch der schönste <strong>St</strong>rauß in der Vase<br />

einmal welkt, fielen auch dem Baum die Blütenblätter ab.<br />

„Wenn ich doch nur Blätter hätte und so grün wie der Rasen und die Tannen<br />

aussehen würde“, sagte sich der Baum. „Vögel könnten in meinen Zweigen ein<br />

Nest bauen, und die Menschen hätten Schatten, wenn die Sonne zu warm<br />

scheint.“<br />

Und siehe da, es wuchsen dem Bäumchen grüne Blätter. Zuerst waren sie<br />

hellgrün, klein und zart, doch nach einiger Zeit dunkelten sie nach. Die<br />

Menschen legten sich in der Mittagszeit unter den Baum und ruhten sich ein<br />

Weilchen im Schatten aus. Er wurde auch von vielen Vögeln besucht, die lustig<br />

ihr Lied in den Zweigen schmetterten und sogar Nester bauten.<br />

Eigentlich war der Baum nun rundum zufrieden, doch als es Herbst wurde und<br />

die Blumen im Garten welkten, fand der Baum seine grünen Blätter langweilig,<br />

auch die Menschen und Vögel besuchten ihn wegen des kalten Windes nicht<br />

mehr. Er träumte, dass seine Blätter in den schönsten Farben weithin leuchten<br />

würden, in Rot, Gelb, Orange und Braun, und tanzen würden sie im Wind. So<br />

geschah es auch!<br />

Die bunten Blätter leuchteten in der Herbstsonne, die Menschen staunten wieder<br />

und erfreuten sich an der Vielfalt der Farben, und als der Herbststurm blies,<br />

tanzten die Blätter lustig im Wind. Auf und nieder flogen sie, wurden weit, weit<br />

fortgetragen. Sie fielen alle ab, bis der Baum kein Blatt mehr hatte.<br />

Doch das war dem Baum auch nicht recht. „Ohne Blätter und Blüten ist es kalt,<br />

mich friert. Wo ist die warme Sonne, wer deckt mich zu, wenn der Frost kommt“<br />

fragte sich das Bäumchen.<br />

Des Nachts fiel der erste Schnee, legte sich auf die Zweige und Äste unseres<br />

Baumes, er deckt ihn wie eine Wolldecke warm und weich zu. Das Bäumchen<br />

hielt einen langen Schlaf, ihm träumte vom Frühling, wie er in der weiß-rosa<br />

Blütenpracht von den Menschen beachtet werden würde.

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