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n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten

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S e i t e | 21<br />

Nachdem dieser 1966 als Bausoldat nach Strals<strong>und</strong> eingezogen worden war, erschien er nach der<br />

vierzehntägigen Gr<strong>und</strong>ausbildung nicht zum Ablegen des Gelöbnisses. Für ihn war das Gr<strong>und</strong>prinzip<br />

der NVA vergleichbar mit dem der Nationalsozialisten. Außerdem sagte er mir: „Die Befehle der<br />

NVA waren gegen die Menschenwürde, da sie mit unbedingtem Gehorsam ausgeführt werden<br />

mussten.“ Für ihn bestand somit die Pflicht, sich zu beschweren <strong>und</strong> das Gelöbnis mit seinen<br />

zweifelhaften Inhalten zu verweigern.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Fernbleibens beim Gelöbnis wurden Rainer Eppelmann <strong>und</strong> weitere<br />

Gelöbnisverweigerer, nicht etwa wegen der Gelöbnisverweigerung, sondern wegen einer<br />

Befehlsverweigerung (der Befehl zum Gelöbnis anzutreten bestand ja, er <strong>und</strong> einige „Komplizen“<br />

blieben dieser gesamten Prozedur einfach fern) verurteilt. Nach der Untersuchungshaft in Greifswald<br />

<strong>und</strong> Neustrelitz kam Eppelmann nach seiner Verurteilung ins Militärgefängnis Ueckermünde am<br />

Oderhaff.<br />

Untereinander bezeichneten sich die <strong>Bausoldaten</strong> als „Spatensoldaten“ oder „Spatis“, aufgr<strong>und</strong> eines<br />

kleinen Spatens auf den Schulterblättern der steingrauen Uniformen.<br />

Ich erfuhr in verschiedenen Zeitzeugengesprächen, dass es drei Arten von Schulterklappen gab.<br />

Ganz zu Beginn der Baueinheiten war der Spaten noch golden, was allerdings zu (für die <strong>Bausoldaten</strong><br />

günstigen) Verwechslungen führte. Da viele Leute nichts mit dem Symbol des goldenen Spatens<br />

anfangen konnten, hielt man „Spatis“ für hochrangige Angehörige der NVA <strong>und</strong> grüßte sie<br />

dementsprechend.<br />

Um dies dann in Zukunft zu umgehen, färbte man die goldenen Spaten grau ein. Kratzte man diese<br />

Farbe allerdings vom Metall ab, so kam erneut die goldenen Farbe zum Vorschein. Dies machte sich<br />

natürlich der ein oder andere Bausoldat zu Nutzen- schon aus Prinzip.<br />

Gegen Ende der Baueinheiten führte man dann graue, aufgenähte Spaten aus Stoff auf den<br />

Schulterklappen ein.<br />

Abb. 11 Uniform der <strong>Bausoldaten</strong><br />

Abb. 12 Schulterstück mit Spaten<br />

Während meines Vortrages über die Waffenverweigerer in der DDR in der Nerchauer Kirche,<br />

schenkte mir ein ehemaliger Bausoldat eine seiner einstigen Schulterklappen mit goldenem Spaten.<br />

Dieses Geschenk erachte ich als umso wertvoller, weil <strong>Bausoldaten</strong> diese Schulterklappen eigentlich

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