n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten
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Einen ganz besonders couragierten Einsatz absolvierten einige <strong>Bausoldaten</strong> direkt nach ihrem<br />
S e i t e | 37<br />
18-monatigen Gr<strong>und</strong>wehrdienst mit dem so genannten „19. Monat“ ab 1970. So arbeiteten sie nach<br />
dem Gr<strong>und</strong>wehrdienst freiwillig noch einen weiteren Monat in einer zivilen Einrichtung, wie in<br />
Kindertagesstätten, in Altenpflegeheimen oder in Krankenhäusern. Herr Pampel half bei<br />
Instandhaltungsarbeiten im ehemaligen Konzentrationslager Oranienburg.<br />
Die erarbeiteten Löhne wurden dann der zivilen Einrichtung gespendet oder gelangten an eine<br />
Hilfsorganisation. Mit diesem „19. Monat“ wollten die Waffenverweigerer ein weiteres<br />
Ausrufezeichen hinter ihre Forderung nach einem zivilen Friedensdienst setzen, der als einzig<br />
mögliche Alternative angesehen wurde.<br />
Trotzdem muss erwähnt werden, dass nur ein geringer Teil der <strong>Bausoldaten</strong> überhaupt die Kraft<br />
aufbrachte, nach 18 Monaten noch einen weiteren zivilen Monat anzuhängen.<br />
Die Frau eines meiner Gesprächspartner gründete in Dresden eine „<strong>Bausoldaten</strong>frauengruppe“. Somit<br />
schufen engagierte Frauen von <strong>Bausoldaten</strong> eine Möglichkeit, weitere Frauen von<br />
Waffenverweigerern kennenzulernen <strong>und</strong> sich mit ihnen auszutauschen.<br />
An dieser Stelle muss noch einmal erwähnt werden, dass es die zu Hause wartenden Frauen der<br />
Waffenverweigerer während der 18-monatigen Gr<strong>und</strong>wehrzeit ihrer Männer oder Fre<strong>und</strong>e nicht leicht<br />
hatten. Häufig mit kleinen Kindern allein den Lebensalltag zu bewältigen, verdient meinen großen<br />
Respekt. Oft wurden sie auch in einigen Situationen geringschätzig angeschaut (die Männer galten ja<br />
immerhin als „Staatsfeinde“).<br />
In den 1980er Jahren gewannen die <strong>Bausoldaten</strong>initiativen, sicherlich vor allem durch die Aktion<br />
„sozialer Friedensdienst“ 1981, immer mehr an Bedeutung für die Friedensbewegungen in der DDR. 64<br />
Mit dieser Initiative wurde der <strong>Bausoldaten</strong>dienst in einem Sieben-Punkte-Papier in Frage gestellt.<br />
Diese Aktion erregte sogar in den Westmedien Aufmerksamkeit, sodass sich die Staatsführung der<br />
DDR zu einer Stellungnahme genötigt fühlte. Der Staatssekretär betonte daraufhin, dass der Staat<br />
prinzipiell die Einführung eines sozialen Friedensdienstes ablehne <strong>und</strong> man die derzeitige Praxis der<br />
<strong>Bausoldaten</strong>regelung nicht ändern werde. 65<br />
Zu den Engagements der <strong>Bausoldaten</strong> findet man in Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes die<br />
folgenden Einschätzungen:<br />
„Erstens versuchten einzelne <strong>Bausoldaten</strong> mit Aktivitäten auf ihren „Friedensdienst“ aufmerksam zu<br />
machen bzw. gesellschaftliche <strong>und</strong> staatliche Reaktionen herauszufordern.<br />
(...)<br />
Zweitens liegen Anzeichen <strong>und</strong> Beweise für das Sammeln <strong>und</strong> Formieren der <strong>Bausoldaten</strong> vor.<br />
Vor allem im letzten Jahr nahmen Bestrebungen negativer Kräfte zum überörtlichen Zusammenschluss<br />
von <strong>Bausoldaten</strong>, einschließlich ehemaliger <strong>und</strong> zukünftiger, zu.<br />
Charakteristisch waren<br />
64 Vgl. „Zähne hoch Kopf zusammenbeißen“, a.a.O., S. 108<br />
65 Vgl. „Waffendienstverweigerung in der DDR“, a.a.O., S. 149