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n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten

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Die Staatssicherheit kontrollierte ständig mit<br />

Überwachung in der Kaserne <strong>und</strong> außerhalb<br />

verschiedenen Mitteln das kritische Potential in den<br />

Kasernen. Für die Mitglieder des MfS waren die<br />

<strong>Bausoldaten</strong> eine ständige Bedrohung der<br />

innenpolitischen Sicherheit des Landes. 52 Dies<br />

erklärt auch die vielen Kontrollen, Bespitzelungen<br />

<strong>und</strong> Wanzen in den Kasernen.<br />

Oft befanden sich Leute vom militärischen<br />

Abschirmdienst oder Spitzel (Inoffizielle<br />

Abb. 16 Stabwanze im Mauerwerk<br />

Mitarbeiter) unter den <strong>Bausoldaten</strong> <strong>und</strong> auch deren Post wurde streng kontrolliert.<br />

S e i t e | 27<br />

Viele Waffenverweigerer umgingen die Postkontrollen, indem sie ihre Briefe über das offene Pfarramt<br />

außerhalb der Kaserne abschickten.<br />

Der Verdacht auf Spitzel herrschte in fast jeder Baueinheit. Deutlich wird dabei, dass der Staat ständig<br />

das kritische Potential unter den <strong>Bausoldaten</strong> beobachten ließ, um Bloßstellungen oder Rebellionen zu<br />

vermeiden.<br />

Dr. Wolter, der in der größten Kaserne für <strong>Bausoldaten</strong> in Prora auf Rügen stationiert war, meinte<br />

dazu: „Unter 120 Leuten war mindestens einer kein Bausoldat, sondern Mitarbeiter des MfS.“<br />

Herr Fleischhack habe erst durch Stasi-Akten erfahren, dass sein Zimmer ein Jahr vor seiner NVA-<br />

Zeit verwanzt gewesen sei. Ob dies bei ihm auch der Fall war, lässt sich allerdings nur vermuten.<br />

Mit einem <strong>Bausoldaten</strong> habe sich Herr Fleischhack während seiner Arbeit relativ gut verstanden <strong>und</strong><br />

sich häufig mit ihm unterhalten: „Später fand ich zu meinem Schrecken heraus, dass es sich bei<br />

diesem angeblichen Fre<strong>und</strong> um einen 'Inoffiziellen Mitarbeiter' (IM) des Staatssicherheitsdienstes<br />

handelte.“ Dieser als Bausoldat getarnte IM war kein Einzelfall <strong>und</strong> es gab sie in jeder Phase in den<br />

Baueinheiten.<br />

Es wurde sogar ein Anforderungsprofil für Inoffizielle Mitarbeiter unter den <strong>Bausoldaten</strong> entworfen:<br />

Man unterschied objektive <strong>und</strong> subjektive Merkmale.<br />

Als objektive Merkmale waren zum Beispiel eine Schulbildung bis zur 10./ 12. Klasse <strong>und</strong> möglichst<br />

eine abgeschlossene Berufsausbildung von Nöten. Weiterhin musste der IM altersgemäß <strong>und</strong> mit<br />

seinen Hobbys den <strong>Bausoldaten</strong> entsprechen <strong>und</strong> in Verbindung mit der Kirche stehen.<br />

Als subjektive Merkmale führte man eine politisch-loyale Einstellung ohne verfestigte religiöse<br />

Bindung an. Eine gewisse Bindung an die DDR musste bestehen. Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeit vertrauliche Verbindungen herzustellen sollten vorhanden sein. 53<br />

Zum Thema IM in den Baueinheiten <strong>und</strong> den Verdacht der <strong>Bausoldaten</strong> auf eine mögliche<br />

Bespitzelung fand ich in einer Akte des Staatssicherheitsdienstes folgende Aussage:<br />

52 Vgl. „Zähne hoch Kopf zusammenbeißen“, a.a.O., S. 173<br />

53 Vgl. „Waffendienstverweigerung in der DDR“, a.a.O., S. 104

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