n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten
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S e i t e | 33<br />
werden würde. Im zweiten Diensthalbjahr habe er dann ein militärisches Geheimnis verraten, als er<br />
um eine Stationierung beim Gleisbau in Glauchau bat. Man drohte sogar mit einer Haftstrafe! Im<br />
dritten <strong>und</strong> letzten Diensthalbjahr schließlich hielt man eine Versetzung für eine so kurze Zeit für<br />
lächerlich.<br />
Auch Herr Lauf erinnerte sich während unseres Gesprächs an zwei Eingaben, die er als Bausoldat<br />
verfasste. So beschwerte er sich in einer Eingabe, dass er konträr zur Propaganda der NVA als<br />
Bausoldat keinen Sport treiben dürfte. (Vor seiner Einberufung war Herr Lauf Leistungssportler.) Als<br />
Reaktion auf diese Beschwerde folgte prompt seine Versetzung nach Carlsfeld, wo er als<br />
Waffenverweigerer sogar eine Zeit lang allein stationiert war. Dies erklärte er sich so, dass man eine<br />
Rebellion <strong>und</strong> weitere Beschwerden anderer <strong>Bausoldaten</strong> an seinem vorherigen Einsatzort (in<br />
Oberwiesenthal) verhindern wollte.<br />
Seine zweite Eingabe verfasste er, als seine Frau entb<strong>und</strong>en hatte <strong>und</strong> sein Sonderurlaub nicht<br />
besonders zeitnah angesetzt war. Er bat darum, eher nach Hause fahren zu dürfen. Schließlich sei er zu<br />
einem Gespräch eingeladen worden- eher heim fahren habe er aber nicht gedurft.<br />
In einem Gespräch mit Pfarrer Leye erfuhr ich auch von dessen verfassten Eingaben.<br />
Eine haben er <strong>und</strong> einige weitere <strong>Bausoldaten</strong> nach einem Wirbelsturm in Nicaragua geschrieben, mit<br />
der Bitte, ihren <strong>Bausoldaten</strong>dienst dort in Nicaragua fortsetzen zu können. Sie meinten, da werde Hilfe<br />
gebraucht, die die <strong>Bausoldaten</strong> gern leisten würden <strong>und</strong> nicht, um der Volkswirtschaft der DDR zu<br />
helfen. Daraus sei allerdings leider nichts geworden.<br />
Wie oben beschrieben, bestand in der DDR die Pflicht, auf Eingaben zu antworten. Doch als Herr<br />
Kobe gleich zu Beginn der Baueinheiten eine Eingabe an Heinz Hoffmann geschrieben habe, sei auf<br />
diese keine Reaktion erfolgt. Nicht mal eine Notiz auf den Eingang sei erstellt wurden.<br />
Herr Kobe wollte mit dieser Eingabe für eine Veränderung des <strong>Bausoldaten</strong>dienstes plädieren, indem<br />
er forderte, den Bau an militärischen Anlagen für die <strong>Bausoldaten</strong> zu unterbinden. (Dieses Mitwirken<br />
beim Bau von militärischen Anlagen stellte vor allem in der ersten Phase der Baueinheiten einen<br />
großen Gewissenskonflikt dar. Ausführliche Informationen dazu unter dem Gliederungspunkt 2.2)<br />
In einem weiteren Interview erfuhr ich von den Eingaben, die Herr Wolff während seiner Zeit als<br />
Bausoldat verfasste:<br />
Bereits nach dem Ablegen des Gelöbnisses schrieb er eine Eingabe, in der er betonte, dass er trotz des<br />
Gelöbnisses nicht dazu bereit sei, unbedingten Gehorsam zu leisten.<br />
Seine zweite Eingabe, von der er mir berichtete, habe sich gegen das Mitwirken am Bau von<br />
militärischen Objekten gerichtet. Dabei stützte er sich auf das <strong>Gesetz</strong>, welches besagt, dass<br />
<strong>Bausoldaten</strong> bei zivilen Aufgaben eingesetzt werden sollen. Die Antwort darauf sei wenig hilfreich<br />
<strong>und</strong> aussagekräftig gewesen.<br />
Eine Eingabe an Heinz Hoffmann <strong>und</strong> Erich Honecker schrieb ein weiterer meiner Gesprächspartner.<br />
Er beschwerte sich darüber, dass angehenden/ ausgedienten <strong>Bausoldaten</strong> ein Studiengang häufig