n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten
n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten
n Gesetz befolgen und dafür lebenslänglich ... - Proraer Bausoldaten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abb. 14 <strong>Bausoldaten</strong> mit<br />
Schaufeln in Holzdorf<br />
Abb. 15 Bausoldat mit<br />
Schubkarre in Alteno<br />
S e i t e | 26<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Da <strong>Bausoldaten</strong> in den Augen vieler Vorgesetzter unzurechnungsfähige kriminelle Personen gewesen<br />
waren, durften die diese an einigen Stationierungsorten beim Arbeiten keine Technik benutzen. So<br />
wurden die meisten Arbeiten ausschließlich in Handarbeit <strong>und</strong> mit Hacke <strong>und</strong> Spaten bzw. Schaufel<br />
ausgeführt.<br />
Diese Tatsache war besonders beim Bau des Fährhafens Mukran auf Rügen hart. Herr Fleischhack, der<br />
von 1984 bis 1985 Bausoldate in Prora war, erzählte: „Waffenverweigerer wurden auf LKW<br />
transportiert <strong>und</strong> durften nicht in anderen Fahrzeugen sitzen. Fahren musste immer ein 'normaler'<br />
Soldat.“<br />
Dr. Lehmann <strong>und</strong> seine <strong>Bausoldaten</strong>kollegen seien nachts geweckt wurden, wenn Ziegelsteinwaggons<br />
angekommen waren. Diese mussten von den <strong>Bausoldaten</strong> dann sofort mit der Hand entladen werden.<br />
Er berichtete, dass es auch Gabelstapler gegeben habe, welche dann, wenn sie überhaupt zum Einsatz<br />
kamen, nur die Vorgesetzten fahren <strong>und</strong> benutzen durften.<br />
In einem interessanten <strong>und</strong> offenen Gespräch mit einigen ehemaligen <strong>Bausoldaten</strong> in der Kirche in<br />
Nerchau erfuhr ich allerdings, dass es auch Kasernen <strong>und</strong> Arbeitsorte gab, wo Waffenverweigerer<br />
durchaus Technik (wie Kettensägen) benutzen durften.<br />
Die Arbeiten vor allem in der dritten Phase sollen teilweise unter unmenschlichen Bedingungen<br />
stattgef<strong>und</strong>en haben. Im Chemiekombinat Bitterfeld zum Beispiel gab es in den 1980er Jahren keine<br />
Filteranlagen. Sämtliche Abzüge <strong>und</strong> Belüftungsanlagen wurden nämlich nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg demontiert <strong>und</strong> später nicht ersetzt. Damit herrschte an diesem Stationierungsort der<br />
<strong>Bausoldaten</strong> im wahrsten Sinne des Wortes „dicke Luft“. Dies war natürlich in erster Linie<br />
ges<strong>und</strong>heitsschädlich, was mein Interviewpartner Armin Richter allerdings für diese doch kurze Zeit,<br />
die er in Bitterfeld verbracht hatte, nicht für allzu „tragend“ hielt.