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DIalekt Im Dorf Sprachgebrauch in einem ausgeglichenen Zustand unterscheidet. Ebenso sind innere und äußere Monologe (Situation 10) vorrangig dialektal geprägt, obwohl hier eine leichte Verschiebung in Richtung Standardsprache festzustellen ist. Wahrscheinlich ist 30 in dieser ‚privatesten’ Sprechsituation in erster Linie die Primärsprache von Bedeutung. Andererseits sind auch innerhalb des Ortes Situationen auszumachen, die durch die
Dominanz der Standardsprache gekennzeichnet sind. Nach der Auswertung scheint dafür der Faktor ‚Öffentlichkeit’ (Situation 17) im Ort selbst einen stärkeren Einfluß zu besitzen als der Faktor ‚Hochdeutsch sprechender Kommunikationspartner’ (Situationen 16, 18, z. T. auch 14). Die Entwicklung zum situationsabhängigen Varietätengebrauch in der Ortsöffentlichkeit steht in einem Zusammenhang mit dem Zuzug ortsfremder Hochdeutschsprecher sowie mit einer im Bewußtsein der Sprecher stärker hervortretenden Differenzierung nach privaten und öffentlichen bzw. informellen und formellen Sprechanlässen. Das Bewußtsein von Öffentlichkeit hält in einem stärker werdenden Maß Einzug in das ehemals abgeschlossene Eifeldorf. 16 Dies muß aber nicht gleichbedeutend sein mit einem „Verfallsprozeß“ 17 des Dialekts. Die Folge könnte auch eine Funktionsverteilung von Dialekt und Standardsprache im oben beschriebenen Sinne sein. Obwohl auch in der Familie der Dialekt die Hauptvarietät darstellt, ist die dialektale Sprechweise nicht in diesem privaten Bereich am weitesten verbreitet. Dieses unerwartete Ergebnis hat unterschiedliche Gründe. Eine Ursache für den Dialektrückgang in der Familie ist darin zu sehen, daß in zunehmendem Maße – aufgrund der größeren räumlichen Mobilität der Dorfbewohner – die Ehepartner nicht mehr aus der näheren Umgebung stammen. Darüber hinaus ist bei Fremdkontakten die Standardsprache heute die vorherrschende Sprachlage, die dann häufig beibehalten wird, auch wenn der ‚Fremde’ zum Ehepartner wird. Ein weiterer wichtiger Grund ist in dem seit Anfang bzw. Mitte der 60er Jahre zu beobachtenden veränderten Erziehungsverhalten der Eltern 16 Vgl. Mattheier (1983), S. 1462 – 1463. 17 Mattheier (1980), S. 155. DIalekt Im Dorf zu sehen, die ihre Kinder primär standardsprachlich zu erziehen bemüht sind. Ebenso wie im Bereich der Familie und in den meisten Situationen des Bereichs ‚Öffentlichkeit’ stellt der Dialekt am Arbeitsplatz (Situation 13) die Hauptvarietät dar. Einen gewissen Einfluß auf den sprachlichen Umgang mit den Kollegen nehmen die Faktoren ‚Arbeitsweise’ und ‚Berufsort’, die sich teilweise überschneiden. Im Gegensatz zur Sprachverwendung im Kontakt mit den Arbeitskollegen überwiegt im Gespräch mit den Vorgesetzten die Standardsprache (Situation19). Als Steuerungsfaktor für die Varietätenwahl ist hier in erster Linie das personale oder funktionale Beziehungsverhältnis zwischen Gewährsperson und Vorgesetztem zu betrachten. In noch höherem Maße als bei öffentlichen Anlässen und Kontakten mit Hochdeutschsprechern im Ort selbst steht die Hochdeutschverwendung in den beiden untersuchten Situationen außerhalb des Ortes, in der Stadt, im Vordergrund (Situation 20, 21). Bei einer funktionalen Verteilung von Dialekt und Standardsprache ist der Dialektgebrauch der ‚zweisprachigen’ Dialektsprecher durch folgende Merkmale gekennzeichnet: – dialektale Sprechweise des Gesprächspartners; – Bekanntheit; – Privatheit, Informalität; – vertraute Umgebung. Für die Wahl der Standardsprache sind folgende Merkmale bedeutend: – hochsprachliche Sprechweise des Gesprächspartners; – Fremdheit; – Öffentlichkeit, Formalität; 31
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