AlltAg im RheinlAnd - Institut für Landeskunde und ...
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essen<br />
keine ausgeprägte Präferenz <strong>für</strong> Fisch<br />
an den Tag legten.<br />
Auch <strong>für</strong> Frau Krielke spielten ostpreußische<br />
Traditionen eine größere<br />
Rolle, als die Kinder noch kleiner<br />
waren. Zusammen wurde in der Vorweihnachtszeit<br />
Königsberger Marzipan<br />
hergestellt. An Weihnachten gab<br />
es außerdem lange Zeit die typisch<br />
ostpreußische gefüllte Gans. Jetzt,<br />
wo die Familie so groß sei, verzichte<br />
sie auf diesen zusätzlichen Arbeitsaufwand.<br />
Eine Ausnahme in der Frage der<br />
Weitergabe der kulinarischen Traditionen<br />
ist die Stadtteilmutter Frau<br />
K., die mit ihrer gesamten Familie<br />
aus dem Kosovo nach Deutschland<br />
geflohen ist. Bis auf den ältesten<br />
Sohn, sind ihre Kinder hier in Deutschland<br />
geboren <strong>und</strong> vor einigen Jahren beschloss<br />
die Familie gemeinsam <strong>und</strong> dauerhaft in<br />
Deutschland zu bleiben. Im Gegensatz zu<br />
den Schilderungen der anderen Frauen haben<br />
ihre Kinder großes Interesse an den kulinarischen<br />
Wurzeln der Eltern <strong>und</strong> träumt<br />
der älteste, noch <strong>im</strong> Kosovo geborene Sohn<br />
davon, nach seiner Kochlehre gemeinsam<br />
mit der Mutter ein Restaurant mit der Mutter<br />
zu eröffnen. Eine Tatsache, die sie mit<br />
Stolz erfüllt.<br />
„Das macht mich stark.“<br />
Religiöse Speisevorschriften<br />
Mit dem Alltag in der neuen Umgebung<br />
geht unter Umständen auch die selbstverständliche<br />
Einhaltung religiös bedingter<br />
Speiseverbote in den kommenden Generationen<br />
verloren – nicht nur <strong>für</strong> Musl<strong>im</strong>e.<br />
Frau S. aus Sri Lanka ist Hindu <strong>und</strong><br />
der Verzehr von Rindfleisch ist <strong>für</strong> sie tabu.<br />
42<br />
Hausverkauf nordafrikanischer<br />
Merguez-Würstchen<br />
in Köln-Ehrenfeld, 2010<br />
Überhaupt ist ihr der deutsche Umgang mit<br />
Fleisch eher suspekt. Die hiesige Vorliebe<br />
<strong>für</strong> Rindfleisch stellt sie <strong>im</strong> Alltag <strong>im</strong>mer<br />
wieder vor Probleme. Als ihre Kinder noch<br />
kleiner waren, wäre sie gerne in die Kita<br />
gegangen, um zu erklären, was ihre Kinder<br />
essen dürfen <strong>und</strong> was nicht. Doch aufgr<strong>und</strong><br />
der damals noch lückenhaften Deutschkenntnisse<br />
traute sie sich diesen Schritt<br />
nicht zu. Außerdem, so glaubt sie, wären<br />
die Kinder vielleicht unglücklich gewesen,<br />
wenn best<strong>im</strong>mte Sachen verboten gewesen<br />
wären, die die Anderen essen durften. Ihr<br />
Sohn, der hier geboren <strong>und</strong> aufgewachsen<br />
ist, verzehrt hin <strong>und</strong> wieder einen Hamburger<br />
bei McDonald’s der auch Rindfleisch<br />
enthält. Einen Zustand den Frau S. nach eigenen<br />
Angaben vorübergehend duldet, um<br />
die Integration ihres Sohnes in der Schule<br />
– als konkretes Beispiel nennt sie Klassenfahrten<br />
– nicht zu behindern.