Nordsee ( PDF : 2,33 MB ) - BLMP Online
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<strong>Nordsee</strong><br />
Bund-Länder-Messprogramm für die Meeresumwelt von Nord- und Ostsee<br />
1200<br />
1000<br />
Austernfischer<br />
Flussseeschwalbe<br />
Quecksilber (ng/g)<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
D ollart Jade Elbe T rischen Norderoog<br />
Abb. 21: Geographische Variation der Quecksilberbelastung von Austernfischer- und Flussseeschwalbeneiern im Jahre 1998<br />
(Dollart nur Austernfischer) - arithmetische Mittelwerte in ng/g Eiinhalt Frischmasse ± 95 % Konfidenzintervalle<br />
Neben der räumlichen Variabilität wurden<br />
1997 bis 1998 auch unterschiedliche Quecksilberkonzentrationen<br />
in den beiden Arten gefunden:<br />
Die Seeschwalbeneier waren stärker kontaminiert<br />
als die des Austernfischers, wobei<br />
offenbar die Größe dieses Unterschiedes mit<br />
der räumlich variierenden Umweltbelastung<br />
schwankte (Abb. 21). Diese Ergebnisse stehen<br />
in Zusammenhang mit der unterschiedlichen<br />
Ernährungsökologie der beiden Arten. Da den<br />
Flussseeschwalben nach einem langen Heimzug<br />
kaum Energiereserven zur Verfügung stehen,<br />
müssen sie unmittelbar nach ihrer Ankunft<br />
in den Brutgebieten Nahrung aufnehmen.<br />
Die Weibchen fressen dann große Mengen an<br />
Fisch, in dem Methylquecksilber stärker akkumuliert<br />
ist als in den Wirbellosen des Wattes,<br />
wie Würmer, Schnecken und Muscheln<br />
(Mattig et al. 1997).<br />
Durch unterschiedliche Nahrung der Vogelarten<br />
ergeben sich daher unterschiedliche<br />
Quecksilber-Mengen in den Vogeleiern. Naturgemäß<br />
sind die Werte dort relativ hoch, wo<br />
die Belastung eines Lebensraumes groß ist, im<br />
Falle der hier untersuchten Flussseeschwalben<br />
und Austernfischer also in den Brutgebieten<br />
der inneren Deutschen Bucht. Beim Austernfischer<br />
tritt die räumliche Variabilität kaum in<br />
Erscheinung. So wurden an der Elbmündung<br />
keine erhöhten Quecksilbergehalte gefunden<br />
(Abb. 21). Dieses Ergebnis dürfte weniger ein<br />
Indiz für eine geringe Belastung dieses Gebiets<br />
sein als vielmehr für die Ernährungsstrategie<br />
des Austernfischers. Da in Ästuaren ausgedehnte<br />
Wattflächen als Nahrungshabitate kaum<br />
zur Verfügung stehen, weicht der Austernfischer<br />
zur Nahrungssuche auf Binnenlandflächen<br />
aus und ernährt sich dort von Wirbellosen.<br />
Auf diese Weise kontaminieren sich Austernfischer<br />
im Vergleich zur Flussseeschwalbe<br />
in geringerem Maße mit Umweltchemikalien,<br />
die wie das Quecksilber hauptsächlich durch<br />
die Flüsse in die <strong>Nordsee</strong> eingetragen werden.<br />
Die Quecksilberkonzentrationen in Eiern von<br />
Austernfischern und Flussseeschwalben haben<br />
sich in der letzten Dekade in allen untersuchten<br />
Brutgebieten (Abb. 22) parallel zur zurückgehenden<br />
Belastung von Rhein und Elbe (Haarich,<br />
1996) deutlich verringert. Das Verbot der<br />
Anwendung quecksilberhaltiger Saatgutbeizmittel<br />
im Jahre 1982 in Westdeutschland und<br />
1990 in den neuen Bundesländern, die teilweise<br />
verbesserte Behandlung industrieller Abwässer<br />
(Kluge & Vack 1996) sowie eine verbesserte<br />
Sonderabfallbehandlung dürften die<br />
Ursachen für abnehmende Quecksilberfrachten<br />
der <strong>Nordsee</strong>zuflüsse und Rückstände in Eiern<br />
der Küstenvögel sein.<br />
30 Bund-Länder-Messprogramm für die Meeresumwelt von Nord- und Ostsee