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Phenolische Verbindungen im Wein

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3.6.1 Die Adstringenz:<br />

Adstingenz ist das Gefühl, das auf der Zunge und dem Gaumen hervorgerufen wird. Dabei<br />

werden die Eiweiße des Speichels denaturiert. Dies scheint auf einer Wechselwirkung<br />

zwischen phenolischen <strong>Verbindungen</strong> mit den Eiweißen und Glycoproteinen zu beruhen. Die<br />

Mundschle<strong>im</strong>häute signalisieren ein trockenes Empfinden, das dem Tastsinn der Zunge<br />

zugänglich ist.<br />

Zu dieser Wechselwirkung befähigt sind natürliche Polyphenole mit einem Molekulargewicht<br />

zwischen 500 und 3000 und einer Anzahl von Hydroxylgruppen, die eine Verknüpfung mit<br />

den Proteinen erlaubt. Zu kleine Molekulargewichte führen nur zu schwacher Adsorption an<br />

die Eiweißverbindungen, während zu hohe Molekulargewichte das Eindringen der<br />

voluminösen Polyphenole in die Kollagen-Fasern(�) verhindern.<br />

Im Weißwein muss man die Fraktion der Flavonoide betrachten. <strong>Wein</strong>e mit einem<br />

Flavonoidengehalt unter 20 mg/l altern äußerst langsam und behalten ihren fruchtigen<br />

Charakter. Der Grund dafür liegt darin, dass Flavonoide ein höheres<br />

Sauerstoffbindungsvermögen aufweisen als die Phenolcarbonsäuren, dadurch den typischen<br />

oxidativen Geschmack binden können und sich dabei zersetzen.<br />

Im jungen Rotwein prägt die dominierende flavonoide Fraktion den Geschmack ebenfalls<br />

entscheidend. Dank ihres Sauerstoffbindungsvermögens fungiert sie als Redoxpuffer. Dies<br />

bedeutet, dass die <strong>Wein</strong>e oxidativer gehalten werden können, wobei die geschmacklichen<br />

Konsequenzen der Oxidation eher poistiv gewertet werden.<br />

Im Laufe der Lagerung verliert sich häufig die ursprüngliche Adstringenz; sie weicht einer<br />

gewissen Milde, die in alten <strong>Wein</strong>en oft als "samtig" empfunden wird. Dieser Effekt scheint<br />

darauf zu beruhen, dass die Aglucone(�) der Flavonole mit zunehmendem Alter der <strong>Wein</strong>e<br />

nicht mehr nachweisbar sind. So findet man Myrcetin nach 6 Jahren nicht mehr, Kämpferol<br />

ist nach 11 Jahren nicht mehr nachweisbar. Die Hauptkomponente, Quercetin, fehlt ebenfalls<br />

in diesen <strong>Wein</strong>en.<br />

Wie die Flavonole zeigen auch Anthocyane mit zunehmendem Alter der <strong>Wein</strong>e eine Tendenz<br />

zur Aufspaltung. In 6- bis 8-jährigen <strong>Wein</strong>en fehlen Malvidin und Päonidin.<br />

Diesen Verlust kann man auch bei der Farbe bemerken.<br />

3.6.2 Phenole als Aromastoffe:<br />

Bisher konnten aus dem <strong>Wein</strong> 20 flüchtige Phenole identifiziert werden, welche heute zu den<br />

Aromastoffen gezählt werden. Ihr Einfluss trägt zur Änderung von Aroma und Geruch der<br />

<strong>Wein</strong>e bei. Einige dieser Phenole werden auf mikrobiologische Weise von Saccharomyces<br />

cerevisiae durch Decarboxylierung(�) von Z<strong>im</strong>tsäuren und deren Derivate gebildet. Die bei<br />

der Gärung gebildeten Mengen an Phenylethen (Styrol) übersteigen in manchen Fällen den<br />

Geschmacksschwellwert, und dies führt dann zur Beeinträchtigung des <strong>Wein</strong>aromas.<br />

Generell erzeugen diese Phenole einen Bittergeschmack, doch direkt best<strong>im</strong>men sie das<br />

<strong>Wein</strong>aroma nur leicht. Wie schon gesagt, das Aroma wird durch die Gesamtheit der<br />

vorliegenden Aromastoffe hervorgerufen.<br />

Edi TAUFRATZHOFER 2001/2002 - 43 -

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