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BEITRÄGE 115<br />
Sie ist nicht ausschließlich auf Polen und Russen fixiert,<br />
sieht nicht nur die „Feinde”, sondern weiß sich beheimatet<br />
bei Gott. Sein Wort ist ihre Leitlinie. Und so – mit Gott im<br />
Herzen – geht sie aus Schlesien heraus. Sie nimmt den<br />
Glauben an Gott mit. In diesem Glauben sieht sie sich nicht<br />
aufgerufen zum Hass gegen Polen und Russen, sondern zur<br />
Annahme ihres Schicksals aus den Händen Gottes. Dieser<br />
Friede im Glauben an Gott bedeutet, ihre Seele ist ungebrochen.<br />
Und das war der unsichtbare Schatz, den die<br />
Flüchtlinge und Vertriebenen bei sich trugen und mitbrachten.<br />
Aber es waren nicht nur Unterschiede in der Wahrnehmung,<br />
die in den Bilanzen der Menschen von damals auftauchen.<br />
Für die Urteilsbildung und Bewertung war auch<br />
der Umgang mit dem Bösen entscheidend. Der ältere Herr<br />
ist überwältigt von der Stärke und Sieghaftigkeit des Bösen.<br />
Jedes mal, wenn er nach Schlesien reiste, spürte er bis<br />
ins Körperliche hinein die Verbitterung darüber, dass sich<br />
das Böse so erfolgreich durchgesetzt und behauptet hat:<br />
Sein Bericht klingt denn auch zornig und traurig.<br />
Anders die Dame. Ganz im Sinn unsres Predigttextes<br />
blickt sie dankbar zurück auf die Führung durch Gott in<br />
schwerer Zeit. Dabei stützt sie sich auf den Glauben an die<br />
Liebe Gottes. Diesen Glauben trägt sie seit den Tagen in<br />
der Kinderheimat der Mutter Eva von Tiele-Winckler in<br />
sich. Er ist unerschütterlich, aber angefochten durch die<br />
Maßnahmen der Militärregierungen von Russen und Polen.<br />
Es gelingt ihr, an die Liebe Gottes zu glauben, weil sie<br />
Gott und Christus abgenommen hat, dass ihr Weg und ihr<br />
Handeln so gemeint ist. Das heißt, sie unterstellt Gott die<br />
gute, liebende Absicht mit den Menschen, ist damit allerdings<br />
auch gezwungen, nach Belegen für diese Güte zu suchen.<br />
Die Suche auf der Basis des Gottvertrauens gibt sich erst<br />
zufrieden, wenn es ihr gelingt, einer unter Umständen auch<br />
bösen Sache einen guten Bezug abzugewinnen. Auf diese<br />
Weise kann Böses in Sinn und Segen verwandelt werden.<br />
Aber wir werden auch verwandelt. Diese Verwandlung<br />
beginnt damit, dass ich bereit bin, das Schicksal nicht nur<br />
hinzunehmen, sondern im Glauben an seiner Verwandlung<br />
und Umsetzung in Sinn und Segen zu arbeiten; oder anders:<br />
wenn ich erkenne: Wir sind nicht nur Empfänger des<br />
Schicksals, sondern gestalten es mit, damit alles einen<br />
guten Sinn bekommt. In diesem Verständnis ist der Glaube<br />
an die Führung Gottes kein passiver, sondern ein aktiver,<br />
tätiger Glaube. Es ist der Glaube, der die Liebe Gottes in<br />
allem festhält.<br />
Spätestens hier, liebe Gemeinde, muss ich allerdings<br />
auch Protest anmelden. Protest gegen eine allzu sichere<br />
Frömmigkeit, die sich zur selbsternannten Deuterin der<br />
göttlichen Absichten aufschwingt und dabei Gott doch nur<br />
ihre eigenen Gedanken unterstellt, Dabei denke ich zum<br />
Beispiel an die nach 1945 vielfach geäußerte Meinung,<br />
dass die Vertreibung eine Strafe Gottes für die Verbrechen<br />
der Deutschen in der NS-Zeit sei. Das ist eine sehr nahe liegende<br />
Deutung. Aber wissen wir wirklich, ob Gott das will<br />
und denkt Es wäre bescheidener, wenn wir bei allen Deutungen<br />
und Unterstellungen nicht zu viel sagten. Das Geheimnis<br />
des Handelns Gottes in der Geschichte bleibt damit<br />
gewahrt. Und der Predigttext ist damit ebenfalls zu seinem<br />
Recht gekommen. Denn im Grunde besagt der Satz<br />
aus Psalm 4 dasselbe; „Erkennet doch, dass der Herr seine<br />
Heiligen wunderbar führt” (Ps. 4,4).<br />
Amen <br />
Rückblick<br />
Schlesischer Kirchentag und Deutschlandreffen der Schlesier<br />
CHRISTIAN-ERDMANN SCHOTT<br />
Es waren zwei für die „<strong>Gemeinschaft</strong>” wichtige Ereignisse,<br />
die in diesem Sommer dicht hintereinander<br />
stattgefunden haben: Vom 5.-9. Juni der Schlesische<br />
Kirchentag in der evangelischen Tagungsstätte Kreuzbergbaude<br />
Jauernick-Buschbach bei Görlitz und vom 21.-23.<br />
Juni das Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover.<br />
Von unserer Seite sind beide mit fast ausschließlich ehrenamtlichen<br />
Kräften durchgeführt worden. Und beide haben<br />
bei den Teilnehmern eine erfreulich hohe Zustimmung und<br />
Anerkennung gefunden.<br />
Den erfolgreichen Abschluss dieser Veranstaltungen<br />
nehme ich zum Anlass zu einem Rückblick und um im<br />
Namen des Vorstandes der „<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>evangelischer</strong><br />
Schlesier (Hilfskomitee)” e. V. allen, die dabei mitgewirkt<br />
und sich so außerordentlich eingesetzt haben, noch einmal<br />
öffentlich und herzlich zu danken<br />
Für den Präsidenten des Schlesischen Kirchentages,<br />
Landespfarrer i. R. Dr. Hans-Ulrich Minke, gestaltete sich<br />
die Vorbereitung dieses Mal so schwierig und langwierig<br />
wie noch nie. Das lag hauptsächlich an den Problemen, die<br />
die Landesarbeitsgemeinschaften mit der Delegierung hatten.<br />
Wen sollten, wen konnten sie als Vertretung zum Kirchentag<br />
schicken Das Alter, der Gesundheitszustand, anderweitige<br />
Verpflichtungen und Verhinderungen der Mitglieder<br />
machten die Auswahl schwierig. Hinzu kommt,<br />
dass bei einigen LAGen der Vorstand nur noch rudimentär<br />
besetzt und begrenzt arbeitsfähig ist. Mit bewundernswerter<br />
Ausdauer und viel Phantasie ist es Dr. Minke – in<br />
„Tateinheit” und mit kräftiger Unterstützung durch den<br />
stellvertretenden Präsidenten des Schlesischen Kirchentages,<br />
Schuldekan a. D. Georg Burkert – dann doch gelungen,<br />
ein sehr würdiges und ansehnliches Plenum zusammenzubringen.<br />
Dazu kamen die Ehrengäste, die den Kirchentag durch<br />
Ihre Präsenz und ihre Ansprachen auszeichneten. Zu nennen<br />
sind hier besonders Konsistorialpräsident Ulrich See-