Das Magazin der Jesuitenmission
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Herbst 2013
weltweit
Das Magazin der Jesuitenmission
Editorial
Liebe Freundinnen und Freunde
unserer Missionare und Partner weltweit!
Jedes Jahr im Sommer reist mein Mitbruder Peter Balleis in die ostkongolesische
Provinz Nord-Kivu. Und obwohl es eine landschaftlich wunderschöne Gegend
ist, die früher als die Schweiz Afrikas galt, ist es für ihn kein Erholungsurlaub.
Seit 1995 ist der Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) in der Demokratischen
Republik Kongo präsent und in dieser Zeit haben die JRS-Teams immer wieder
neue Gewaltausbrüche und Flüchtlingsströme erlebt. Mehr als fünf Millionen
Tote sind die traurige Bilanz des Konfliktes, der seit fast zwanzig Jahren andauert.
2,6 Millionen Menschen leben als Flüchtlinge im eigenen Land.
Hier nicht die Hoffnung zu verlieren, grenzt an ein Wunder. Und Nord-Kivu
ist nicht der einzige Konflikt, um den sich Pater Balleis als internationaler JRS-
Direktor sorgt. Ein zweiter großer Krisenherd ist für den JRS momentan der
Bürgerkrieg in Syrien. Die beiden Konflikte sind unterschiedlicher Natur. Aber
in beiden Konflikten sind JRS-Teams mittendrin. In Syrien geht es vor allem
um Lebensmittelhilfe für mehr als 100.000 Menschen in Aleppo, Homs und
Damaskus. In Nord-Kivu geht es um Hilfe, Ausbildung und Schulbildung für
die vielen Flüchtlinge in den Lagern um Masisi, Goma und Mweso.
„Die Flüchtlinge, die hier leben und leiden, warten seit Jahrzehnten auf den
Tag, an dem endlich Frieden herrschen möge, so dass wir kein Recht haben,
einfach das Handtuch zu werfen.“ Damit drückt Inés Oleaga, spanische Ordensfrau
und Leiterin der JRS-Projekte in Masisi, eine fundamentale Erfahrung
aus: Die Hoffnung der Flüchtlinge gibt den Helfern Kraft und Mut. Und
das ist nicht vom Schreibtisch aus erfahrbar, sondern nur in der Nähe zu den
Flüchtlingen, in der persönlichen Begegnung. Dieses Mittendrin-Sein und Begleiten
der Flüchtlinge sind Merkmal und Stärke des JRS. Im Verbund mit
anderen jesuitischen Hilfswerken in Europa unterstützen wir in einer gemeinsamen
Aktion die Arbeit des JRS in Nord-Kivu. Dafür bitte ich Sie in dieser
Herbstausgabe um Ihre Mithilfe.
Für Ihre Verbundenheit und Ihr Vertrauen danke ich Ihnen von Herzen,
Ihr
Klaus Väthröder SJ
Missionsprokurator
2 weltweit
Hilfe für Ostafrika Inhalt
Endlose Flucht ➜ 4
Seit 17 Jahren warten die Menschen in Nord-Kivu vergeblich auf Frieden
„Die Rebellen werden müde“ ➜ 8
Interview mit Peter Balleis SJ über den Konflikt im Kongo
Unsere Spendenbitte für Nord-Kivu ➜ 9
Helfen Sie den Flüchtlingen in den Lagern von Masisi, Goma und Mweso!
Kinder unter Tage ➜ 10
Das indische Sozialinstitut NESRC hilft Kinderarbeitern in Kohleminen
Titel Kongo:
Flüchtlingslager Kashuga bei
Mweso: Frauen in Nord-Kivu
haben Angst vor Gewalt.
Rücktitel Indien:
Bergarbeiter in einem der extrem
niedrigen Schächte der Minen
von Meghalaya.
Tief ins Herz gebrannt ➜ 14
Aus einem Freiwilligenjahr entsteht eine Partnerschaft mit Kambodscha
Blume der Hoffnung ➜ 18
Eine Meditation von Joe Übelmesser SJ
Hundert Jahre Weisheit ➜ 20
Die Sophia-Universität in Tokio feiert ihr 100-jähriges Bestehen
Bessere Dörfer für eine bessere Welt ➜ 22
Nach Turbulenzen geht es im indischen Dorfbauwerk VRO neu voran
Dank aus Osttimor ➜ 26
Mark Raper SJ freut sich über die Hilfe aus Deutschland
Schüleraustausch im Web 2.0 ➜ 27
Ein virtuelles Begegnungsprojekt zwischen Deutschland und Simbabwe
Was macht unser Patenkind ➜ 30
Seit 45 Jahren hilft der Pathardi-Verein indischen Schulkindern
weltweit notiert ➜ 32
Aus der Jesuitenmission: Nachrichten, Rückblick und weltweite Post
weltweit 3
Kongo
Endlose Flucht
Seit 17 Jahren warten die Menschen in der ostkongolesischen Provinz Nord-
Kivu vergeblich auf Frieden, hoffen auf ein Leben ohne Gewalt und haben ihr
Lachen trotz allem nicht verloren.
Nord-Kivu im Osten der
Demokratischen Republik
Kongo grenzt an
Ruanda und Uganda.
Das Foto füllt die Leinwand in
unerbittlicher Größe. Vier
Leichen liegen auf dem Boden
im Gras. Zwei Frauen und zwei
Mädchen, grausam getötet durch
Machetenhiebe. Ein unwillkürliches
Raunen geht durch den Saal. Inés Oleaga
hatte zu Beginn ihres Vortrages gewarnt:
„Es kann sein, dass einige Fotos
Sie schockieren werden. Ich zeige sie
trotzdem. Es geht mir nicht um Sensationsgier,
sondern darum, dass Sie
sehen: Das ist unser Leben in Nord-
Kivu. Das ist die Wirklichkeit, der wir
jeden Tag begegnen.“ Die vier jungen
Frauen hatten Pech gehabt, als sie einer
Rebellengruppe über den Weg liefen.
Vielleicht gehörten sie der falschen
Ethnie an, vielleicht waren die Rebellen
betrunken, vielleicht hatten sie
einfach Lust auf Gewalt. In der ostkongolesischen
Provinz Nord-Kivu gehört
Pech zum Alltag: 920.000 Menschen,
fast eine Million, sind seit April 2012
erneut auf der Flucht, leben entwurzelt
als Habenichtse im eigenen Land,
lassen alles zurück, weil sie Angst vor
Gewalt und Tod haben. „Momentan
haben wir in Nord-Kivu elf bewaffnete
Rebellengruppen“, sagt Inés Oleaga.
Die spanische Ordensfrau leitet in
Masisi die Projekte des Jesuitenflüchtlingsdienstes
(JRS). Mit ihren ungebändigten
schwarzgrauen Locken und
ihrer sympathisch direkten Art strahlt
sie Energie und Leidenschaft für ihre Arbeit
aus. Sie nutzt ihren Heimatbesuch,
um gemeinsam mit ihrer kongolesischen
Kollegin Angelique Chayeka über das
Leben in Nord-Kivu zu berichten.
Nie verheilte Wunden
Als Ende vergangenen Jahres die
Rebellengruppe M23 die Provinzhauptstadt
Goma eingenommen
hatte, schaffte der Kongokonflikt es
4 weltweit
Kongo
wieder einige Tage in die internationalen
Schlagzeilen. Seitdem gab es
einen neuen Friedensvertrag, relative
Ruhe, neue Kämpfe. „Jeder Stamm
hat seine eigene bewaffnete Miliz“,
erklärt Schwester Inés. „Die Fronten
verlaufen entlang der verschiedenen
Ethnien und die Wurzeln des
Konfliktes liegen in Verletzungen
der Vergangenheit, die nie verheilt
sind.“ Die Nachbarstaaten Ruanda
und Uganda mischen kräftig mit in
dem Konflikt und nutzen die Schwäche
der kongolesischen Regierung.
Krieg macht das Leben zur Hölle
Seit fast zwanzig Jahren macht der
Krieg, in dem es um Macht, Land und
Mineralien geht, den Menschen das
Leben zur Hölle. Die Demokratische
Republik Kongo ist das Land mit dem
weltweit niedrigsten Index menschlicher
Entwicklung und der höchsten
Rate an Vergewaltigungen. Einer Studie
zufolge erleiden jede Stunde 48
Frauen oder Mädchen sexuelle Gewalt.
Die meisten Fälle werden weder
angezeigt noch offiziell erfasst, da die
Frauen aus Angst und Scham schweigen.
An der Seite der Frauen
In der Stimme von Inés Oleaga
schwingt ein bitterer Unterton: „Darüber
wurden schon Tausende Seiten
geschrieben, aber in der konkreten
Arbeit, in der Unterstützung der Opfer
und der Vermeidung von Übergriffen,
spiegelt sich nicht viel dieser
Aufmerksamkeit wider.“ In Masisi
ist die Arbeit mit Frauen ein Schwerpunkt
der JRS-Projekte. Das erfordert
Vertrauen und Nähe. „Als wir
die Frauen zu einem Treffen eingeladen
haben, waren sie sehr klar: Ihre
erste Sorge galt nicht ihnen selbst,
sondern ihren Kindern. Sie wollten,
dass wir uns darum kümmern, dass
ihre Kinder genug zu essen haben
und in die Schule gehen können.“ In
acht Flüchtlingslagern arbeitet das
JRS-Team in Masisi. Fünf der Lager
sind vom UNHCR anerkannt, dem
Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen.
Drei sind sogenannte „spontane
Flüchtlinge in Masisi
tragen Wasser und
Lebensmittel ins Lager.
Inés Oleaga leitet die
JRS-Projekte, zu denen
auch Schneiderkurse
zählen.
weltweit 5
Kongo
Die strahlende Tate
Helène mit Schwester
Regina aus Tansania.
Stolz zeigt ein Junge
sein Zeugnis: Der JRS
macht Schulbildung
möglich.
Lager“, abgelegen und schwer zugänglich,
ohne offizielle Anerkennung und
damit ohne internationale Hilfe. Hier
ist die Not am größten. Aus Bananenblättern
und Plastikplanen haben
sich die Flüchtlinge Hütten gebaut,
es gibt kein Trinkwasser und Lebensmittel
sind knapp. Die Bevölkerung
der umliegenden Dörfer ist meistens
nicht glücklich über den ungewollten
Zuzug und Rebellengruppen haben
ungehinderten Zugang zu den „spontanen
Lagern“, pressen den Vertriebenen
illegale Steuern oder Zwangsarbeit
ab. Frauen laufen permanent Gefahr,
Opfer sexueller Gewalt zu werden.
Schweigen aus Angst
Die 29-jährige Blandine war wie jeden
Morgen auf der Suche nach Feuerholz
und Nahrung unterwegs gewesen.
Als sie schon auf dem Rückweg
ins Flüchtlingslager war, stellten sich
ihr fünf bewaffnete Männer in den
Weg, verspotteten sie, warfen sie zu
Boden und vergewaltigten sie, einer
nach dem anderen. „Als sie gingen,
war ich mir nicht sicher, ob ich noch
am Leben oder schon tot war“, erzählte
Blandine später dem JRS-Team.
Ihre größte Angst: „Dass mein Mann
etwas davon erfahren könnte.“ Angelique
Chayeka leitet die Frauenprojekte
in Masisi, die Ausbildung, Information
und Hilfe anbieten. „Viele Frauen
glauben selbst, dass sie keinen Wert
haben, dass sie nur dazu da sind, Kinder
auf die Welt zu bringen und für
Nahrung zu sorgen“, sagt die schmale
Kongolesin. „Die Frauen kennen ihre
Rechte nicht und verschweigen die
Vergewaltigung, damit ihr Ehemann
sie nicht verlässt.“
Gesegnet von Tate Helène
Neben der Arbeit mit Frauen kümmert
sich das Team von Inés Oleaga
um kranke, alte und behinderte Menschen
sowie elternlose Kinder. „Die
Jungen schließen sich schnell zu Banden
zusammen und die Mädchen
werden als Arbeitskräfte ausgenutzt.“
Der JRS kooperiert eng mit lokalen
Schulen, hilft beim Wiederaufbau
6 weltweit
Kongo
oder Neubau der Gebäude sowie bei
der Ausbildung von Lehrern. Auf diese
Weise sollen die Flüchtlingskinder
wieder in einen möglichst normalen
Schulalltag integriert werden. Das
Wichtigste in ihrer Arbeit ist für Inés
Oleaga das Gespräch mit den Vertriebenen,
der persönliche Kontakt und
die individuelle Hilfe: „Wir sehen das
nicht als Assistenzialismus oder Paternalismus,
für uns ist das Begleitung,
und zwar eine sehr persönliche Begleitung.“
Tate Helène wäre ohne diese
Begleitung schon lange tot. „Als wir
sie 2010 in einem der Flüchtlingslager
kennenlernten, war sie halbseitig gelähmt,
wog 27 Kilo und hatte mit
dem Leben abgeschlossen.“ Heute
freut sich die strahlende alte Frau über
jeden Besuch von Inés Oleaga oder einer
ihrer Kolleginnen. Deren Zuneigung
und Sorge haben geholfen, dass
Tate Helène nicht nur die Krankheit,
sondern auch drei weitere Vertreibungen
überlebt hat. „Jedes Mal, wenn
wir gehen, verabschiedet sie uns mit
einem Segen“, erzählt Inés Oleaga.
„Und das ist für mich der wahrhaftige
Gott, der uns durch Tate Helène segnet.“
Wir sind fröhliche Menschen
Inés Oleaga tippt auf eine Taste ihres
Laptops und ein neues Foto erscheint
auf der Leinwand: Eine fröhliche
Menschenmenge tanzt ausgelassen.
„Das war nach einer Filmvorführung.
Das ist exakt derselbe Ort, an dem wir
nur wenige Tag zuvor die vier Leichen
gefunden haben.“ Der Kontrast ist
beabsichtigt und die Botschaft klar:
Freude und Trauer, Leben und Tod,
Schönheit und Zerstörung, Gastfreundschaft
und Grausamkeit liegen
sehr nah beieinander in Nord-Kivu.
„Wir sind fröhliche Menschen“, betont
Angelique Chayeka. „Wir lachen
viel und geben die Hoffnung nicht
auf.“ Im Stillen möchte man hinzufügen:
Trotz allem. Denn auch im Gesicht
von Angelique Chayeka ist beides
zu sehen: Ihr ansteckendes Lachen
und ihre traurigen Augen.
Judith Behnen
Neben der Arbeit mit
Mädchen und Frauen
begleitet der JRS vor
allem kranke und alte
Flüchtlinge, wie hier
eine Gruppe in Mweso.
weltweit 7
Interview
„Die Rebellen werden müde“
Interview mit P. Peter Balleis SJ, dem internationalen Direktor des Flüchtlingsdienstes der Jesuiten
(JRS), während seines Besuches in Nord-Kivu.
Wie steht es mit der Hoffnung
in Nord-Kivu
Seit fast 20 Jahren herrscht nun
schon Krieg in Nord-Kivu.
Man kann schon ein wenig die
Hoffnung verlieren. Bischof
Théophile von Goma hat uns
vorhin erzählt, dass er manchmal
gefragt wird, warum er
Schulen und Gebäude immer
wieder neu aufbaut, wenn sie
doch nur wieder zerstört werden.
Seine Antwort ist, dass wir
dadurch die Hoffnung der Leute
wachhalten.
Gibt es etwas, das sich positiv
verändert hat
Jedes Jahr im Sommer besuche
ich die JRS-Teams in Goma,
Masisi und Mweso. Im Vergleich
zum letzten Jahr wird in
Masisi viel gebaut. Viele Leute
bauen sich ein kleines Heim.
Seit dem Vertrag der Zusam-
menarbeit zwischen mehreren
Rebellengruppen Anfang dieses
Jahres war es lange ziemlich ruhig
und es gab mehrere Monate
keine Schießereien in Masisi.
Wie ertragen die Menschen
und auch die Mitarbeiter den
ewigen Kreislauf von Hoffnung,
Zerstörung und Flucht
Heute habe ich einen Ort besucht,
wo vor vier Jahren schon
ein Lager war. Die in Stein gebaute
Schule von damals steht
noch und leistet neue Dienste
für Flüchtlingskinder. Wie ertragen
wir das Es sind zum Teil
neue JRS-Mitarbeiter im Team,
und sie geben für einige Jahre
ihr Bestes. Andere werden folgen
und die Zeichen der Hoffnung
weiter setzen. Wie jeder
Krieg wird eines Tages auch dieser
Krieg aufhören. Die Menschen
werden müde vom Krieg.
Ein Lagervorstand in Nzulu
betonte, dass wir Versöhnung
brauchen. Die Kriegsherren
sind noch nicht soweit. Und
doch hat das Friedensabkommen
unter mehreren Rebellengruppen
in Masisi bis jetzt gehalten.
Langsam sind auch die
Rebellen vom Krieg müde.
Warum bricht dann doch immer
wieder Gewalt aus
Die Ursachen sind vielfältig
und vielschichtig. Eine Jugendliche
in Masisi sagte mir, dass
einfach zu viele Waffen in den
Händen der Leute sind. Keiner
will die Kalaschnikow abgeben,
weil man ja nicht weiß, ob
man sie doch noch gebrauchen
kann. Die anderen Gründe
sind Mineralien, ethnische Verschiedenheit,
Streit um Land
als Ressource, das Versagen des
kongolesischen Staates, die regionale
Politik von Uganda und
Rwanda, die aktiv in den Konflikt
verwickelt sind.
Warum sollte uns der Konflikt
hier in Deutschland
nicht egal sein
Eigentlich wollen wir doch alle
den Frieden und wir wollen
alle die Mineralien, die es im
Ostkongo gibt, in anständiger
Weise wirtschaftlich erwerben,
ohne dass Menschen sterben,
sondern in einer Weise, dass die
Rohstoffe helfen, Nord-Kivu
zu entwickeln. Frieden ist für
alle besser. Als JRS glauben wir
und haben wir die Erfahrung,
dass Bildung den Teufelskreis
von Armut und Gewalt durchbrechen
kann. Deshalb bauen
wir so viele Schulen und bilden
Lehrer aus. Es ist unser Ziel,
unsere Bildungsarbeit noch intensiver
und gezielter für die
Friedenserziehung und Versöhnung
zu nutzen.
Interview: Judith Behnen
8 weltweit
Spendenbitte
Unsere Spendenbitte
für Nord-Kivu
Liebe Leserin, lieber Leser!
Der Flüchtlingsdienst der
Jesuiten begleitet die Schwächsten
und Verletzlichsten in den
Lagern von Masisi, Mweso und
Goma. Persönliche Zuwendung
und Nähe sind zentral,
aber auch materielle Hilfe ist
unerlässlich:
• Eine Plastikplane als Regenschutz
für eine Hütte kostet
11 Euro.
• Ein Sack Reis und Maismehl
kosten zusammen 29 Euro.
• Ein großer Tank für sauberes
Trinkwasser kostet 117 Euro.
• Der Wiederaufbau eines
Klassenzimmers kostet im
Schnitt 1000 Euro.
Auf dem Foto sehen Sie das
Flüchtlingslager Kishondja in
Masisi. Lassen Sie uns gemeinsam
helfen, dass die Menschen
hier nicht vergessen werden.
Danke und Gottes Segen!
Klaus Väthröder SJ,
Missionsprokurator
Jesuitenmission
Spendenkonto
5 115 582
Liga Bank
BLZ 750 903 00
Stichwort:
X31133 JRS Kongo
weltweit 9
Hilfe Interview für Ostafrika
Kinder unter Tage
Das von indischen Jesuiten geführte North-Eastern Social Research Centre
(NESRC) ist bekannt dafür, heiße Themen anzupacken. Mit einer deutschen
Stiftung untersucht es Kinderarbeit in Kohleminen.
Stell dir vor, du wachst an einem
kalten, regnerischen Morgen
auf und rollst dich müde aus
deinem Bett in einer zugigen Hütte.
Du ziehst ein T-Shirt an, kurze Hosen
und Gummistiefel. Dann machst
du dich auf den Weg zur Arbeit, vorbei
an grauen Kohlehalden. Du erreichst
den Schachteingang, ein fünf
Meter breites Loch, in das du auf
rutschigen Holzstufen hinabsteigst.
Immer tiefer führt es dich ins Dunkle,
bis du 30 Meter unter der Erde
wieder festen Boden betrittst. Von
hier zweigt ein System so genannter
10 weltweit
Indien
„Rattenlöcher“ ab, tief ins Gestein
getriebene Schächte, die den Kohle-
Adern folgen. Du schnappst dir einen
Holzkarren, Spitzhacke und Schaufel
und machst dich an die Arbeit. Den
ganzen Tag wirst du im „Rattenloch“
verbringen, um Kohle zu fördern. Du
kannst nicht aufrecht stehen, weil die
Schächte nicht einmal einen Meter
hoch sind. Stell dir vor, so sieht dein
Tag aus, wenn du zwölf Jahre alt bist.
Kohle-Boom in Meghalaya
Der Steinkohle-Boom hat den indischen
Bundesstaat Meghalaya ergriffen.
Nördlich von Bangladesch gelegen,
galt Meghalaya zu Kolonialzeiten
als das „Schottland Indiens“, da es
mit seinen zerklüfteten Bergzügen,
den herrlich bewaldeten Tälern und
seinem Reichtum an Pflanzen und
Tieren an die schottischen Highlands
erinnerte. In den Bergregionen leben
seit Menschengedenken drei Volksstämme,
die Jaintia, Khasi und Garo,
matriarchalisch organisierte Gemeinschaften
mit einem reichen Erbe an
Sprachen, Traditionen und Gebräuchen.
In kleinem Maßstab fand der
Kohleabbau schon unter britischer
Herrschaft statt, aber seit einigen Jahren
ist die Anzahl der Förderschächte
explodiert. Auf 550 Millionen Tonnen
werden die Vorkommen geschätzt.
Ziegelvilla statt Bambushütte
Die Minen bringen Geld nach Meghalaya.
Bergarbeiter verdienen zwischen
700 und 1.200 Rupien am Tag, das
sind umgerechnet 10 bis 17 Euro – eine
gute Ausbeute, wenn man bedenkt, dass
andere Arbeiter nur ein Viertel dieser
Summe erhalten. Lokale Landbesitzer
profitieren ebenfalls, wenn auf ihrem
Grund Kohlevorkommen entdeckt
werden: sie tauschen dann schnell die
traditionelle Bambushütte gegen eine
neue Ziegelvilla. Und auch der Staat
verdient am Kohle-Boom in Meghalaya:
pro Jahr 500 Millionen Rupien,
umgerechnet 7,1 Millionen Euro. Sehr
viel Geld. Und gleichzeitig sehr wenige
Regeln. Das ist die Gleichung für sehr
viele Probleme.
Feldforscher in der Grube
Die deutsche Stiftung Childaid Network
hat in Kooperation mit dem Sozialzentrum
NESRC der nordindischen
Jesuiten im Jahr 2012 eine Studie zur
Lage der Kinder in den Kohleminen
begonnen. Obwohl die Feldforscher in
manche feindselig-gefährliche Situation
gerieten, konnten sie umfangreiche
Daten erheben. „Mehr als 3.000 mit
20-25 Tonnen überladene Laster verlassen
die Bergregion täglich“, beziffert
Dr. Martin Kasper, Vorstand von
Spuren des Kohle-
Booms in den Bergen
von Meghalaya:
Hier eine Siedlung der
Bergarbeiter, die in
provisorischen Hütten
oder unter Plastikplanen
leben.
weltweit 11
Indien
Fotos rechts:
1,25 Euro erhalten die
Kinderarbeiter für einen
gefüllten Holzkarren.
Die Kohle schlagen sie
mit Spitzhacken aus
dem Gestein. Drei Jungen
vor einem Schachteingang
am Berg.
Childaid Network, das Ausmaß der
Kohleförderung. „Der große Teil der
fast 500.000 Bergarbeiter kommt von
außerhalb. Geschätzt von unserem
Forschungs-Team, das in die Grube
ging, sind fast zehn Prozent der unter
Tage arbeitenden Belegschaft unter
18, viele sogar unter zehn Jahre alt.“
Krank durch Kohlestaub
So wie die Kohleminen, liegen auch die
ärmlichen Siedlungen der Bergarbeiter
außerhalb der Dörfer. Das Wasser, das
sie zum Trinken und Kochen verwenden,
ist schlammig und verdreckt. Ihre
Ernährung ist einseitig: getrockneter
Fisch mit ein wenig Gemüse. Die meisten
Bergarbeiter sind Analphabeten
und sich der Gesundheitsrisiken nicht
bewusst. Viele leiden an Atemwegserkrankungen
aufgrund des Kohlestaubs,
an Durchfall und Malaria.
Kinder im Bergwerk
Es scheint, dass die Kinder, genau wie
ihre Eltern und Verwandten, von der
Kohle verzehrt werden. „Ich bin hier,
um meinem Bruder zu helfen“, erzählt
ein Junge. „Ich bin fürs Kochen und
Waschen zuständig.“ Ob er vorher zur
Schule gegangen sei, fragen wir ihn.
„Ja, bis zur 5. Klasse. Aber dann habe
ich aufgehört, um zu arbeiten und
Geld zu verdienen.“ Und was denkst
du, wenn du deine Freunde auf dem
Weg zur Schule siehst Er zögert, bevor
er schließlich antwortet: „Ich beneide
sie dann.“
Acht Karren pro Tag
Der 14-jährige Churchill, der in einem
der „Rattenlöcher“ arbeitet, gehört
zum Stamm der Khasi. „Wir waren
13 Brüder und Schwestern, aber fünf
sind tot. Als auch mein Vater starb,
habe ich angefangen, in der Mine zu
arbeiten. Wenn ich mich anstrenge,
schaffe ich es, so viel Kohle zu schlagen,
dass ich acht Karren füllen kann. Pro
Karren bekomme ich 90 Rupien.“ 90
Rupien sind umgerechnet 1,25 Euro.
Mit seinem mühsam verdienten Lohn
hilft Churchill, dass seine jüngeren Geschwister
weiter zur Schule gehen können:
„Ich ermutige sie, damit sie nicht
auch aufhören, sondern weiter lernen.“
Schulferien in der Mine
Die Wirklichkeit auf den Kohlefeldern
ist komplex und entzieht sich einfachen
Lösungen. Die Verdienstmöglichkeiten
bedeuten Existenzsicherheit
– oft zum ersten Mal im Leben. Ein
Schuldirektor fasst das Dilemma in
Worte: „Auf der einen Seite hilft die
Kohle den armen Leuten, auch unseren
Schülern. Während der Winterferien
arbeiten sie in den Minen und
können so für den Rest des Jahres die
Schulgebühren zahlen. Aber gleichzeitig
zerstört die Kohle ihr Leben und
ihre Zukunft.“
Bedrohte Natur
Da viele auf den Kohlezug aufspringen,
schwindet die traditionelle Lebensweise
der Garos, Khasis und Jaintias.
Ihr Umgang mit der Schöpfung
folgte der Weisheit der Ahnen: Nur
das wird genommen, was zum Leben
wirklich gebraucht wird. Ihre Landwirtschaft
auf Subsistenzbasis erhält
das Gleichgewicht des empfindlichen
Ökosystems der Berge – Heimat einer
unschätzbaren biologischen Vielfalt.
Der Kohleabbau dagegen ist rücksichtslos:
Wälder werden gefällt, die
Erde aufgerissen, Flüsse umgeleitet,
12 weltweit
Indien
das Grundwasser sinkt und in den
Halden lagern Schwermetalle.
Überrollt vom Bergbau
Vielleicht geht der Schaden für das Sozialsystem
sogar noch tiefer. Das Dorfleben
beruhte früher auf dem Grundsatz
der Gleichheit. Gemeinsam wurde
auf den Feldern gearbeitet, und alle
hatten ähnlich viel oder ähnlich wenig.
Heute gleichen die traditionellen Dörfer
verlorenen Inseln. In Nonghullum,
einem Dorf der Khasi, kommen auf
900 Einheimische zum Beispiel 50.000
Bergarbeiter von auswärts. Die sozialen
Probleme überrollen die ländliche Bevölkerung
von Meghalaya: Prostitution
und HIV/Aids, Kriminalität, Profitgier,
Spannungen und sogar Gewalt.
Der Abstand zwischen Gewinnern und
Verlieren des Kohle-Booms wächst.
Wer es sich leisten kann, schickt seine
Kinder auf Schulen in die Hauptstadt
Shillong. Die Kinder der Armen bleiben,
um im Minengeschäft ein Zubrot
zu verdienen. In Bildung und Gesundheitsversorgung
wird nicht investiert.
All das ist Zündstoff für die Zukunft.
Projekte der Hoffnung
Die gemeinsame Arbeit von Childaid
Network und NESRC geht weiter.
Gesundheitsmobile und Abendschulen
sind zwei Vorhaben, mit denen
wir beginnen. Eine erste kleine Hoffnung
auf Verbesserung, aber jede
noch so kleine Hoffnung ist wichtig
für die Kinder in den Minen.
Michael Kolb SJ / Melville Pereira SJ
North-Eastern Social Research Centre
(NESRC)
Spendencode: X56611 NESRC
weltweit 13
Tief ins Herz gebrannt
Siem Reab
Aus dem Freiwilligeneinsatz von Dr. Thomas Rigl (44) ist eine erfolgreiche
Projektpartnerschaft zwischen seiner Regensburger Heimat und dem kambodschanischen
Dorf Samraong gewachsen.
Angkor Wat – Weltkulturerbe
und Touristenmagnet Kambodschas.
Auch ich wollte dieses
imponierende Bauwerk einmal mit eigenen
Augen sehen und bereiste deshalb
2007 das Land, nichts ahnend, welche
Folgen das haben würde. Zwar zogen
mich die Tempel aus dem alten Königreich
der Khmer wie erwartet in ihren
Bann, weit mehr noch aber erschütterte
mich die Armut, der ich begegnete.
Noch vor Ort wurde mir klar, dass ich
zurückkehren musste, um etwas gegen
die Not der Menschen beizutragen.
Fügung im Sabbatjahr
2010 war es dann soweit. Im Rahmen
eines Sabbatjahres, das mir mein Arbeitgeber,
das Bistum Regensburg,
gewährt hatte, verbrachte ich als Freiwilliger
der Jesuitenmission rund zehn
Monate in Siem Reap. Nach einer längeren
Durststrecke als Büromitarbeiter
bahnte sich erst gegen Ende meines
Aufenthalts an, was aus meinem
Leben inzwischen nicht mehr wegzudenken
ist. Mit den Mitarbeitern des
Jesuit Service fuhr ich in das etwa 40
Kilometer außerhalb der Stadt gelegene
Dorf Samraong, in dem es, wie so
oft in Kambodscha, weder Strom und
sauberes Wasser noch medizinische
Versorgung gibt. Zudem war Oktober
und damit Hungerzeit für die Familien,
deren Reisernte nicht für ein
ganzes Jahr reicht. Trotz aller Not aber
14 weltweit
Jesuit Volunteers
äußerten die Dorfbewohner besonders
den Wunsch nach einer eigenen
Schule, denn der viele Kilometer weite
Fußweg in der sengenden Tropenhitze
hinderte die meisten ihrer Kinder am
Schulbesuch.
Bewegende Einweihung
Der Gedanke, Samraong zu einem
Schulbau zu verhelfen, ließ mich nicht
mehr los. Mit tatkräftiger Unterstützung
einer Regensburger Reisegruppe,
der ich in Siem Reap begegnet war,
rührte ich nach meiner Rückkehr in
die Heimat kurz vor Weihnachten
2010 die Spendentrommel. Rundbriefe,
zwei Benefizkonzerte und einzelne
Vorträge brachten so viel Geld
ein, dass der Jesuit Service Siem Reap
bereits im April 2011 eine zuverlässige
Baufirma mit der Errichtung der
Grundschule in Samraong beauftragen
konnte. Als diese im Oktober desselben
Jahres ihrer Bestimmung übergeben
wurde, war die Freude im Dorf
unbeschreiblich. Ein großes Fest wurde
gefeiert, bei dem in interreligiöser
Harmonie ein Jesuit das Schulgebäude
segnete und buddhistische Mönche in
einer mehrstündigen Zeremonie die
drei Klassenzimmer einweihten. Es
war sehr bewegend für mich, diesen
wunderbaren Tag in Samraong hautnah
miterlebt zu haben.
Jahresurlaub für Hilfsprojekte
Mehr und mehr hat Kambodscha seitdem
mein Leben geprägt. Zwei Mal
im Jahr fliege ich für einige Wochen
in das südostasiatische Land und nehme
es gerne in Kauf, meinen gesamten
Jahresurlaub dafür verwenden zu
müssen. Zahlreiche Freundschaften
verbinden mich mit den Khmer, wie
die Bevölkerungsmehrheit sich nennt.
Dank stetig fließender Spenden ließen
sich in enger Abstimmung und Zusammenarbeit
mit dem Jesuit Service
Siem Reap immer neue Projekte in
Samraong und Umgebung verwirklichen.
Mehr als 120 Schülerinnen und
Schüler besuchen die im Dorf Chreav
angebotenen preisgünstigen Englischund
Computerkurse, 25 jährliche Stipendien
ermöglichen Kindern aus den
ärmsten Familien eine gebührenfreie
Teilnahme. In Samraong freuen sich
fünfzig Jugendliche über Fahrräder,
mit denen sie zu weiter entfernten höheren
Schulen fahren können. Zehn
Familien haben solide neue Häuser
als Ersatz für ihre verfallenden Hütten
erhalten, Reislieferungen lindern
den Hunger zum Ende der Regenzeit,
Arzt- und Krankenhauskosten können
beglichen und drückende Schulden
zurückgezahlt werden.
Landwirtschaft mit
Hilfe von Ochsen: Die
Reisernten in Samraong
reichen oft nicht ein
ganzes Jahr.
weltweit 15
Jesuit Volunteers
Veränderungen in Samraong
Bei meinem jüngsten Aufenthalt vor
Ort im März dieses Jahres begleitete
mich ein befreundeter Allgemeinarzt,
um ehrenamtlich Dutzende von Patienten
zu behandeln. Die Veränderungen,
die ich in Samraong beobachten
durfte, waren so auffällig wie nie zuvor.
Am Dorfrand sind Bohnenfelder entstanden.
Eine Wasserpumpe dient der
Feldbewässerung, so dass auch in der
Trockenzeit Bohnen geerntet und auf
dem Markt verkauft werden können.
Immer mehr Familien entwickeln eigene
landwirtschaftliche Initiativen und
bitten um Kleinkredite zur Existenzgründung.
Drei staatliche Lehrkräfte
sorgen dafür, dass die Kinder des Dorfes
lesen und schreiben lernen, und drei
Mal die Woche gibt es eine kostenlose
Schulspeisung in Form von Bor-Bor,
der kambodschanischen Reissuppe.
Bockbier für Kambodscha
Sprachlos und unendlich dankbar
macht mich die Spendenbereitschaft
der Menschen in meiner Regensburger
Heimat und darüber hinaus. Vor
allem Mundpropaganda und halbjährliche
Rundbriefe, die von ihren
Empfängern oft an andere weitergegeben
werden, sorgen dafür, dass der
Spendentopf nicht leer wird. Einige
Schulen haben den Erlös ihrer Adventsbasare
gestiftet, und eine Regensburger
Brauerei führt seit zwei Jahren
jeden Oktober anlässlich des traditionellen
Bockbieranstichs eine erfolgreiche
Spendenaktion durch, deren
Ergebnis sie mit eigenen Mitteln noch
aufstockt. All das führt dazu, dass ich
dem Jesuit Service inzwischen auch
an anderen Orten der Provinz Siem
Reap unter die Arme greifen kann.
16 weltweit
Jesuit Volunteers
So wird jetzt im Oktober ein neu erbautes
Schulhaus in der Gemeinde
Thepdey seine Pforten öffnen und
dem dortigen Schulzentrum als lang
ersehnte High School zur Verfügung
stehen. Deren Einweihung wird vermutlich
nicht minder eindrucksvoll
wie die in Samraong.
Entwicklung als Beruf
Kambodscha prägt mein Leben, die
Beschäftigung mit den Themen Armut
und Entwicklung verändert es
zunehmend. Inzwischen habe ich ein
Aufbaustudium im Fach „Nachhaltige
Entwicklungszusammenarbeit“ absolviert.
Im September vergangenen Jahres
eröffnete sich mir die Gelegenheit, im
Bischöflichen Ordinariat Regensburg
auf die Leitung der Arbeitsstelle Weltkirche
(Mission-Entwicklung-Frieden) zu
wechseln. Damit konnte ich zu meinem
Beruf machen, was mich seit einigen
Jahren nun privat so sehr beschäftigt.
Auf absehbare Zeit wird Kambodscha
wohl mein persönliches Engagement
bleiben. Die Erfahrungen mit der Armut
der Menschen und den ungerechten
Strukturen in diesem so gebeutelten
Land aber haben sich tief in mein
Herz eingebrannt. Sie sind mir Triebfeder
und Motivation für mein neues
berufliches Aufgabenfeld. Und mehr
und mehr werfen sie auch Fragen im
Blick auf den eigenen Lebensstil auf.
Jesuit Service Siem Reap:
Dr. Thomas Rigl
Über Projekterfolge in
Samraong freut sich
Thomas Rigl (oben):
Eines der neuen
Familienhäuser, die
Schule als Baustelle
und nach Fertigstellung
(Fotos links).
Der Jesuit Service ist die Organisation, mit der die Jesuiten
in Kambodscha Entwicklungshilfe in verschiedenen Provinzen
des Landes leisten, darunter auch in Siem Reap. Die Schwerpunkte
seiner Arbeit liegen in den Bereichen Bildung und Soziales.
Darunter fallen der Bau und Unterhalt von Schulen,
die Unterstützung von Lehrkräften, Programme zur Dorfentwicklung
und vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der
Lebenssituation von Armen und Behinderten. Für die Projekte
von Dr. Thomas Rigl sind bisher mehr als 100.000 Euro gespendet
worden. Auch von uns in der Jesuitenmission ganz
herzlichen Dank für Ihr Engagement!
Spenden überweisen Sie bitte an die Jesuitenmission unter
dem Stichwort: X69120 Rigl
weltweit 17
Blume der Hoffnung
Ihr, die ihr voll guten Willens seid
und euch unendlich müht in aller Welt
um jede Not und Ungerechtigkeit
und oft verzweifeln wollt,
weil euer Tun vergeblich scheint:
Seid guten Mutes und bedenkt,
dass selbst das Lächeln eines Kindes
die Hoffnungslosigkeit durchbrechen kann.
Auch ein Stacheldraht hält es nicht auf.
Als wäre dieser schlimme Draht
ein Kinderspielzeug nur, weil man
an seine Stacheln Blumen hängen kann,
aus denen Hoffnung blüht, so stark,
als ob sie Berge selbst versetzen könnte.
Und solchen Glauben sollten wir
auch selber immer neu versuchen,
trotz allem Anschein von Vergeblichkeit.
Das helle Lächeln eines Kindes
erleuchtet uns dabei den Weg.
Joe Übelmesser SJ
18 weltweit
weltweit 19
Japan
Hundert Jahre Weisheit
Die von Jesuiten gegründete Sophia-Universität in Tokio feiert ihr 100-jähriges Bestehen.
Sie ist nicht die größte Universität
der Neun-Millionen-Metropole,
nicht die älteste und auch nicht
die prestigeträchtigste – aber sie
ist die einzige katholische, die
Studenten und Studentinnen
aufnimmt. Heute kann die Sophia-Universität
in Tokio auf eine
100-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Jesuiten aus Europa
haben sie 1913 gegründet.
Jährlicher Bewerberansturm
Im Rahmen der Japan-Mission,
beauftragt von Papst Pius X.,
bauten die Patres eine Bildungsstätte
auf, in der religiöse Praxis
und weltliche Wissensvermittlung
einander sinnvoll ergänzen
sollten. Die ersten Jahrzehnte
waren durch die Gründungsväter
noch stark deutsch geprägt.
Mit jesuitischer Tatkraft aus
aller Welt und mit viel Unterstützung
aus Deutschland, insbesondere
aus dem Erzbistum
Köln, entstand eine moderne
Hochschullandschaft im Herzen
Tokios. Die Sophia zählt
heute 12.000 Studierende und
bietet in acht Fakultäten ein
breites Fächerspektrum. Sie ist
eine renommierte Privathochschule,
was sich stets an einem
regelrechten Bewerberansturm
auf ihre Plätze zeigt.
110.000 Absolventen
Was alle Studenten an dieser
Hochschule schätzen, ist ihre
Weltoffenheit. Das bestätigt
Tokiko Kiyota: „Die Sophia
war immer sehr international
orientiert.“ Die 59-jährige
Tokioterin kennt sich aus mit
weltumspannendem Kulturaustausch.
Sie lebt als Mitarbeiterin
der „Japan Foundation“ –
dem japanischen Pendant zum
Goethe-Institut – zum wiederholten
Mal in Deutschland.
Seit 2013 leitet sie das Japanische
Kulturinstitut Köln. Und
Tokiko Kiyota zählt zu den
mittlerweile 110.000 Absolventen
der Sophia-Universität.
Zufallswahl Germanistik
Von 1973 bis 1979 studierte sie
an der Sophia Germanistik. Eigentlich
eine Zufallswahl. „Es
hätte auch eine andere Sprache
werden können. Weil meine Familie
nichts mit dem Ausland zu
tun hatte, habe ich eine Neigung
dazu entwickelt.“ Als Schülerin
eines benachbarten katholischen
Gymnasiums kannte Tokiko
Kiyota die Uni schon vom Vorbeigehen.
Im Rückblick auf ihr
Studium erinnert sie sich an die
beträchtliche Zahl von ausländischen
Studierenden und Dozenten
aus verschiedenen Ländern.
Von deutschen Jesuiten
20 weltweit
Japan
lernte sie deutsche Geschichte
und sprachliche Feinheiten. Es
ging streng zu; für die Teilnahme
an den in Japan üblichen
Studenten-Freizeitclubs blieb
keine Zeit. Dass die Hochschule
eine kirchliche war, fiel für die
Japanerin, die nicht aktiv religiös
lebt, kaum ins Gewicht.
„Viele Professoren waren Priester,
die Kirche St. Ignatius auf
dem Campus war bekannt, aber
Gottesdienste blieben immer
freiwillig.“
Hort der Internationalität
Die Sophia-Universität war das
wichtigste Missionsprojekt der
Jesuiten in Japan. Der luxemburgische
Erzbischof und Jesuit
Jean-Claude Hollerich, ehemaliger
Professor an der Sophia, formuliert
die Verdienste so: „Das
Christentum ist in der akademischen
Welt Japans bekannt und
kein Fremdkörper mehr.“ Auch
Hollerich erlebte die Universität
als Hort der Internationalität.
„Das hat sich durch die vielen
Jesuiten ergeben, die durch andere
ausländische Kräfte ersetzt
worden sind.“ Aktuell sind noch
29 Jesuiten in der Lehre tätig;
rund 60 Patres leben an der
Hochschule.
Almuni-Club in Düsseldorf
Sophia-Absolventin Kiyota (Foto
rechts) steht noch heute, 30 Jahre
nach ihrem Bachelor-Abschluss,
in guter Verbindung zu damaligen
Kommilitonen. Denn einer
der größten Alumni-Clubs sitzt
in Düsseldorf; zweimal jährlich
treffen sich seine rund 50 Mitglieder.
Und wenn Kiyota in
Tokio ist, schließt sie sich gern
den regelmäßigen Klassentreffen
ihres Sophia-Jahrgangs an. Zu
den Jubiläumsfeierlichkeiten der
Uni im November kann Tokiko
Kiyota aber nicht in ihre Heimat
reisen. Als Direktorin des Japanischen
Kulturinstituts hat sie
2013 selbst ein anderes Jubiläum
mitzuorganisieren: Die Städtepartnerschaft
zwischen Köln und
Kyoto feiert 50. Geburtstag.
Isabel Lauer
Jubiläumsmagazin Japan
Die Jesuitenmission gibt
gegen Jahresende ein Sonderheft
zum 100. Jubiläum
der Sophia-Universität
Tokio heraus. Darin lassen
Mitarbeiter und ehemalige
Weggefährten die wechselvolle
Historie Revue passieren.
Schon jetzt können
Sie die Festschrift kostenlos
bestellen: per E-Mail an
prokur@jesuitenmission.de
oder telefonisch unter
(0911) 2346-160.
weltweit 21
Hilfe für Ostafrika
Bessere Dörfer für eine bessere Welt
Sprechstunde unterm
Baum: Gesundheitsversorgung
in den Dörfern
gehört auch zur Arbeit
der VRO.
Mit dem Tod von Pater Windey 2009 geriet das Dorfbauwerk VRO zunächst
in Turbulenzen. Jetzt geht es im alten Geist mit neuem Schwung weiter, wie
Pater Peter Daniel aus Indien berichtet.
Vermutlich ist vielen unter Ihnen
der Name Pater Windey
noch ein Begriff. Ich freue
mich, Ihnen nach langer Zeit endlich
wieder vom indischen Dorfbauwerk
VRO (Village Reconstruction Organisation)
berichten zu können und die
Brücke zwischen Ihnen in Deutschland
und unserer Arbeit für die Armen
im ländlichen Indien neu aufbauen zu
dürfen. Von 1971 bis zu seinem Tod
im September 2009 sind Tausende
von Wohltäterinnen und Wohltätern
dem Pionier und Gründer des Dorfbauwerkes
VRO, P. Michael A. Windey
SJ, mit ihren Spenden zu Hilfe
gekommen. Nicht wenige haben ein
ganzes Haus oder gar ein komplettes
Dorf mitfinanziert.
Wieder auf Kurs
Seit dem Tod von Pater Windey vor
vier Jahren hat das Dorfbauwerk eine
Krisenzeit durchlebt. Der Gründervater
war schon seit 2008 krank und
konnte die über ganz Indien verstreuten
Einrichtungen nicht mehr richtig
kontrollieren. Auch das finanzielle
22 weltweit
Indien
Management ließ zu wünschen übrig.
Deshalb haben sich damals einige
Wohltäter aus Europa unter Leitung
von P. Joe Übelmesser SJ eingeschaltet
und die Organisation gewissermaßen
auf Sparflamme am Leben erhalten.
Gemeinsam mit indischen Jesuiten
wurde das Werk dann wieder auf Kurs
gebracht und seit Oktober 2011 leiten
Pater Santiago und ich die indische
Dorfbauorganisation VRO.
Das Vorbild des Vaters
Als ich die Verantwortung als geschäftsführender
Direktor übernommen habe,
fragte ich mich: „Besitze ich überhaupt
die notwendigen Eigenschaften, um die
VRO entsprechend der Vision von Pater
Windey fortzuführen“ Gerne möchte
ich Ihnen ein bisschen von mir erzählen.
Ich bin ausgebildeter Mathematiklehrer
und habe bis 1990 unterrichtet. Damals
starb mein Vater völlig unerwartet an einem
Schlaganfall. Ich fuhr sofort nach
Hause. Nach der Beerdigung erzählten
mir die Dalits in unserem Dorf, also
die so genannten Unberührbaren, von
vielen Situationen, in denen mein Vater
ihnen geholfen hatte. Das hat mich
sehr bewegt und ich fragte mich: „Wenn
mein Vater als einfacher Bauer so vielen
Dalit-Familien geholfen hat, was tue ich
dann eigentlich als Jesuit“ Ich begann,
mein bisheriges Leben in Frage zu stellen,
verließ die Schule, schlug mein Zelt
unter den Dalits auf und begann, mit
Pater Windey und der VRO zu arbeiten.
Bei ihm habe ich viel für meine spätere
Arbeit gelernt. Nach 18 Monaten habe
ich dann mit der Arbeit unter den Dalits
in Darsi, im Distrikt von Pragasam,
begonnen. Dort konnte ich zusammen
mit den Leuten zehn Dörfer für insgesamt
590 Familien aufbauen.
Das Feuerdorf Agnipuri
Dass diese Arbeit nicht einfach war,
mag die folgende Geschichte illustrieren.
Sie zeigt zugleich eine Grundproblematik
unseres Landes: die fast
unüberwindbaren Unterschiede der
Kasten. Eines der zehn Dörfer im Pragasam
Distrikt hieß Erraobanapali.
Wichtig für jede
Dorfentwicklung ist
die Stärkung der Frauen
und Unterricht für
die Kinder.
weltweit 23
Indien
Peter Daniel SJ (unten)
hat mit den Dorfbewohnern
neue Häuser für
Agnipuri gebaut (oben).
Es lag zehn Kilometer von der Stadt
Darsi entfernt. Von den Familien des
Ortes gehörten 265 den Dalits an und
65 den Landbesitzern. Nun war es
dort seit 100 Jahren üblich, dass immer
nur ein Landbesitzer zum Dorfpräsidenten
gewählt wurde. Als ich in
das Dorf kam, fragte ich die Dalits,
warum sie sich nicht auch selber zur
Wahl stellen wollten, ebenso wie die
anderen. Das hat die Landbesitzer so
erbost, dass sie alle Hütten der Dalits
einfach niedergebrannt haben. In
Furcht und Schrecken verließen die
Dalits den Ort. Ich habe dann die
Leute ermutigt, gegen dieses Unrecht
zu kämpfen. So haben wir also sieben
Tage lang vor dem Büro der Regierung
in Darsi demonstriert. Am Ende hat
tatsächlich die Regierung Mittel für
265 neue Häuser freigegeben. Und
mit der Unterstützung des Entwicklungshilfe-Klubs
in Wien haben wir
ein ganz neues Dorf, ein wenig abseits
vom alten Platz, erbaut. Wir nannten
es Agnipuri, das heißt: Feuerdorf.
Beim Stamm der Koya
Ich zog dann weiter nach Bhadrachalam.
Dort leben Ureinwohner vom
Stamm der Koya. Ich begann meine
Mission in einer einfachen Hütte im
Urwald. Es gab keine Elektrizität. Um
zu telefonieren, musste ich 46 Kilometer
weit fahren. Doch bald konnte ich
ein Team von engagierten Laien und
Ordensleuten gewinnen, die mit mir
für die Ureinwohner arbeiten wollten.
Bildung war unsere Priorität. Wir haben
dabei ganz klein begonnen, indem
wir die Kinder, die zuvor nie eine Schule
gesehen hatten, zum Unterricht sammelten.
Heute gibt es dort viele Dorfschullehrer,
650 Selbsthilfegruppen in
85 Dörfern und 50 Gesundheitshelferinnen.
Unsere mobilen Klinken haben
seither Tausende von Kindern vor dem
sicheren Tod gerettet.
Zurück zu den Ursprüngen
Ausgerüstet mit den Erfahrungen bei
Pater Windey und meiner Arbeit unter
den Dalits und Ureinwohnern,
habe ich meine neue Aufgabe in der
Dorfbauorganisation übernommen.
Im Jahre 2012 haben wir in einem
Arbeitskreis mit allen Verantwortlichen
des Werkes die Arbeit der Vergangenheit
begutachtet, ausgewertet
und über die nächsten Schritte beraten.
Als grundsätzliches Ziel unseres
Neubeginns sind wir wieder auf die
alte Devise von Pater Windey zurückgekommen:
„Bessere Dörfer für eine
bessere Welt“.
Die sechs großen „E“s
Die Zusammenfassung unserer Ziele
und Absichten lautet: „Als Partner
bei der Entwicklung wollen wir die
Menschen zu eigenen Initiativen er-
24 weltweit
Indien
mutigen, und ihnen helfen, ihre Lebensumstände
selber nachhaltig zu
verbessern.“ Um dies zu ermöglichen,
wird sich die Village Reconstruction
Organisation fortan nicht mehr einzelnen
Dörfern und Dorfgemeinschaften
zuwenden, sondern immer
gleich einen ganzen Cluster an Dörfern
ins Auge fassen. Auf diese Weise
können sich diese benachbarten
Dorfgemeinschaften gegenseitig ermutigen,
kritisieren und unterstützen.
Es gibt sechs verschiedene Bereiche,
die für eine ganzheitliche und nachhaltige
Entwicklung in den Dörfern
wichtig sind. In englischer Sprache beginnen
alle sechs mit einem „E“:
• Environment oder Umwelt: Menschenwürdiges
Wohnen, Gesundheitsvorsorge
und -fürsorge.
• Education oder Erziehung: Schulen,
Hausaufgabenhilfe und berufliche
Aus- und Fortbildung.
• Employment: Bezahlte Arbeit oder
Verdienstmöglichkeiten als selbstständige
Handwerker, Bauarbeiter oder in
biologischer Landwirtschaft.
• Enjoyment: Dorfverschönerung, Straßentheater,
Spiele, Gesang.
• Empowerment: Stärkung von Frauen,
die meistens die treibende Kraft bei
der Entwicklung sind.
• Entitlement: Rechte und Rechtstitel
einfordern für Grundstücke, politische
Ämter und staatliche Zuschüsse.
Wir wollen also keine neuen Institutionen
bauen, sondern die Menschen
in den Dörfern ermutigen, sich diese
sechs großen „E“s selber zu erarbeiten
oder zu erkämpfen. Wir wissen, dass
dieser Weg von unserer Seite ein größeres
Engagement und härtere Bemühungen
verlangt, als wenn wir für die
Leute einfach Häuser oder Schulen
bauen. Doch wir sind überzeugt, dass
nur das, was die Menschen selber tun,
sich selbst erarbeiten und erstreiten, auf
die Dauer für sie von Wert sein wird.
Dank und Einladung
Froh, dankbar und glücklich sind wir,
dass die VRO nun wieder mit voller
Kraft an die eigentliche Arbeit für
die Armen in den indischen Dörfern
gehen kann. An dieser Stelle möchte
ich einen besonderen Dank aussprechen
an alle Wohltäter, die uns in den
schwierigen Jahren des Überganges die
Treue gehalten haben. Nun können
wir guten Gewissens wieder alte und
neue Freunde einladen, mit uns zu
gehen auf dem alten Weg mit neuem
Schwung und neuer Begeisterung für
die Menschen.
Peter Daniel SJ
Spendencode: X59010 VRO
Das Spektrum der VRO
umfasst Hausbau,
Gesundheit, Landwirtschaft,
Schulen, Rechtshilfe
und Ausbildung.
weltweit 25
Dank aus Osttimor
Liebe Freundinnen und Freunde der Jesuitenmission,
von Herzen danke ich Ihnen für die Hoffnung, die Sie mit Ihren
Spenden den Menschen in Osttimor geschenkt haben.
Es ist nahezu unmöglich, sich ein Land vorzustellen, in dem das
Bildungssystem so gründlich ruiniert wurde wie in Osttimor.
Nicht nur verließen viele Lehrer mit dem Abzug der Indonesier
das Land, auch viele Schulen wurden während der gewalttätigen
Ausschreitungen 1999 zerstört. Die bisherigen Lehrpläne und
Schulbücher wurden belanglos, neben Tetum auch wieder Portugiesisch
als zweite Amtssprache eingeführt. Um Lücken zu füllen,
wurden viele Hilfslehrer ohne jegliche Ausbildung eingestellt, so
dass sie noch heute 80 Prozent des Lehrkörpers stellen: Ohne fachliche
Qualifikation, mit großen eigenen Nöten und nur mäßiger
Kenntnis der beiden Unterrichtssprachen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Bis Juli 2013 konnte die
Jesuitenmission dank Ihrer Spenden
dieses langfristige Projekt mit
rund 191.000 Euro fördern. Weitere
Hilfen sind gerne willkommen.
Spendencode: X31131 Osttimor
Nicht nur die Jesuiten haben Mitbrüder verloren (unter den zwei
im September 1999 getöteten war auch der deutsche Jesuit Karl
Albrecht). Alle leiden unter dem Trauma dieser Jahre. Selbst die
Kinder an unserer Schule, die damals erst zur Welt kamen, oft
in Flüchtlingslagern oder leidvollen Familiensituationen, sind von
den seelischen Nöten jener Zeit geprägt.
Aus all diesen Gründen haben sich die Jesuiten verpflichtet, nicht
nur ein paar hundert Kindern in einzelnen Schulen einen guten Unterricht
zu geben, sondern mit dem Bau einer Lehrerakademie dem
Bildungssystem insgesamt und damit dem ganzen Land zu dienen.
Im Jahr 2000 wechselte eine Freundin von mir von ihrer gut bezahlten
Stelle in New York zum Regionalbüro der Vereinten Nationen
in Osttimor. Sie war begeistert von der Chance, am Aufbau eines
neuen Staates mitzuwirken. Diese Mission der Vereinten Nationen
ist nicht abgeschlossen. Die tatsächliche Arbeit nehmen nun die Timoresen
selbst in Angriff, auch Dank Ihrer Unterstützung.
Das Bildungsprojekt der Jesuiten in Osttimor ist langfristig angelegt.
Unsere Bau- und Erweiterungspläne reichen bis in das Jahr
2021. In den nächsten Jahren wird Ihre bleibende Solidarität von
entscheidender Bedeutung sein, während wir dieses ambitionierte
Bildungsprojekt für die Zukunft Osttimors weiter ausbauen.
P. Mark Raper SJ
Regionaloberer Osttimor
26 weltweit
Schüleraustausch im Web 2.0
Advocacy
Initiiert von Pater Jörg Alt, fand ein virtuelles Begegnungsprojekt zwischen
zwei Jesuitenschulen in Deutschland und Simbabwe statt. Der simbabwische
Koordinator und zwei Schüler berichten.
Dieses Projekt hat mir die Augen
geöffnet für andere Lebensweisen
und neue Kulturen.“
– „Ich konnte es kaum glauben,
dass es so viele Gemeinsamkeiten mit
den Jugendlichen in Deutschland gibt.“
Das sind nur zwei der Kommentare und
Eindrücke unserer Schüler der St. Peters
Kubatana High School in Simbabwe,
die am Web 2.0 Austauschprogramm
mit Schülern des Kollegs St. Blasien in
Deutschland teilgenommen haben. Ziel
des Projektes war es, Jugendliche aus beiden
Ländern über die virtuelle Plattform
sozialer Netzwerke in direkten Kontakt
treten zu lassen. Wir teilten die beiden
Gruppen so auf, dass jeweils ein deutscher
und ein simbabwischer Schüler
über die gesamte Projektdauer feste Gesprächspartner
wurden.
Das erste Mal im Internet
Die St. Peters Kubatana High School
ist eine Jesuitenschule in der simbabwischen
Hauptstadt Harare. Sie liegt
in einer dicht besiedelten Gegend mit
gravierenden Problemen: allgemeine
Armut, fehlende soziale Infrastruktur,
politische Gewalt und Einschüchterung.
Die meisten Jugendlichen im Viertel
fühlen sich macht- und perspektivlos,
sind schnell gefangen in dem Teufelskreis
aus Armut und Gewalt. Das Web
2.0 Austauschprogramm war für sie eine
Chance, zu erleben, dass sie Teil einer
größeren globalen Welt sind. Mehr als
die Hälfte von ihnen hatte vorher noch
nie Internet benutzt und wir mussten
ihnen erst beibringen, wie man einen
Computer bedient und sich bei Skype
und Facebook anmeldet.
Kontakt per Facebook:
Zwei Schülerinnen in
Harare chatten mit Gleichaltrigen
in St. Blasien.
weltweit 27
Advocacy
Teilnehmer auf der
anderen Seite des Globus:
Yannick Müller und zwei
Mitschülerinnen im Kolleg
St. Blasien.
Das Potenzial der Jugend
Was eine wirklich wundervolle Erfahrung
war: Trotz der großen Entfernung,
der sehr unterschiedlichen
kulturellen Gegebenheiten und des
tiefen wirtschaftlichen Grabens, der
Deutschland und Simbabwe voneinander
trennt, machten sich die
Jugendlichen beider Länder sehr
ähnliche Gedanken und Sorgen über
die Zukunft der Welt. In ihren Gesprächen
diskutierten sie Themen wie
Menschenrechte, politische Führung,
Klimawandel, Bildung, Armut und
Konflikte in beiden Ländern. Das
Projekt gab den Schülern die Gelegenheit,
globale Fragen zu erörtern und
das Potenzial zu entdecken, das die
Jugend hat, um eine gerechtere Welt
zu schaffen.
Ngonidzashe Edward SJ
Jugendseelsorger in Simbabwe
Bericht aus St. Blasien
Als Mitglieder der Amnesty International
AG des Kollegs St. Blasien
hat es uns sehr interessiert, mit den
Schülern aus Simbabwe in Kontakt zu
treten. Da dort in diesem Jahr Präsidentschaftswahlen
stattfinden sollen
und bei uns im Herbst die Bundestagswahlen
anstehen, bot sich dies als
thematische Grundlage an. Bei den
zunehmend vertieften Gesprächen
wurden neben einem ausgeprägten gegenseitigen
Interesse dann auch große
gesellschaftliche Unterschiede deutlich.
So waren schnell zehn Fragen
zum politischen und sozialen Leben
für die öffentliche Skype-Konferenz
gefunden, die im Rahmen des jährlichen
„Tag für Eine Welt“ im Kolleg
St. Blasien stattfand und als Höhepunkt
unseres interkulturellen Austauschs
allen Beteiligten ein aktives
Teilhaben am Geschehen ermöglichte.
Fragen über die Unterschiede zwischen
armen und reichen Menschen
in Deutschland, das Verhältnis von
Bildung und Politik zueinander oder
der Schutz der Umwelt in einer so erfolgreichen
Industrienation führten zu
einem sorgfältigen reflexiven Denken
unsererseits. Auch nach der Gleichstellung
homosexueller Paare oder
der Rolle der Frau in der Arbeitswelt
wurden wir befragt und hatten somit
die Möglichkeit, unsere gewohnte
Umgebung einmal von außen zu betrachten.
Die Beantwortung unserer
Fragen von Seiten der simbabwischen
Schüler verhalf uns zu einer besseren
Vorstellung der dortigen Verhältnisse.
Leider wurden etwas heiklere Fragen
wie zum Beispiel nach der Meinungsund
Pressefreiheit oder der teilweise
28 weltweit
Advocacy
korrupten und autoritären Regierung
Mugabes nur verhältnismäßig knapp
beantwortet. Wir gewannen den Eindruck,
unsere Gesprächspartner könnten
befürchten, sich mit zu kritischen
Äußerungen selbst in Gefahr zu bringen.
Es war gewissermaßen eigenartig,
von jenen Schülern zu hören, wie angespannt
die Stimmung in der Hauptstadt
Simbabwes ist und gewaltsame
Auseinandersetzungen beinahe zum
Alltag gehören – und das bereits lange
vor den eigentlichen Wahlen. Bilder,
wie man sie sonst oft im Fernsehen zu
sehen bekommt, wurden plötzlich viel
realer und greifbarer.
Yannick Müller
Schüler des Kollegs St. Blasien
Bericht aus Harare
Als ich von dem geplanten Austausch
mit einer Schule von einem anderen
Kontinent hörte, habe ich mich enorm
angestrengt, um die Chance zu bekommen,
an diesem einmaligen Projekt
teilzunehmen. Und ich hatte Glück
und durfte mitmachen! Ich wollte
einfach mehr über Europa, und noch
genauer über Deutschland erfahren.
Außerdem wollte ich wissen, wie und
warum unsere Kulturen so verschieden
sind. Ich wollte Informationen, Ideen
und Gefühle mit Menschen von der
anderen Seite des Globus austauschen.
Die Teilnahme an diesem Projekt war
für mich wie ein großer Schritt in die
globale Weltgemeinschaft. Mein Gesprächspartner
während des Projektes
war Yannick Müller. Zu Beginn haben
wir uns recht oberflächlich unterhalten,
aber mit jedem weiteren Chat
haben wir an Boden und Vertrauen
gewonnen, so dass wir von sozialen
zu politischen Themen und von allgemeinen
Informationen auch zu mehr
persönlichen Fragen gelangten. Wir
haben die Situation in Simbabwe mit
der in Deutschland verglichen und haben
viele Unterschiede in der Art und
Weise entdeckt, wie unsere Länder
politisch geführt werden. Wir haben
uns auch darüber unterhalten, was die
Menschen in Deutschland über Simbabwe
denken und fühlen, und wie wir
in Simbabwe Europa sehen. Und trotz
mancher technischer Verbindungsprobleme
denke ich, dass ein starkes Band
zwischen St. Peters und St. Blasien gewachsen
ist. Durch solche Austauschprojekte
zeigen wir Jugendlichen der
Welt, dass wir in der Lage sind, einander
die Hände zu reichen, uns gegenseitig
zu helfen und füreinander einzustehen
– egal woher wir kommen, wer
wir sind und wo wir leben.
Prince Munyaradzi Gaura
St. Peters Kubatana High School
Prince Munyaradzi Gaura
wollte unbedingt mitmachen,
um mehr über
Europa und Deutschland
zu erfahren.
weltweit 29
Spenderaktion
Was macht unser Patenkind
Vor 45 Jahren startete die Pfarrgemeinde St. Ansgar in Hamburg Niendorf eine Initiative, um Kindern
in Indien den Schulbesuch zu ermöglichen. Ulrike Henn hat ehemalige Patenkinder getroffen.
Was ist wohl aus den Kindern
geworden, die durch Patenschaften
des 1968 in Hamburg
gegründeten Pathardi-Vereins
unterstützt wurden Über die
Jesuitenmission entstand damals
der Kontakt zur Missionsstation
Pathardi im indischen
Bundesstaat Maharashtra. Der
Beitrag von 65 Cent pro Tag
geht direkt an die Schulen und
Internate, die von Jesuitenpatres
oder Ordensschwestern geleitet
werden. Von ihnen kommen die
Informationen über die Patenkinder
und nur über sie läuft der
Kontakt zu den Kindern. Zurzeit
unterstützt der Verein rund
200 Kinder, davon 130 über direkte
Patenschaften.
Lebensfreude im Orden
Im Vorfeld bitte ich die zuständigen
Ordensschwestern
und Jesuiten um ein Treffen
mit ehemaligen Schülerinnen
und Schülern. Die Resonanz
ist groß: rund 20 ehemaligen
Patenkindern begegne ich auf
meiner Reise. „Mir war sofort
klar, dass ich kommen würde.
Ich verdanke meinem Paten so
viel“, erzählt Schwester Rita
D’Souza, heute Lehrerin an einer
Ordensschule. Wie sie sind
eine ganze Reihe unserer ehemaligen
Patenmädchen in den
Orden eingetreten. Die jungen
Frauen erzählen, dass ihnen
während ihrer Schulzeit der
starke Glaube, das herzliche
Zusammenleben und die soziale
Verantwortung der Schwestern
imponiert haben. Dass
auch die Lebensfreude nicht
zu kurz kommt, zeigt sich an
diesem Abend. Es wird gesungen,
erzählt und herzlich über
lustige Vorkommnisse aus der
Schulzeit gelacht.
Kinder von Wanderarbeitern
Auf dem Weg nach Ajra zur
Jesuitenschule fahren wir über
enge Bergstraßen, durch kleine
Dörfer, vorbei an provisorisch
errichteten Zelten der Wanderarbeiter.
Viele Eltern unserer
Patenkinder arbeiten als Saisonarbeiter
auf den Zuckerrohrfeldern.
Ohne die Hilfe von Paten,
die Schulgebühren und Internatskosten
übernehmen, hätten
ihre Kinder nie die Möglichkeit,
eine Schule zu besuchen.
Sieben junge Frauen in Ajra voller Lebensfreude, Zukunftspläne und Dankbarkeit.
Grüße nach Deutschland
In Ajra treffe ich sieben ehemalige
Patenmädchen. Sie sprühen
vor Lebensfreude und erzählen
begeistert von ihren Zukunftsplänen.
Zwei der jungen Frauen
machen eine Ausbildung
zur Krankenschwester. Avelyn
D’Souza arbeitet bereits in einem
Krankenhaus in Mumbai.
Drei ihrer Freundinnen haben
Lehramtsstudiengänge in
30 weltweit
Spenderaktion
Computertechnik, Psychologie
oder Kunst belegt. Supriya Julius
D`Souza studiert Chemie
und hat sehr gute Chancen, ein
Stipendium für die USA zu bekommen.
Alle sprechen perfekt
Englisch, beste Voraussetzung,
um in jedem indischen Bundesstaat
arbeiten zu können. Die
jungen Frauen bekunden, dass
sie großes Glück hatten. Sie
stammen aus Dorffamilien, die
ihren Töchtern einen Schulbesuch
finanziell nicht hätten ermöglichen
können. Fast alle erinnern
sich an die Namen ihrer
Patenfamilien in Deutschland
und tragen mir Grüße auf. „Wir
sind uns sehr bewusst, dass wir
eine für indische Mädchen unserer
Schicht privilegierte Ausgangsposition
haben“, erklärt
Winifred. Es scheint, als fühlten
sich die fröhlichen, selbstbewussten
jungen Frauen aus
diesem Grund besonders angespornt,
ihren Weg erfolgreich
zu meistern.
Medaille im Gewichtheben
Die Freude ist groß, als ich in
der Missionsstation Pathardi
ankomme. Mit Pater Denis Borges
treffe ich sechs ehemalige
Schüler. Herr Pagare ist heute
Englischlehrer. Sachin Balid
gewann die Silbermedaille des
Bundesstaates Maharashtra im
Gewichtheben und verdient sich
als Nachtportier Geld, um aufs
College zu gehen. Er will Polizist
werden. Besonders berührt hat
mich der Besuch bei Bhagwan
Malhari Randhave, der nach
Das ehemalige Patenkind Sachin Balid aus Pathardi ist stolz auf sportliche Erfolge.
seiner Schulzeit im Technical
College der Jesuiten in Pune
zum Automechaniker ausgebildet
wurde. Heute repariert er
Regierungsautos und lebt mit
seiner Familie und seiner Mutter
im kleinen Dorf Agaskhand.
Er erzählt so begeistert und anschaulich
von seinen Erlebnissen
im Internat, dass man meint, er
hätte das alles erst gestern erlebt.
Aus Dankbarkeit hat er einen
gusseisernen Kreuzweg für die
Kapelle in Pathardi geschmiedet.
Anils Zukunftstraum
Weiter geht es nach Belgaum
zur St. Paul’s High School
der Jesuiten. Ich erfahre, dass
viele unserer ehemaligen Patenkinder
in den indischen
Wirtschaftszentren arbeiten
und zwei in die USA und nach
Australien ausgewandert sind.
Hier im Internat treffe ich auch
mein Patenkind Anil. Seit elf
Jahren begleitet meine Familie
den Jungen. Anil erzählt, dass er
aus einem kleinen Dorf stammt
und seine Eltern Blumen an
der Straße verkaufen. Ich sehe
Anil an, wie sehr er seine Eltern
liebt und ihnen dankbar ist. Er
durfte ins Internat gehen und
musste nicht wie viele andere
Kinder arbeiten, um die große
Familie zu unterstützen. Welchen
beruflichen Weg will er
nach seinem Abschluss nächstes
Jahr einschlagen Noch ist er
sich nicht sicher, aber er freut
sich auf die Besinnungswoche
mit seiner Klasse, bei der es
auch um Zukunftsträume geht.
„Vielleicht werde ich Jesuit“,
sagt Anil leise.
Ulrike C. Henn
2. Vorsitzende Pathardi e.V.
Mehr Informationen:
www.patenkinder-pathardi.de
weltweit 31
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Filmtipp: Soegija
Eine Kino-Produktion indonesischer Jesuiten
Nein. Ein Blockbuster ist es nicht – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Zu
wenig Dramatik, zu viele verschiedene Sprachen: indonesisch, japanisch, englisch,
holländisch und lateinisch. Um die Handlung zu verstehen, muss man die
Geschichte Indonesiens in den Jahren vor der Unabhängigkeit kennen.
Die DVD mit englischen
Untertiteln schicken wir
Interessierten gerne zu:
prokur@jesuitenmission.de
oder (0911) 2346-160.
In Indonesien sind die Menschen trotzdem in die Kinos geströmt, um diesen Film
zu sehen, der vom Studio Audio Visual Puskat der indonesischen Jesuiten produziert
wurde. Er handelt von dem indonesischen Jesuiten und ersten einheimischen
Bischof Albertus Magnus Soegijaparanata SJ („Soegija“). Drei Tage nach seinem
Tod im Jahre 1963 wurde er zum „Nationalen Held“ Indonesiens erklärt.
Der Film handelt von der Besetzung Indonesiens durch japanische Truppen
und deren Vertreibung, vom holländischen Kolonialismus bis hin zur Unabhängigkeit.
Einzelne Schicksale und Charaktere werden dem Zuschauer in ästhetischen
Bildern nahegebracht. Nationalismus, Humanismus und Glaube sind
die Themen, die durch die Figur Soegijas im Mittelpunkt stehen. Der Film
propagiert Toleranz und Frieden im multikulturellen Indonesien, ein Thema,
das auch heute brennend aktuell ist.
Im Heimatdorf Bowallno
Gedenkfeier zum 35. Todestag von Br. Bernhard Lisson SJ
Ein 35. Jahrestag ist gewöhnlich kein großes Ereignis. Anders jedoch im polnischen
Ort Bowallno, der jetzt erstmals seines hier am 21. August 1909 geborenen
großen Sohnes Bernhard Lisson gedachte. Er und P. Gregor Richert SJ
starben in ihrem Einsatz für die Mission durch die Kugeln eines Todesschützen
am 27. Juni 1978 in Makonde, Simbabwe.
Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes unter Leitung von Bischof Andreas
Czaja von Opole wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel vor der Kirche enthüllt.
In seiner Predigt wies der Bischof auf die sinnlose Gewalt hin, die Menschen guten
Willens dahinrafft. Überraschend war seine Empfehlung, nicht nur für Bruder
Lisson zu beten, sondern auch ihn selbst im Gebet um Unterstützung für
eigene Anliegen zu bitten. Besondere Gnadenerweise sollten dem Ortspfarrer
mitgeteilt werden. Diese Feier hat ohne Zweifel dem Leben in der Pfarrei neue
Impulse gegeben. Bruder Lissons Leitsatz: „Weil ich nichts habe, um es Jesus zu
geben, habe ich ihm mich selbst gegeben“ hat die Gläubigen tief berührt.
P. Wolfgang Thamm SJ
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Rückblick
Vor 40 Jahren in Indien
Pater Prabhudar aus Goa erinnert sich an seine Schulzeit
Als ich drei Jahre alt war, zog der erste Missionar zu uns auf das Land. Er eröffnete
auch bei uns im Dorf eine Schule. Zunächst steckte mich mein Vater in die öffentliche
Marathi-Schule, die er selbst besucht hatte. Nach einer Schlägerei kam ich einmal
blutüberströmt nach Hause. Kurzerhand packte mich mein Vater und brachte
mich zur Missionsschule. Ich war in der dritten Klasse. Es war April, die Zeit zum
Reis säen. Wir hatten keine Zeit, um in die Schule zu gehen, denn wir mussten
die Kühe hüten. Eines Abends, als ich die Rinder festmachte, stieß mir eine Kuh
das linke Auge aus. In der vierten Klasse waren wir ganze fünf Schüler. Vier davon
blieben am Ende sitzen. Ich hatte zwar die Klasse bestanden, aber wer sollte schon
eines einzigen Schülers wegen eine neue 5. Klasse einrichten Also musste auch ich
wiederholen. Als dann meine vier Volksschulkameraden ebenfalls den Abschluss geschafft
hatten, gingen wir gemeinsam auf die höhere Schule in Belgaum.
Aus drei Magazinen ist
weltweit entstanden:
missio, Herbst 1977
Vor 30 Jahren in Simbabwe
Pater Weichsel erzählt von einem Ausflug am freien Montag
Also, was macht man am freien Montag in Marymount Vielleicht eine Wanderung
an den Mazowe-Fluss Dort sind einige Frauen bei der Arbeit. Sie
kommen uns zu begrüßen, zusammen mit einer Menge kleiner Kinder. Dies
sind die Goldwäscherinnen vom Mazowe. Im Flusssand sind bis ein Meter
tiefe Löcher, wo der Sand zum Waschen herausgegraben wird. In klobigen hölzernen
Schüsseln wird dann der Sand in der Strömung hin- und hergeschüttelt,
bis – wenn man Glück hat – nur noch winzige glitzernde Plättchen übrigbleiben:
das Gold. Der Verdienst ist mager. Nein, leben könne man davon nicht.
Sambesi, Nr. 45, 1987
Vor 50 Jahren in Japan
Pater Cieslik berichtet über den wandernden Pater Schurhammer
P. Schurhammer (75 Jahre) ist nicht zufrieden mit blasser Bücherweisheit. Er
studierte die alten Landkarten und Reisebeschreibungen Europas, und mit dem
Rucksack auf dem Rücken durchwanderte er alle Straßen und Wege, die einst
der hl. Franz Xaver gegangen war. Ein gleiches tat er unter der glühenden Sonne
Indiens. Im Januar 1957 weilte er in Japan. Auch hier wollte er zu Fuß alle Wege
durchwandern, und ich (43 Jahre) sollte ihm in Kyushu Führer und Dolmetscher
sein. Ich sagte ihm klar, dass dieser Plan in einer Woche nicht durchzuführen sei.
Er sah mich etwas misstrauisch an und gab schließlich nach: „Ja, wenn Sie sich
dazu zu schwach fühlen, werden wir eben mit der Bahn fahren.“.
Aus dem Lande der aufgehenden
Sonne, Nr. 70, 1967
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Weltweite Post
Ein wahrer Gottsucher
Selten hat mich ein Beitrag so sehr bewegt, wie der von Fouad Nakhla in weltweit
Ostern 2013. Unverkennbar begegnet mir da in Fouad ein wahrer Gottsucher –
ohne fertige Antworten auf die mörderische Wirklichkeit, die ihn umgibt, mitten
im tödlichen Syrien. Und dennoch – er begegnet Gott mitten in aller Unwahrscheinlichkeit.
Wahre ignatianische Theologie, Spiritualität. Wie kann ich mich
von Fouad im satten, befriedeten Deutschland anstecken lassen Jedenfalls, Dank
an Fouad – wahnsinnig!
Klaus Beurle, Würzburg
Wieder in die Heimat aufgebrochen
Ein lehrreiches, frustrierendes, herausforderndes, schweißtreibendes, buntes,
karges, trauriges, schönes, abenteuerliches und starkes Jahr neigt sich dem Ende
zu. Ich bin wieder in die Heimat aufgebrochen. Ich habe Freunde und Familie
in Simbabwe gefunden und diese zurückgelassen. Ich spüre große Freude und
Dankbarkeit in mir über so viele kostbare Erfahrungen und Begegnungen, über
gemeinsames Lachen und ergreifende Gespräche. Und es ist auch wieder schön,
heimkommen zu können und eine Passbesitzerin zu sein, die zu ihrer Familie und
zu ihren Freunden gehen kann.
Magdalena, Jesuit Volunteer in Makumbi/Simbabwe
Winter in Argentinien
Tagsüber haben wir unseren Heizofen für den Aufenthaltsraum ausgepackt. Man
kann es sich in etwa so vorstellen, als ob man bei uns in einem Rohbau sitzt. Die
Wände sind nicht isoliert, die Wellbleche dienen als Dächer, wobei man durch
einige Lücken des Zements gucken kann. Über Tag hockt man sich einfach zusammen
in den Raum des Hauses, der am wärmsten ist, oder kuschelt sich in das
Bett, denn Sofas gibt es keine, und genießt einen deftigen „locro“, einen hausgemachten
Eintopf. Die Menschen, die in den Holzhäusern und auf Lehmboden
leben, haben es weitaus unkomfortabler. Sie heizen oft mit Kohle, die sie einfach
auf dem Boden ausbreiten und nicht selten ist einer an den Dämpfen in der Nacht
gestorben oder das Haus hat sich entzündet.
Sheila, Jesuit Volunteer in Orán/Argentinien
Schön, dass es Euch gibt!
Vielen Dank für das ausgezeichnet gestaltete Sommer-Magazin 2013. Mein Alter
erlaubt mir kein besonders intensives Lesen mehr, über dieses Heft habe ich mich
aber sehr gefreut; eigentlich über die Arbeit der Jesuiten und all ihrer Helferinnen
und Helfer in der ganzen Welt. Schön, dass es Euch gibt, das ist Kirche auf ganz
erfreuliche Weise.
Gilbert Niggl (Pfr. i.R.), München
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Impressum
Herausgeber: Klaus Väthröder SJ
Redaktion: Judith Behnen
Gestaltung: Katja Pelzner, dialog
Druck auf zertifiziertem Papier aus nachhaltiger
Forstwirtschaft: EOS St. Ottilien
ISSN 1860-1057, erscheint vierteljährlich
Ausgabe: 3/2013 – Herbst
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teilen ihre Not, setzen sich für Gerechtigkeit und
Glaube ein. Über dieses weltweite Netzwerk fördert
die Jesuitenmission dank Ihrer Spenden rund 600
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in den Bereichen Armutsbekämpfung,
Flüchtlingshilfe, Bildung, Gesundheit, Ökologie,
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gibt viermal im Jahr einen Einblick in das Leben und
die Arbeit unserer Missionare, Partner und Freiwilligen.
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Bildnachweise:
Balleis SJ/JRS (Titel,S.4-9), Noack (S.2), Childaid Network
(S.10), NESRC (S.10-13,Rücktitel), Rigl (S.14-17),
Ender (S.18-19: Mädchen im Lager in Canaa bei Port
au Prince/Haiti, S.27-29), Sophia-Universität (S.20-21),
Kiyota (S.21), Daniel SJ (S.22-25), Oliver SJ (S.26),
Henn (S.30-31), Archiv (S.32), JRS Middle East (S.34),
Lauer (S.35)
Karten: Fischer Weltalmanach (S.4,S.14)
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