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Vietnam: Die Kirche lebt - Jesuitenmission

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Herbst 2009weltweitDas Magazin der <strong>Jesuitenmission</strong><strong>Vietnam</strong>:<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>lebt</strong>


EDITORIALLiebe Freundinnen und Freundeunserer Missionare und Partner weltweit!Am 25. Oktober feiern wir gemeinsam mit den <strong>Kirche</strong>n in allen Ländern denWeltmissionssonntag. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> stellt an diesem Sonntag ihr ureigenstes missionarischesAnliegen in den Vordergrund. „Missionarisch leben“ bedeutet, imGeiste Jesu zu leben, ihm in seiner Sendung nachzufolgen. „Missionarisch leben“heißt, den anderen Menschen im Geiste Jesu zu begegnen: heilen, wasverwundet ist; trösten, wer traurig ist; den Armen Hoffnung und den UnterdrücktenFreiheit bringen. „Missionarisch leben“ bedeutet, den Glauben zuverkünden, indem wir das Evangelium leben. Oder wie es die heutigen Grundsätzeder Jesuiten ausdrücken: dem Glauben zu dienen, sich für die Gerechtigkeiteinzusetzen und dabei die anderen Religionen, fremde Kulturen und dieSchöpfung wertzuschätzen und zu respektieren.Dass dies auch mit Gefahr für Leib und Leben verbunden ist, zeigen die vielenMärtyrer für „Glaube und Gerechtigkeit“. Stellvertretend für die vielen, dieaufgrund ihres missionarischen Lebens verfolgt und getötet wurden, gedenkenwir in diesem Heft der Märtyrer der Katholischen Universität von El Salvador,die vor 20 Jahren von den herrschenden Militärs erschossen wurden, und derbeiden Jesuiten P. Karl Albrecht und P. Tarcisius Dewanto, die vor 10 Jahrenin Osttimor umgebracht wurden. <strong>Die</strong> Mörder haben es nicht geschafft, dasmissionarische Leben der <strong>Kirche</strong> zu schwächen. Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Märtyrersind zu einer spirituellen Kraftquelle geworden.Bischof Cosma Van Dat SJ aus der Diözese Bac-Ninh beschreibt in unseremInterview, wie die vielen Märtyrer in <strong>Vietnam</strong> den Glauben in der Zeit der Unterdrückunggestärkt haben. Heute erwacht die <strong>Kirche</strong> in <strong>Vietnam</strong> zu neuemmissionarischen Leben. <strong>Die</strong> Menschen können wieder ohne Angst am Gottesdienstteilnehmen. <strong>Die</strong> Diözesen können wieder Priesterseminare öffnen undKatechisten und Katechistinnen ausbilden. <strong>Die</strong> Orden können Novizen undNovizinnen aufnehmen und neue Werke beginnen. In diesem Heft möchte ichIhnen besonders die vietnamesische <strong>Kirche</strong> ans Herz legen und Sie bitten, beimAufbau der <strong>Kirche</strong> in <strong>Vietnam</strong> mitzuhelfen.Von Herzen danke ich Ihnen für Ihre Gebete und Ihre Unterstützung undwünsche Ihnen und Ihren Angehörigen alles Gute und Gottes Segen!Ihr2 weltweitKlaus Väthröder SJMissionsprokurator


VIETNAMDrei Rosenkränze jeden TagFrau Khny erzählt uns, wie die Gemeindewährend der kommunistischenVerfolgung trotzdem ihrenGlauben bewahrte. „Wir haben dreimalam Tag zu Hause den Rosenkranzgebetet. Nur während der Reiserntehaben wir einen Rosenkranz ausfallenlassen, da konnten wir wegen dervielen Arbeit nur am Morgen und amAbend zusammenkommen.“ Im Jahre1980 wurde den Gläubigen von derkommunistischen Regierung erlaubt,die <strong>Kirche</strong>nruine wieder notdürftigfür ihre Gebetstreffen herzurichten.<strong>Die</strong> kleine <strong>Kirche</strong> liegt auf einemHügel. Von dort hat man einen wunderbarenBlick auf die Reisfelder undDörfer ringsum, aus denen die Gläubigenkommen. Das Christentum isthier seit langem tief verwurzelt.Ein Blick in die GeschichteVor fast 500 Jahren kam das Christentumnach <strong>Vietnam</strong>. Obwohl es in denverschiedenen Königreichen <strong>Vietnam</strong>simmer wieder Zeiten der Verfolgunggab, wurde die Kultur des Landesdoch stark von der katholischen <strong>Kirche</strong>geprägt - zum Beispiel durch dieEinführung der lateinischen Schriftdurch den Jesuiten Alexandre de Rhodesim 17. Jahrhundert. <strong>Die</strong> letztePeriode der Christenverfolgung setztemit der Machtübernahme der Kommunistenein, 1954 in Nordvietnamund 1975 in Südvietnam. KirchlicheGüter wurden enteignet und zu Fabrikenoder Kinos umgewandelt, Gottesdienstewurden verboten, Pfarrer undBischöfe kamen ins Gefängnis oderwurden jahrelang unter Hausarrestgestellt. Viele Christen flohen vor denKommunisten, zuerst vom Norden inden Süden und 1975 außerhalb desLandes. Andere kamen in so genannte„Umerziehungslager“ oder wurden getötet.Viele der „Boat People“, die inkleinen und überladenen Fischerbootenfliehen wollten, erreichten niemalsihr Ziel und ertranken im Meer.Religionsfreiheit heuteHeute, 35 Jahre nach der Machtübernahmeder Kommunisten hat sichdie Religionsfreiheit in ganz <strong>Vietnam</strong>grundlegend gebessert. Mehr als 10Prozent der vietnamesischen Bevölkerungsind katholisch. Allerdings istdie <strong>Kirche</strong> immer noch vielen Restriktionenund Schikanen der Regierungausgesetzt. Das kommunistische Regimeversucht – ähnlich wie in China–, wirtschaftliche Freiheiten zuzulassenund dabei die strikte Kontrolle über dieGesellschaft durch die kommunistischeEinheitspartei nicht zu verlieren. DasFrau Khny mitihrem Reisigbesenvor der <strong>Kirche</strong> inNui-Ô mit P. MikelTruong SJ, demBischofssekretär.Foto links: Eine jungeOrdensfrau, die nachder Morgenmesseum halb fünf auf demReisfeld für den Unterhaltder Gemeinschaftarbeitet.weltweit 5


VIETNAMFoto oben:Pater Dominicvor dem Rohbaudes Katechistenzentrums.Foto Mitte: PaterKlaus Väthröder mitdem Ehepaar HerrnThie und Frau Xe,deren Töchter inZypern arbeiten.Foto unten: Hoa(links) ist seit einemJahr Katechetinund verdient ihrenLebensunterhalt ineiner Fabrik.6 weltweitErgebnis für die katholische <strong>Kirche</strong> isteine Einschränkung ihrer Aktivitäten,deren Ausmaß von den jeweiligen Regionalregierungenabhängig ist. AlsFaustregel gilt: im Süden ist die <strong>Kirche</strong>freier als im Norden. Noch immer werdenBischofsernennungen lange verzögert.Viele kirchliche Aktivitäten, wieder Besuch des Bischofs in den Pfarreienseiner Diözese, die Weihe von Priestern,die Ernennung von Pfarrern und dieAufnahme von Priesteramtskandidatenins Seminar sind von der Genehmigungder jeweiligen lokalen Behörden abhängig.Darüber hinaus darf die <strong>Kirche</strong>nicht auf dem Erziehungssektor tätigsein und keine Publikationen veröffentlichen.Hauptstreitpunkt ist derzeit dieRückgabe von kirchlichem Eigentum,das von den Kommunisten enteignetwurde. Seit zwei Jahren ist auch eineWiederaufnahme diplomatischer Beziehungenzwischen <strong>Vietnam</strong> und demVatikan im Gespräch, die 1975 gekapptwurden. Im November 2009 soll eineDelegation der kommunistischen Regierungzu Beratungszwecken den Vatikanbesuchen.Einsturzgefährdete <strong>Kirche</strong>nIn Nui-Ô ist inzwischen Pfarrer DominicNguyen Van Tuyen auf seinemMoped eingetroffen. Jeden Sonntaghat er mindestens drei Messen. Nui-Ôist seine letzte Station. Vor der Messehat er noch Zeit, uns bei einem kleinenRundgang die Pfarrei zu zeigen.„Es gibt hier 1.357 Katholiken. Undalle nehmen aktiv am Gemeindelebenteil“, erzählt er beim Gehen. Unsereerste Station ist ein im Rohbau befindlicherBacksteinbau. „Das wird unserneues Katechistenzentrum. Hier wirdschon bald Katechismusunterrichtstattfinden. Das ist dringend nötig.Heute wissen viele nur noch ganzwenig über ihren Glauben. Aber dasgroße Problem ist die <strong>Kirche</strong>. Viel zuklein. Und gefährlich. Könnte jedenMoment einstürzen.“ Ein Blick aufdie <strong>Kirche</strong> bestätigt mir die Einschätzungvon Pater Dominic. Mit diesenProblemen - baufällige <strong>Kirche</strong>n undgeringes Glaubenswissen - haben alleGemeinden in der Diözese Bac-Ninhzu kämpfen. Seit 1990 konnten einige<strong>Kirche</strong>n wieder aufgebaut werden,aber viele liegen noch in Trümmern.<strong>Die</strong> Diözese Bac-NinhBei der Machtübernahme durch dieKommunisten im Jahr 1954 zähltedie Diözese Bac-Ninh 70.000 Katholiken,63 Pfarreien, 413 <strong>Kirche</strong>n und80 Priester. In den darauf folgendenvierzig Jahren blieb etwa die Hälfte derKatholiken trotz der Verfolgung in derDiözese und ihrem Glauben treu. Indieser Zeit wurden die Katholiken von„anderthalb“ Priestern betreut, wie sichder damalige Bischof Paul Pham DinhTung ausdrückte: einem offiziellen undeinem im Untergrund. Sein Bischofssitzmit Kathedrale wurde zu einer„Megapfarrei“: zu Ostern und Weihnachtenkamen tausende Katholikenaus der ganzen Diözese für einige Tagenach Bac-Ninh, um dort mit ihrem Bischofdie Festtage zu feiern. Der Bischofdurfte das Gelände um die Kathedrale30 Jahre lang nicht verlassen. Trotz derRestriktionen vermehrte sich die Zahlder Katholiken und ist heute wiederauf 125.000 angewachsen. Es kommtimmer noch vor, dass man in den Bergenkleine katholische Gemeinden entdeckt,die in den Jahren der Verfolgungkomplett isoliert waren.


VIETNAM<strong>Die</strong> Frauen sind in ZypernAuf unserem Rundgang durch Nui-Ôkommen wir am Haus des EhepaaresHerrn Thi und Frau Xe vorbei undwerden zu einer Tasse Tee eingeladen.Frau Xe erzählt mir von ihrer Familie:„Wir haben vier Töchter und einenSohn. Aber alle unsere Töchter undauch unsere Schwiegertochter sind inZypern.“ Dort haben sie einen legalenArbeitsvertrag für vier bis sechs Jahre,den ein vietnamesisches Büro fürArbeitsmigration vermittelte. Sie verdienenetwa 300 Euro im Monat. Daserste Jahr arbeiten sie, um die Kostenfür Flug, Vermittlung und Sprachkurszu bezahlen. Dann arbeiten sie, um zusparen. Frau Xe ist sehr stolz auf ihreTöchter. „Nicht alle schaffen das. Undwenn sie zurückkommen, dann könnensie sich ein Haus bauen und ihrenKindern eine gute Ausbildung geben.“Wo Zypern liegt, das weiß sie nicht sogenau. Weit weg auf jeden Fall. Aberab und zu rufen die Töchter an unddas hilft ihr, die Trennung zu ertragen.Gemeinsam mit den zurückgebliebenenEhemännern kümmert sie sichum die Enkelkinder.die Menschen. Und ich will etwas zumGemeindeleben beitragen“, erklärt siemir. Hao stammt aus einem Dorf wieNui-Ô und hat in der Stadt Arbeit inJugendliche suchen ArbeitDas Schicksal der fünf jungen Frauen,die fern der Heimat arbeiten, erinnertmich an die Begegnung mit Hao. Das16-jährige Mädchen gehört zu derGruppe junger Katechetinnen und Katechetenaus verschiedenen Pfarreien,die sich einmal im Monat im Pastoralzentrumin Bac-Ninh treffen, um sichfür den Katechismusunterricht weiterzubilden.Hao ist seit einem Jahr Katechetin.„Das Wort Gottes ist gut fürweltweit 7


VIETNAM<strong>Die</strong> Ordensgemeinschaftenin<strong>Vietnam</strong> haben vielNachwuchs: JungeOrdensschwesternin Bac-Ninh.einem Betrieb gefunden, der Federballschlägerherstellt. Auf dem Landist es für die Jugendlichen schwer,ein Auskommen zu finden. WeiterführendeSchulen gibt es keine. VomReisanbau kann die Familie kaumüberleben. Deshalb suchen viele inden neu entstehenden Fabriken Arbeit.Unternehmen aus China und anderenasiatischen Ländern bauen Fabriken in<strong>Vietnam</strong> auf, da hier der Stundenlohnnoch niedriger als in China ist. Haoverdient 50 Euro im Monat, mit Überstundenauch etwas mehr. Ich frage sie,was sie mit ihrem ersten Gehalt gemachthat. „Meiner Mutter geschickt“,antwortet sie. Und was denn das erstewäre, was sie für sich persönlich kaufenwürde? Nach langem Zögern sagt sie:„Ein Foto meines Neffen drucken undrahmen lassen.“ Ihr kleiner Neffe istvor kurzem gestorben.Pläne für die ZukunftSpäter in Nürnberg wird mir BischofCosma Hoang Van Dat SJ detailliertseinen pastoralen Plan vorlegen. Nebender Restaurierung und dem Wiederaufbauvon <strong>Kirche</strong>n liegt sein Hauptaugenmerkauf der Ausbildung vonKatecheten: „Katecheten haben einelange Tradition in <strong>Vietnam</strong>. Ihnen istes zu verdanken, dass die <strong>Kirche</strong> über<strong>lebt</strong>hat. Und auch die Priester undSchwestern brauchen gute theologischeGrundlagen.“ Im sozialen Bereichhat Bischof Cosma begonnen, was mitDuldung der Regierung möglich ist.„Gemeinsam mit Schwesterngemeinschaftenunterhalten wir im Bistumvier Lepradörfer, Obdachlosenheimeund ein Zentrum für behinderte Kinderund Erwachsene.“ <strong>Die</strong> Schwesternsind auch in der Gemeindearbeit sehraktiv. Oft ist es eine kleine Gruppejunger Schwestern, die in eine abgelegenePfarrei gehen, um sie wieder aufzubauenund mit Gemeindeleben zufüllen. Nebenbei arbeiten die Schwesternfür ihren eigenen Unterhalt aufReisfeldern, da sie keinerlei Unterstützungerhalten. Trotzdem haben dieSchwesternkongregationen sehr vielNachwuchs. Und auch für das Priesterseminarund das Noviziat der Jesuitenmelden sich viele Kandidaten.Zurück in der <strong>Kirche</strong> von Nui-Ô beginntdie Messe. Als Ausländer soll ichlieber nicht mitzelebrieren. Das könnteÄrger geben, sagt mir Pater Dominic.<strong>Die</strong> kleine <strong>Kirche</strong> ist gefüllt mit Altenund Jungen, Männern und Frauen.Ich verstehe kein Wort, lasse mich abervon der feierlichen und frohen Atmosphäredes Gottesdienstes tragen. Vielemüssen draußen stehen. Glücklicherweiseregnet es heute nicht.Klaus Väthröder SJ8 weltweit


INTERVIEW„Wir sind ein religiöses Volk“Interview mit Bischof Cosma Hoang Van Dat SJKindern nach Hanoi. Aber dann hatmeine Großmutter mich und meinenkleinen Bruder wieder in ihr Dorfzurückgeholt. Dort war ich glücklichund hatte viele Freunde. Eines Tageskam meine große Schwester und sagte,dass unsere Mutter krank sei und wirmit ihr kommen sollten. Ich dachte,sie lügt und sagte, ich wolle lieber beiden Großeltern bleiben. Da hat mirmeine Schwester eine Ohrfeige verpasstund mich gezwungen, mit ihr zugehen. An dem Abend sind wir in denSüden geflohen.Vor knapp einem Jahr wurde CosmaHoang Van Dat SJ zum Bischof dernordvietnamesischen Diözese Bac-Ninh geweiht. Der 61-jährige Jesuitwar vorher viele Jahre Novizenmeister,Seelsorger für Leprakranke undSpiritual im Priesterseminar.Was ist Bac-Ninh für ein Bistum?Mehr als 90 Prozent der Bevölkerungsind Bauern. In <strong>Vietnam</strong> sind die Bauernsehr arm. Entsprechend ist auchdie Diözese Bac-Ninh sehr arm.Sie sind in Bac-Ninh geboren und1954 als Kind in den Süden geflohen.Woran erinnern Sie sich?Nun, ich war ein sechsjähriger Jungeund habe überhaupt nicht verstanden,was los war. Nach dem Tod meinesVaters zog meine Mutter mit uns fünfWas war anders in Südvietnam?Der einzige Unterschied für mich alsKind war, dass in der <strong>Kirche</strong> andersgebetet wurde. Erst viel später habeich verstanden, dass <strong>Vietnam</strong> geteiltwar und ich nicht mehr in den Nordenzurückkehren konnte, um meineGroßeltern und Freunde zu besuchen.Das war sehr schmerzhaft für mich. Ichhabe meine Großeltern sehr vermisst.Wie haben Sie den <strong>Vietnam</strong>krieger<strong>lebt</strong>?In den letzten Jahren auf der Oberschuledachte ich, ich würde selbst einKommunist werden. Zu der Zeit warein Kommunist für mich jemand, derfür die Freiheit des Landes und für dieArmen kämpft. Aber meine Mutterwarnte mich, dass ich mich dann vonmeinem Glauben entfernen würde.Dann habe ich von Massakern gelesen,die von Kommunisten verübt wurdenweltweit 9


INTERVIEWBac-NinhBac-Ninh liegt nördlichvon Ha-Noi. Dasseit 1954 kommunistischregierte Nordvietnamist auchheute noch deutlichärmer als der Südendes Landes.10 weltweitund ich merkte, dass das kein Auftragfür Christen sein kann. Und so habeich mich entschieden, lieber Jesus zufolgen als den Kommunisten. Jesus hatsich für die Armen eingesetzt. SeineNachfolger sterben lieber für andereals dass sie andere töten.In Ihrer Diözese Bac-Ninh habenChristen trotz aller Gefahrenihren Glauben weiter ge<strong>lebt</strong>.Wie erklären Sie sich das?Das vietnamesische Volk ist sehr religiös.Buddha und Jesus werden verehrt.Alles, was mit Religion zu tun hat,wird in unserer Kultur respektiert. Einweiterer Grund ist, dass es in der DiözeseBac-Ninh durch die Jahrhundertehindurch viel Verfolgung gab. DasBlut der Märtyrer hat die <strong>Kirche</strong> undden Glauben der Menschen gestärkt.Zum Beispiel war der Großvater meinesGroßvaters ein Märtyrer. Im Jahr1862 wurden an einem einzigen Tagauf Befehl des vietnamesischen Königshundert Christen getötet.Warum gibt es heute unterjungen Männern und Frauen soviele Berufungen?Ich glaube, in schwierigen Zeiten,wenn die <strong>Kirche</strong> verfolgt wird, wollendie jungen Leute das „agere contra“praktizieren, das Dagegenhalten, denWiderstand. Aber der Hauptgrund fürdie Berufungen liegt im Familienleben.Familien in <strong>Vietnam</strong> leben sehrgemeinschaftlich, sehr verbunden undsehr eng miteinander. Wenn man ineine katholische Familie geboren wird,ist es selbstverständlich, dass man inder Familie betet, gemeinsam in die<strong>Kirche</strong> geht und sich am Gemeindelebenbeteiligt. Familien in <strong>Vietnam</strong> habenviele Kinder und sind oft sehr arm.Wenn in Zukunft die Familien sichstärker dem westlichen Lebensmodellanpassen, reicher und individualistischerwerden, weiß ich nicht, was mitdem Glauben geschehen wird.Was sind Ihre Arbeitsschwerpunktein der Diözese?Neben dem Wiederaufbau von <strong>Kirche</strong>nwollen wir verstärkt Katechismusunterrichteinführen und Kinderund Jugendliche in kirchlichen Gruppenzusammenfassen. Das hat unsdie Regierung jetzt erlaubt. Leider istes der <strong>Kirche</strong> nach wie vor verboten,Schulen zu betreiben.Werden Sie in Ihrer Arbeit vomStaat behindert?Das hat mich der Papst auch gefragt,als wir vietnamesischen Bischöfe beiihm waren. Ich muss für viele Dingeum Erlaubnis fragen. Aber im Vergleichzu früher hat sich so vieles verbessert.Vor dreißig Jahren wäre ich insGefängnis gekommen, wenn aufgeflogenwäre, dass ich als Novizenmeisterjunge Jesuiten ausgebildet habe.Sie haben lange Leprakrankebegleitet. Was haben Sie dabeigelernt?Zu Anfang hatte ich Angst vor ihnen,aber dann begann ich sie zu lieben unddie Furcht verschwand. <strong>Die</strong> Leprakrankenlitten so viel. Und ich hattenichts, was ich ihnen geben konnteaußer meiner Liebe. Ich betete für sieund hörte ihnen zu. Das waren sehrwichtige Jahre in meinem Leben. Ichhabe gelernt, in Liebe mit den Armenzu arbeiten. Ich habe gelernt, dass ichselbst ein armes Leben führen kann.Interview: Judith Behnen


INTERVIEWEine neue <strong>Kirche</strong> für Nui-ÔUnsere Spendenbitte für <strong>Vietnam</strong>Liebe Leserin, lieber Leser!Es ist schon eine verrückte Welt: Bei uns stehen <strong>Kirche</strong>n leer und es wird darübernachgedacht, sie anderweitig zu nutzen. In <strong>Vietnam</strong> platzen die baufälligenGotteshäuser aus allen Nähten und Bänke werden vor die Tür gestellt, damitmehr Gläubige einen Sitzplatz finden. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> in dem nordvietnamesischenDorf Nui-Ô droht bald einzustürzen. <strong>Die</strong> Gemeinde braucht eine neue <strong>Kirche</strong>:Jedes der 1.357 Gemeindemitglieder hat schon umgerechnet 7 Euro für denNeubau beigetragen. Nui-Ô ist ein armes Dorf und das Pro-Kopf-Einkommender Reisbauern liegt bei 42 Euro im Jahr. Zwei Monatseinkommen hat also jedergegeben und alle werden in der Bauphase ihre Arbeitskraft einbringen undvieles selber machen. Pater Dominic, der Pfarrer in Nui-Ô, Bischof Cosma undalle alten und jungen Gemeindemitglieder bitten uns um Mithilfe: Es fehlennoch 70.000 Euro. Ob 7 Euro, 70 Euro oder 700 Euro: Jeder Beitrag von Ihnenzählt! Helfen wir mit, dass eine Gemeinde, in der das Feuer des Glaubens so hellleuchtet, ein stabiles Gotteshaus erhält!Klaus Väthröder SJ, Missionsprokurator<strong>Jesuitenmission</strong>Spendenkonto5 115 582Liga Bank,BLZ 750 903 00Stichwort:3193 <strong>Vietnam</strong>weltweit 11


UGANDA„Ich war wie ein wildes Tier“Ein Kindersoldat erzählt seine GeschichteDer Jesuitenflüchtlingsdienst (JRS) betreut in Uganda ehemalige Kindersoldaten.Einer von ihnen erzählt uns - anonym - von seinen Erfahrungen unddem Kampf, wieder Mensch zu werden.Ein ehemaligerKindersoldat, dervom Jesuitenflüchtlingsdienstin Kitgumbegleitet wird.Ein besseres Leben ist nicht etwas,was ich einfach möchte.Es ist etwas, um das ich ringe.Ich wünschte, ich hätte eine einfacheAntwort auf alles, was ich bisher inmeinem Leben durchgemacht habe,aber so ist es nicht. Und ich misstraueallen, die behaupten, sie hätten eineAntwort. <strong>Die</strong>ser innere Kampf zerrtmich oft an meine Grenzen. Aber ichmuss lernen, damit umzugehen undmein Leben wieder zu leben. DasWichtigste ist, dass ich wieder dieMöglichkeit habe, selbst zu entscheiden,wie ich den Rest meines Lebensleben möchte.Der Alptraum beginntEs war eine herrliche Nacht in derJahresmitte 2002. Eine Brise rauschtein den Bäumen. Es war schwer zuglauben, dass in dieser Nacht ein Alptraumpassieren würde und das letzte,was ich erwartete, war entführt zuwerden. Während ich in meiner Hüttein unserem Heimatdorf Kilime imKitgum Distrikt schlief, haben micherbarmungslose Rebellen der LRAausgeguckt und mitgenommen. Ichwar 16 Jahre alt und ging in Pajimo indie Schule. Ich wurde brutal zusammengeschlagenund mit zwei anderenEntführten an ein Seil gefesselt. Wirwurden gezwungen, weite Streckenvon einem Dorf zum nächsten zulaufen und schwere Lasten zu tragen,bis wir Latanya im Gulu Distrikt erreichten.Was mich schockte, warendie brutalen Morde, die furchtbarenFolterungen, die Plünderungen unddas Verbrennen ganzer Dörfer. Alldas war Teil der bizarren Kampfstrategieder LRA. Sie terrorisierten ganzeLandstriche und hinterließen Spurender Zerstörung als ihr Markenzeichen.Mit einfachen Stöcken, Machetenund Äxten richteten sie grausameBlutbäder an. Einige Gefangene wurdenvor aller Augen getötet, um denanderen Angst einzujagen, ihnen jedenFluchtgedanken auszutreiben und12 weltweit


UGANDAsie gefügig zu machen, wenn sie selbstmorden sollten.Ein grausames AufnahmeritualIn Latanya begegnete ich einem derLRA-Kommandanten, die auf derFahndungsliste des InternationalenStrafgerichtshofs stehen. Er war dafürverantwortlich, alle neu Entführten indie verschiedenen Ränge und Aufgabender LRA einzuweisen. Unter seinemKommando musste ich mit denanderen Entführten das Aufnahmeritualdurchlaufen, das brutale Schlägeund Folterungen beinhaltete, um unserenMut unter Beweis zu stellen unduns als kampfbereite Soldaten auszuweisen.Der nächste Schritt unsererEinweisung war die Ausbildung imGuerrilla-Krieg und die Einführungin den Waffengebrauch.Gehorchen, um zu überlebenWährend der Gefangenschaft war esmeine Aufgabe, an den Plünderungenund Zerstörungen der Dörfer teilzunehmen.Wir haben den DorfbewohnernManiok, Hirse, Kartoffeln, Hühner,Ziegen und Rinder gestohlen. Wirernährten uns von den geplündertenFeldern und von wilden Früchten. Esgab nie genug zu essen und oft warich über lange Zeiten hinweg hungrig.Das Leben im Busch war vollerGewalt und ich habe viele Gräueltaten,Verbrechen, Entführungen undbewaffnete Auseinandersetzungen mitder Ugandischen Armee (UPDF) er<strong>lebt</strong>.Junge Männer wurden gewaltsamvon der LRA rekrutiert, junge Mädchenund Frauen den Top-Kommandantenals Ehefrauen und Mätressenübergeben. Jede Gegenwehr führte zusofortiger Tötung. In Gulu musste ichauch selbst alle Arten von Gräueltatenverüben. <strong>Die</strong> Anweisung war klar: Gehorcheden Befehlen und du bleibstam Leben oder verweigere dich unddu wirst umkommen.Ausbruch aus der HölleZwei Jahre vergingen auf diese Weise.Es war nicht nur schmerzhaft fürmich, sondern sehr schwierig und unerträglich.Ich schlief, aß und wanderteherum wie ein wildes Tier. Da ichschon zwei Jahre dabei war, fürchtetendie Kommandanten nicht mehr sosehr, dass ich fliehen würde und ichgewann das Vertrauen von einigen.Das hatte den Vorteil, dass ich hinund wieder allein das Lager verlassenkonnte, um beispielsweise Wasser zuholen oder zu baden. <strong>Die</strong> Gelegenheitmeines Lebens, dieser Hölle zu entkommen,ergab sich 2005. Ich und einZeichnung einesehemaligen Kindersoldaten:Manchmalfällt es den Jugendlichenleichter, ihreErfahrungen zu malenanstatt über sie zusprechen.weltweit 13


UGANDAFoto links: Den ehemaligenKindersoldatenfällt die Rückkehrund Integration inihre Dorfgemeinschaftoft schwer.Foto rechts: <strong>Die</strong> Ausbildungzum Schreinerist für ehemaligeKindersoldaten dasFundament einesneuen Lebens.anderer Entführter wurden zu einemBrunnen geschickt, um Wasser zuholen. Kaum waren wir außer Sichtweite,warfen wir die Wassereimer wegund verschwanden in den Busch. Wirliefen eine lange Strecke und stießendann auf eine Armee-Einheit, die unsin ein Zentrum für ehemalige Kindersoldatennach Gulu schickte. Nach einigenMonaten konnte ich zu meinerFamilie zurückkehren. Das war nichteinfach. Ich <strong>lebt</strong>e wie ein Flüchtling ineinem überfüllten Lager, mir fehltenjegliche Mittel, um meinen Lebensunterhaltzu bestreiten, ich hatte Angstvor der Zukunft und Alpträume plagtenmich.Wieder auf die Füße kommenIm Jahr 2008 wurde ich von meinerDorfgemeinschaft ausgewählt, um aneinem Ausbildungsprogramm des Jesuitenflüchtlingsdienstesfür ehemaligeKindersoldaten teilzunehmen. Ichentschloss mich, die Ausbildung zumSchreiner und Zimmermann zu machen.Das war eine große Herausforderungfür mich, weil ich so lange inkeiner Schule mehr gewesen war. Es fielmir sehr schwer, dem formalen Unterrichtzu folgen, Lesen und Schreibenzu bewältigen und mich den Regelnund Vorschriften anzupassen. Aberich hielt durch und ich begann, wiederdas zurückzugewinnen, was ich alsMensch verloren hatte: Würde, Selbstachtungund Widerstandsfähigkeit.Ich habe das Gefühl, dass ich wiederauf die Füße gekommen bin und meinPlan ist, hart zu arbeiten, um nach allden schrecklichen Erlebnissen ein besseresLeben zu haben.Aufgezeichnet von Godfrey Ogena,JRS Kitgum/Uganda14 weltweit


Kindersoldaten in NordugandaUGANDAÜber 20 Jahre lang war der Norden Ugandas Schauplatz eines der brutalstenKonflikte Afrikas. Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden desLandes wurden lange Zeit geschürt, erst von den britischen Kolonialherrenund nach der Unabhängigkeit 1962 von Diktatoren wie Idi Amin.Als der heutige Präsident YoweriMuseveni 1986 als Chef einer Rebellenarmeedie Macht erlangte, wardas der Auslöser für das Entstehender „Widerstandsarmee des Herrn“(Lord’s Resistance Army, LRA). <strong>Die</strong>Bewegung von Joseph Kony wollteMusevenis Regime durch einen Staatersetzen, der auf den zehn Gebotengründet. Traurige Berühmtheit hat dieLRA durch die Terrorisierung der Bevölkerungerlangt. Geschätzte 20.000entführte Kinder bilden den Kern vonKonys Armee – die Jungen werdenals Soldaten gedrillt, die Mädchen alsSexsklavinnen missbraucht. Zu denAufnahmeritualen gehört nicht seltendas Misshandeln und Töten von Familienmitgliedernsowie Formen desKannibalismus.1,7 Millionen Menschen – mehr als90 Prozent der Bevölkerung Nordugandas– wurden durch die Angriffeder LRA vertrieben und in überfüllteRegierungslager gedrängt. Lange Zeiterhielt die LRA Unterstützung von dernordsudanesischen Regierung, die dieugandischen Rebellen als Stellvertreterin ihrem eigenen Krieg gegen denSüdsudan benutzte. Seitdem 2006Friedensverhandlungen zwischen derLRA und der ugandischen Regierungbegonnen haben, ist die Situation relativstabil und die Flüchtlinge kehrenzurück.Seit 2006 hilft der JRS in Kitgumehemaligen Kindersoldaten undder betroffenen Bevölkerung durchpsycho-soziale Begleitung und Ausbildungsprojekte.„<strong>Die</strong> ganze Bevölkerungist traumatisiert, aber amschwersten sind die entführten Kinderund Jugendlichen betroffen, die zumTöten gezwungen wurden“, sagt JRS-Mitarbeiter Godfrey Ogena. „Vieleerfahren Ablehnung seitens ihrer Gemeinschaftund Familie. Einige ziehensich zurück, andere werden aggressivund suchen Ablenkung in Drogen undAlkohol.“ Der JRS hilft ihnen, mit ihrenTraumata umgehen zu lernen undein neues Leben aufzubauen.Angelika Mendes, JRS OstafrikaEine Gruppe ehemaligerKindersoldaten,die der JesuitenflüchtlingsdienstinKitgum begleitet undausbildet.weltweit 15


VORSTELLUNGWillkommen im Team!<strong>Die</strong> <strong>Jesuitenmission</strong> begrüßt Jörg Alt SJAb Oktober 2009 wird Jörg Alt als stellvertretender Missionsprokurator in der<strong>Jesuitenmission</strong> vor allem für die Arbeitsbereiche Advocacy und Networkingverantwortlich sein. Der 47-jährige Jesuit und Migrationssoziologe ist kürzlichaus Belize zurückgekehrt.Jörg Alt SJ auf einemEsel bei der Palmsonntagsprozessionseiner Landpfarreiin Belize.Zwei Jahre ist es nun her, dassich mich aus Belize bei Ihnen,liebe Leserinnen und Leser,als „Missionar in Gummistiefeln“gemeldet habe. Und eigentlich hätteich nichts dagegen gehabt, wenn manmich dort vergessen hätte. <strong>Die</strong> Zeit indiesem abgelegenen Eckchen der Weltwar die schönste meines Lebens: VielBewegung, entspannte Leute, ein boomendesJugendapostolat. Eine eherungewohnte Erfahrung war zudem dieFreude über mein Kommen: Wenn ichhier als „Lobbyist“ für Anti-Personenminen,Asylbewerber oder gar ‹Illegale›an irgendwelche Türen klopfte, rolltenviele genervt mit den Augen. Und oftschwitzte ich Wasser und Blut bei demVersuch, in den wenigen Minuten,die mir Politiker und andere wichtigeMenschen von ihrer kostbaren Zeitopferten, meine Anliegen auch wirklichzu vermitteln. In der Jugendarbeitbei den Mayas war vor allem wichtig,dass ich immer mal wieder neue Spieleund Lieder mitbrachte.Übergabe in gute HändeAber leider: Da von vornherein klarwar, dass meine Zeit in Belize begrenztsein würde, bestand wenig Raumzum Träumen. Der Abschied fiel mirein wenig leichter, weil wir dank IhrerSpenden auf meinen Artikel imweltweit-Herbstheft 2007 so viel Geldzusammenbekommen haben, dass ichzeitig mit dem jungen Q'eqchi MayaEstevan einen sehr guten Nachfolgerfür die Jugendarbeit ausbilden und seineStelle für die nächsten Jahre finanziellabsichern konnte.Ein neues Buch im GepäckTrotz der erfüllenden Pfarreiarbeit ließsich jedoch auch in Belize meine wissenschaftlicheNeigung als Migrationssoziologenicht so ganz unterdrücken:Eine Reihe von Familien in unsererPfarrei hatte Angehörige, die sich illegalin den USA aufhielten. Nur mitden Überweisungen aus dem Ausland16 weltweit


VORSTELLUNGkonnten viele das Schulgeld für dieKinder aufbringen, ein festes Hausbauen oder Tiere für die Zucht kaufen.Und so konnte ich es nicht lassen,mir Notizen über alles Möglichezu machen. Besonders interessant warfür mich, dass ich erstmals in meinemLeben Erfahrungen an beiden Endender Migrationskette sammeln konnte:Zum einen bei den Familien im Herkunftsland,zum zweiten mit den ‚Illegalen‘selbst, die ich in Los Angelesbesuchte. Aus all diesem ist ein dickesBuch geworden: Unter dem Titel„Globalisierung – illegale Migration –Armutsbekämpfung“ wird es im Novembererscheinen.Advocacy und NetworkingEs freut mich, dass ich ab Oktober2009 eine neue Aufgabe in der <strong>Jesuitenmission</strong>in Nürnberg habe, in derich sowohl meine Erfahrungen ausBelize sinnvoll einbringen kann wieauch meine Fähigkeiten, die ich in 16Jahren Arbeit für den Jesuitenflüchtlingsdienstin Deutschland erworbenhabe. Denn als stellvertretender Missionsprokuratorwerde ich nicht nur indie Projektbetreuung mit einsteigen,sondern vor allem für die BereicheAdvocacy und Networking verantwortlichsein. Was für Auswirkungenhaben weltweite Globalisierungsprozesseauf Entwicklungsländer und legalewie illegale Migrationsbewegungen?Welche Finanzierungsmodelle füreine nachhaltige Entwicklungspolitikgibt es? Zumindest mit 50% meinerArbeitszeit darf ich mich künftig mitdiesen und ähnlichen Fragen beschäftigen.Mit den zweiten 50% werde ichStudentenpfarrer in Nürnberg.Ungewollt illegalNoch eine Anekdote zum Schluss: InBelize <strong>lebt</strong>e und arbeitete ich ein Jahrlang selbst als ‹Illegaler›. Einen Tag vormeiner Abreise schaute ich in meinenPass und stellte fest, dass meine Aufenthaltserlaubnisfür Belize schon seitneun Monaten abgelaufen war! EinRiesenschock! Ich ging ins örtlicheEinwanderungsamt und erklärte denBeamten meine Situation. BrüllendesGelächter: „Oh, Pater, dann müssenwir Sie festnehmen und bei uns behalten!”Und nach wenigen Stundenerhielt ich kostenlos ein wunderschönes„Nachtragsvisum“ und die bestenWünsche für meine Heimreise. Ichwar sprachlos, weiß ich doch, was mirals ‚Illegalem‘ in Deutschland geblühthätte. Und wieder dachte ich, wie sooft während meiner Zeit dort: Etwasmehr von dieser Unkonventionalitätwürde mir und uns in Deutschlandsehr gut anstehen…Jörg Alt SJAbschied von derKinder- und Jugendarbeitin Belize. Jetztwarten neue Aufgabenin der <strong>Jesuitenmission</strong>auf Jörg Alt.weltweit 17


Unser tägliches WasserWeit ist der Weg, den die Frauen gehnüber das braune, dürstende Landvom Brunnen bis zu ihrem Dorf.Schwer,sehr schwer sind die Krüge am Tragholz,die sich so leicht im Takt der Schritte wiegen,als lüden sie geheimnisvoll zum Tanz.Alle, die Tag für Tag zu fernen Brunnen gehen,sie wissen wohl und spüren es in ihren Gliedern,wie unverzichtbar ihre Mühe istfür Mensch und Vieh und Halm und Erde.Und ihnen fällt die Bitte leicht:Unser tägliches Wasser, Herr, gib uns heute!<strong>Die</strong> aber aus dem Vollen schöpfen,vergessen allzu leicht,dass jeder Tropfen dieser KöstlichkeitGeschenk des Himmels ist.Joe Übelmesser SJ18 weltweit


INDONESIENIdeenschmiede fürjunge LeuteInnovationsmanagement in IndonesienSeit genau 150 Jahren gibt es Jesuiten in Indonesien. So wie damals brechensie auch heute noch in neue Gebiete auf: Das von einem indonesischen Jesuitengeleitete Technologie-Zentrum ATMI hat ein Konzept für Innovationsmanagemententwickelt. Es heißt: I-CELL. Wie Innovations-Zelle. Und bautvor allem auf die kreative Kraft junger Menschen.P. Benedikt TriatmokoSJ ist der Direktordes Technologie-Zentrums ATMIin Indonesien, dasI-CELL als Pilotprojektgestartet hat.Gute Geschäfte bauen auf Innovationen.Und Innovationenleben von guten Ideen.Eine einfache Weisheit. Doch wiekommt man an die Ideen, wer entwickeltsie, wie prüft man ihre Tauglichkeit?Auch dafür braucht es einegute Idee, eine wie I-CELL. BenediktTriatmoko, indonesischer Jesuit undDirektor des Technologie-ZentrumsATMI (Akademi Technik Mesi Industrie)erklärt die Idee von I-CELL:„Der Schlüssel zum Aufbau einer starkenWirtschaft sind junge Menschenmit neuen zündenden Ideen. Wir gebenihnen den Raum, um in interdisziplinärenTeams ihre unverbrauchteKreativität zu entfalten.“Eine Chance für StudierendeFür Pater Triatmoko steht dabei ein Gedankeganz wesentlich im Mittelpunkt:Teamwork. „Neue Technologien sindnur der Startpunkt, zuvor braucht eseffektive Teamarbeit verschiedenerDisziplinen, um Probleme oder Marktnischenzu identifizieren und neue Lösungsansätzevom Konzept bis hin zurUmsetzung zu entwickeln.“ NachdemPater Triatmoko die deutsche Gesellschaftfür technische Zusammenarbeit(GTZ) und auch die Regierung vonJava für die Finanzierung seiner Idee gewonnenhatte, konnte I-CELL als Pilotprojektstarten. Studierende und jungeAbsolventen verschiedenster Fachrichtungenaus ganz Indonesien konntensich für die Teilnahme bewerben. KristiantoNugroho, einer der Bewerbererzählt: „Ich studiere in YogyakartaInternationale Betriebswirtschaftslehre.Ich habe mich riesig gefreut, als ich zumBewerbungsgespräch für I-CELL eingeladenwurde. Ich erzählte von meinemTraum, dass mein Motorrad eines Tagesmit nichts anderem läuft als mit Wasser.Nun, so weit sind wir noch nicht,aber mein anderer Traum – ein Startup-Unternehmenzu gründen, das sichmit Bio-Treibstoffen befasst – wird jetztdurch I-CELL Wirklichkeit.“Drei Teams – drei AufgabenKristianto ist einer der 15 jungen Männerund Frauen, die aus einer Vielzahlvon Bewerbungen ausgewählt wurden,um in drei Teams folgende Problemstellungenzu bearbeiten: Das Team,20 weltweit


INDONESIENzu dem Kristianto gehört, entwickelteneue Methoden, um aus der lokal angebautenund sehr ölhaltigen Jatropha-Nuss Bio-Treibstoff für die Landwirtschaftzu gewinnen. Jatropha-Nüssesind sehr anspruchslos und wachsenselbst auf kargen Böden, so dass dieGewinnung von Bio-Treibstoff neueEinkommensmöglichkeiten für armeBauern sein könnte.Ein zweites Team beschäftigte sichmit Seegras. Aus Seegras lässt sich Carageenherstellen, das in der Lebensmittel-und Kosmetikindustrie alsGelier- und Verdickungsmittel eingesetztwird. Um den Fischern an derOst küste von Java ein höheres Einkommenzu ermöglichen, nahm dasTeam die lokale Herstellung und Vermarktungvon Carageen in Angriff.Das dritte Team untersuchte am Beispielder Textilindustrie der indonesischenStadt Solo Möglichkeiten, die alsAbfall anfallende giftige Kohleschlackegewinnbringend und umweltgerechtzu verwerten. „In Zentral-Java gibtes keine Entsorgungs- oder Umweltindustriefür Kohle, obwohl es sehrviel Industrie gibt, die Kohle als Kraftstoffverwendet. Deshalb ist es für unseine große Chance, in dem Bereichetwas aufzubauen“, erklärt das Team-Mitglied Maya Kusumaningtyas, einejunge, frisch diplomierte Wirtschaftswissenschaftlerin.Ein kreativer MixJedes der drei Teams ist bunt gemischt.Wirtschaftswissenschaften, Chemie,Maschinenbau, Marketing – verschiedeneFachrichtungen, Kulturen, Religionenund Persönlichkeiten sind vertreten.<strong>Die</strong> Vielfalt soll den kreativenAustausch fördern. Doch zuvor müssensich alle auch mit den ihnen fachfremdenAspekten des Problems befassen.Alfonsus Tefa, als Mechatronikerim Bio-Treibstoff-Team, fasst seineErfahrungen zusammen: „Zu Beginnkonnte ich kaum folgen, als uns unserTrainer irgendwelche kompliziertenchemischen Reaktionen erklärenwollte. Genauso ging es den anderenTeam-Mitgliedern, ausgenommen natürlichunserem Chemie-Talent. Abernach einer Weile haben wir uns besserkennengelernt. Jeder bringt etwas ausseiner Fachrichtung ein, wir sehen denanderen Hintergrund, die andere Artdes Denkens, das andere Paradigma –das ist einfach wunderbar!“Zupackender IdealismusVier Monate haben die drei Gruppenauf dem Gelände von ATMI zusammengewohnt, oft bis spät in die<strong>Die</strong> fünfzehn jungenMitglieder der dreiI-CELL-Teams mitihren Projektleitern.weltweit 21


INDONESIENTeamwork undKreativität stehen imZentrum der viermonatigenI-CELL-Erfahrung.Nacht an ihren Fragestellungen undProjekten gearbeitet, sind zu eingeschworenenTeams gewachsen undhaben auch viel Spaß miteinandergehabt. „I-CELL ist eine aufregendeArt zu lernen“, findet ChemikerNoto Raharjo, „wir denken uns selbstund sind wir selbst.“ Pater Triatmokogeht es auch um Persönlichkeitsbildungmit I-CELL. Bewusst hat erAufgabenstellungen ausgewählt, dieals Komponenten wissenschaftlicheAnalyse, unternehmerisches Denkenund Orientierung am Gemeinwohlenthalten. Alle fünfzehn Teilnehmerinnenund Teilnehmer habengenaue Vorstellungen, was sie in ihrerZukunft erreichen möchten: „Ichträume davon, als Forscherin Medikamentegegen Krebs zu entwickeln,HIV/Aids zu bekämpfen, epidemischeKrankheiten zu untersuchen“,sagt die junge Chemikerin Eni. Undder Ingenieur Haryo Prakosa meint:„Ich habe das Abfall-Verwertungsprojektwegen der Menschheit gewählt.Ich möchte dazu beitragen, unserenPlaneten Erde zu retten.“Tragfähige NetzeEin weiterer Aspekt des Innovationsmanagementsist die Vernetzung derzukünftigen Jungunternehmer miterfahrenen Experten. I-CELL mobilisiertdie Geschäftswelt für neue Ideen:Industrie und Investoren, Politikund Universitätsprofessoren, alle sindpotenzielle Ansprechpartner. „UnserTeam hatte ein Treffen mit derkommunalen Regierung organisiert“,erzählt die WirtschaftsingenieurinShelawati Wahono. „Sie sollte unshelfen, Industrieunternehmen zu kontaktieren,die Probleme mit der Entsorgungvon Kohleabfällen haben. AmVortag des Termins erhielten wir einenAnruf: Das Treffen war vorverlegt wordenund wir sollten schon in wenigenStunden zum Bürgermeister kommen.Wir waren alle total schockiert undbereiteten schnell eine Präsentationvor. Das Peinliche war, dass ich ausgerechnetan diesem Tag schlecht gekleidetwar. Dafür habe ich mich sehrgeschämt. Denn ich war diejenige, diepräsentieren sollte. Aber natürlich warich auch stolz auf mich. <strong>Die</strong>ses Erlebniswar für uns alle eine Warnung,immer gut vorbereitet zu sein und füralle Fälle auch einen Anzug oder einKostüm im Büro hängen zu haben.“Visionen für eine bessere WeltAlle Teams haben mittlerweile die erstenfünf Phasen von I-CELL bewältigt:von Teambuilding über Problem-22 weltweit


INDONESIENPater Triatmokozeigt Pater Väthrödereinen mit Jatropha-Ölbetriebenen Generator,der als Teil einerSolar-Hybrid-Anlagezur Stromerzeugungdient.analyse und kreatives Brainstormingbis hin zu Ideenauswahl und Projektentwicklung.Nach vier Monaten harterArbeit kommt jetzt die letzte Stufeund der Höhepunkt: Vor über 200Sponsoren und Investoren präsentierendie drei Teams ihre ausgearbeitetenProjekte. Nun entscheidet sich,welche Gründungsidee tatsächlichumgesetzt wird. Pater Triatmoko istsehr zufrieden mit den Ergebnissen:„Wir haben Ideen entwickelt, die fürgute Geschäfte taugen, und wir habenjunge Menschen qualifiziert, dieseIdeen auf den Weg zu bringen. So entstehtZukunft.“ <strong>Die</strong> nächste I-CELL-Runde hat er längst geplant. Aberdas Feuer im Herzen des innovativenindonesischen Jesuiten brennt weiter:„I-CELL ist multiplizierbar auf andereRegionen und andere Probleme. MeinTraum ist es, dass junge Leute in allerWelt entwicklungspolitische Fragenvon Armut und Ungerechtigkeitmit unserem Innovations-Knowhowangehen.“ Dafür braucht es Institutionen,die Geld und Zuversicht investierenwollen. Und es braucht etwas,das überall auf der Welt zu finden ist:junge, mutige, kreative Menschen.Andrea Zwicknagl/Judith BehnenJesuiten in Indonesien1859 – vor genau 150 Jahren – kamen mit den beiden HolländernP. Martin van den Elzen SJ und P. John Baptist PallinckxSJ die ersten Jesuiten nach Indonesien. Heute üben348 Jesuiten ihr pastorales, spirituelles, soziales, pädagogischesund intellektuelles Apostolat in den acht indonesischenBistümern in Sumatra, Java und Papua aus. 21 indonesischeJesuiten arbeiten als Missionare in Osttimor, Sri Lanka, Pakistan,Burma und anderen Ländern.weltweit 23


OSTTIMORTerror statt UnabhängigkeitErinnerungen an die Opfer in OsttimorSchwarzer September1999: Mahnmalfür die Opfer desMassakers in Osttimor,bei dem auchP. Tarcisius Dewanto SJumgebracht wurde.Foto rechts:Eine aus alten Eisenteilengebaute <strong>Kirche</strong>nglockeruft dasDorf zum Gottesdienstund Friedensgebetzusammen.Vor zehn Jahren wurden in Osttimortausende Menschen ermordet – unterihnen die beiden Jesuiten P. TarcisiusDewanto und P. Karl Albrecht. Ansie erinnert Mark Raper SJ, damalsInternationaler Direktor des Jesuitenflüchtlingsdienstes(JRS) und heuteKoordinator der JesuitenregionenOst asien und Ozeanien.Auf der 150-Jahr-Feier der indonesischenJesuitenprovinzim Juli kam ich mit der Muttervon P. Tarcisius Dewanto SJ ins Gespräch.Der indonesische Jesuit wurdeim Juli 1999 im Alter von 34 Jahrenzum Priester geweiht und unmittelbardarauf nach Osttimor geschickt.Er war einer von den 200 Katholiken,darunter drei Priester, die am 6. September1999 bei einem Massaker inder Pfarrkirche von Suai umgebrachtwurden.Trost durch muslimischeNachbarnSeine Mutter Ibu Dewanto sagte mir,sie sei noch nicht stark genug, um zurGedenkfeier anlässlich des zehnten Todestagesihres ermordeten Sohnes nachOsttimor zu reisen, aber allein bleibenmüsse sie nicht. Neben befreundetenOrdensschwestern und Jesuitenkommen auch die Nachbarn von IbuDewanto sie häufig besuchen, um mitihr zu beten - Christen und Muslime.<strong>Die</strong> Muslime haben eine besondereVerehrung für Märtyrer, erklärte siemir, und ihre Besuche seien ein besondererTrost für sie. „Sie möchtenimmer etwas von den Sachen meinesSohnes berühren, ein Hemd oder einKleidungsstück. Sie glauben, dass einMärtyrer ganz nahe bei Gott ist. IhreVerehrung und ihre Freundlichkeithelfen mir sehr.“Im Einsatz für FlüchtlingePater Dewanto war nicht der einzigeJesuit, der sein Leben für dieMenschen jener Zeit in Osttimoropferte. Nur wenige Tage nach demSuai-Massaker wurde am 11. September1999 der deutsche Jesuit P. KarlAlbrecht in der Hauptstadt Dili erschossen.Er war 1959 nach Indonesienund Anfang der neunziger Jahrenach Osttimor gekommen und leitetedort den Jesuitenflüchtlingsdienst.Ein paar Tage vor seinem Tod hattenmein Mitbruder Steve Curtin und ichKarl Albrecht von Nepal aus angerufen,wo wir die Lager der Flüchtlingeaus Bhutan besuchten. Wir warendie ersten, die Karl über den Tod vonPater Dewanto informierten. Wirkannten einander seit 25 Jahren undwaren gute Freunde. Karl war stolzauf Indonesien, er hatte einen indonesischenNamen – Karim Arbie – unddie indonesische Staatsbürgerschaftangenommen. Nach Osttimor war erin der Überzeugung gegangen, dassIndonesien der Bevölkerung helfen24 weltweit


OSTTIMORkönnte. Aber 1991 wurde er Zeuge desMassakers von Santa Cruz, bei dem dasindonesische Militär Hunderte friedlicherDemonstranten tötete. Seitdemwar er ein glühender Verteidiger derRechte des timoresischen Volkes.Terror nach dem ReferendumPater Karl und Pater Dewanto warennur zwei von tausenden Opferndes Terrors, der Osttimor nach demVotum der Bevölkerung für die UnabhängigkeitOsttimors am 30. August1999 erfasste. Eine Unzahl vonMenschen starb durch die Hände desindonesischen Militärs und der mitihm verbündeten örtlichen Milizen,die gegen die Unabhängigkeit waren.Weitere Hunderttausende flohen oderwurden vertrieben. Zwei Tage nach derVolksabstimmung schrieb Pater Karl ineinem Fax: „Ich fuhr durch ein Dorf,das ganz in Flammen stand. <strong>Die</strong> Hüttender Dorfbewohner brannten wielodernde Fackeln. Kaum eine Meileweiter traf ich auf eine Milizbande. Sietrieben die mit Bündeln und Bettzeugschwer beladenen Dorfbewohner vorsich her. Es war mir wie ein Schlag inden Magen, als ich diese unglücklichenMenschen sah, heimatlos, auf derFlucht ins Nirgendwo.“Heute liegen Pater Karl und Pater Dewantonebeneinander in dem kleinenGarten des Jesuitenhauses in Dili begraben.Ihr fortwährendes schweigendesZeugnis ist eine ständige Ermutigungfür die Gemeinschaft der Jesuiten, den<strong>Die</strong>nst fortzusetzen, für den ihre beidenBrüder ihr Leben gegeben haben.Mark Raper SJOsttimor<strong>Die</strong> ehemalige portugiesische Kolonie wurde 1975 vonIndonesien annektiert. Nach einem Referendum im Jahre1999, das zu Gunsten der Unabhängigkeit ausging, kames zu Gewaltexzessen. <strong>Die</strong> Vereinten Nationen schicktenunter australischer Führung eine Friedenstruppe nachOsttimor, das 2002 endgültig unabhängig wurde. ImMai 2006 trieben Misswirtschaft und ethnisch motivierteSpannungen das Land in bürgerkriegsähnliche Zustände,erneut flohen etwa 150.000 Menschen. Mittlerweile sind95% von ihnen heimgekehrt, die Lage in Osttimor ist jedochunter einer friedlich erscheinenden Oberfläche nachwie vor sehr fragil.weltweit 25


EL SALVADORIm Garten, wo dieermordeten Jesuitengefunden wurden,steht heute ein mitRosen umwachsenerGedenkstein.Märtyrer für Glaube undGerechtigkeitErinnerung an die ermordeten Jesuiten in El SalvadorMenschen, die für Glaube und Gerechtigkeit <strong>lebt</strong>en und diesen Einsatz mitdem Tode bezahlten, verdienen Erinnerung und Würdigung. Vor 20 Jahrenwurden fünf Jesuiten, ihre Haushälterin und deren Tochter in El Salvadorerschossen. Martin Maier SJ hat die Geschehnisse damals hautnah miter<strong>lebt</strong>.Elba Ramos war eine typischeSalvadorianerin: braune Hautfarbe,dunkle Augen, schwarzeHaare - und sie konnte vor allemherzhaft lachen. So hatte ich sie 1989in den ersten Monaten meines Aufenthaltsin El Salvador als Köchinmeiner Kommunität kennengelernt.Am Nachmittag des 15. November saßenwir bei einem Kaffee, zusammenmit ihrer 15-jährigen Tochter Celina.Seit fünf Tagen hatte sich der Bürgerkriegin schrecklicher Weise verschärft.Nun wurde auch in den Straßen derHauptstadt San Salvador zwischenArmee und Guerilla gekämpft. Umunser Haus zogen immer mehr Soldatenauf. Wir rieten Elba und Celina,bei uns zu übernachten. DochElba wollte ihren Mann Obdulionicht alleine lassen. So gingen sie diezehn Minuten zu Fuß in die ZentralamerikanischeUniversität, wo Obdulioals Gärtner arbeitete und dieFamilie ein kleines Häuschen hatte.Elba und Celina suchten in dieser26 weltweit


EL SALVADORNacht Zuflucht im Wohngebäude derJesuiten innerhalb der Universität.Dort wähnten sie sich sicherer.<strong>Die</strong> Mörder kamen inder NachtNach Mitternacht wurden sie voneinem Spezialkommando der salvadorianischenArmee aus dem Schlafgerissen. Von höchster Stelle hattendie Soldaten den Befehl erhalten, dieJesuitenpatres umzubringen. <strong>Die</strong>semussten sich im Garten mit dem Gesichtnach unten ins Gras legen. Dannwurden sie mit Maschinengewehrenaus nächster Nähe bis zur Unkenntlichkeitverstümmelt. Neben IgnacioEllacuría SJ, dem Rektor der Universität,waren es Segundo Montes SJ,Ignacio Martín-Baró SJ, Amando LópezSJ, Juan Ramón Moreno SJ undJoaquín López y López SJ. Auch Elbaund Celina wurden erschossen, weilden Soldaten befohlen worden war,keine Zeugen übrigzulassen.Der Kampf für Gerechtigkeitund ihr PreisWarum wurden die sechs Jesuiten mitden beiden Frauen umgebracht? <strong>Die</strong>kürzeste Antwort darauf ist auf derGrabplatte in der Universitätskapellezu lesen. Hier wird der wichtigsteAuftrag des Jesuitenordens in unsererheutigen Zeit beschrieben, wie ihn dieGeneralkongregation von 1974/75formuliert hat: „Was heißt heute Jesuit,Gefährte Jesu sein? Sich unter demKreuz im entscheidenden Kampf unsererZeit einzusetzen: im Kampf fürden Glauben, der den Kampf für dieGerechtigkeit mit einschließt.“ Mitdieser Grundentscheidung antwortetendie Jesuiten auf die weltweite Ungerechtigkeitals drängendster Herausforderungunserer Zeit. Prophetischhatte die Ordensversammlung aberauch vorausgesagt: „Wir werden nichtfür die Gerechtigkeit arbeiten, ohneeinen Preis dafür zu bezahlen.“ <strong>Die</strong>serSatz ist ebenfalls in die Grabplatte eingraviert.Wissenschaft im <strong>Die</strong>nstder ArmenIgnacio Ellacuría hatte es sich zur Lebensaufgabegemacht, als Philosoph,Theologe und Rektor der Universitätder Jesuiten für Glaube und Gerechtigkeiteinzutreten. Er war zur Überzeugunggekommen, dass inmitten deszum Himmel schreienden Elends derMehrheit der salvadorianischen Bevölkerungnicht Wissenschaft um derWissenschaft willen betrieben werdenkonnte. <strong>Die</strong> ZentralamerikanischeUniversität sollte sich als Universitätfür soziale Reformen mit dem Ziel einergerechteren Gesellschaftsordnungeinsetzen. Sie sollte zur Stimme derjenigenwerden, die keine Stimme ha-<strong>Die</strong> vor zwanzigJahren ermordetenJesuiten leben in denHerzen der Armenweiter, für derenBefreiung und Menschenwürdesie sicheingesetzt haben.weltweit 27


EL SALVADORJon Sobrino SJ entgingdem Massaker1989, weil er sichauf einer Vortragsreiseaußerhalb desLandes befand.ben. Damit wurde sie aber immer mehrzur Zielscheibe der Reichen und derMächtigen. Nachdem 1976 die erstenBomben auf dem Campus der Universitätex plodiert waren, schrieb der damaligeGeneralobere Pedro Arrupe SJin einem Brief an die zentralamerikanischenJesuiten: „Ich kann mich nurfreuen und Euch aufrichtig dazu beglückwünschen,dass Ihr die Sache derArmen verteidigt habt und aus diesemGrund verfolgt werdet.“ Am 12. März1977 wurde Rutilio Grande SJ ermordet,der sich als Pfarrer der Gemeindevon Aguilares für die Rechte der verarmtenLandbevölkerung und einegerechtere Landverteilung eingesetzthatte. Kurz danach tauchten Flugblätterauf mit der Aufforderung: „Tu wasfürs Vaterland, töte einen Priester.“ Ultimativwurden die Jesuiten aufgefordert,binnen eines Monats das Land zuverlassen. Andernfalls würde man sieeinen nach dem anderen umbringen.Sie blieben - auch wenn sie über längereZeit jede Nacht ihre Schlafstättewechseln mussten.Auferstehung im VolkJon Sobrino SJ, der dem Massakervom November 1989 nur des wegenentkommen war, weil er sich im Auslandzu einer Vor tragsreise befand,schrieb zum Tod seiner Mitbrüderund der beiden Frauen: „Ein Martyrium be sitzt sein eige nes, wirk sa mesLicht, das mehr über das Leben undden Glau ben aus sagt, als tausendWorte. Alle Märtyrer werden in derGe schichte auf erstehen.“ In den Jahrennach der Bluttat haben sich dieWorte Sobri nos in einer über wältigendenWeise erfüllt. Wie ErzbischofOscar Romero sind auch Elba, Celinaund die sechs Jesuiten im salva do ria nischenVolk aufer standen. Sie leben inden Herzen der Armen, für deren Befreiungund Menschenwürde sie sichals Priester und Wissen schaftler eingesetzthaben. Städte wurden nach ihrenNamen benannt, ihre Bilder sind invielen <strong>Kirche</strong>n zu finden; ihr Grab inder Universitätskapel le wurde ebensozu einer Wall fahrtsstätte wie der Garten,in dem man sie liegend fand, undin dem heute Rosen blühen. Jedes Jahrfüllt sich am 16. November der Campusder Universität zu einer großenGedenkmesse.Verhinderte AufklärungZu einem Licht wurde dieses Martyriumauch unter politischer Rücksicht.Im September 1991 kam es zu einemProzess, bei dem zum ersten Mal inder Geschichte des Landes acht Soldatenund Offiziere auf der Anklagebanksaßen. Allerdings wurden nur zweivon ihnen ver urteilt, und diese ließman schon bald wieder frei. Obwohlinzwischen feststeht, dass die gesamteArmeespitze hinter dem Massakerstand, ist das Verbrechen bis heutenoch nicht lückenlos aufge klärt. Einbesonderer Skandal war, dass auch dieUS-Botschaft in die Vertuschungsmanöververwickelt war und ein US-Militärberatersogar im Voraus von denPlanungen der Morde wusste, ohneetwas zu unternehmen. Ende Februar2001 wies der Oberste Gerichtshofvon El Salvador einen Antrag der Jesuitenab, den Prozess neu aufzurollen.2008 reichte eine spanische Menschenrechtsorganisationeine Anzeigebeim Nationalen Gerichtshof in Ma-28 weltweit


EL SALVADORdrid gegen 14 ranghohe Militärs undden Ex-Präsidenten Alfredo Cristianiwegen Verbrechen gegen die Menschlichkeitein.Weg zum dauerhaften FriedenAllerdings ließen die Verzögerungund Verschleppung der Aufklärungendurch die Armee den Fall zu einemDruckmittel gegen die Armee selbstund für die Friedensverhandlungen zurBeendi gung des Bürgerkriegs werden.Der Peruaner Alvaro de Soto leitetediese Verhandlungen als Vertreter desdamaligen UN-Generalsekretärs JavierPerez de Cuellar. Rückblickend beschrieber die Schlüsselbedeutung derJesuitenmorde für die Verhandlungen:„<strong>Die</strong> Jesuiten mussten ihr Leben verlieren,um die moralische Empörunghervorzurufen, die die salvadorianischenStreitkräfte in der Defensivehielten und sie am Verhandlungstischzu den Zugeständnissen zwangen,ohne die ein dauerhafter Friede wahrscheinlichnicht erreicht worden wäre.<strong>Die</strong> Untersuchungen der Morde undder Verhandlungsprozess waren ineinanderverwoben wie eine Fuge, dieBach würdig gewesen wäre; sie schienvom Himmel her inspiriert.“ <strong>Die</strong>seVerhandlungen führten zu einem umfassendenFriedensvertrag, der im Januar1992 unterzeichnet wurde, vondem aber in der Folge nur wenig umgesetztwurde.El Salvador heuteAuch 17 Jahre nach Unterzeichnungdes Friedensvertrags sind die Problemevon El Salvador noch weit von einerLösung entfernt. Das Land befindetsich immer noch in einem schwierigenund zerbrechlichen Übergangsprozessvom Bürgerkrieg zum wirklichenFrieden, von den jahrzehntelangenMilitärdiktaturen zur Demokratie,von extremen sozialen Polarisierungenzu einer nationalen Versöhnung.<strong>Die</strong> Chance zu einer Aufarbeitung derschlimmsten Verbrechen des Bürgerkriegswurde 1993 mit der überstürztenGeneralamnestie vertan. Beängstigendist vor allem das Ausmaß derGewalt. So werden heute mindestensebenso viele Menschen Opfer vonMord und Totschlag wie in den Jahrendes Bürgerkrieges.Neue Hoffnungen gibt es seit dem 15.März 2009, als mit Mauricio Funeszum ersten Mal ein Politiker der Linkenzum Präsidenten gewählt wurde.Wiederholt berief er sich auf ErzbischofOscar Romero und Ignacio Ellacuríaals Lehrer und Vorbilder. Funesmöchte vor allem die Kriminalitätdurch Prävention und Programme fürJugendliche sowie durch die Schaffungvon Arbeitsplätzen bekämpfen. Auchder Kampf gegen die Korruption stehtganz oben auf seiner Agenda. Doch esbleibt abzuwarten, ob der neuen RegierungErfolg beschieden sein wird.Martin Maier SJEine herzliche Einladung:Am <strong>Die</strong>nstag, 17. November 2009 gedenken wir in Nürnbergder ermordeten Jesuiten mit einer Messe um 17.45 Uhrin St. Klara und einem anschließenden Vortrag von P. MartinMaier SJ um 19.00 Uhr in der Akademie CPH, Königstr. 64,90402 Nürnberg.weltweit 29


NACHRUF<strong>Die</strong> <strong>Jesuitenmission</strong> trauert um Padre Gunter KroemerEin Leben für die Amazonas-Indianer„<strong>Die</strong> Malaria hat mich wieder einmal außer Gefecht gesetzt. Dafür konnte ichmich etwas eingehender mit den Indianern beschäftigen. <strong>Die</strong>ses Gebiet war ehedemdas dicht besiedeltste für die Indianer. Wo sind sie hin? Zum Teil bewusstausgerottet, zum Teil von Epidemien dahingerafft. Heute leben hier nur nochkleine Gruppen; ausgebeutet von Händlern, verachtet von den Leuten, verratenvon der Regierung.“ Aus dem Jahr 1979 stammen diese Zeilen, die Padre GunterKroemer in einem Brief an die <strong>Jesuitenmission</strong> schrieb.Einsatz ohne Wenn und AberPadre Kroemer(oben) <strong>lebt</strong>e fürden Schutz derAmazonas-Indianerund den Erhalt ihresLebensraumes.Mehr als 30 Jahre lang hat Padre Kroemer für CIMI, den Indianermissionsratder Brasilianischen Bischofskonferenz, gearbeitet. Dank seines unermüdlichenEinsatzes genießt die katholische <strong>Kirche</strong> bei vielen eingeborenen VölkernBrasiliens heute großes Vertrauen. Sie fanden in ihm einen Anwalt, der ihremRecht auf ein Leben in Würde eine Stimme verlieh. Unermüdlich kämpftePadre Kroe mer für den Erhalt ihres Lebensraumes und für eine Anerkennungder Rechte der indigenen Völker gegen Holzfällerfirmen, Großgrundbesitzerund andere Eindringlinge. Er stellte Erstkontakte zu verschiedenen indigenenVölkern her und <strong>lebt</strong>e selbst für ein Jahrzehnt bei dem Volk der Suruahá. PadreKroemer verbrachte immer wieder Monate im Herzen des Urwalds und sicherteSpuren, um das Leben seiner ureigensten Einwohner zu bewahren. Bei seinenExpeditionen sind ihm oft bedrohliche Situationen und gefährliche Krankheitenbegegnet. Aber er hat nie gezögert, seine Gesundheit und sein Leben ganzund gar für den Schutz der indianischen Völker einzusetzen.Seine letzte ExpeditionVon seiner letzten Expedition ist Padre Kroemer mit einer Lungeninfektionzurückgekehrt. Sie führte zu einem multiplen Organversagen, an dem er am15. Juli gestorben ist. <strong>Die</strong> <strong>Jesuitenmission</strong> verliert mit Padre Kroemer einenlangjährigen Projektpartner und Freund, der mit ungeheurer Leidenschaft fürseine Ziele kämpfte. Padre Kroemer wurde 1939 in Breslau geboren und lernteüber die Jesuiten 1965 Dom Helder Camara im brasilianischen Recife kennen.<strong>Die</strong>se Begegnung prägte ihn so stark, dass er in den Mato Grosso zog und dortim November 1967 zum Priester geweiht wurde. 1972 gehörte er zu den Mitbegründerndes brasilianischen Indianermissionsrates CIMI. Heute sind über 400Missionare im <strong>Die</strong>nst dieses Instituts, das sich für die 180 indigenen Völker imAmazonasgebiet einsetzt.30 weltweit


KURZMELDUNGEN„In Gedanken sind die Koffer schon gepackt“, „News aus der UNDUGU-Family“,„Fotos aus Simbabwe“„Von der Pfalz in den Norden Argentiniens - dieersten Wochen“: Unser neuer Blog ist für unsere Freiwilligen in Afrika, Asienund Lateinamerika eine Austausch- und Informationsplattform über alles, wassie erleben und was sie bewegt. Durch diese Art der globalen Vernetzung bauensie für alle Freunde und Interessierten Brücken zwischen unterschiedlichenErfahrungswelten und knüpfen Netze weltweiter Solidarität. Werden Sie Teildieser Gemeinschaft - die Erlebnisse unserer Freiwilligen sind nur einen Klickentfernt: www.jesuit-volunteers-blog.dejesuit-volunteers-blog.deEin Blog der Freiwilligen der <strong>Jesuitenmission</strong>Matteo Ricci – Grenzgänger zwischen KulturenChinareisen zum JubiläumsjahrIm Jahr 2010 feiert der Jesuitenordenden 400. Todestag seines großenWissenschaftlers und ChinamissionarsMatteo Ricci. Geboren 1552 imitalienischen Macerata, erreicht er als31-jähriger Jesuit China. Er lernt dieLandessprache, studiert die chinesischeLiteratur und kleidet sich wieein Gelehrter des Landes. Er will dasChristentum als eine Religion lehren,die im Einklang mit den Werten undTraditionen der chinesischen Kultursteht. 1601 öffnen sich ihm dank kaiserlicherErlaubnis die Tore Pekings.Am Kaiserhof beeindruckt er mitseinen Arbeiten auf dem Gebiet derMathematik, Astronomie und Kartographie.Matteo Ricci gelingt es, einenfruchtbaren Dialog zwischen Okzidentund Orient in die Wege zu leiten.Sein Beispiel wird heute als Modell einergelungenen Inkulturation gesehen.Matteo Ricci stirbt am 11. Mai 1610in Peking. Anlässlich des Jubiläumsjahresbieten die deutschsprachigen <strong>Jesuitenmission</strong>enzwei Chinareisen fürSpenderinnen und Spender an: <strong>Die</strong>von der <strong>Jesuitenmission</strong> Wien organisierteReise wird im Juli 2010 stattfinden,die <strong>Jesuitenmission</strong> Zürich plantin Zusammenarbeit mit dem Lassalle-Haus eine Reise im Oktober 2010.Interessierte erhaltengenaue Informationen bei:<strong>Jesuitenmission</strong> Wienoffice@jesuitenmission.atTel. +43 1 317 05 19<strong>Jesuitenmission</strong> Zürichtoni.kurmann@jesuitenmission.chTel. +41 44 266 21 30weltweit 31


KURZMELDUNGENIhr Vermächtnis für die ZukunftNeuer Ratgeber zu Testament und ErbschaftIhr Vermächtnis für die ZukunftEin Ratgeber der <strong>Jesuitenmission</strong> zu Testament und Erbschaft<strong>Jesuitenmission</strong><strong>Die</strong> Broschüre bitteanfordern bei:<strong>Jesuitenmission</strong>Königstr. 6490402 NürnbergTel. (0911) 2346-160prokur@jesuitenmission.de„Wann brauche ich ein Testament?Wie schreibe ich ein Testament? Wiekann ich die <strong>Jesuitenmission</strong> bedenken?“Aus unserer Erfahrung in derBegleitung von Wohltäterinnen undWohltätern, die der <strong>Jesuitenmission</strong>etwas vererbt haben oder vererben wollen,haben wir einen kleinen Leitfadenmit vielen Beispielen zusammengestellt,der Ihnen auf ganz praktischeAdam Schall von BellVereinsauflösungBei der letzten Mitgliederversammlungdes Adam Schall von Bell Vereinsam 30. Juni 2009 in Köln wurde beschlossen,den Verein aufzulösen. DerVerein hatte den Zweck, wissenschaftlicheEinrichtungen und Forschungsprojektezu unterstützen, insbesonderedie Sophia-Universität in Tokio unddas Germanikum in Rom. Zukünftigwerden die Aufgaben des Adam SchallFragen Antwort geben möchte. Gerneschicken wir Ihnen die Broschüre mitChecklisten kostenlos zu. Den BereichNachlässe und Vermächtnisse betreutPater Joe Übelmesser SJ, der 35 Jahrelang die <strong>Jesuitenmission</strong> geleitethat. Wenn Sie Fragen haben oder einpersönliches Beratungsgespräch wünschen,nimmt sich Pater Übelmessergerne Zeit für Sie.von Bell e.V. direkt über die <strong>Jesuitenmission</strong>in Nürnberg abgewickelt.Wenn Sie bisher für ein bestimmtesProjekt über den Adam Schall von Belle.V. gespendet haben oder den Vereinin Ihrem Testament mit einem Legatbedacht haben, so bitten wir Sie, sichmit der <strong>Jesuitenmission</strong> (Königstr. 64,90402 Nürnberg, Tel. (0911) 2346-160) in Verbindung zu setzen.Nachruf: Bruder Franz GabrielEin Gast ist wie Christus32 weltweitAm 16. August 2009 starb BruderFranz Gabriel SJ in seinem 90. Lebensjahrin Berlin-Kladow. Geboren am7. Oktober 1919 in Schlesien, war BruderGabriel sehr vielseitig: er konntenähen, kochen, organisieren, verwalten,geistliche Gespräche führen – undall dies tat er mit seinem liebenswürdigenLächeln. Seine vorbehaltlose apostolischeVerfügbarkeit führte ihn inverschiedene Jesuitenniederlassungenin Deutschland, nach Simbabwe undschließlich in die <strong>Jesuitenmission</strong> nachNürnberg, wo er mit seiner warmherzigenGastfreundschaft alle Besucherwillkommen hieß. Eine Predigtüber Bruder Gabriel finden Sie unterwww.jesuitenmission.de im Internet.


TERMINEBenefizauktion und Benefizbasar der <strong>Jesuitenmission</strong>Kunst und KruschMit Werken aus Afrika, Asien, Lateinamerikaund Europa stellt dasKunstarchiv der <strong>Jesuitenmission</strong> einenkünstlerischen Querschnitt durchganz unterschiedliche Traditionen,Stile und Epochen dar. Rund 80 Gemälde,Zeichnungen und kunsthandwerklicheGegenstände haben wir fürunsere Benefizauktion am 23.10.2009ausgewählt. Von indischer Warli-Kunst über zeitgenössische Bilder ausZentralafrika bis hin zu Original-Grafiken von Miró und Chagall –bei unserer Benefizauktion haben Siedie einmalige Gelegenheit, wertvolleKunst für einen guten Zweck zu ersteigern.Ab Mitte September finden Sie genaueBeschreibungen und Schätzpreiseder Kunstwerke unter www.kunst.jesuitenmission.de im Internet. <strong>Die</strong>Auktion startet am 23.10.2009 um17.00 Uhr. Persönliche Vorbesichtigungender Werke sind möglich am22.10.2009 von 10.00 – 20.00 Uhrund am 23.10.2009 von 10.00 – 15.00Uhr. Parallel findet unser zweitägigerBenefizbasar mit Kunst und Kruschaus aller Welt statt.Benefizauktion:Freitag, 23. Oktober 2009, 17.00 UhrBenefizbasar:Donnerstag, 22. Oktober bis Freitag,23. Oktober, jeweils 10.00 – 20.00 UhrVeranstaltungsort: Akademie CPH,Königstr. 64, 90402 NürnbergMehr Informationen:www.kunst.jesuitenmission.deKunst kommt füreinen guten Zweckunter den Hammer.Jugendmusikprojekt der <strong>Jesuitenmission</strong>Melodien aus MüllDas Jugendmusikprojekt „weltweiteKlänge“ der <strong>Jesuitenmission</strong> wirddieses Jahr bestritten von einer Gruppeaus Paraguay, die ungewöhnlicheMusikinstrumente im Gepäck haben:Eine ausrangierte Öltonne als Cello,ein altes Wasserrohr als Querflöte, eineGeige, deren Saiten von gebogenenZinken einer weggeworfenen Gabelgehalten werden. Es sind Müllinstrumente,die in einer kleinen Werkstattauf der größten Müllhalde Paraguaysgebaut werden. Unter der Leitung vonMaestro Luis Szarán präsentieren dieJugendlichen aus Paraguay ein anspruchsvollesMusikprogramm underzählen ihre Geschichten.Im Zeitraum vom 10. Novemberbis 20. November 2009 geben dieJugendlichen Konzerte in München,St. Blasien, Regensburg,Nürnberg, Frankfurt, Bonn, Eschborn,Dresden und Berlin. GenaueTermine und Veranstaltungsorteunter www.jesuitenmission.deoder telefonisch (0911) 2346-160in der <strong>Jesuitenmission</strong>.Eine ausrangierteÖltonne wird zumCello.weltweit 33


LESERBRIEFESehr gefreut habenwir uns über dasInteresse, auf dasunser Briefmarken-Aufruf gestoßen ist.Fast täglich erreichenuns Pakete mit Briefmarken.Wir dankensehr herzlich alleneifrigen Briefmarken-Spendern!Welche Adresse?Zum Briefmarken-Aufruf (2/09)Ich habe auf Seite 33 des Sommerheftsvon weltweit gelesen, dass Briefmarkengespendet werden können. Leider istkeine Adresse angegeben, an wen dieBriefmarken gesendet werden können.weltweit ist wie immer eine sehr informativeLektüre. Ich bin vermutlichin die Empfängerdatei geraten, weilmeine Tochter als kleines Mädchenbeschlossen hatte, Geld für einen sozialenZweck zum Geburtstag zu wünschen,und ich den Geldbetrag überwiesenhatte. Persönlich angesprochenwurde ich im Sommerheft 2009 vonden Beiträgen unter „Ich bin dann malweg!“, weil meine Tochter nach demAbitur über JEV ein soziales Jahr inGraz während der Bosnien-Krise absolvierthatte.August Stiegler, per E-MailAnmerkung der Redaktion: Wir hattenes im letzten Heft versäumt, unter denBriefmarken-Aufruf noch einmal eigensunsere Postadresse zu setzen. Briefmarkenschicken Sie bitte an die <strong>Jesuitenmission</strong>,Königstr. 64, 90402 Nürnberg.Mut zur NachahmungZum Artikel über Sri Lanka (2/09)In dem Artikel „Zermalmt zwischenden Fronten“ steht zu einem Foto:„Weiße Priesterkleidung erleichtertden Zugang“. Nur Mut zur Nachahmung!Ganz sicherlich würde ebenfallsauch in Deutschland priesterlicheKleidung den Zugang zu den Menschenerleichtern und weiterhin denjeweiligen Priester in solcher Kleidungzudem vor den Angriffen des Teufelsund vor den Verlockungen in dieserWelt weitgehend bewahren können.Alfred G. W. Kirchner, Beckum/Westf.Gute RechenschaftJahresrückblick der <strong>Jesuitenmission</strong> (2/09)Am Samstag erhielt ich Ihr Sommerheft2009. Vielen Dank! Ich habe esgleich von vorne bis hinten gelesen,manches mehrfach. <strong>Die</strong> Zeit dafürist gut angelegt, man bekommt vielInformation. Besonders gefreut hatmich wieder einmal die Rechenschaft:„Jahresrückblick der <strong>Jesuitenmission</strong>“S.14 ff. Der Text erklärt sehr gut, was,wie mit den Spenden geschieht, wiedie Zahlen in den graphischen Darstellungenzu verstehen sind, und dieErgebnisse stehen ausgerechnet dabei.Vielen Dank!Robert Garloff, per E-MailExakte LandkartenZu den Landkarten in weltweit (2/09)Was mir beim Lesen Ihres weltweit-Magazins immer wieder auffällt, ist dieExaktheit Ihrer Landkarten. Bei denArtikeln über Ihre Projekte druckenSie meistens auch eine kleine Landkartevon der Region des Projekts. Durchdie Detailgenauigkeit dieser Landkartenkann ich Geografiekenntnisse auffrischen.Vielen Dank dafür!Dr. Helmut Schuck, per E-MailAnmerkung der Redaktion: Das Lob fürdie Landkarten geben wir gerne an dieRedaktion des Fischer-Weltalmanachsweiter, die uns freundlicherweise dieLandkarten zur Verfügung stellt.34 weltweit


IMPRESSUMHerausgeber: Klaus Väthröder SJRedaktion: Judith BehnenGestaltung: Katja Pelzner, dialogDruck auf FSC-Papier : EOS St. OttilienISSN 1860-1057, erscheint vierteljährlichAusgabe: 3/2009 – Herbstweltweit – die <strong>Jesuitenmission</strong>Überall auf der Welt leben Jesuiten mit den Armen,teilen ihre Not, setzen sich für Glaube und Gerechtigkeitein. Über dieses weltweite Netzwerk fördert die<strong>Jesuitenmission</strong> dank Ihrer Spenden rund 600 Projektein mehr als 50 Ländern. Sie leistet Unterstützungin den Bereichen Armutsbekämpfung, Flüchtlingshilfe,Pastoralarbeit, Schulbildung, Gesundheit,Menschenrechte, Ökologie und Landwirtschaft.weltweit – das Magazingibt viermal im Jahr einen Einblick in das Leben unddie Arbeit unserer Missionare, Partner und Freiwilligen.✂Ja, schicken Sie mir weltweit – das Magazinder <strong>Jesuitenmission</strong> ab der nächsten Ausgabebitte kostenlos zu.Bildnachweise:Väthröder SJ (Titel, S.4-8, S.11, S.25, S.35), Sauerbeck (S.2),Behnen (S.9, S.20, S.23, S.32, S.33), Angela Hellmuth/JRS(S.12, Rücktitel), Pflüger SJ (S.13), Villanueava SJ (S.14),Mendes (S.14-15), Alt SJ (S.16-17), Kunstarchiv <strong>Jesuitenmission</strong>(S.18-19), Kaltenegger (21-22), Raper SJ (S.24),Maier SJ (S.26-28), Kroemer (S.30), Kuhnert (S.31),Baumberger (S.33), Archiv <strong>Jesuitenmission</strong> (S.34)Karten: Fischer Weltalmanach (S.10, S.25, S.29)Leserbriefe bitte an:Redaktion weltweitKönigstraße 64, 90402 NürnbergTel. (0911) 23 46-160, Fax -161weltweit@jesuitenmission.dewww.jesuitenmission.deSpendenkonto: 5 115 582Liga Bank, BLZ 750 903 00IBAN: DE 61750903000005115582SWIFT: GENODEF1M05Name, VornameStraße, Nr.PLZ, OrtAn die<strong>Jesuitenmission</strong>Redaktion weltweitKönigstraße 6490402 NürnbergE-Mail (falls vorhanden)Geburtsdatum (freiwillige Angabe)weltweit 35


<strong>Die</strong> <strong>Jesuitenmission</strong> ist Ihre Schaltstelle• für Informationen über Schicksale und Anliegen der Armen• für Austausch, Begegnung und Freiwilligeneinsätze weltweit• für die Weitergabe von Spenden in unsere HilfsprojekteKönigstraße 6490402 NürnbergTel. (0911) 23 46 -160Fax (0911) 23 46 -161prokur@ jesuitenmission.dewww.jesuitenmission.deFoto: Angela Hellmuth / JRSSpendenkonto 5 115 582Liga Bank, BLZ 750 903 00IBAN: DE 61750903000005115582SWIFT: GENODEF1M05

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