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Asyl in der Republik Zypern - Borderline Europe

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seien. Auch die Unterbr<strong>in</strong>gung bei den<br />

ArbeitgeberInnen, die vielfach für den<br />

Wohnraum ihrer Angestellten zuständig<br />

s<strong>in</strong>d, sei häufig unzureichend. Es wurde<br />

berichtet, dass die ArbeiternehmerInnen<br />

teilweise <strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>ern und Ställen leben<br />

müssten. Zudem prangerte e<strong>in</strong> Großteil<br />

<strong>der</strong> Befragten ausbleibende und unregelmäßige<br />

Lohnauszahlungen an. In E<strong>in</strong>zelfällen<br />

kam es zu sexueller Nötigung<br />

durch ArbeitgeberInnen. Der Beschwerde<br />

über die Arbeitsverhältnisse steht jedoch<br />

die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes<br />

und dem damit verbundenen Anspruch<br />

auf Sozialleistungen entgegen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Kritikpunkt, <strong>der</strong> von<br />

den Befragten benannt wurde, ist die<br />

fehlende Berücksichtigung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Lebenslage bei <strong>der</strong> Vermittlung<br />

von Arbeitsstellen. Menschen mit gesundheitlichen<br />

Problemen und/o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen,<br />

sowie die mit <strong>der</strong> Pflege<br />

e<strong>in</strong>er solchen Person Beauftragten wurden<br />

ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Lebenslage<br />

ungeeignete Arbeit vermittelt (VGL. HUMA<br />

2010: 43). In e<strong>in</strong>er schwierigen Situation<br />

bef<strong>in</strong>den sich auch alle<strong>in</strong>erziehende Personen,<br />

da sie ke<strong>in</strong>e Hilfe bei <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

während <strong>der</strong> Arbeitszeit erhalten.<br />

Angehörige dieser Gruppe berichteten<br />

außerdem von Arbeitsvermittlungen<br />

<strong>in</strong> Stellen mit <strong>der</strong> Verpflichtung,<br />

Nachtschicht leisten zu müssen.<br />

Die Wirtschaftskrise stärkt zudem<br />

die Verbreitung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Annahme, dass die <strong>Asyl</strong>bewerberInnen<br />

den ZyprerInnen Arbeitsplätze wegnehmen<br />

und Sozialleistungen beziehen würden,<br />

die eigentlich ZyprerInnen zustehen<br />

würden. 14 Als Folge dieser Wahrnehmung<br />

werden MigrantInnen vor allem Arbeitsstellen<br />

mit direktem Kundenkontakt verwehrt.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Folge <strong>der</strong> Wirtschaftskrise<br />

ist, dass es kaum noch Arbeitsstellen<br />

für <strong>Asyl</strong>suchende im <strong>in</strong>formellen Sektor<br />

gibt, welcher zuvor vielen als e<strong>in</strong>zige F<strong>in</strong>anzierungsquelle<br />

<strong>in</strong> den ersten sechs<br />

Monaten diente.<br />

> MOBILITÄT<br />

Die landwirtschaftlichen Arbeitsstellen<br />

liegen meist außerhalb <strong>der</strong> Ballungsräume.<br />

Sie gelten als unvorteilhaft für die<br />

<strong>Asyl</strong>bewerberInnen, da ihre Mobilität<br />

aufgrund <strong>der</strong> fehlenden öffentlichen Verkehrsmittel<br />

stark e<strong>in</strong>geschränkt ist. Nur<br />

sehr wenige verfügen über e<strong>in</strong>en eigenen<br />

PKW, daher kann e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

ländlichen Regionen lebenden <strong>Asyl</strong>bewerberInnen<br />

Orte <strong>der</strong> täglichen Versorgung<br />

und Schulen nicht o<strong>der</strong> nur schwer<br />

erreichen.<br />

2. Anspruch auf<br />

Sozialleistungen<br />

> RECHTLICHE GRUNDLAGEN<br />

UND NATIONALE REGELUNGEN<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>Asyl</strong>antragstellung haben <strong>Asyl</strong>suchende<br />

das Recht auf staatliche Unterstützung,<br />

falls sie nicht über genügend<br />

eigene Mittel verfügen, um die materiellen<br />

Lebensgrundlagen zu decken. Die Sozialleistungen<br />

können nach <strong>der</strong> <strong>Asyl</strong>antragstellung<br />

und e<strong>in</strong>er obligatorischen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Untersuchung beim Social<br />

Welfare Service beantragt werden (VGL.<br />

ASYLUM SERVICE 2001: 16). Innerhalb<br />

<strong>der</strong> ersten sechs Monate nach <strong>der</strong> <strong>Asyl</strong>antragstellung<br />

ist <strong>der</strong> asylsuchenden Person<br />

<strong>der</strong> Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt.<br />

Fall sie nicht genügend eigene<br />

Mittel zur Deckung <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Bedürfnisse vorhanden s<strong>in</strong>d, hat sie nach<br />

Beantragung von Sozialleistungen das<br />

Recht auf sofortige Barauszahlungen<br />

14<br />

DIESES NEGATIVE KLIMA WIRD DURCH RECHTE UND NATIONALISTISCHE GRUPPEN SOWIE DURCH DIE MEDIEN GEFÖRDERT. BESONDERS IM ZUGE DER WIRTSCHAFTSKRISE, DER HOHEN<br />

ARBEITSLOSIGKEIT UND VOR DEN AUFKOMMENDEN WAHLEN NAHMEN VORURTEILE GEGENÜBER NICHT-ZYPRERINNEN ZU. ASYLSUCHENDE WERDEN AUCH AUS REIHEN DER<br />

PARLAMENTARISCHEN MITTE FÜR ARBEITSLOSIGKEIT, SINKENDEN LEBENSSTANDARD UND KRIMINALITÄT VERANTWORTLICH GEMACHT (VGL. KISA, FUTURE WORLDS CENTER, ENAR).<br />

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